Bundestagsabgeordnete und ihre Nebenjobs

Unser Sponsor SAP 4 Students
Unser Sponsor
ich habe gerade einen sehr interessanten Artikel bei spiegel.de gelesen, der mich sehr ins Staunen versetzte.

Abgeordnete klagen gegen transparente Politiker-Gehälter

Von Sonja Pohlmann
Sie wollen nicht, dass die Bürger ihre Nebeneinkünfte erfahren: Neun Bundestagsabgeordnete kämpfen heute beim Verfassungsgericht gegen ein Gesetz, das sie zur Offenlegung zwingen würde. Unter ihnen sind Prominente wie Friedrich Merz - er hat elf Nebenjobs.

Mehr unter: https://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,441894,00.html.

Besonders interessant finde ich das Beispiel von Friedrich Merz, der 11 Nebenjobs hat (Sozius in der US-Anwaltskanzlei Mayer, Brown, Rowe & May, Beiratsvorsitzender und Aufsichtsrat des AXA-Konzerns, Mitglied im Verwaltungsrat bei BASF und beim Industrie-Pensionsverein sowie Aufsichtsratsmitglied der Deutschen Börse AG in Frankfurt.)

Mir stellt sich die Frage, kann man sich bei solchen Nebenbeschäftigungen überhaupt noch der Interessenvertretung des Volkes widmen bzw. kann Herr Merz noch seinen Pflichten als Bundestagsabgeordneter nachkommen?(Der Abgeordnete hat während einer Sitzung des Parlaments im Gebäude des Bundestags anwesend zu sein. Er muss jedoch nicht im Plenarsaal sitzen, sondern kann sich auch z.B. in seinem Büro aufhalten und arbeiten, da er die Sitzung über das Bundestag-interne Fernsehen verfolgen kann. Für unentschuldigtes Fernbleiben bei Sitzungen sind Geldbußen vorgesehen. )

Was meint Ihr dazu?

Viele Grüße von der immer noch erstaunten Katja
 
Katja,

interessantes Thema, was Du da ansprichst.
Auf dem Sektor sehe ich auch einigen Klärungsbedarf.
Passt übrigens auch gut zu meinem Thema "Ethik und Moral am Arbeitsplatz", welches ich auch in dieser Rubrik gestartet habe.
 
Nebenjobs der BT-Abgeordneten

Naja - denke wir sollten die kirche im dorf lassen.
Mir sind gut qualifizierte abgeordnete die neben der parlamentarischen noch einer "herkömmlichen" arbeit nachgehen lieber - als berufpolitiker die ihren parlamentsessel und die langjährige parteiarbeit als einzige qualifikation aufzuweisen haben.

Ich denke in keiner gesellschaftsschicht kann man sich bestimmter einflüsse eintziehen - sei es das kalte buffet beim lobbyisten der industrie - die tätigkeit im aufsichtsrat einer stiftung oder eines unternehmens oder auch die mitgliedschaft und arbeit als gewerkschaftsfunktionär.

Also fallt nicht auf den allgemeinen neidwahn in diesem Land herein 🙂

grüsse aus schwabing

wolfram
 
Ich glaube nicht, dass die Kritik an der Vorgehensweise der neun klagenden Abgeordneten etwas mit "reinfallen auf Neidwahn" zu tun hat, wobei ich anmerken möchte, dass mir persönlich eine solche Tendenz im Alltag noch nicht aufgefallen ist.

Wenn Leute wie Herr Merz sich vor laufende Kameras stellen, und zum Thema Arbeitslosigkeit lauthals verkünden, dass mit dem "Urlaub auf Staatskosten" schluss sein müsse, dann drängt sich schon die Frage auf inwiefern ein solcher Mensch den hohen moralischen Werten, die er dort verkündet, selber gerecht wird.

Wenn ein Abgeordneter eine Nebentätigkeit hat, so ist dagegen nichts einzuwenden.
Bei 11(!) sollte der Spaß aufhören.
Der Durchschnittsarbeitnehmer hat schon Probleme sich bei seinem Arbeitgeber eine zweite Nebentätigkeit genehmigen zu lassen. Er darf sich dann anhören, dass die Qualität seiner Primärarbeit darunter nicht leiden darf.

