Kevin,
ich habe ein Diplom-Informatik-Studium an der TU Kaiserslautern hinter mir und beginne in diesem Semester Bachelor of Laws an der FernUni.
Zu Deinen Fragen:
"Was ich mich ständig frage, weil ich nie an einer Präsenzuni studiert habe, wo liegen die großen Unterschiede?"
Betrachtet man nur grob die beiden "Welten" Präsenzuni versus FernUni, so ist der einzige Unterschied die Organisationform des Studiums, grundsätzliche inhaltliche Unterschiede gab es noch nie und gibt es nicht, schon gar nicht in der heutigen Zeit, wo die "neuen" Bachelor/Master Abschlüsse eropaweit vergleichbar sein sollen (und zu diesem Zweck die Studiengänge umgestellt wurden). Im Detail gibt es pro Wissenschaft/Fach die selben Unterschiede in Lehre und Forschung die es auch zwischen je zwei Präsenzunis gibt und daher kommt, dass die Forschungsgebiete (Lehrstühle) zweier Unis unterschiedlich sind. Die Grundlagen eines Fachs (die ersten Semester) sind aber auch inhaltlich mehr oder weniger überall gleich, weil es halt die Grundlagen der studierten Wissenschaft sind. Da lernst Du in Köln, Hagen, Darmstadt, Karlsruhe, Aachen, Hamburg oder wie sie alle heissen, immer das Gleiche.
"Bekommen wir als Fernstudenten genau so viel vermittelt wie an einer durchschnittlichen Präsenzuni? Oder mehr?"
Abgesehen davon, dass die Frage sehr nach Schule klingt und nicht nach Studium (Wissenschaft) will ich Dir eine Antwort mit dem Hinweis geben, dass ich mich in meinem Erststudium nie gefragt habe, ob ich an meiner Uni mehr oder weniger vermittelt bekomme als an einer anderen Uni, sondern welche Inhalte/Forschungsgebiete an meiner Fakultät nicht vertreten sind und deshalb auch nicht gelehrt werden und ob das gut oder schlecht ist (zuviel habe ich darüber aber auch nicht nachgedacht, denn auf der anderen Seite hatte ich Angebote meiner Fakultät, die es woanders nicht gab).
"Denkt ihr ein Abschluss der FU ist generell weniger angesehen als einer an einer Präsenzuni?"
Das ist keine Denk-Frage! Recherchiere doch mal wie es ist, schreibe doch mal eine Mail an 20 Unternehmen, die Hochschulabsolventen einstellen und Frage bei der Personalabteilung nach. Ich kann es mir aber wirklich nicht vorstellen! Ich habe noch nie gehört, dass pauschal alle Studenten einer ganze Uni oder auch nur eines Studiengang einer Uni mit so einem Malus belegt werden ("Igitt, Informatik in Marburg, was soll da denn schon herauskommen?").
"Was mich am meisten wundert ist eigentlich dass ich 2-3 Klausuren pro Semester hab. Meine Präsenzkollegen hingegen 5-7 Klausuren minimum schreiben. WOher kommt das? Umfasst bei denen eine Klausur einfach weniger Stoff? "
Auf die Klausuranzahl kommt es nicht an. 5 -7 Klausuren sind viel, da Frage ich nach der Bedeutung der Klausuren, Sind das Modulabschlussklausuren? Falls ja, sind das "Mini-Module" mit 5 Punkten? Nur Zwischenklausuren (mehrere pro Semester)? Sind das 3 Module, bestehend aus je zwei "kleinen" Vorlesungen (z.B. mit je 2 SWS), für die separate Klausuren geschrieben werden, etc. Wenn Du einen Vergleichsmaßtab willst, dann nehme die ECTS-Punkte des gesamten Studiengangs und vergleiche sie. Ich vermute, dass die Bachelor-Studiengänge alle in etwa 200 +/- 30 ECTS-Punkte haben.
"Oder lernen wir nix und bekommen den Titel geschenkt?"
Du studierst doch schon eine Zeit und kennst Deinen Aufwand, warum so wenig selbstbewußt? Die Studienform der FernUni hat schon was. Meine Erfahrung ist, dass der Student an einer Präsenzuni viel Zeit in Vorlesungen vergeudet (wenn er hingeht), weil diese Form der Lehre (Einer erzählt/schreibt an die Tafel, 200 schreiben mit, jeder das selbe) ineffektiv ist (stammt aus der Zeit vor dem Buchdruck, als mitschreiben musste, wer etwas schriftlich haben wollte). Andere Studenten besuchen Vorlesungsveranstaltungen häufiger nicht (z.B. die Montag morgen um 08:00 Uhr) und kopieren sich stattdessen hinterher Mitschriften von anderen (dabei nichts lernen), weil sie erkennen, wie ineffektiv Vorlesungen (meistens) sind.
Also merke bezüglich der Lehre: Uni ist Uni und Bachelor ist Bachlor, Master ist Master. Die Absolventen unterscheiden sich, es gibt bessere und weniger gute, in jeder Uni, in jedem Studiengang. Auf das Engagement kommt es an, das der einzelne Student einbringt. Die Grundlagen sind überall gleich, die Schwerpunkte wählt sich jeder aus dem Angebot seiner Fakultät. Wo der Abschluss gemacht wurde ist egal (Berufserfahrung).
Liebe Grüsse