Giffen-Gut / inferiores Gut

Dr Franke Ghostwriter
Giffen-Gut / inferiores Gut

Hallo zusammen,

mache gerarde die Klausur März 2009 durch. Bei der Aufgabe 5 E steht in der Musterlösung folgender Satz:

Ein Giffen-Gut ist somit stets ein inferiores Gut!

Nun habe ich aber auf Wikipedia ein Beispiel dafür gefunden, dass dies nicht immer so ist. Für mich hört sich das auch ziemlich plausibel an. Schaut euch doch bitte mal das Beispiel an und sagt, was ihr davon haltet😉

Beispiel 3: Ein Student setzt sich ein begrenztes Budget von 20 Euro pro Woche (5 Tage) für sein tägliches Mittagessen. Er möchte dieses auf keinen Fall überschreiten. Da er in der Mittagspause bevorzugt in das nahegelegene Restaurant geht, benötigt er einen Großteil seines Mittagsbudgets, um dort 2-mal für je 7 Euro zu speisen. An den anderen drei Tagen geht er abwechselnd und gleich oft (über mehrere Wochen betrachtet) in die Mensa oder in eine Pizzeria. Mensaessen und Pizza kosten jeweils 2 Euro. Müsste er nun sein wöchentliches Mittagsbudget um 10 Euro kürzen, so müsste er seine Restaurantbesuche streichen und würde jeden Tag entweder in die Mensa oder in die Pizzeria gehen. Bei beiden Mittagstischangeboten handelt es sich also um absolut inferiore Güter.

Würde sich jedoch der Pizzapreis erhöhen, so würde er die Pizzeriabesuche streichen und an den Tagen, an denen er nicht im Restaurant speist, immer in der Mensa speisen. Also ist Pizza kein Giffen-Gut, obwohl sie ein absolut inferiores Gut ist.
 
Obacht! Dein Beispiel zeigt lediglich, dass ein inferiores Gut nicht immer ein Giffen-Gut ist. Die Lösung von 5E behauptet aber zurecht, dass ein Giffen-Gut immer ein inferiores Gut ist (das ist also die andere Richtung!), anders formuliert:

Es gilt immer: Aus Giffen-Gut folgt inferiores Gut

Die Umkehrung gilt nicht, es gilt nicht immer: Aus inferiores Gut folgt Giffen-Gut (wie Dein Beispiel zeigt).

Die KE 2 zeigt m.E. sehr überzeugend, dass ein Giffen-Gut immer inferior ist dadurch, dass es eine Preissteigerung in Substitutions- und Einkommenseffekt zerlegt und erklärt, dass eine Nachfragesteigerung bei Preissteigerung nur dann erreicht werden kann, wenn der nachfragemindernde Substitutionseffekt durch einen nachfragesteigernden Einkommenseffekt überkompensiert wird, d.h. ein Einkommensrückgang die Nachfrage mehr steigert, als sie der Substitutionseffekt mindert. Ein Giffen-Gut ist also nicht einfach nur inferior, sondern so sehr inferior, das bei einer Preissteigerung die Wirkung des realen Einkommensrückgangs (d.h. die dadurch verursachte Nachfragesteigerung) größer ist als die Wirkung des Substitutionseffekts (d.h. der dadurch verursachte Nachfragerückgang).

Wenn nun umgekehrt, dass Gut inferior ist, aber die Nachfragesteigerung des Einkommenseffekt geringer als der Nachfragerückgang des Substitutionseffektes ist, dann handelt es sich zwar um ein inferiores, aber nicht um ein Giffen-Gut (wie in Deinem Beispiel).

Siehe auch hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Giffen-Paradoxon

Liebe Grüße
 
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