3.2.2 Koordinationsversagen des Marktsystems

Dr Franke Ghostwriter
Ganz ehrlich, ich verstehe nicht, was dort im Absatz Verzerrung des Arbeitsangebots wegen Besteuerung geschrieben steht.

Was sind soziale Kosten der Arbeitslosigkeit? Was wird an dieser Stellen unter privaten Kosten verstanden? Und das alles angesichts von Steuerzahlungen.

Geht's nur mir so?
 
Nein, dieser Absatz ist tatsächlich nicht ganz leicht zu kapieren. Ich versuche es mal zu erklären, wie ich das verstehe.

In der traditionellen Makro (Neoklassik) geht man davon aus, dass Gleichgewichte auch wohlfahrtsoptimal sind. In diesem Absatz geht es nun darum, dass sich GGe einstellen, die aber gesamtgesellschaftlich nicht das Gelbe vom Ei sind.

Ein Grund dafür sind zu hohe Steuern.
Jetzt muss man sich erstmal klar machen: warum kassiert der Staat Steuern? Er investiert sie in Dinge, von denen alle profitieren, z.B. Straßen, Schwimmbäder, Opernaufführungen usw. Von den Steuern, die ich an den Staat bezahle, habe ich also was. Und nicht nur von dem Betrag, den ich selber bezahle, sondern auch von dem, was die anderen blechen. Je mehr alle zusammen an Steuern bezahlen, desto besser für alle zusammen (weil ja alle von den schönen Straßen, Schwimmbädern und Opernaufführungen profitieren).

Aber halt! Ich selbst kann mich besser stellen, wenn ich weniger Steuern bezahle. Insgesamt fällt mein Beitrag zum Steueraufkommen eh nur gering aus. Allein meinetwegen wird kein Schwimmbad geschlossen. Ich kann also all die schönen Dinge nutzen, egal ob ich mehr oder weniger Steuern bezahle.

Dies im Hinterkopf habend mache ich mich nun an die Überlegung, wieviel Arbeit ich denn anbiete. Das Kalkül geht so: Für mein Arbeitsleid (denn Arbeit ist immer unangenehm) werde ich mit Geld entschädigt. Doch vom Lohn landet nur das Netto in meiner Tasche. Ich arbeite also so viel, dass der Nettolohn mich gerade für mein Arbeitsleid entschädigt (was möglicherweise bedeutet, dass ich gar nicht arbeite, weil der Lohn mir zu gering ist; ich bin dann ganz neoklassisch freiwillig arbeitslos). Gäbe es die Steuern nicht (oder wären sie niedriger), würde mehr in meine Lohntüte wandern und ich würde (mehr) Arbeit anbieten.

Ich verliere durch diese Entscheidung den Nettolohn. Und der Staat verliert die Steuereinnahmen, die ich bezahlt hätte, wenn ich (mehr) arbeiten würde.

Wenn nur ich auf Arbeit verzichte, ist das kein Problem. Denn wie gesagt: mein Anteil am Steueraufkommen ist gering. Aber die anderen Bürger machen ein ähnliches Kalkül auf. Alle arbeiten weniger, und der Staat verliert einen großen Haufen Steuereinnahmen.

Ergebnis: die private Wirtschaft produziert weniger (weil alle weniger Arbeitskraft anbieten) und der vom Staat finanzierte Zweig der Wirtschaft schrumpft auch, weil er weniger Steuereinnahmen zum ausgeben hat. Die Wohlfahrt insgesamt sinkt.

So hat zwar jeder sein persönliches Optimum kalkuliert, aber die Gemeinschaft ist schlechter dran. Bei solch Fällen spricht man vom Marktversagen.
 
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