Qualität der KEs

Dr Franke Ghostwriter
Ist das schon wieder so ein Patch-Work-Kurs, für dessen KEs einfach Teile anderer (ausführlicher) Kurse zusammengebastelt wurden?
In KE 2 wird teilweise viel zu schnell von einem Aspekt zum nächsten übergegangen, ohne das der erste ausreichend behandelt worden wäre. Die Instrumente (in der KE sind je gerade mal 3 oder 4 an der Zahl, je nach Textstelle) werden innherlab der neuen politischen Ökonomie nicht ausreichend (ich sage schon gar nicht ausführlich) analysiert, dabei gäbe es genug Platz.
Dann kommen Abkürzungen, die nicht definiert wurden: NPÖ? Wurde das in den ersten beiden KEs im Text mal definiert? Oder habe ich es nur überlesen?
Im Text werden "uralte" empirische Quellen zitiert: 1981, 1984, etc ... als gäbe es da nichts Neueres zur Umweltpolitik. Das sind ja noch Zeiten, in denen das Ganze am Anfang stand ...

Sehe nur ich das so? Bin ich zu "kritisch"?
Also irgendwie bin seit den Marketing-KEs in ABWL von so etwas bedient ...
 
Du hast vollkommen Recht. Im Schwerpunktfach wird es noch schärfer: da wird von der deutschen Wiedervereinigung als zukünftiges Ereignis gesprochen !!! Bei manchen Professoren fragt man sich, was die die ganzen Zeit machen 😱


Er meint sicher die Wiedervereinigung der Herzen, bis wir nicht mehr von Ossis und Wessis sprechen...🙄😀

In Geld & Währungspolitik beschäftigt sich ein ganzer Kurs (250 Seiten) mit den Risiken und Chancen einer künftigen europäischen Wirtschafts- und Währungsunion. Da kommt im nächsten Semester aber wohl eine überarbeitete Version...


@Daniel: Hast Du Dir mal das Umwelt-Lehrbuch von Endres angesehen? Vielleicht ist das ausführlicher? Gibt's bestimmt in der Unibib Deines Vertrauens...
 
Man muss bei den Kursen natürlich aufpassen. Es macht wenig Sinn, altes und bewährtes Material ständig zu aktualiseren, blos weil sich eine Kleinigkeit geändert hat. Viele der Autoren lehren schon nicht mehr an der FernUni. Es ist daher nicht möglich, in einem Kurs auch nur ein Wort zu verändern ohne das Urheberrecht zu verletzen. Man müsste den Kurs völlig neu erstellen lassen. Und das dazu Zeit und Geld fehlt ...

Das mit der Wiedervereinigung ist schon krass. Muss man bei aller Liebe zugeben.

Bei der Frage, was die Professoren so machen: die forschen und veröffentlichen an der FernUni in deutlich größerem Umfang, als an Präsenzunis. Und das kommt den Studenten natürlich auch zu gute. Was glaubt ihr, wie viele Studenten von sich sagen können, sie hätten bei einem Prof. studiert, der auch in Princeton oder am MIT lehrt bzw. sich von Nobelpreisträgern sich die Vorwörter zu seinen Büchern schreiben lässt (ich meine H. Wagner)? Ist jetzt etwas off-topic, aber finde ich schon mal beachtenswert, wer an der FernUni alles lehrt ...
 
@Kridbonn

Das Umweltbuch von Endres ist nicht gerade der Brüller. Hätte da mehr erwartet. Was man verwenden kann ist der Klassiker: Wicke: Umweltökonomie. Aber nicht zu viel erwarten. Die Instrumenten sind jedoch ziemlich ausführlich beschrieben. Lohnt sich allerdings nicht extra zu kaufen. Außerdem ist die aktuelle Auflage auch fast 15 Jahre alt!
 
Bei der Frage, was die Professoren so machen: die forschen und veröffentlichen an der FernUni in deutlich größerem Umfang, als an Präsenzunis.

Ich habe da zwar keine belastbaren Zahlen zur Hand, aber gefühlsmäßig würde ich sagen, dass das nicht unbedingt stimmt. In der Liste der Veröffentlichungen sind einige Profs überhaupt nicht vertreten, und an anderen Unis wird auch viel geforscht und veröffentlicht.

