Lohn-Zins-Verhältnis

Dr Franke Ghostwriter
Lohn-Zins-Verhältnis

Kurs 41820 Außenwirtschaftstheorie und -politik
KE1
1.3.2 Unterschiede in der Ausstattung mit Produktionsfaktoren
Seite 17 unten

Die Relation v = w/r, also das Lohn-Zins-Verhältnis ist für mich schwer zu begreifen.

Wie ist das allgemein zu verstehen?

Was hat das mit dem Faktorpreisverhältnis zu tun?
 
TKranz,

willkommen im Studienservice

Das Lohn-Zins-Verhältnis ist das Faktorpreisverhältnis. Arbeit und Kapital sind die Produktions-Faktoren. Arbeit ist ein Gut, das verkauft wird, und zwar gegen den Lohn w. Also ist w (von engl. wage) der Preis des Faktors Arbeit.

Und der Zins r (von engl. rate) ist der Preis des Faktors Kapital, z.B. weil man statt eine Maschine zu kaufen das Geld auch auf die Bank hätte tragen können und dort dafür den Zinssatz r bekommen hätte.

v=w/r das Verhältnis von Lohnsatz und Zinssatz. Steigt der Lohn, wird Arbeit im Vergleich zu Kapital teurer (v steigt), steigt dagegen der Zins, wird Arbeit im Vergleich zu Kapital billiger, v sinkt.
 
Das brauchst Du, um die Grafik auf der nächsten Seite zu kapieren. Da hat der Autor einen Zwischenschritt weggelassen, der das Verständnis erleichtern würde – andererseits ist das Basic-Mikroökonomie...

Die angesprochenen Iso-Kostengeraden ergeben sich wie folgt: Die Kosten eines Unternehmens seien:

[tex]C_i = wL + rK[/tex]

In der Grafik steht jede der fallenden Geraden für ein ganz bestimmtes Kostenniveau, also [tex]C_i[/tex] ist gegeben. Die Gerade gibt also alle Arbeit/Kapital-Kombinationen an, die dieselben Kosten [tex]C_i[/tex] verursachen.

Geometrisch zeigt die Gerade für ein bestimmtes L das dazugehörige K an, so dass eben genau die Kosten [tex]C_i[/tex] herauskommen. Welche Formel beschreibt diese Gerade? Dazu löst man die Gleichung nach K auf.

[tex]K= \frac{C_i}{r} - \frac{w}{r}L[/tex]

Damit ist klar: [tex]\frac{C_i}{r}[/tex] ist der Schnittpunkt der Geraden mit der y-Achse (also der Achse, auf der K abgetragen ist) und w/r (bzw. -w/r) ist die Steigung dieser Gerade.

Wenn sich nun w oder r ändern, ändert sich die Steigung der Gerade. Wenn z.B. w steigt, wird die Gerade steiler, sie dreht sich also nach innen. Für ein Unternehmen, das eine bestimmte Menge des Gutes produzieren will, ergibt sich jetzt ein neuer Tangentialpunkt mit einer (möglicherweise anderen) Isokostengerade. Eine neue Kombination von Arbeit und Kapital ist kostenminimal.
 
Lieber Gruppentutor kridbonn,

dann will ich es mal wagen, bei der folgenden Abb.4 anzuknüpfen!

Dank Deiner Herleitung der Kostenkurve wird mir die Bedingung für die Maximierung des Outputs bei gegebenem Kostenbudget klar.

Warum aber entspricht die Steigung der Isoquante dem Verhältnis der Grenzproduktivitäten der Faktoren Arbeit und Kapital?
 
Die Frage hab ich kommen sehen... 😀😀

Also: Die Produtionsfunktion F(K,L) gibt alle Kombinationen von Arbeit und Kapital an, mit denen sich eine bestimmte Menge Gut effizient produzieren lässt, d.h. es gibt keine Faktorverschwendung.

Außerdem werden folgende Annahmen getroffen:
1. Wird von einem Faktor (oder beiden) mehr eingesetzt, wird auch mehr produziert.
2. Arbeit und Kapital können beliebig gegeneinander ausgetauscht werden.
3. Allerdings ist es so, dass das Austauschverhältnis nicht fest ist. Nimm an, es wird viel Arbeit und wenig Kapital eingesetzt. Wenn ich nun eine Einheit Arbeit durch Kapital ersetzen will, muss ich dafür nur relativ wenig Kapital einsetzen. Anders ist es, wenn ich wenig Arbeit und viel Kapital einsetze. Dann muss ich, um eine Einheit Arbeit durch kapital zu ersetzen, relativ viel Kapital zusätzlich anschaffen. Das wird durch eine Betrachtung der Isoquanten verständlich...