Die Begleitproblematik ist meiner Ansich nach, dass diese Nebentätigkeiten eben nicht als Wurstverkäufer oder Maurer verrichtet werden, sondern in Positionen, die Arbeitgebercharakter haben.
Wenn 70% der Parlamentarier Arbeitgeber sind, wie steht es dann mit der Vetretung des Volkswillens?
So dürfte sich wohl auch eine arbeitgeberfreundliche Politik insgesamt zunehmend größerer Beliebtheit erfreuen.
Der Abgeordnete ist lediglich (und nur)seinem Gewissen unterworfen.
Von Phänomenen wie der Doppelmandatbildung mal ganz zu schweigen.

Wenn in Vorständen oder zwischen Firmen geschmiert und korumpiert wird ist das eine Sache.
Wenn solche Tendenzen in den zentralen Institutionen unsrer Demokratie sichtbar werden, dann mahnt das Verständnis des mündigen Bürgers zur Vorsicht.

Noch einen Gesichtspunkt möchte ich zum Thema "Berufpolitiker vs. qualifizierte Abgeordnete mit Nebentätigkeit" anfügen.
Die wirklich Großen in der deutschen Nachkriegspolitik hatten nicht diverse Nebentätigkeiten(Kurt Schumacher, Willy Brandt, etc.). Die Skandale der letzten Jahre gingen von Leuten wie z.B. Jürgen Mölleman aus, deren nicht parlamentarische Verstrickungen offenbar zum Fall geführt haben.

Wenn in dem Sektor der parlamentarischen Nebentätigkeiten nicht bald ein Riegel vorgeschoben wird, geht´s mit Volldampf in die Oligarchie.
 
Wenn 70% der Parlamentarier Arbeitgeber sind, wie steht es dann mit der Vetretung des Volkswillens?

Wenn denn mal so wäre! Stattdessen ist es so, dass die Parlamente von Beamten, vornehmlich Lehrern, beherrscht werden. Weil jemand, der ein eigenes Geschäft oder Unternehmen betreibt, sich eine solche Tätigkeit praktisch kaum noch "leisten" kann.
 
Wenn denn mal so wäre! Stattdessen ist es so, dass die Parlamente von Beamten, vornehmlich Lehrern, beherrscht werden. Weil jemand, der ein eigenes Geschäft oder Unternehmen betreibt, sich eine solche Tätigkeit praktisch kaum noch "leisten" kann.

In Hinblick auf die Abgeodneten des deutschen Bundestags liegen mir andere Informationen vor, und um die geht es ja hier.
Dass es in manchen Landtagen vielleicht anders aussieht mag zutreffend sein.
 
Die Selbständigen im BT dürften wohl hauptsächlich Juristen sein, für andere Kaufleute und Unternehmer ist es kaum möglich, sich in den BT wählen zu lassen.

Aber nehmen wir doch mal einen mittelständischen Unternehmer mit einem Betrieb, in dem er sagen wir mal 40 oder 50 Menschen beschäftigt.
Irgendwann läuft der Laden ganz gut, er hat außerdem einen fähigen Geschäftsführer, der ihm die meiste Arbeit abnehmen kann, und er entschließt sich, für den Bundestag zu kandidieren, um seine Erfahrungen dort einzubringen.

Dann geht es die Öffentlichkeit nichts, aber auch garnichts an, wieviel er nebenher mit seiner Firma verdient!!!
 
Offensichtlich spielen hier mehere Faktoren eine Rolle.
Ich denke, man muss die Kausalitätskette würdigen.
Das von Dir geschilderte Beispiel kling für mich auch sauber und plausibel, nur: bei wie vielen Abgeordneten ist das so(oder so ähnlich)?

Vielmehr geht es zumindest mir um Abgeordnete, die womöglich auf dem Papier sogar Lehrer oder Verwaltungsangestellte sind, aber im Laufe ihrer parlamentarischen Tätigkeit diverse offerten von Firmen bekommen haben, und zwar nicht als Sekräterin, und diese auch annehmen.
Meistens sind dies die vielzitierten Beraterposten.

Als Beispiel soll hier der Fall Anette-Fugman-Hesing herhalten.
Sie ist auch als Beraterin zu dem Bauunternehmen gestoßen, welches später unter ihrer Amtszeit den Zuschlag für den Bau des Berliner Großflughafens erhielt. In Amt und Vorstand - Doppelmandatbildung, Gerichtsverhandlung; Folge, der Auftrag musste neu ausgeschrieben werden.