Im Handelsblatt-Ranking der deutschen Top-Ökonomen ist überhaupt nur ein FeU-Prof – und das ist nicht Wagner, sondern Endres. Allerdings kann ich nicht sagen, wie aussagekräftig das ist...

Und das kommt den Studenten natürlich auch zu gute.

Hmmm. Die Studenten würden von besseren Lehrtexten sicher mehr profitieren. In den USA sind die Top-Profs nicht zu schade, für die Anfänger Lehrbücher zu schreiben, die jeder Dummy kapiert, z.B. Varian oder Mankiw. Die können natürlich auch anders (z.B. Varians Fortgeschrittenen-Mikro-Buch 😱) – aber sie müssen eben nicht.

Allerdings ist an vielen Unis, die in der Forschung stark sind und die in Rankings als Professoren-Tipp laufen, die Lehre eher gruselig...

Was glaubt ihr, wie viele Studenten von sich sagen können, sie hätten bei einem Prof. studiert, der auch in Princeton oder am MIT lehrt bzw. sich von Nobelpreisträgern sich die Vorwörter zu seinen Büchern schreiben lässt (ich meine H. Wagner)? Ist jetzt etwas off-topic, aber finde ich schon mal beachtenswert, wer an der FernUni alles lehrt ...

Aber das Vorwort rettet das Buch leider auch nicht über seine didaktischen Schwächen...
 
Ein Blick in die Methodenerläuterung gibt eine mögliche Erklärung: es werden wissenschaftliche Publikationen gezählt und nach dem Renommee der Zeitschrift gewichtet. Wahrscheinlich publizieren die Herren Rürup & Co. nicht genug, weil sie zu sehr mit Politikberatung und Christiansen-Auftritten beschäftigt sind.

Von der FernUni stehen die Herren Endres, Finus und Wagner auf der Beobachtungsliste.
 
Wenn das wirklich so ist, ist das lächerlich. Die Anzahl der Veröffentlichungen hängen immer von der Größe des Lehrstuhls (d. h. der Anzahl der Mitarbeiter) und der Zeit der Professoren ab. Und wenn jemand nicht viele Zeitschriftenaufsätze publiziert aber dafür ständig Bestseller schreibt, taucht der dort gar nicht auf. Daher halte ich diese Rankings immer für äußerst Fragwürdig.
 
Naja, so lächerlich ist das nicht. Forschungsergebnisse werden nun mal in Fachzeitschriften veröffentlicht. Das weiß jeder und wer das Renommee anstrebt, hält sich daran. Wenn der Sinn Bestseller über die Basarökonomie schreibt, ist das Populärwissenschaft, aber keine Wissenschaft – möglicherweise ist es sogar quatsch, denn die Deutsche Wirtschaft gibt es – entgegen den Vorhersagen – immer noch. 😉😀 Offenbar verfolgt der Mann andere Ziele als einen Ruf in der scientific community zu verfestigen (und das ist es, was das Ranking misst – nicht etwa die Bedeutung für die Politikberatung und auch nicht die Qualität der Lehre).

Dass es eine Korrelation zwischen Lehrstuhlgröße und Zahl der Publikationen gibt, mag sein. Aber das ist nun mal die Herausforderung an einen (ja nicht schlecht bezahlten) Job als Prof., sowohl Forschung als auch Lehre auf die Reihe zu bekommen.
 
Das Sinn kein besonders angesehener Ökonom ist, zeigen zahlreiche Repliken und Richtigstellungen. Insbesondere von Bofinger. Die zoffen sich häufiger. Daher wundert mich, dass der es unter die Top-10 geschafft hat.

Mit der Veröffentlichung von Fachbeiträgen gebe ich Dir recht. Da sind Zeitschriften immer noch das Medium. Allerdings sind wohl die wenigsten von den Professoren selbst geschrieben. Die Mitarbeiter, die veröffentlichen wollen, müssen häufig den Namen des Profs. an erster Stelle setzen. Und das führt wieder zu meinem Argument mit der Größe des Lehrstuhls.
 
