Ich habe hier mal einige Informationen zusammengestellt:
1. In Ökonometrie hatte ich keine Einzel-Klausuren, sondern eine Diplomprüfung über den gesamten Stoff (schriftlich und mündlich).
2. Üblicherweise beginnt eine Ökonometrie-Ausbildung mit dem multiplen linearen Regressionsmodell und diversen Modell-Varianten. Gegenüber dem einfachen linearen Regressionsmodell aus der Statistik-Grundausbildung (mit nur einer erklärenden Variablen) hat man es hier mit mehreren erklärenden Variablen zu tun. Das macht das Ganze natürlich etwas komplizierter, allerdings auch realistischer.
(den Konsum nur vom aktuellen Einkommen abhängen zu lassen ist eher ein Anfängermodell und daher nur ein erster Einstieg in das Schätzen von Konsumgleichungen).
3. Weiters sollten Mehrgleichungsmodelle behandelt werden. Hier werden ökonomische Mehrgleichungsmodelle entsprechend "spezifiziert", um die unbekannten Parameter (Koeffizienten) zu schätzen und die Modelle dann z.B. für Prognosen zu verwenden (Stichwort: Simultane Gleichungsmodelle).
4. Üblichweise werden noch verschiedene ökonometrische Tests behandelt, mit denen Modellannahmen getestet werden können.
5. Eine Ökonometrie-Ausbildung sollte außerdem eine Einführung in die Zeitreihenanalyse enthalten, da es sich bei vielen ökonomischen Daten um Zeitreihen handelt.
5. Vereinfacht ausgedrückt beschäftigt sich die Ökonometrie mit dem Schätzen und Testen ökonomischer Modelle.
In einer sinnvollen Ausbildung sollten natürlich auch praktische Übungen mit Datensätzen und einer Ökonometrie-Software vorhanden sein. Das ist etwas, was man dann u.U auch in der Diplomarbeit verwenden kann.
6. Nach meiner Ansicht sollte jeder, der Ökonomie studiert, sich zumindestens Grundkenntnisse aus Ökonometrie aneignen. Ohne Ökonometrie fehlt einem der Zugang zu empirischen Arbeiten und Anwendungen. Das könnte evt. ein Problem bei der Entscheidung für ein geeignetes Diplomarbeitsthema sein.
7. Da es vor allem um lineare Gleichungen (-systeme) geht, benötigt man hier Kenntnisse aus Linearer Algebra, insbesondere Matrizenrechnung. Die Matrizendarstellung ist am Anfang gewöhnungsbedürftig, hat aber den Vorteil, dass man umfangreiche Gleichungen einfacher darstellen kann. Außerdem braucht man natürlich Vorkenntnisse aus Wahrscheinlichkeitsrechnung und induktiver Statistik.
8. Literatur: deutschsprachige Literatur ist didaktisch oft nicht gerade berauschend. Hackl (2004) "Einführung in die Ökonometrie" ist ein neueres Lehrbuch, das man sich vielleicht mal ansehen könnte.
Bei den englischsprachigen Lehrbüchern ist Johnston (1996) "Econometric Methods" ein Klassiker, Stewart/Gill (1998) "Econometrics" gefällt mir ebenfalls ganz gut.
Wooldridge (2005) "Introductory Econometrics" wird häufig zitiert, kenne ich aber nicht und ist mit 900 Seiten eher etwas abschreckend.
9. Fazit: Nach meiner Ansicht sollte Ökonometrie für einen Ökonomen ein Pflichtfach sein. OR oder Statistik als mögliche Wahlfächer halte ich im Vergleich dazu eher für sekundär.
Das Fach ist nicht ganz einfach, aber dafür sehr interessant, sehr wichtig und fördert daher natürlich auch die Motivation.