Theorien der Unterentwicklung

Dr Franke Ghostwriter
Kolleginnen und Kollegen!

Ich hätte da mal eine Frage zu den Theorien der Unterentwicklung (Lehrtext Entwicklungspolitik, 2. Kapitel, 2. Erklärungsansätze).

In diesem Unterabschnitt des Skriptums werden Erklärungsansätze für Unterentwicklung geliefert. So weit so gut. Im Bereich "Neoklassische Ansätze" wird zunächst gesagt, dass im Rahmen des neoklassischen Denkmusters Unterentwicklung nicht als Problem abgeleitet werden konnte, was sich dann aber eben mit der sogenannten "Neuen Wachstumstheorie".

Aus dieser lassen sich neuere Theorien der Unterentwicklung gewinnen - so das Skriptum. Vorgestellt werden dann in diesem Bereich das AK-Modell, Modelle des Learning-by-doing und Modelle der Forschung und Entwicklung bzw. der Erfindung. Gemeinsamt ist diesen Theorien, dass sie gerade ENTWICKLUNG erklären und nicht UNTERENTWICKLUNG.

Würde mich freuen, wenn mir jemand erklären könnte, wie man mit diesen Theorien Unterentwicklung erklären soll. Wo ist mein Denkfehler?
 
Im Grunde hast Du recht. Die Theorien basieren auf eine Endogenisierung des technologischen Fortschritts, bleibt der technologische Fortschritt aus, gibt es kein Wachstum und Wachstum ist ja bekanntlich auch Voraussetzung für eine Entwicklung.
 
Danke für die Antwort!

Ich habe mittlerweile schon eine neue Hypothese! Und zwar:

Nach dem Wachstumsmodell von Solow kommt es dazu, dass Kapital von den entwickelten Ländern in die unterentwickelten Länder fließt. Dies ist deshalb so, da die Rentabilität des Kapitals in den entwickelten Ländern sinkt.

Demzufolge dürfte es also keine Unterentwicklung geben, welche es aber faktisch doch gibt. Das ist das Problem des Solow Modells. Und jetzt kommts: Durch die neuen Wachtstumstheorien, wird modelliert, dass eben die Kapitalrentabilität in den entwickelten Ländern NICHT sinkt, daher kein Kapitalfluß in unterentwickelte Länder, was die Entwicklung hindert. Diese Theorien erklären also quasi "von hinten herum" warum es Unterentwicklung gibt.

Meinungen?
 
bei dem "von hinten herum" sind wir uns ja einig. Nur mit dem Kapital muss man etwas aufpassen... technologischer Fortschritt ist hier von Relevanz. Zitat: "Das Modell betont die Kapitalakkumukation..." und "Technischer Fortschritt wird benötigt, um die Kapitalakkumulation am Laufen zu halten". Demnach: Kein technischer Fortschritt, keine Kapitalakkumulation, keine Entwicklung -> Unterentwicklung.
 
Das ist mal wieder typisch Wagner: Er schreibt Unterentwicklungstheorien in der Überschrift und erklärt Wachstumgstheorien und überlässt es den Studierenden zwischen den Zeilen zu lesen.

Ich beschäftige mich nun im zweiten Anlauf mit dem Modul und versuche mal mein Verständnis über dieses Kapitel zusammenzuschreiben.

Neoklassische Theorien gehen davon aus, dass der technische Fortschritt exogen vorgegeben ist und dieser notwendig ist, um ein dauerhaftes Wachstum zu ermöglichen. Technischer Fortschritt stellt dabei ein öffentliches Gut dar, zu dem jeder in einer Volkswirtschaft Zugang hat.

Kritik an der Neoklassik ist es, dass technischer Fortschritt eben kein öffentliches Gut ist und Geld kostet, was Entwicklungsländer nicht haben und ihnen somit der Zugang zum technischen Fortschritt verwehrt bleibt. Die neoklassichen Theorien erklären auch nicht, warum ein Wachstum in Entwicklungsländern ausbleibt, wenn Geberländer Sachtransfers leisten wie beispielsweise Maschinen (dies wäre dann ja ein exogen vorgebener technischer Fortschritt). Grund hierfür könnte sein, dass in Entwicklungsländern sich niemand auskennt wie man diese Maschine bedient.

Aufgrund der Kritikpunkte wurden neue Wachstumtheorien entwickelt. Hierbei wird der technisches Fortschritt endogen modelliert. Ein Land muss sich zumindest teilweise den technischen Fortschritt selbst erwirtschaften. Vorraussetzung hierfür ist eine (Human-)Kapitalakkumulation.
Entwicklungsländern fehlt diese Möglichkeit, da zum einen Wissen und zum anderen die notwendige Infrastruktur (z.B. Schulen) fehlt. Hier sollte die Entwicklungspolitik ansetzen (siehe jetzt wieder Wagner Seite 55f Stickwort "Strategieimplikationen")

(Ausführungen sind stark gekürzt und beruhen auf Skripten anderer Universitäten, die ich über Google gefunden habe, die aber für den Einstieg leichter sind als die Ausführungen von Wagner.)
 
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