Wenn die Herren Bofinger und Sinn sich streiten, hat das nichts mit dem Ansehen zu tun, sondern eher damit, dass die beiden aus unterschiedlichen Denkschulen kommen – Sinn ist Angebotstheoretiker, Bofinger der letzte Mohi... äh... Keynesianer...
 
Mal zurück zum Topic: Die KE´s zu den Grundlagen der Umweltökonomik sind natürlich inhaltlich recht knapp, aber das ist ja auch Sinn der Sache. Die Instrumente werden völlig ausreichend beschrieben, da kommt im Schwerpunktfach auch nicht viel mehr dazu, dort ist nur die Bewertung der Instrumente deutlich umfangreicher. Was die Aktualität angeht, denke ich, dass es bei den Grundlagen definitiv keine Rolle spielt, ob sie jetzt vor 15 oder vor einem Jahr geschrieben wurden - Grundlagen bleiben Grundlagen. Die Pigou-Steuer wird auch heute noch in der aktuellen Literatur verwendet, genauso wie die Zertifikate etc. pp. Ich finde die Kurse von Endres insgesamt gut - nicht so hervorragend wie Bitz oder Grosser, aber um Längen besser als Arnold oder Fandel. Völlig außer Konkurrenz läuft Rödder, denn würde er dem didaktischen Wettbewerb ausgesetzt, müsste er umgehend seinen Lehrstuhl abgeben... Ebenso Martiensen, der Wachstum, Verteilung, Konjunktur verbrochen hat. Allerdings hat er dazugelernt, denn seine Institutionenökonomik ist hervorragend.
Ich denke, dass man für die Grundlagen der Umweltökonomik einfach keine tiefergehenden Informationen braucht. Man muss nur die grobe Struktur der Disziplin kennen und ein paar einfache Analysemethoden beherrschen.
 
Ich denke es Aktualität spielt schon eine Rolle. Speziell in diesem schlecht gemachten Kurs (es wurden ja wahllos einzelne Seiten aus dem Schwerpunktfach zusammengetackert) sollte die Erfahrung der Jahre es doch möglich machen den Kurs regelmäßig zu verbessern und aufzuarbeiten. Professoren haben nun mal auch einen Lehrauftrag und an der Fernuni sind sie nun wirklich nicht von regelmäßigen Vorlesungen etc. so in Beschlag genommen, dass sie sich nicht ein mal alle 15 Jahre an das Kursmaterial setzen können.
Es ist toll dass du anscheinend immer alles sofort verstehst aber es gibt auch Leute, denen solche zusammenhanglose Skripte nicht viel weiterhelfen. Man bezahlt für das Material also darf man erwarten, dass das Zeug auch Substanz hat, oder?
 
Ich glaube, Du wirst es mit dem Kursmaterial niemals jedem Recht machen. Was der eine unverständlich und verquast findet, ist für den anderen sonnenklar. Es kommt halt immer auch auf Vorverständnis und Lesekompetenz des Studenten an. Viele finden das Mikro-Lehrbuch von Varian toll, weil es so verständlich ist, andere mögen lieber eine Abfolge von mathematischen Argumenten, weil sie sich darin besser zurecht finden als in verbalen Erläuterungen.

Kommt hinzu, dass eben nicht jeder Prof. wirklich ein begabter Didaktiker ist (um von den gelegentlichen Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache nicht erst zu sprechen.)

Was die Aktualität der Kurse angeht, hast Du allerdings völlig Recht. So wie jedes gute Lehrbuch gelegentlich aktualisiert wird, müsste das auch mit den Kursen passieren. Den Alt-Belegern eines Kurses müsste dabei die Möglichkeit gegeben werden, die jeweils aktuellste Version z.B. aus dem Virtuellen Studienplatz herunterzuladen. In KuWi gab es diese Möglichkeit, nachdem der Kurs Rhetorik überarbeitet wurde.
 
