Die Antwort auf die Bildungsexpansion

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Das Material der Fernuniversität wurde anfangs noch per Post verschickt. (Bild: AP)
Die Antwort auf die Bildungsexpansion

Die Fernuniversität Hagen wird 30

Von Andrea Lueg

So klang das, als 1975 die FernUni Hagen antrat. Im Oktober begann mit 1300 Studierenden eine kleine Revolution, die in der Wissenschaftsszene nicht überall mit Begeisterung aufgenommen wurde. "Briefkastenuni" lautete eine der häßlichen Bezeichnungen, die sich die Gründer damals gefallen lassen mussten.


Die größte Herausforderung war am Anfang eine Fernuniversität zu gründen, auf der grünen Wiese was Neues zu machen, gegen alle Ressentiments, was ist das, ist das überhaupt ne Universität. Die Fernuni hat also mindestens 15 Jahre gebraucht, um sich als Universität zu etablieren, und das ist das Verdienst der Gründermütter und -väter, dass sie das gemacht haben.

Meint der heutige Rektor Helmut Hoyer. Eine tragende Rolle bei der Gründung der Hochschule am ehemaligen Stahlstandort Hagen spielte der spätere Bundespräsident Johannes Rau.

In den 70er Jahren gab es einen Studentenboom, die Präsenzuniversitäten waren überfüllt, die Hörsäle waren überfüllt, und da gab es in der Bunderepublik Bestrebungen, eine Fernuniversität einzurichten und das Land NRW, und genauer der damalige Wissenschaftsminister Rau hat dann ganz beherzt gesagt, das machen wir hier. Und hat dann ein Team eingesetzt, das sich mit der Gründung der Fernuniversität beschäftigt hat.

Vorbild, erzählt Susanne Bossemeyer von der Fernuni, war die britische Open University. Das Konzept geht so: Die Mitarbeiter und Hochschullehrer stellen sogenannte Studienbriefe zusammen, das Lehrmaterial. Anfangs passierte das in einem Hagener Wohnzimmer. Das Material wird per Post verschickt. Ergänzend gibt es Kontrollaufgaben und Übungsaufgaben und über mehr als 20 Jahre gab es auch eine begleitende Fernsehsendung.

Schriftliches Lehrmaterial wird bis heute per Post verschickt, aber eine entscheidende Rolle haben Computer und Internet übernommen.

Wir haben einen Lernraum Virtuelle Universität, wo wir die Studierenden über das Netz betreuen, ihnen administrative Unterstützung gewähren, wo wir Seminare online anbieten und das Material zu den Kursen auch online vorhalten. So dass es ein Mix ist, wir nennen das heute blended learning, indem die Studierenden sich das Wissen aneignen.

Grundidee der FernUni war es von Anfang an, denjenigen eine akademische Aus- und Weiterbildung zu ermöglichen, die nicht zu einer Präsenz-Uni gehen können.

Die Studierenden der Fernuniversität kommen im Grunde aus den verschiedensten Schichten, wir haben einen Altersdurchschnitt von 29 bis 35 Jahren ungefähr im Mittel. Sie sind zu 80 Prozent berufstätig und ungefähr 20 Prozent unserer Studierenden hat bereits einen Hochschulabschluss in der Tasche, d.h. die satteln das Wissen, das sie bei uns bekommen, auf ihre schon abgeschlossene Ausbildung auf.

Neben Berufstätigen nutzen zum Beispiel Wehrdienstleistende die Angebote, oder auch Deutsche, die einen Auslandseinsatz haben, aber auch viele Mütter. Eher exotisch sind die Studenten, die im Knast sitzen. Alle anderen können sich mit Kommilitonen in einem der 63 Studienzentren in ganz Deutschland und den Nachbarländern austauschen. Im Sommer 2004 gingen die Studierendenzahlen deutlich zurück, als das Studienkontenmodell eingeführt und das Zweitstudium kostenpflichtig wurde. Im Moment ist man dabei, die Reform in Bachelor/Master Studiengänge umzusetzen. Das schreckt die Hagener weniger als manch andere Hochschule, erklärt Rektor Hoyer:

Für die Fernuni sind eigentlich die gestuften Studiengänge etwas, was dem Studierverhalten ihrer Studierenden entgegenkommt. Viele von denen machen ja ein Teilzeitstudium, das heißt, die strecken ja ihr Studium. Und wenn sie jetzt sich einmal vor Augen halten, ein Studium, das normalerweise 4/5 Jahre dauert, dann im Teilzeitstudium mit dem doppelten Zeitfaktor, dann ist das Ende weit weit weg.

Ein Teilzeitstudium kann man übrigens nur in Hagen machen. Mit solchen und anderen Angeboten vor allem auch im Bereich Lebenslanges Lernen will die Fernuni sich als Ergänzungs- und nicht mehr als Entlastungshochschule verstanden wissen.

Das Studium in Hagen erfordert eine Menge Selbstdisziplin und nach einem Jahr meldet sich fast die Hälfte der Neu-Immatrikulierten wieder ab. Doch wer durchhält, hat bei Arbeitgebern einen Bonus.


https://www.dradio.de/dlf/sendungen/campus/425262/
 
Gestern lief wohl ein Interview mit einem Vertreter der Fernuniversität Hagen. Thema war das dreißigjährige Bestehen aber auch die Einführung der Studiengebühren. Leider habe ich das Interview nicht gehört, sondern nur von anderen davon erzählt bekommen.

Was ich da gehört habe, war nicht sonderlich positiv. Übernahme der Höchstgrenze für Studiengebühren (=500€), von Abstufungen für TZ-Studenten war wohl nicht die Rede.

Hat jemand von Euch das Interview gehört und könnte es kurz in groben Zügen wiedergeben?
 
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