Der "Zins" macht mir Probleme

Dr Franke Ghostwriter
Der "Zins" macht mir Probleme!!!

Hallo alle zusammmen ...

ich geh gerade nochmal die KE 2 in VWL durch!
Ich steh da total aufn schlauch.

1. (S. 73/74) es heißt, wenn der erwartete Zins geringer ist als der Jetzige, würde das Wirtschaftssubjekt nur Spekulationskasse (nur Geld) halten und aus dem Wertpapierhandel aussteigen.

Was ist denn jetzt eindeutig die Spekulationskasse?
Und warum steigen Wertpapierkurse beim fallenden Zins?
Im Skript heißt es nur Geldanlage zinslos ist, und da ein geringer Zins
ja nicht gleich gar kein Zins heißt versteh ich nicht warum man zwangsläufig aus dem Wertpapierhandel aussteigen muss?

2. (S. 76 Grafik) i bestimmt L (die gesamte Geldnachfrage, d.h. das Geld, welches ich als Ersparnis halten möchte, egal mit welchem Hintergrund, oder?)

Warum steigt die Geldnachfrage beim fallenden Zins? Ich komm da mit meiner Logik nicht so richtig klar! Wenn ein hoher Zins "gehandelt" wird hab ich doch die besten Möglichkeit was anzulegen, oder?

BITTE BITTE wascht mir mal den Kopf! 😱
Danke euch ...
 
Jeder Haushalt hat die Wahl, entweder ihn risikoloses Geld zu investieren, oder in Wertpapiere, diese werden vereinfachend mit unendlicher Laufzeit und mit festem Zinsatz angenommen.

Bei Geld ist es noch recht einfach, das bleibt vom Betrag immer gleich.
Bei Wertpapieren muß man den Kurs der Wertpapiere dazu rechnen, da man den Nominalwert dank unendlicher Laufzeit nicht wieder erhält, ist der Preis eines Wertpapiers abhängig vom Zins.

Als Beispiel, ein Wertpapier über 100 GE und einer Verzinsung von 2%, also 2 GE pro Jahr und ein Wertpapier von 200 GE und 1% pro Jahr also auch 2 GE pro Jahr.
Diese beiden Wertpapiere sind daher gleich viel Wert, da sie den gleichen Betrag abwerfen.

Der Wert der Papiere ist damit nur abhängig vom Zinsertrag, man zahlt dafür genau so viel, auf dem Wertpapiermarkt, daß sie dem aktuellem Zinsatz entsprechen, also bei 2 % für beide oben genannte Wertpapiere 100 GE, bei 1% 200 GE, bei 4 % 50 GE.

Wenn also ein Haushalt erwartet, daß die Zinsen steigen, dann hält er Geld, denn bei einem Anstieg der Zinsen würden seine Wertpapiere an Wert verlieren.

Richtig ist, wenn ein hoher Zinsatz herrscht, werden immer mehr Haushalte in Wertpapiere investieren, aber nicht, weil sie den Zinsatz für hoch halten, sondern weil sie davon ausgehen, daß die Zinsen sinken werden, also die Wertpapierkurse steigen.
 
2. (S. 76 Grafik) i bestimmt L (die gesamte Geldnachfrage, d.h. das Geld, welches ich als Ersparnis halten möchte, egal mit welchem Hintergrund, oder?)

Warum steigt die Geldnachfrage beim fallenden Zins? Ich komm da mit meiner Logik nicht so richtig klar! Wenn ein hoher Zins "gehandelt" wird hab ich doch die besten Möglichkeit was anzulegen, oder?

Es ist L = LT + LV + LS mit

LT = Transaktionskasse
LV = Vorsichtskasse
LS = Spekulationskasse

Nun ist wegen dLT/di = 0, dLV/di < 0 und dLS/di < 0 auch dL/di < 0, d.h. die Geldnachfrage fällt (steigt) mit steigendem (fallendem) Zins i c.p.

dLV/di < 0 weil mit steigendem (fallendem) Zins die Geldhaltung für zukünftige mögliche Ausgaben hinsichtlich Zinsverlust "unattraktiver" ("unproblematischer") wird, d.h. die Vorsichtskasse "schrumpft" ("wächst").

dLS/di < 0 weil die mit steigendem (fallendem) Zins die Wertpapieranlage (Geldhaltung) wertiger (bzgl. "Kaufkraftübertragung" in die Zukunft) ist als die Geldhaltung (Werpapieranlage), da wegen erwarteter Zinssenkung (Zinssteigerung) Kurssteigerungen (Kurssenkungen) erwartet wird.