Ach ja, ich Überflieger...
In den KE´s steht alles, was man für die Prüfung braucht. In keinem Skript der Fernuni kann man komplexe Zusammenhänge auf Anhieb verstehen, deswegen sind sie ja komplex. Nenn mir bitte ein einziges Beispiel aus den besagten KE´s, in dem Aktualität den Inhalt verbessern würde. Und von Zusammenhanglos kann eigentlich keine Rede sein, aber vielleicht hast Du ja auch dafür ein Beispiel. Im übrigen weiß ich aus erster Hand, dass die Skripte regelmäßig optimiert werden. So werden z.B. neue Mikro-Skripte eingesetzt, Institutionenökonomik ist recht neu, Wachstum kommt ab nächstem Semester ein neuer Kurs, intertemporale Allokation wird ersetzt usw.
Mir wurde bereits mehrfach bestätigt, dass man an der Fernuni mehr Arbeit hat, als an einer Präsenzuni, lediglich die freie Ortswahl ist der Bonus. Eine Vorlesung kann man auch ohne große Vorbereitung halten (das habe ich mir nicht selbst ausgedacht, das ist die Aussage eines Privatdozenten), Skripte hingegen sind eine aufwendige Angelegenheit. Frag doch mal Grosser, wie lange er und seine Knechte an den beiden neuen Skripten gesessen haben.
Und was die Arbeit der Professoren angeht, sollte man vielleicht auch bedenken, dass sie alle mehrere Doktorarbeiten betreuen und als Zweitkorrektoren fungieren, sich mit Diplomarbeiten beschäftigen und -im Falle Endres weiß ich das ebenfalls aus erster Hand- sogar die HS-Klausuren komplett korrigieren (nach der Korrektur durch die Mitarbeiter).
Ich kann nur nochmal sagen, dass die Inhalte der KE´s für die Klausur völlig ausreichend sind und weder wahllos zusammengetackert noch inhaltlich total veraltet.
Es ist immer leicht zu motzen oder seinen eigenen Lustmangel vor sich selbst mit "aber das Skript ist doof geschrieben" zu rechtfertigen (bevor die Streitäxte geschliffen werden: das ist ein mögliches Szenario, das ich bei mir selbst erlebt habe und niemandem sonst unterstelle!!!). Schwieriger aber auch besser ist es m.E., konkrete Mängel zu suchen und entsprechende Fragen an den Betreuer zu stellen. Die merken dann schon, wo die Haken sind und lassen das entsprechend einfließen.
 
Hmmja, da habe ich unterschiedliche Erfahrungen gemacht.

Manche Lehrstühle reagieren überhaupt nicht, wenn man sie auf Fehler hinweist, z.B. Arnold. Wobei man eigentlich davon ausgehen müsste, dass Fehler etwa im Allo-Skript nun wirklich korrigiert worden sein müssten, so lange wie das schon im Einsatz ist.

Andererseits hört man von den Lehrstühlen aber auch, dass nur sehr wenig Feedback von den Studenten kommt. Sowohl bei den Kursevaluationen als auch außer der Reihe.
 
Natürlich wendet man sich bei konkreten Fragen an den Lehrstuhl. Es ist aber nicht meine Aufgabe Skripte auf Fehler und didaktische Unzulänglichkeiten zu prüfen -ich werde dafür schließlich nicht bezahlt. Das Problem ist ja, dass Fernuni-Studenten in der Regel eh wenig Zeit haben. Da darf ich doch für meine (nicht gerade geringe) Gebühr ein vernünftiges Skript erwarten. Das soll nicht heißen, dass alle Skripte der FU schlecht sind aber die Mehrzahl ist...na ja, suboptimal. Wenn der Prof. kein guter "Schriftsteller" ist, dann muss er sich eben enstprechende Kapazitäten besorgen. Und wenn ich immer so sehe wie viel Zeit zumindest Professoren an Präsenzunis haben, dann wird das an der FU nicht viel anders aussehen (Jammern tun ja alle gern).
Es scheint mir ein häufiges Problem zu sein, dass Lehrstühle ihren Lehrauftrag als unliebsame Pflicht ansehen.

Und jetzt können wir Frieden schließen mit: Das UÖ-Skript ist sehr toll aber es geht ja immer noch ein Stückchen besser
 
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