BWLer hat Respekt vor VWL lastiger Mathematik. Erfahrungen

Dr Franke Ghostwriter
--> falls das hier falsch ist bitte verschieben, denke aber es macht Sinn den Post direkt an die VWLer zu richten.

Zu mir:
Ich (25) arbeite Vollzeit, habe einen BA in BWL, das reicht zwar fürs Arbeiten aber ich will mehr 😉

VWL an der FernUni klingt attraktiv für mich, aber ich muss ehrlich sagen, dass mich die Klausuraufgaben, bzw. die Themen die in den einzelnen Modulen hier im Forum diskutiert werden deutlich abschrecken. Unser Wirtschafts-Mathe im Studium (siehe Bachelor of ARTS(!)) war sehr dürftig, eigentlich ging es nur darum Zusammenhänge zu verstehen. Hier im Studium scheint ja tatsächlich jede Aufgabe auf einer mathematischen Basis zu beruhen.
Mathe an sich lag mir zu Abizeiten eigentlich schon (immer zwischen 10 und 13 Pt), aber die Brüche und Variablen die ich hier sehe sagen mir absolut garnichts.

Meine Frage an Euch: Ging euch das auch so bevor ihr angefangen habt?
Mein Ziel ist es durch das Studium in erster Linie "Die Welt zu verstehen". Natürlich basiert die VWL auf Mathe, aber wie ist im Studium in etwa die Gewichtung im Vergleich zu anderem Wissen?
Wie sind eure Einschätzungen; kann man sich das mit Fleiß und Motivation wirklich selbst aneignen, oder muss man sehr viel Wissen bereits einfach mitbringen?
Ich denke zunächst würde ich auf jeden Fall einen Vorbereitungskurs machen (natürlich Mathe 😉

Ich plane 2 Mal unter der Woche ca. 4 Stunden nach der Arbeit und dann Samstag morgens nochmal 5-6 Stunden Zeit für das Studium aufbringen zu können/wollen. Wieder eure Meinung: Ist das machbar?

Viele Grüße aus Karlsruhe
PaRe
 
VWL an der FernUni ist zu 80% Mathematik. Anspruchsvolle Mathematik.

"Die Welt verstehen" tut dadurch niemand; es ist formal-analytisches Handwerkszeug.

Wenn Du das Wissen für den Beruf nicht brauchst (und das wäre allenfalls in einem Wirtschaftsministerium oder in der Wissenschaft der Fall), spar Dir die Zeit - und kauf lieber ein paar gute Wirtschaftsbücher.

In 14 Stunden pro Woche schaffst Du auch kaum mehr als ein Modul pro Semester.
Ich würde vielleicht eines zur Probe bestellen (etwa Markt & Staat, das gilt noch als relativ einfach; was für die Klausuren allerdings nicht mehr unbedingt gilt).. dann siehst Du es selbst.
 
VWL an der FernUni ist zu 80% Mathematik. Anspruchsvolle Mathematik.

"Die Welt verstehen" tut dadurch niemand; es ist formal-analytisches Handwerkszeug.

Wenn Du das Wissen für den Beruf nicht brauchst (und das wäre allenfalls in einem Wirtschaftsministerium oder in der Wissenschaft der Fall), spar Dir die Zeit - und kauf lieber ein paar gute Wirtschaftsbücher.

In 14 Stunden pro Woche schaffst Du auch kaum mehr als ein Modul pro Semester.
Ich würde vielleicht eines zur Probe bestellen (etwa Markt & Staat, das gilt noch als relativ einfach; was für die Klausuren allerdings nicht mehr unbedingt gilt).. dann siehst Du es selbst.

Sehr gut erklärt!:goodposti
Man kann sich die Kurseinheiten auch in den Studienzentren (Regionalzentren und Studienzentren innerhalb NRW - Studienzentren - Universität - FernUniversit) anschauen. So muss man nichts bestellen und nichts bezahlen
 
Na ja, VWL an der FernUni ist zwar recht mathehaltig (wie eigentlich an jeder Uni), aber es ist jetzt keine anspruchsvolle Mathematik. Jeder Mathematiker würde das "nur" als Rechnen bezeichnen.😉 Was man wirklich können muss, ist ableiten. Und das bis zum Abwinken, sowohl partiell als auch total. Aber wenn man damit nicht komplett auf Kriegsfuß steht und in der Lage ist das dann noch zu interpretieren, was man da tut (wobei man das ja gerade lernt), dann ist das eigentlich kein großes Problem.