Wenn ein Unternehmer in die Politik geht, dann muss er (wie jeder andere auch) gewisse Regeln und Begleiterscheinungen des Jobs akzeptieren. Dazu soll im Rahmen der Transparenz auch das Nebeneinkommen gehören. Wenn es jemandem nicht gefällt, dann muss er von diesem Vorhaben Abstand nehmen.
Ich denke, der Volkswille nach transparenten Politikern - und wir reden hier nur von der Offenlegung in einem drei-Stufen-System - ist schützenswürdiger als der Wille von demokratisch gewählten Abgeordneten nach Diskretion in dieser Sache.
 
Ich bin ja durchaus der Meinung, dass die Abgeordneten offenlegen sollten, OB und wenn ja WO bzw. VON WEM sie weitere Einkünfte beziehen. Aber nicht die Summe.

Ein weiteres Problem: viele Unternehmer und insbesondere auch Juristen haben Partner. Eine Offenlegung ihrer Einkünfte würde zugleich auch Rückschlüsse auf die Einkünfte der Partner zulassen.

Und zum Thema Abhängigkeiten: wo fängt´s an wo hört´s auf? Wenn ein MdB bspw. vor seiner Wahl bei einer Gewerkschaft tätig war, dann bezieht er während seine Wahlperiode kein Gehalt. Aber trotzdem möchte er wahrscheinlich die Sicherheit haben, zurückkehren zu können, wenn er aus dem BT ausscheidet. Also muss er sich gewerkschaftsfreundlich verhalten, auch wenn er kein Geld von dort erhält.

Ergo: die Summe erhaltener Gelder sagt nicht unbedingt etwas über das Ob und den Grad von Abhängigkeiten ab.

(Oder, wie Dieter Hildebrand sagte: Geld macht nicht bestechlich, kein Geld schon eher 😛 )
 
Wenn man über die Summe der Nebeneinkünfte diskutiert, dann müsste man sich Fragen, was bringt das?
Welche Höhe der Nebeneinkünfte lässt welche Rückschlüsse zu?

Zugegebenermaßen ist das schwer zu beantworten.
Um diese Information sinnvoll einsetzen zu können, bedarf es einer permanenten Kontrolle der Zusammenhänge.
Das kann wohl auch nicht im Interesse der Demokratie sein.

Ich meine, dass die Höhe der Einkünfte eine Rückschluss über die Intensität der Nebentätigkeit(en) erlaubt.
Daher begrüße ich das 3-Stufen-Modell. Es weist die Einkünfte nicht in Cent & Euro aus, aber gibt einen ausreichenden Überblick.

Daher ließe sich beispielsweise aus der Einkommenserfassung, dass ein MdB vier Nebentätigkeiten der höchsten Einkommensklasse hat schlussfolgern, dass er unmöglich noch Zeit für eine verantwortungsvolle Ausübung seiner Tätigkeit als MdB haben kann.

Meine Idee ist folgende:
Hier könnten durch einen entsprechenden Ausschuss Ermahnungen, Auflagen, oder schlimmstenfalls ein Ausschluß von der Tätigkeit als MdB erfolgen.

Das Beispiel mit dem Gewerschafter finde ich interessant, repräsentiert es doch eine Verhaltensweise die mich nachdenklich stimmt, nämlich die "sich-immer-ein-Türchen-offenhalten" - Mentalität.

Es ist sicher nichts verkehrtes daran, auch an seine berufliche Zukunft zu denken, aber der als Gewerkschafter agirende MdB muss sich nicht gewerkschaftsfreundlich verhalten, wenn er seine Ideale(für die er de facto gewählt wurde) im Bundestag vertritt, auch wenn diese möglicherweise nicht gewerkschaftsfreundlich sind.
Das hat etwas mit konsequenten Handeln zu tun.
Wer auf allen Hochzeiten tanzen will bringt am Ende gar keine Braut nach Hause.

Ergo: die Beträge der Nebeneinkünfte sagen sehr wohl etwas über den Grad der Abhängikeit eines Abgeordneten aus.

Oder: Viel Geld ist schön und macht unabhängig, mehr Geld ist noch schöner und macht noch unabhängiger. - OLD INDIANER 😉

In diesem Kontext leider in die falsche Richtung...
 
Hier könnten durch einen entsprechenden Ausschuss Ermahnungen, Auflagen, oder schlimmstenfalls ein Ausschluß von der Tätigkeit als MdB erfolgen.