Beachte hierbei, dass der einzelne Haushalt eine gewisse Erwartungsschranke in Bezug auf den maximalen/minimalen Zins hat und bei streng monton steigendem (fallenden) Zins Schranke für Schranke erreicht wird und damit immer mehr Haushalte die Entscheidung pro Wertpapieranlage (Geldhaltung) und contra Geldhaltung (Wertpapieranlage) in der Erwartung von Kurssteigerungen (Kurssenkungen) fällen.

Wenn ein hoher Zins "gehandelt" wird hab ich doch die besten Möglichkeit was anzulegen, oder?

Eben, deshalb sinkt der Geldbestand in der Vorsichtskasse mit steigendem Zins. Von der Seite der Kreditaufnahme betrachtet, wird die Geldhaltung durch Kredit mit steigendem (fallendem) Zins unattraktiver (attraktiver). "Je niedriger der Kreditzins, desto höher die Geldnachfrage".

Liebe Grüße
Chrissi

P.S.: dLS/di < 0 für alle reellen i mit 0 <= i <= 1 ist bei Annahme endlich vieler Entscheider (Haushalte) natürlich gar nicht möglich. Es gibt unendlich, sogar überabzählbar viele Zinssätze i aber nur endlich viele Schranken (Entscheider) für i, an denen Geldhaltung in LS durch Wertpapieranlage ersetzt wird (und umgekehrt), d.h. es gibt auch nur endlich viel Zinssätze i für die dLS/di < 0 gilt, aber überabzählbar viele Zinssätze i, für die dLS/di = 0 gilt, d.h. keine Änderung der Spekulationskasse bei marginaler Änderung von i vorliegt.
 
Super ihr beiden ... brachte schonmal ein wenig Licht ins dunkel ABER im Skript wird Geldnachfrage als Geldhaltung in der Kasse bezeichnet und scheinbar bezieht sich ja die wirklich Geldhaltung nur auf die Vorsichtskasse! Oder? Mir fehlt noch die logische Verbindung zwischen den Kassen??!!??

Aber danke euch schonmal ... het mir schon wirklich weitergeholfen!!!
 
ABER im Skript wird Geldnachfrage als Geldhaltung in der Kasse bezeichnet und scheinbar bezieht sich ja die wirklich Geldhaltung nur auf die Vorsichtskasse!

Nein, die Kasse setzt sich aus den drei Teilkassen Transaktionskasse, Vorsichtskasse und Spekulationskasse zusammen. Keynes Motive für diese Einteilung kannst Du KE 2 Seite 70 - 72 entnehmen. Ein logische Verbindung zwischen den Kassen gibt es nicht, weil die Gründe für die Teilkassen unterschiedlich sind. Durch die Teilkassen wird das verfügbare Geld also partitioniert, der Haushalt muss sich für jeden Cent entscheiden, in welche Kasse dieser Cent kommt, d.h. für was er ihn verwenden will. Der kleinste gemeinsame Nenner ist lediglich, dass die Summe der drei Kassenbestände den Gesamtkassenbestand ergibt.

Die Transaktionskasse ist vom Zins unabhängig.

Die Vorsichts- und Spekulationskasse schrumpfen (wachsen) beide mit Zinssteigerungen (-senkungen). Jeweils aus verschiedenen Gründen (Klar, die Geldhaltung in den Kassen hat ja auch versch. Gründe).

Nicht nur in der Transaktions- und Vorsichtskasse wird Geld gehalten, sondern auch in der Spekulationskasse und zwar solange wie die alternative Wertpapieranlage mutmaßlich keine Kursverluste wegen steigendem Zins, sondern Kursgewinne wegen sinkendem Zins verursacht.

Wobei das erwartete maximale und minimale Zinsniveau, d.h. der "Absprungpunkt" an dem das Spekulationsgeld in Wertpapiere bzw. Wertpapiere in Spekulationsgeld umgewandelt wird, von Haushalt zu Haushalt unterschiedlich ist - in der erwarteten Zinsentwicklung liegt die Spekulation?!

Der negative Zusammenhang zwischen Geldhaltung und Zins erklärt sich also aus der Gesamtbetrachtung der drei Kassen.

Liebe Grüße
 
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