Was würde mich erwarten?

Dr Franke Ghostwriter
ich habe mir mal die Kursbeschreibung angeschaut, da ich doch ein quantitatives Wahlmodul belegen möchte. Mathe liegt mir ganz gut und mathematische Anwendungen machen mir bisher spaß - noch ein semester, dann kommen die b-module - daher meine Frage:

welche erfahrungen habt Ihr mit dem Kurs gemacht?
Was erwartet mich? Mathe mit Anwendungen? eher IT Anwendungen? ich werde da aus der Kursbeschreibung nicht ganz schlau.

vielen dank schon mal und beste Grüße

Yanny
 
Also Planen mit mathematischen Modellen ist ein hübsches nettes Fach meiner Meinung nach.
Ich belege es erstmalig genau jetzt und kann folgendes berichten:

Die erste KE ist "Planungs- und Entscheidungstechniken".
Man hätte sie aber auch "Lineare Optimierung und weitere Probleme" nennen können. Stellenweise geschwollen formuliert, wenn man mich fragt. Aber so kennt man es ja schon aus dem Grundmodul. Aber: Übungsaufgaben gibt es immerhin einige und dann wird auch alles klar!

Den Start bildet die Netzplantechnik. Das ist sowas wie Terminkalender for advanced users 😉
Einfach üben, das fluppt und hat nicht viel mit Mathe zu tun.

Im Anschluss daran wird nochmal nach einigen meiner Meinung nach eher überflüssigen Einleitungen das Simplex-Verfahren, was schon aus dem "Grundstudium" bekannt ist, erneut erklärt und um eine sehr wichtige weitere Sache ergänzt. Es ist dies der 2-Phasen-Simplex. Klingt kompliziert, ist es aber nicht. Er kommt zum Beispiel zur Anwendung, wenn einmal in den Nebenbedingung folgendes auftaucht:
ax1 + bx2 <= c
rx1 + sx2 >= d
Wobei a,b,c,r,s,d > 0

Das Verfahren wird hier ganz gescheit erklärt und ich schreibe auch grade wieder ne (hoffentlich) hilfreiche Zusammenfassung. Spätestens aber bei den Übungsaufgaben wird deutlich, wie das Verfahren funzt.

Weitern wird der Simplex noch um sogenannte "unscharfe Restriktionen" erweitert. Das ist ein recht mächtiges Instrument und auch recht easy zu handeln.
Angenommen Du hast eine Nebenbedinung:
2x1 + x2 <= 10
Dahinter möge folgendes stehen: Produkt x1 braucht 2 Stunden auf der Maschine, Produkt x2 eine Stunde. Die Kapazität beträgt 10 Stunden.

Jetzt sei angenommen, dass eine Tagesproduktion von Produkt 1 ab 2 Stück "als angemessen" empfunden wird. Wie man das einbaut in die Nebenbedingung, erfährst Du auch im Kurs. Und auch hier kommt man mit einfachen Plausibilitätsüberlegungen recht weit.

Einen großen Teil bilden dann Transport- und verwandte Probleme, die sich auch mit Grundstudiumswissen mit Simplex hätten aufstellen und lösen lassen können. Dennoch sollte man hier aufmerksam lesen, wie man die Graphen (häufig Güterfluss in einem Werk) liest. Auch das ist reine Übungssache und nicht wirklich dramatisch.

Ein bisschen frickeliger wird es dann bei der quadratischen Optimierung.
Betrachtet werden z.B. solche Probleme:
min x² + y² -2x-3y
unter den Nebenbedingungen
ax1 + bx2 <= c
rx1 + sx2 <= d

Hier gibt es aber eine Auswendigformel. Wen man die durchkaut und dann plötzlich wieder die Verwandtschaft mit dem 2-Phasen-Problem erkennt, hat man eigentlich gewonnen.

Die Quotienten-Optimierung wird auch durchgenommen. Hier besteht die Zielfunktion aus einem Bruch, dessen Zähler und nenner jeweils zwei verschiedene Linearkombinationen von den Entscheidungsvariablen sind. Das vorgestellte iterative Lösungsverfahren ist hier sogar intuitiv verständlich. Fantastisch wie einfach es sein kannn.