Hinsichtlich des Anschauens der Unterlagen kann ich allerdings meinen Vorrednern zustimmen. Du kannst auch hier im Markt mal schauen, ob jemand gebrauchte Kursunterlagen verkauft.

Was Deinen Wochenzeiten betrifft: Das kommt darauf an. Manche schaffen in der Zeit zwei Module pro Semester, andere "nur" eines. Das hängt immer vom individuellen Verständnis ab und kann durchaus von Modul zu Modul variieren. Letztlich gilt: Versuch macht klug. Probier's aus, zu verlieren hast Du lediglich etwas Zeit und vielleicht auch Geld.
 
Danke mal euch allen für die Antworten. Ich werde es wohl einfach mal ausprobieren. Bzw. mit dem Brückenkurs beginnen und schauen ob ich mit der Art des Lernens klarkomme.

Wenn Du das Wissen für den Beruf nicht brauchst (und das wäre allenfalls in einem Wirtschaftsministerium oder in der Wissenschaft der Fall), spar Dir die Zeit - und kauf lieber ein paar gute Wirtschaftsbücher.

Was meinst Du damit?
wieso studieren denn die Leute VWL? Ich kann mir nicht vorstellen, dass die alle im Wirtschaftsministerium arbeiten? Oder was gibt es da für Erfahrungswerte..?
Aber im Ernst, macht man sich mit einem VWL Studium eurer Erfahrung nach nicht fit für ein sehr breites Spektrum von Aufgaben bei denen komplexe Dinge reflektiert werden müssen und "Ableitungen" zu verschiedenen Themen gefunden werden sollen??
 
Doch, Volkswirte werden schon gesucht. Denn die kennen sich mit ökonomischen (also mathematischen) Modellen aus. Natürlich sind die Sachen, die man im Studium macht, im Leben von begrenztem praktischen Wert. Allerdings gilt das für ein BWL-Studium genauso.

Wenn Du Dich als Volkswirt irgendwo bewirbst, geht man davon aus, dass Du mathematisch keine komplette Null bist – und das heißt nicht, dass Du toll im Kopfrechnen bist, sondern dass Du abstrakt denken kannst. Dass Du ein konkretes Problem auf seinen Kern reduzieren kannst, so dass man es lösen kann. Und in manchen Jobs haben es Volkswirte tatsächlich mit ökonometrischen oder statistischen Modellen zu tun, z.B. bei Banken und Versicherungen oder im Marketing bzw. bei Analyseabteilungen.

Also: wenn Du als Volkswirt reüssieren möchtest, solltest Du Deine Matheangst ablegen. Das, was Du konkret im Studium brauchst, ist nicht sooo schwer (Oberstufenstoff). Mathe lernt man durch viel Übung. Ein Hindernis ist oft, dass man schon bei den Grundlagen Lücken hat (Bruchrechnen, Rechnen mit Potenzen – wenn man das nicht drauf hat, kann man schon viele einfache Umformungen nicht verstehen, und wenn man einfache Umformungen nicht versteht, versteht man die dahinter steckenden ökonomischen Zusammenhänge nicht). Das lässt sich aber alles relativ leicht nacharbeiten, dafür gibt es gute Bücher.
 
@krid

Was die Nähe zur Praxis anbetrifft würde ich BWL und VWL definitiv nicht in einen Topf werfen. Wir BWLer rechnen nicht mit mathematischen Modellen, die mit der Realität nur entfernt was zu tun haben.Wenn die BWL nicht anwendungsorientiert wäre dann würden sämtliche Umsätze eines Unternehmens auf purem Glück beruhen. Was die VWL anbetrifft...10 VWLer = 10 verschiedene Thesen = 10 verschiedene Prognosen
 
Hmmm, die Modelle, die ich in den Kursen BWL III (Produktionsplanung), Controlling oder U-Bewertung kennen gelernt habe, scheinen mir mit der Realität auch nur entfernt zu tun zu haben. Und das Blabla aus Unternehmensführung bereitet einen nur insofern auf die Unternehmenswirklichkeit vor, als dass man auch da viele Leute trifft, die keine zwei Sätze geradeaus formulieren können. 😀

Was die VWLer betrifft, die vertreten grundsätzlich nur zwei Meinungen. Entweder "Der Markt wird's schon richten." oder "Der Staat muss steuernd eingreifen."
 