😱 😱 😱 Das mit dem Ausschluß rüttelt aber an den Grundfesten der parlamentarischen Demokratie 😱 😱 😱

Und die Höhe sagt m.E. durchaus nicht viel über die Intensität einer möglichen Abhängigkeit aus, da das individuell sehr verschieden ist.

Und es gibt auch Aufsichtsratsposten, die gut bezahlt werden, ohne viel Zeit in Anspruch zu nehmen 😉 . Und bei vielen dieser Aufsichtsräte ist die Vertretung der Politik im Kontrollgremium übrigens politisch durchaus gewünscht.
 
Das Beispiel mit dem Gewerschafter finde ich interessant, repräsentiert es doch eine Verhaltensweise die mich nachdenklich stimmt, nämlich die "sich-immer-ein-Türchen-offenhalten" - Mentalität.

Die Alternative ist ganz einfach: man erhöht die Bezüge und v.a. die Absicherung danach so, dass die Abgeordneten sich um ihre Zukunft keine Sorgen mehr machen müssen. Dann wären sie unabhängig.
Aber ich kann mir auch schon die Schlagzeile in der "BILD" vorstellen, wenn man das macht🙄 .
 
😱 😱 😱 Das mit dem Ausschluß rüttelt aber an den Grundfesten der parlamentarischen Demokratie 😱 😱 😱

Nicht so entsetzt! 😀

In medias res:
Das tun exsessive Nebentätigkeiten ebenfalls!

GunnarMuenchow schrieb:
Und bei vielen dieser Aufsichtsräte ist die Vertretung der Politik im Kontrollgremium übrigens politisch durchaus gewünscht.

Kannst Du dafür Beispiele nennen?
 
Die Alternative ist ganz einfach: man erhöht die Bezüge und v.a. die Absicherung danach so, dass die Abgeordneten sich um ihre Zukunft keine Sorgen mehr machen müssen. Dann wären sie unabhängig.
Aber ich kann mir auch schon die Schlagzeile in der "BILD" vorstellen, wenn man das macht🙄 .

Sorgen um ihren Lebensabend müssen sich die Abgeordneten schon heute nicht mehr machen.

Wie wäre es mit einem Outplacement des Bundestags in die neuen EU Länder?
Das Parlament wird nach Polen ausgelagert, die sind dort preiswerter und maulen auch nicht so viel rum. 😀
 
Ich fänd es einfach gut, wenn die Leute wenigstens dazu stehen würden und sagen würden "jawoll ich bin nicht nur MdB sondern mach aucn noch was anderes". Vielleicht wäre es noch schöner würden sie sagen wie viel sie machen; ich vereine ja auch einen Vollzeitjob und ein Studium miteinander 🙂. Nur sollte man auch realistisch bleiben und wissen wann es genug ist - ich hab schon den Eindruck dass da bei einigen eine Sammelleidenschaft an ach-so-wichtigen-Jobs, tollen Titeln und auch Geld (bei wem nicht...) entsteht und das find ich nicht gut, denn letztendlich würden 2 oder 3 Leute die die Sache mit Herzblut und Engagement angehen besser machen als einer der nur halbherzig dasitzt und schon an den nächsten, übernächsten und überübernächsten Termin denkt.
 
Wie wäre es mit einem Outplacement des Bundestags in die neuen EU Länder?
Das Parlament wird nach Polen ausgelagert, die sind dort preiswerter und maulen auch nicht so viel rum. 😀😉

Die Regierung, die derzeit in Polen so rumregiert, finde ich schon schlimm genug.

Außerdem könnte es in Polen für "Irritationen" sorgen, wenn die Deutschen sagen, wir verlagern unseren Regierungssitz nach Danzig, Breslau oder Warschau. 😱 😛

Kannst Du dafür Beispiele nennen?

VW, TELEKOM, DB u.ä., aber zum Beispiel auch Stadtwerke, Sparkasse etc. auf kommunaler Ebene.
 
GunnarMuenchow schrieb:
Außerdem könnte es in Polen für "Irritationen" sorgen, wenn die Deutschen sagen, wir verlagern unseren Regierungssitz nach Danzig, Breslau oder Warschau. 😱 😛

😀 Ja, da besteht ein kleines Potenzial für Missverständnisse.