Weiterhin wird ein Verfahren vorgestellt, mit dem sich nicht nur quadratische, sondern beliebige Polynome als Zielfunktion stückweise linearisieren lassen, sodass sie, dem Problem entsprechend, "linear genug" sind. Das Verfahren ist ein bisschen aufwändig. In wiefern es klausurrelevant ist, kann ich nicht abschätzen.

Ein weiteres Thema ist die Ganzzahligkeit.
Wenn man mal bei obigem Produktionsprogramm bleibt und annimmt, dass man z.B. in der Ausgangslösung 2,5 Einheiten von Produkt 1 herstellt, so ist dies natürlich keine zulässige Lösung.
Was tun? Nun, man macht eine Fallunterscheidung, die hier den staatstragenden Namen "Branch & Bound Verfahren mit LP-Relaxation" trägt. Cool bleiben, denn der komplizierte Name erweist sich schnell als Mogelpackung.
Wenn 2,5 Einheiten nicht hergestellt werden können, dann prüft man eben, was passiert, wenn man
2 Einheiten oder weniger herstellt und dann weiter optimiert
oder
3 Einheiten oder weniger herrstellt und dann weiter optimiert.

Dann verzweigt man immer so weiter. Nichts wildes, erfordert nur genügend Übung, damit es schnell genug geht.

Dann gibt es noch zum Schluss die ein oder andere Heuristik. Falls Du "Instrumente des Controlling" belegt hast, sollte Dir der Begriff eindringlich bekannt sein, wenn nicht, musst Du nicht erschrecken, denn die Vogelapproximation ist eigentlich eine hübsche Sache.

Dann kommt noch was zur genetischen Algorithmen. Das hab ich mir noch nicht angeschaut...

Die zwote KE ist "Computergestützte Optimierung"

Excel-Ritter aufgepasst! Hier wird KE 1 praktisch nochmal mit Excel durchgekaut. Hier muss der sogenannte Solver installiert werden, der dem Officepaket stets beiliegt, aber wenn man auf "empfohlene Installation" bei Office geklickt hat, wahrscheinlich nicht mitinstalliert wurde.
Also:
CD rein und Office-Komponenten nachinstallieren!

Der Solver löst selbst große Optimierungsprobleme recht anständig. Das Tool kann sogar Sensitivitätsanalysen durchführen und Dir sagen, wie sich der Zielfunktionswert ändert, wenn sich zum Beispiel ein Koeffizient in einer Nebenbedingung erhöht. Richtig cool und meiner Meinung nach auch praxisrelevant. Nicht jedes (mittelständische) Unternehmen hat SAP oder leistet sich Informatiker, die solche Dinge implementieren und eine eigene Software schreiben.
Mit dem Solver lassen sich bereits sehr viele praktische Probleme fast im Handumdrehen lösen. Programmierkenntnisee brauchst Du keine. Nur mit Excelformeln solltest Du schon klarkommen. Alle klausurrelevanten werden aber im Kurs gescheit erklärt. Über diese KE konnte ich zu 90% "drüberlesen". Ich mache da nur die Übungsaufgaben und schaue mir das mit dem Sensitivitätsbericht genauer an. Learning by doing am Rechner.

Aller guten Dinge sind bekanntlich 3. Die Dritte KE ist dann die stochastische Simulation
Hier bin ich noch in der Anfangsphase. Aber wer Konfidenzintervalle und Stichproben aus dem Grundstudium schon cool fand, wird hier auch seine Freude haben, vermute ich. Der Einstieg liest sich zügig.
Die stochastische Simulation in diesem Kurs sollte keineswegs mit stoachastischen Prozessen aus der Zeitreihenanalyse (da gibt's nen knackiges Mastermodul von Singer/Mazzoni) verwechselt werden. Das hier ist mit Sicherheit einfacher.

Kurz gesagt:
Simplex in vielen Variationen.
Ein paar Heuristiken
Umgang mit dem Solver
Stochastische Simulation
=
Planen mit mathematischen Modellen.
 
Danke für deine ausführliche Antwort auf meine Frage Mario.

Du hast mir die Themengebiete sehr verständlich erklärt und das Modul sagt mir immer mehr zu.