Schon klar, Keynsianer vs Klassiker. Um ehrlich zu sein finde ich die VWL super interessant, nach dem Diplom in BWL werde ich wohl noch den Master in VWL draufsetzen. Was die oben besagten Strömungen aber gemein haben sind Marktgleichgewichte, die entweder durch die unsichtbare Hand zustande kommen oder eben durch Lenkung entstehen sollten. Das Problem aber ist: Diese Gleichgewichte gibt es gar nicht in der Realität. Dazu kommt die Prämisse der rationalen Entscheidungen der Menschen(Homo Oeconomicus) usw, diese ganzen Modelle und Prämissen führen alle zu sehr wagen Prognosen. Interessant ist da eine neue Strömung der Ökonomie: Die Evolutionsöknomie, ein weites Feld, aber bei Wikipedia steht schon so allerhand drin...
Naja, was die Produktionsplanung anbetrifft: Produktionsmodelle,Kosten- und Erlösrechnungen,Deckungsbeiträge etc, bezieht sich alles auf den Mikrokosmos Unternehmen insofern kann man damit schon handfest planen. Wenn ich z.B. feststelle dass etwas einen negativen DB hat, dann wird das Produkt aus dem Produktionsprogramm genommen, oder ich stelle fest, warum es so ist und versuche z.B. die Einzelkosten zu senken, falls das Produkt z.B. einen strategischen Nutzen hat. Was die Unternehmensführung anbetrifft: Klar, ist schon sehr viel bla,bla aber auch gibt es Vieles, dass in Unternehmen, vorallem in Konzernen, heute zur Normalität geworden ist.
Wie bereits erwähnt, VWL ist super 🙂, aber ich glaube die Herausforderung das Weltgeschehen zu erklären wurde erst angenommen, nicht bewältigt.
 
Das ist ein Fehler, den viele VWL-Anfänger machen. Sie versuchen, die Aussagen von mathematischen Modellen mit der Wirklichkeit zu vergleichen. Amerikanische Lehrbücher machen sowas ähnliches: die behandeln z.B. das Thema Wachstum mit Plausibilitätsüberlegungen und zeigen anhand von Beispielen aus der realen Welt, dass einzelne mathematische Zusammenhänge nicht völlig abwegig sind. Aber das sind jeweils keine geschlossenen Modelle. Und auch Mr. Mankiw behauptet am Ende nicht, dass das Wirtschaftswachstum eines Landes tatsächlich auf ein steady state zuläuft. Das ist tatsächlich nur eine Eigenschaft der mathematischen Modelle.

Warum aber die Modelle, wenn sie die Wirklichkeit nicht abbilden? Das liegt nun daran, dass die Wirtschaft so komplex ist, dass man sie nicht erfassen kann. Ökonometrische Modelle ganzer Volkswirtschaften umfassen oft viele Hundert Gleichungen, und es liegen ihnen mindestens ebensoviele Annahmen zu Grunde. Deshalb führt die große Komplexität auch nicht immer zu guten Prognoseergebnissen.

Trotzdem geben auch die einfachen Modelle oft Hinweise darüber, wie z.B. politische Maßnahmen wirken können. Denn es gibt ja durchaus Wechselwirkungen, die sich erst durch ein rigoroses Modell zeigen. Beispiel: wenn ein Land seine Währung abwertet, kann dies auch Rückwirkungen durch andere Länder hervorrufen, und die kann man erst bewerten, wenn man das einigermaßen sauber modelliert hat. Oder nimm den Mindestlohn. Das mathematische Modell legt gewisse Konsequenzen nahe, die ein Mindestlohn nach sich ziehen würde (Leute im unteren Lohnsegment verlieren ihren Job). Das ist erstmal eine Hypothese. Nun finden einige amerikanische Ökonometriker raus, dass diese Wirkungen so nicht stattfinden, sondern es im Gegenteil mehr Jobs gab (ich glaube, das war in Arizona). Nun grübelt man, woran das liegt und wie man das Modell anpassen muss, um es besser zu machen. So geht Wissenschaft.

