Wieso sinkt die Transaktionskasse bei steigendem Zins nicht?

Dr Franke Ghostwriter
in der Klausur VWL von Sept. 09 wird in der Musterlösung angegeben, die Aussage, dass die Geldhaltung in der Transaktionskasse mit steigendem Zins abnähme, sei falsch. Mir ist nicht ganz klar wieso das so ist.

Meine Überlegung wäre gewesen: Steigt der Zins, wird weniger konsumiert. Erstens, weil die ganzen Sparer mehr Geld zurücklegen um den Zins einzustreichen. Zweitens, weil Kredite teurer werden und daher weniger Kredite nachgefragt werden. Wodurch auch wieder weniger Geld in der Transaktionskasse ist. Ich dachte überhaupt, dass genau damit (über dien Zins) die EZB die Geldmenge und steuert: Will die EZB die Geldmenge senken, erhöht sie den Zins, wodurch mehr Spareinlagen getätigt und weniger Kredite nachgefragt werden. Damit müsste doch m.E. auch die Einlage in der Transaktionskasse absinken? Was ist falsch an meinen Überlegungen? Verflixt und zugenäht! 😡

Gruß,
Rufus
 
Hallo,

in der Klausur VWL von Sept. 09 wird in der Musterlösung angegeben, die Aussage, dass die Geldhaltung in der Transaktionskasse mit steigendem Zins abnähme, sei falsch. Mir ist nicht ganz klar wieso das so ist.

Weil das die Modellannanahme ist, siehe EVWL KE 2 S. 72 "Geldnachfragehypothese I" : Die Transaktionskasse ändert (steigt / sinkt) sich nur, wenn sich das Einkommen ändert (steigt / sinkt). Beachte, dass es bei Keynes auch noch die Vorsichtskasse und Spekulationskasse gibt, die auf eine Zinsänderung reagieren.

Liebe Grüße
 
Meine Überlegung wäre gewesen: Steigt der Zins, wird weniger konsumiert. Erstens, weil die ganzen Sparer mehr Geld zurücklegen um den Zins einzustreichen. Zweitens, weil Kredite teurer werden und daher weniger Kredite nachgefragt werden.

Bei Keynes ist es so, dass ceteris paribus mit steigendem Zins die Investitionen zurückgehen (da dI/di < 0) und deshalb im neuen Gütermarktgleichgewicht das Realeinkommen Y und der Konsum C gesunken ist.

Siehe Gütermarktgleichung: Y = C(Y-T) + I(i) + G

Im neuen Gleichgewicht führt das geringere Realeinkommen Y zu einer geringeren Geldnachfrage, da L(Y, i) mit steigendem Zins i und sinkendem Realeinkommen Y auch kleiner wird. Ausserdem nimmt der Umfang der Transaktionskasse ab, weil diese ja mit dem Realeinkommen sinkt und wächst.

Eine Zinssenkung führt also im neuen Gleichgewicht tatsächlich dazu, dass die Geldhaltung in der Transaktionskasse geringer geworden ist, weil das Realeinkommen geringer geworden ist.

Liebe Grüße
 
Wow, der super Ausführung kann ich nicht viel hinzufügen (und muss diese selbst erst mal - mit großem Respekt - verinnerlichen).

Ich versuch mir das immer etwas plastischer vorzustellen: wenn ich heute einen Job mit - sagen wir mal - 450.000 Euro Jahresgehalt als Moderator bekomme (was dann "ein wenig" mehr Einkommen ist, als ich derzeit habe), dann ist mir der Zinssatz (ob 2% oder 4%) ziemlich egal und ich konsumiere (Ferrari, Yacht, etc.) mehr, d.h. die Höhe meiner Transaktionskasse ist abhängig vom Einkommen - unabhängig vom Zins.
Dagegen wäre meine Spekulationskasse (trotz hohem Einkommen) prall gefüllt, wenn die Zinsen im Keller sind und ich darauf warte, dass es bald mal höhere Renditen gibt - d.h. hier herrscht Unabhängigkeit vom Einkommen, aber Abhängigkeit vom Zins.
Und wenn das für mich als Einzelnen gilt, dann gilt das auch für alle zusammen - meine ich zumindest ...

Ahoj
 
Rufus Müller,

stimmt - an c.p. hatte ich nicht gedacht - aber gut, dass das jetzt und nicht zu ungünstigerer Situation passiert ist (schließlich soll so ein Forum auch helfen, über den eigenen Tellerrand des Selbststudiums herausschauen zu können und hilfreichen Input zu bekommen - an dieser Stelle Dank an diejenigen, die ihr Wissen weitergeben).

Letztendlich läuft es auf das zuvor gesagte raus: Kurstext und Model-Definition - da bin ich voll bei Ihnen/Euch beiden.

Viel Erfolg auch von meiner Seite an alle
 
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