Jetzt habe ich nur folgendes Problem: Ich gehörte zur letzten Gruppe, die Mathematik noch ohne Statisitk abgeschlossen hat - wie wichtig und tiefgreifend sind die stochastischen Anforderungen?
Oder kann ich mir das selber relativ einfach beibiegen?
 
ich verwende mal diesen Thread, weil es bei mir auch um die Entscheidungsfindung geht.

Das Modul interessiert mich sehr, allerdings kann ich nicht ganz einschätzen, ob es für mich machbar ist. Ich bin nur Akademiestudierender und mache das rein zur Weiterbildung. Darum habe ich bisher auch die Grundlagen weggelassen, da dies für mich eigentlich nicht relevant ist. Dieses Modul scheint allerdings teilweise auf diesen Grundlagen aufzubauen, entsprechend bin ich etwas am zweifeln ob das dann hinhaut.
Ich bin bereits Dipl.-Kfm. und habe das alles sicherlich früher schonmal gehört, mathematisch war ich auch immer top, hatte vor 13 Jahren Mathe-LK, im Studium waren die quantitativen Fäscher eigentlich immer meine besten. Aber es ist eben eingerostet und man ist ja auch nicht mehr 25. 😉
Ich bin Controller, entsprechend auch in Excel ziemlich fit, das wird wahrscheinlich eher Kindergeburtstag für mich. Allerdings spezielle Frage dazu: Ich hab zuhause nur OpenOffice, ist es auch damit machbar?

Ansonsten würde mich noch interessieren, wie genau die Klausur aussieht. Ich habe bisher an der FernUni nur Klausuren geschrieben, die hauptsächlich aus Multiple Choice bestanden. Ich nehme an, hier wird mehr gerechnet. Muss man auch viel Text schreiben? Meine Schrift ist mittlerweile leider ziemlich versaut und da ich beruflich kaum schreibe bin ich auch nicht mehr der Schnellste, das wäre für mich ein ziemlicher Nachteil. gibt es irgendwo eine Beispielklausur, u.U. sogar mit Lösung, damit ich mir da einen Eindruck machen kann?

Danke schon mal und viele Grüße
Otscho
 
Hallo,

ich verwende mal diesen Thread, weil es bei mir auch um die Entscheidungsfindung geht.

Gute Idee 😉

Das Modul interessiert mich sehr, allerdings kann ich nicht ganz einschätzen, ob es für mich machbar ist. Ich bin nur Akademiestudierender und mache das rein zur Weiterbildung. Darum habe ich bisher auch die Grundlagen weggelassen, da dies für mich eigentlich nicht relevant ist. Dieses Modul scheint allerdings teilweise auf diesen Grundlagen aufzubauen, entsprechend bin ich etwas am zweifeln ob das dann hinhaut.

Haut definitiv hin. Zu Wiederholung empfehle ich Dir:
1. Simplexmethode einstudieren
2. Nochmal kurz checken, was ein Konfidenzintervall ist.
--> Sollte reichen!

Ich bin bereits Dipl.-Kfm. und habe das alles sicherlich früher schonmal gehört, mathematisch war ich auch immer top, hatte vor 13 Jahren Mathe-LK, im Studium waren die quantitativen Fäscher eigentlich immer meine besten. Aber es ist eben eingerostet und man ist ja auch nicht mehr 25. 😉

Naja wenn das so ist, brauchst Du Dir keine großen Gedanken machen.

Ich bin Controller, entsprechend auch in Excel ziemlich fit, das wird wahrscheinlich eher Kindergeburtstag für mich.

Nicht nur wahrscheinlich, sondern ganz bestimmt. Dann sagt Dir sicher der Excel-Solver was.

Allerdings spezielle Frage dazu: Ich hab zuhause nur OpenOffice, ist es auch damit machbar?

Wenn da ein Solver wie bei Excel bei ist, durchaus.

Ansonsten würde mich noch interessieren, wie genau die Klausur aussieht.

Guckst Du hier:
https://www.fernuni-hagen.de/BWLQUAM/lehrangebot/alte_klausuren.php

Ich habe bisher an der FernUni nur Klausuren geschrieben, die hauptsächlich aus Multiple Choice bestanden. Ich nehme an, hier wird mehr gerechnet.

Richtig.

Muss man auch viel Text schreiben?

Nein.