Klar, nach der Finanzkrise herrscht ein gewisser Frust unter Volkswirten, weil sich da einige Leute ziemlich blamiert haben. Und es gibt einige neue Ansätze, einige interessant, einige schräg. Aber nimm z.B. die Neuroökonomie, von der so viele jetzt reden: dass der homo oeconomicus Quatsch ist (wobei den hoffentlich keiner wirklich je Ernst genommen hat, außer vielleicht Mr. Spock 😀). Statt dessen sei der Mensch vielmehr auf Fairness und Kooperation geeicht. Das Problem ist, dass die Ergebnisse mancher Experimente doch nicht so klar sind, wie man zuerst dachte. Das liegt daran, dass das Design der Experimente schwierig ist und leicht die Ergebnisse verfälschen kann. Außerdem gibt es da noch eine einheitliche Theorie, man kann die ganze Sache also auch schwer didaktisch sinnvoll präsentieren.

Trotzdem hast Du recht: VWL ist eine wirklich interessante Wissenschaft – BWL ist nur Handwerk.
 
Ob dir das VWL Studium zusagt oder nicht kann ich auch nicht sagen, da hilft wohl nur die Skripte ansehen oder einfach ausprobieren - aber wenn du dich dafür interessierst "die (VWL)Welt zu verstehen" kann ich dir diese super Buch empfehlen: von N. Gregory Mankiw. Das ist wirklich super geschrieben und mein absolutes VWL Lieblingsbuch. Und das als BWLer...
 
Joah, das ist aber echt ein Buch für Mathelegastheniker. Formeln sind rar gesäht. Beim erstmaligen durchblättern war ich bestürzt und verwirrt zugleich, da ich damals den Mikro- Kurs hatte und in dem eigentlich nur Mathe- Formeln vorkommen.
 
Ja, die Amerikaner machen da didaktisch sicher geschickter als wir. Im Einführungskurs wird alles möglichst einfach erklärt – aber im Fortgeschrittenenkurs geht's dann zur Sache. Lasst Euch nicht täuschen. Gerade Mankiw legt als Prof. wert auf eine vernünftige Matheausbildung, wie man hier nachlesen kann: Greg Mankiw's Blog: Which math courses? (Das ist von der Stoffmenge in etwa ein Bachelor-Studium Mathe... 😉 Das Buch, das er da empfiehlt, ist übrigens nicht schlecht, ich würde aber zu Sydsaeter/Hammond greifen. Das ist vergleichbar und gibt's auch auf Deutsch.)

Und hier sagt er, warum auch Ökonomen Mathe brauchen: Greg Mankiw's Blog: Why Aspiring Economists Need Math

Anderes Beispiel: das Mikrolehrbuch von Varian (Grundzüge der Mikroökonomie) ist ja sehr beliebt. Es gibt aber noch die Version für Fortgeschrittene (Mikroökonomie), und das ist ziemlich anspruchsvoll.

Und längst nicht alle Amerikaner haben bei ihren Lehrbüchern das breite Publikum im Auge. Wer mal in den Mikrolehrbüchern von Kreps oder Mas-Colell geblättert hat, wird das ohne weiteres bestätigen können..
 
PaRe, du kannsts natürlich auch anders machen: schreib dich für dem master in wirtschaftswissenschaften ein und belege im 1. semester vwl-module. ich denke, wenns dir dann total taugt, kannst ja sicher auf den master in volkswirtschaft umsteigen, da die module teils gleich sind. wenns dir weniger taugt, kannst du alternativ einfach den master in wirtschaftwissenschaften zu ende machen und je nach lust und im rahmen der prüfungsordnung mehr oder weniger vwl-fächer belegen.
wenn du meinst, das wäre ne alternative, würde ich mal im prüfungsamt durchklingeln, ob das so auch wirklich ginge.
 
VWL an der FernUni klingt attraktiv für mich, aber ich muss ehrlich sagen, dass mich die Klausuraufgaben, bzw. die Themen die in den einzelnen Modulen hier im Forum diskutiert werden deutlich abschrecken. Unser Wirtschafts-Mathe im Studium (siehe Bachelor of ARTS(!)) war sehr dürftig, eigentlich ging es nur darum Zusammenhänge zu verstehen. Hier im Studium scheint ja tatsächlich jede Aufgabe auf einer mathematischen Basis zu beruhen.
Mathe an sich lag mir zu Abizeiten eigentlich schon (immer zwischen 10 und 13 Pt), aber die Brüche und Variablen die ich hier sehe sagen mir absolut garnichts.

Dein BWL-Abschluss klingt nach dem einer FH oder Berufsakademie. Was die in Mathematik machen ist wirklich lächerlich. Wenn dem so ist solltest du dir solide Grundlagen der Mathematik schaffen, beispielsweise durch Belegung und Bearbeitung des neuen Kurses 40600 (klick hier).
 
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