GunnarMuenchow schrieb:
VW, TELEKOM, DB u.ä., aber zum Beispiel auch Stadtwerke, Sparkasse etc. auf kommunaler Ebene.

Dir Firmen und die MdB im Aufsichtsrat sind mir bekannt. Ich hatte mich missverständlich ausgedrückt.
Ich meinte eher, ob Du eine Begründung dafür hast, dass bei vielen dieser Aufsichtsräte die Vertretung der Politik im Kontrollgremium politisch durchaus erwünscht ist(von wem?).
 
Ich meinte eher, ob Du eine Begründung dafür hast, dass bei vielen dieser Aufsichtsräte die Vertretung der Politik im Kontrollgremium politisch durchaus erwünscht ist(von wem?).

VW ist ein Spezialfall, das lass ich mal. Aber die DB zum Beispiel ist kein Unternehmen wie jedes andere. Abgesehen davon, dass es im Staatsbesitz ist, ist es eben auch ein Politikum und von öffentlichem Interesse. Wenn Mehdorn (was ja vorkommen soll😛 ) Mist baut, dann nimmt man das nicht so zu Kenntnis, wie bei einem x-beliebigen Unternehmen, sondern die Bürgern fordern von der Politik, aktiv zu werden. Hier ist politische Kontrolle also gewollt.

Deutlich wird das auch auf kommunaler Ebene. Sparkasse sind keine Privat-Bank, sondern sie nehmen auch Aufgaben für die jeweilige Region war. Auch Stadtwerke oder kommunale Wohnungsbaugesellschaften tun dies.

Und wer soll dann letztlich entscheiden, was für die Region im öffentlichen Interesse liegt? Letztlich kommen dafür dann in einer Demokratie die von den Bürgern gewählten Vertreter in Frage.

Ich bin nun ganz bestimmt kein Sozi, aber bei Unternehmen mit explizit öffentlichen Aufgaben und bei der Gefahr einer Mono- oder Oligarchisierung ist eben die Politik gefordert. Wer denn sonst?

(Wann wohl der erste Vertreter der "der-Markt-regelt-alles-am-besten-Fraktion" hier auftaucht? 😛)
 
Interessante Aspekte.
Obwohl ich die Problematik der Nebeneinkünfte & Nebentätigkeiten der MdB hiervon nur peripher tangiert sehe, meine ich, dass das nicht unbeachtet bleiben sollte.

Bevor ich mich hier und jetzt in (wieder einmal) unsachlicher Polemik ergieße, möchte ich über die vorgennanten Punkte erst mal nachdenken.

Daher gehe ich erst morgen darauf ein.

Gute Nacht!
 
a025.gif
, ich geh auch gleich ins Bett.

Letztlich ist es bei dieser Frage genau wie bei der Parteienfinanzierung: es gibt nicht DIE Lösung. Wie man´s macht, macht man´s verkehrt.
Es geht nur darum, die möglichen Übel in ein vernünftiges Gleichgewicht zu bringen.
 
wow, da habe ich ja eine Diskussion losgetreten. Interessante Argumentation.

Was sagt Ihr denn dazu (ebenfalls aus dem oben genannten Artikel):

Die neun Kläger wenden sich allerdings nicht nur gegen diese Regelung - sondern auch gegen die geplante Vorschrift, dass der Job im Bundestag im Mittelpunkt der Abgeordneten-Tätigkeit stehen muss. Sprich: Zu viel Zeit darf der Nebenjob nicht in Anspruch nehmen. Auch bei dieser neuen Regelung gilt Kritikern der frühere Unions-Spitzenpolitiker Merz mit seinen vielen Nebenjobs als Musterfall. Kläger Otto sagt: "Das Grundgesetz verbietet dem Gesetzgeber vorzuschreiben, wie viel Zeit ein Parlamentarier für sein Mandat zu verwenden hat." Die Kläger fürchten eine einfache Kalkulation: Wer eine lange Liste von Nebentätigkeiten hat oder hohe Nebeneinkünfte, könnte unter Verdacht geraten, gegen die Regel zu verstoßen. Otto sagt, er widme sich seinem Beruf beispielsweise in der Sommerpause intensiver als während der Sitzungswochen. "Hier muss stärker differenziert werden."

Meiner Meinung sollten Nebentätigkeiten schon eingeschränkt werden. Ich kann es mir ehrlich gesagt immer noch nicht vorstellen, wie man mit 11 Nebenjobs noch seinen Pflichten im Bundestag nachkommen kann. Gibt es dazu eigentlich Untersuchungen, ob Abgeordnete wirklich im Bundestag anwesend sind?