Meine Schrift ist mittlerweile leider ziemlich versaut und da ich beruflich kaum schreibe bin ich auch nicht mehr der Schnellste, das wäre für mich ein ziemlicher Nachteil. gibt es irgendwo eine Beispielklausur, u.U. sogar mit Lösung, damit ich mir da einen Eindruck machen kann?

Siehe oben.

Danke schon mal und viele Grüße
Otscho

Bitte!

Waruminteressiert Dich denn das Modul so sehr, wo Du doch schon im Controlling tätig bist? Wegen der Optimierung? Nun: das Skript zur computergesützen Optimierung ist ganz locker geschrieben und sicher praxisorientiert und vielleicht für Dich wirklich interessant. Aber der Rest? Hmmmm....

Grüße,
Mario
 
Haut definitiv hin. Zu Wiederholung empfehle ich Dir:
1. Simplexmethode einstudieren
2. Nochmal kurz checken, was ein Konfidenzintervall ist.
--> Sollte reichen!
1. Sagt mir noch was, das sollte leicht aufzufrischen sein.
2. Sagt mir rein begrifflich nichts, kurzes Googeln hat ergeben, dass ich es wahrscheinlich irgendwo in Statistik gehabt habe müsste.

Dann sagt Dir sicher der Excel-Solver was.
Sicherlich, allerdings habe ich bisher recht wenig damit gearbeitet.

Wenn da ein Solver wie bei Excel bei ist, durchaus.
Ist einer dabei, ich kann allerdings nicht einschätzen, ob auch 100% kompatibel. Ist bei OpenOffice ja leider allgemein das Problem, dass gerade bei Excel wenn es etwas tiefer geht schnell eben keine echte Kompatibilität mehr gegeben ist.

OK, das sieht im Grunde fast wie eine Matheklausur aus, kommt mir dann sicher entgegen.

Waruminteressiert Dich denn das Modul so sehr, wo Du doch schon im Controlling tätig bist? Wegen der Optimierung? Nun: das Skript zur computergesützen Optimierung ist ganz locker geschrieben und sicher praxisorientiert und vielleicht für Dich wirklich interessant. Aber der Rest? Hmmmm....
Na ja, wie schon geschrieben, war ich in Mathe eigentlich immer sehr gut und es macht mir schlicht auch Spass. Hatte sogar schon überlegt, einfach das übliche Mathe-Modul zu machen, aber hier habe ich denke ich deutlich mehr Praxisbezug.
Und es lässt sich nicht zuletzt auch besser verkaufen: "Planen in mathematischen Verfahren" klingt bei einem Controller doch etwas besser als irgendwas mit Grundlagen der Mathematik. Davon abgesehen war ich früher auch für den Aufbau der Excelmodelle für die komplette Konzernplanung zuständig, da ist von daher auch etwas Intreresse gegeben.
 
Na das hört sich doch gar nicht schlecht an. Ich kann Dir absolut nicht sagen, ob das Solvertool bei OpenOffice auch einen Antwortbericht und einen Sensitivitätsbericht erstellen kann. Das braucht man schon. Allerdings: Falls OpenOffice das nicht kann, wirst Du die Klausur sicher deswegen mit Sicherheit nicht vergeigen.
 
also aus meiner Erfahrung mit MS Office und Excel im Speziellen und Open Office und dort Calc kann ich nur sagen, dass sich Syntax und Funktionsumfang deutlich unterscheiden. Und im Sinne einer effektiven Klausurvorbereitung würde ich dann eher zu Excel raten. Denn die Formeln braucht man für die Klausur, nicht unbedingt die von Open Office Calc.
 
Das kann man eigentlich sehr gut abfragen. Man bekommt einen Ausdruck einer Exceltabelle (1 Blatt!) und muss aufschreiben, in welcher Zelle, welche Formel steht und was in den Solver gehört. Meiner Meinung nach ist das auf jeden Fall machbar.

Wie die Exceltabelle mit Formeln auszufüllen ist, erkennt man eigentlich immer unschwer. Dir steht es frei, Dir alte Klausuren beim Lehrstuhl runterzuladen und den Aufgabentypus unter die Lupe zu nehmen.

Ich emfpehle weiterhin zum Thema Excel:
Raggsdale, Cliff - Spreadsheet Modeling & Decision Analysis: A Practical Introduction to Management Science (2010) (6. Aufl.)
 
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