Die konvexen Kurven in der Grafik sind die Isoquanten, also alle Kombinationen von K und L, mit denen eine bestimmte Menge x produziert werden kann. Dass die Kurven konvex verlaufen, ist Folge der 3. Annahme. Wenn Du an einer Stelle "ganz rechts" auf so einer Isoquante bist, dann sieht Du, dass die Kurve sehr flach verläuft. Bewege Dich entlang der Kurve nach links, d.h. Du setzt weniger Arbeit und mehr Kapital ein. Du siehst auch, dass die Kurve immer steiler wird. das ist genau der oben beschriebene Zusammenhang.

Nun nimm irgendeinen Punkt auf der Kurve. An dieser Punkt hat die Kurve eine bestimmte Steigung, und diese Steigung kann ich als das Austauschverhältnis von Arbeit gegen Kapital interpretieren, also:

[tex]-\frac{dK}{dL}[/tex]

Das heißt auf deutsch: auf so viel Kapitaleinsatz kann ich verzichten (deshalb das - davor), wenn ich eine (winzig kleine) Einheit mehr Arbeit einsetze.

Wie komme ich nun zu den Grenzproduktivitäten?

Dazu muss ich die Produktionsfunktion total differenzieren.

[tex]dF=F_K dK + F_L dL=0[/tex]

Was soll das nun? dF ist die Änderung der Produktionsmenge. Die soll aber null sein (weil wir uns ja auf einer Isoquante bewegen, also immer dieselbe Produktionsmenge betrachten). [tex]F_K[/tex] ist die erste (partielle) Ableitung von F nach K, also um wieviel steigt/sinkt der Funktionswert von F, wenn man K um die Menge dK verändert. Diese erste Ableitung heißt auch Grenzproduktivität des Kapitals! Analog ist [tex]F_L[/tex] zu interpretieren, die Grenzproduktivität der Arbeit.

Wir haben also:
[tex]F_K dK + F_L dL=0[/tex]

Und durch eine Umformung kommst Du zu:

[tex]-\frac{dK}{dL}=\frac{F_L}{F_K}[/tex]

Du siehst also: die Steigung der Isoquante an einem Punkt, ist gleich dem Verhältnis der Grenzproduktivitäten.

Ein Tangentialpunkt hat nun die Eigenschaft, dass die Steigung der beiden sich berührenden Kurven gleich ist. In diesem Falle ist also die Steigung der Isokostenkurve (-w/r) gleich der Steigung der Isoquante, -dK/dL.

Das ist wie gesagt Basic Mikro. Solltest Du da Nachholbedarf haben, empfehle ich: Breyer "Mikroökonomik" (wenn Du mit der Mathematischen Darstellung keine Probleme hast) Feess "Mikroökonomie – eine spieltheoretische Einführung" oder Endres/Martiensen "Mikroökonomik" (sonst).
 
Das ist wie gesagt Basic Mikro. Solltest Du da Nachholbedarf haben, empfehle ich: Breyer "Mikroökonomik" (wenn Du mit der Mathematischen Darstellung keine Probleme hast) Feess "Mikroökonomie – eine spieltheoretische Einführung" oder Endres/Martiensen "Mikroökonomik" (sonst).

Oder aber Samuelson/Nordhaus bzw. den von vielen so geliebten Mankiw.

Schön hast Du das erklärt, ich wollte eben auch schon zu einer Erklärung ausholen, allerdings habe ich kurz davor gesehen das Du schon dran bist...
 
Ach, ich wollte nur mal zeigen, dass die Deutschen Lehrbücher auch nicht schlecht sind. Naja, gut. Breyer ist Geschmackssache, dafür aber kurz&bündig. Aber Feess und Endres/Martiensen (ich glaube, das ist im Wesentlichen der neue Mikrokurs) sind eben gar nicht schlecht: anspruchsvoll, aber eben auch gut erklärt.

Endres ist wirklich gut, mußte ich meinem Bücherregal unbedingt antun...allerdings wimmelt es darin vor Leichtsinnsfehlern in der Art, das die falsche Formel abgedruckt ist bzw. das Schaubild zu einem völli anderen Zusammenhang gehört.

Die mathematischen Herleitung indes sind sehr interessant und lehrreich. Aber keine leichte Kost um sich einen Überblick zu schaffen.
 
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