Gunnar, woher weisst Du, wieviel Zeit bestimmte Aufsichtsratsposten in Anspruch nehmen?

Gruß,

Katja
 
Gunnar, woher weisst Du, wieviel Zeit bestimmte Aufsichtsratsposten in Anspruch nehmen?

Leider nicht, ich hatte noch nicht das Vergnügen, das auszuprobieren. 😉
Aber man kann wohl davon ausgehen, dass man eine Menge Unterlagen zur Vorbereitung von Sitzungen bekommt. Die kann man dann intensiv und gewissenhaft durcharbeiten - oder auch nicht😛 .

Im Übrigen kann man davon ausgehen, dass die allermeisten Abgeordneten sich intensiv mit ihrem Job beschäftigen - und das heißt ca. 14-16 Stunden täglich. Wenn ich mit unserem örtlichen Abgeordneten einen Termin für meinen Ortsverband ausmachen will, dann haben solche Termine immer eine lange Vorlaufzeit, weil´s garnicht anders geht.

Wie gesagt, ich bin auch dafür, dass die MdB sagen müssen, von wo sie noch Einkünfte beziehen, ich wende mich lediglich dagegen, die Summe zwangsweise offenzulegen.

Wenn "mein" Abgeordneter übrigens noch eine zeitintensive Tätigkeit ausüben würde, die nicht politischen Zwecken, sondern nur Erwerbszwecken dienen würde, dann würde mich das auch stören. Und ich als Wähler und Parteimitglied würde auch meine Konsequenzen ziehen.

@OLD INDIANER: Wie es der Zufall will, haben wir zum Thema Einfluß der Politik auf Unternehmen ja gerade aktuelle Diskussion - Fall EADS.
 
Artikel 38, GG: "Die Abgeordneten ... sind Vertreter des ganzen Volkes, an Aufträge und Weisungen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen." Von daher ist offenlegung der Einkünfte nicht das schlechteste. So kann sich der mündige Bürger ein Urteil bilden, ob der Abgeordnete als Sachverständiger und Vertreter bestimmter Verbände oder Interessen auftritt (=was im Sinne der Sache ist), oder als deren Abhängiger.
 
Naja - denke wir sollten die kirche im dorf lassen.
Mir sind gut qualifizierte abgeordnete die neben der parlamentarischen noch einer "herkömmlichen" arbeit nachgehen lieber - als berufpolitiker die ihren parlamentsessel und die langjährige parteiarbeit als einzige qualifikation aufzuweisen haben.

Ich denke in keiner gesellschaftsschicht kann man sich bestimmter einflüsse eintziehen - sei es das kalte buffet beim lobbyisten der industrie - die tätigkeit im aufsichtsrat einer stiftung oder eines unternehmens oder auch die mitgliedschaft und arbeit als gewerkschaftsfunktionär.

Also fallt nicht auf den allgemeinen neidwahn in diesem Land herein 🙂

grüsse aus schwabing

wolfram

Korrekte Aussage! Die Neidgesellschaft in Deutschland ist schon mächtig genug, also fallt nicht auch darauf rein.
 
Dr Franke Ghostwriter
DerBelgarath schrieb:
Wenn es um die Nebentätigkeiten ginge, könnte man das getrost verneinen.

Aber darum geht es ja gar nicht - denn es sollen nicht die Nebentätigkeiten offengelegt werden, sondern die Nebeneinnahmen!

Und das ist ganz etwas anderes! 😀

Dass die Offenlegung der MdB-Nebeneinkünfte zumindest kritisch betrachtet werden muss wurde bereits weiter oben in der Diskusion festgestellt, obwohl m.E. nach ein direkter Zusammenhang zwischen der Höhe des Zweiteinkommens und der Intensität der Nebentätigkeit besteht.

Aber:

Die Neidgesellschaft in Deutschland ist schon mächtig genug, also fallt nicht auch darauf rein.
Das halte ich für Humbug!
Welche Neidgesellschaft, und welche Macht übt sie aus???

Die Abteilung hier nennt sich Debattierclub, da sollte man schon in der Lage sein neben einer in den Raum geworfenen These ein paar Argumente und entsprechende Belege dafür zu bringen.:rolleyes
 
Oben