Bachelor of Laws neben Staatsexamen?

Dr Franke Ghostwriter
ich studiere derzeit Rechtswissenschaften in Münster und habe vor kurzer Zeit den Freischuss (Prüfung zum 1. Staatsexamen bereits nach 8 Semestern abgelegt) nicht bestanden. Zwar habe ich den Freiversuch nur mitgeschrieben, um das Gefühl im Examen zu sitzen einmal erlebt zu haben. Richtig vorbereitet war ich noch nicht wirklich.

Ich habe aber an der Uni alle Scheine gesammelt, die man für die Anmeldung zum Staatsexamen benötigt. Desweiteren habe ich den Schwerpunktbereich Wirtschaftsrecht ebenfalls erfolgreich abgeschlossen.

Da ich nun selbst mitbekommen habe, dass das Staatsexamen eine unabwägbare Angelegenheit ist und man neben einer guten Vorbereitung auch immer eine große Portion Glück benötigt, möchte ich mir für meinen 1. ernsthaften Versuch Zeit lassen und mich vernünftig vorbereiten.

Ich spiele derzeit mit dem Gedanken, mich an der Fernuni Hagen für den Bachelor of Laws einzuschreiben. Jetzt meine Fragen:

1. Wielange würde das Studium für mich als Examenskandidaten im Fach Rechtswissenschaft noch dauern? Schwerpunktbereich Wirtschaftsrecht wurde auch wie gesagt abgeschlossen.

2. Müsste ich Veranstaltungen besuchen?

3. Was könnte ich mir anrechnen lassen?

4. Ist es sinnvoll, den Bachelor of Laws noch zu machen?

Ich hoffe, dass ihr mir bei meiner Entscheidungsfindung helfen könnt.

lg Martin
 
zu 1. Wielange würde das Studium für mich als Examenskandidaten im Fach Rechtswissenschaft noch dauern?
und "3. Was könnte ich mir anrechnen lassen?"

Siehe § 6 (1) Prüfungsverfahrensordnung:

Studierende, die alle Scheine für die Zulassung
zur staatlichen Pflichtfachprüfung bestanden haben, ...
https://www.fernuni-hagen.de/imperia/md/content/rewi/pruefvo_llb_2008.pdf

Das sind schon einmal 9 der 12 rechtswissenschaftlichen Pflichtmodule von BoL, die Dir angerechnet werden.

Die ingesamt 21 Module findest Du hier: Curriculum / Modulbeschreibungen - Bachelor of Laws - Fakultät Rewi - FernUniversitt in Hagen

Es fehlen dann noch die 3 rechtswissenschaftliche Pflichtmodule 55105 Arbeitsvertragsrecht, 55110 Internationales Privatrecht und 5512 Rhetorik, Verhandeln und Vertragsgestaltung.

Dann gibt es noch die vier wirtschaftswissenschaftlichen Pflichtmodule, die drei Wahlmodule (vielleicht kannst Du da Dein Wirtschaftsrecht einbringen), das Abschlusseminar und die Abschlussarbeit.

Ob Dir noch weitere Leistungen angerechnet werden, musst Du mit dem Prüfungsamt abklären. Bei den Wahlmodulen gibt es noch Unternehmensrecht-Module, vielleicht passt da Dein Wirtschaftsrecht?
https://www.fernuni-hagen.de/rewi/studium/bachelor/wahlmodule.shtml

Zum Anrechnugsverfahren selber siehe https://www.fernuni-hagen.de/rewi/studium/bachelor/anrechnungen.shtml

Du hast also etwas die Hälfte des Curriculums schon abgehakt, bei Vollzeitstudium und 3 Modulen pro Semester solltest Du die restlichen 12 Module in 4 Semestern schaffen können.

zu 2. Müsste ich Veranstaltungen besuchen?

Bei Modul 5512 "Rhetorik, Verhandeln und Vertragsgestaltung" gibt es einen zweitägigen Workshop in Hagen mit Teilnahmepflicht und im Abschlussseminar trifft man sich auch in Hagen. Alle anderen Module werden ausschliesslich "fernstudiert" und mentoriell in Form von Veranstaltungen in den verschiedenen Studienzentren betreut (das ist ein Angebot an die Studierenden, eine Teilnahmepflicht gibt es nicht). Klausuren finden an verschiedenen Orten statt.

Zu den "Präsenzphasen" siehe auch hier: https://www.fernuni-hagen.de/rewi/studium/bachelor/ablauf.shtml

Liebe Grüsse
 
Danke Dir für deine Antwort. Was bedeuten den 3 Module pro Semester an Arbeit? Wie kann man sich das vorstellen? Werden Zwischenprüfungen innerhalb eines Semesters verlangt? Wenn ich auch die 3 Wahlmodule angerechnet bekäme (durch meinen Schwerpunktbereich hätte ich den Wahlfachbereich "Wettbewerbsrecht, Gewerb. Rechtsschutz etc. komplett abgedeckt!!)), könnte ich die restlichen Module inkl. bachelorarbeit in 2 Semestern schaffen?

Und hat noch jemand Antworten zu meinen anderen Fragen?
 
bei den drei Wahlmodulen muss es sich um eine Kombination aus rechts- und wirtschafts-wissenschaftlichen Modulen handeln. Ich nehme deshalb an, dass Du maximal zwei Wahlmodule mit Deinem Wirtschaftsrecht abdecken kannst und ein Wahlmodul ein wirtschaftswissenschaftliches zwingend sein muss. Definitive Antwort kann Dir nur das Prüfungsamt geben.

Zu jedem Modul gibt es am Ende des Semesters (März bzw. September) eine Modulabschlussklausur, die Du bestehen musst (falls Du nicht bestehst, kannst Du es aber noch einmal versuchen). Studierst ("Belegst") Du pro Semester drei Module, schreibst Du eben drei Klausuren am Semesterende.

Für die Klausurteilnahme musst Du dich durch das Bestehen eines Modul-abhängigen Quorums von "Einsendearbeiten" (durch Lösung und Einsendung nach Hagen) während des Semesters qualifizieren. Diese Einsendearbeiten (Aufgabenstellungen) bekommst Du zu Beginn des Semesters zugeschickt, musst sie bis zu einem bestimmten Termin lösen und einsenden und werden dann korrigiert und Dir wieder zurückgeschickt. Mit dem Bestehen der Modulabschlussklausur ist das Modul dann für Dich "abgehakt". Wenn Du alle Modulabschlussklausuren, das Abschlussseminar und die Abschlussarbeit bestanden hast, bist Du fertig mit dem Studium.

Der Umfang von drei Modulen (inkl. der drei dazugehörigen Klausuren) pro Semester ist der "Standardumfang" als Vollzeitstudent, bei dem von einem Zeiteinsatz von 40 Stunden pro Woche ausgegangen wird. Das ist aber nur ein Richtwert, allerdings m.E. ein sinnvoller. Ein Modul lässt sich bei entsprechendem Einsatz "draufpacken", aber mehr? Also erlaubt ist das, eine Beschränkung auf eine max. Anzahl belegbarer Module pro Semester gibt es nicht. Also wenn Du zwei Wahlmodule auch noch angerechnet bekommen solltest, hast Du noch ein Restprogramm von 10 Modulen, ich denke da solltest Du schon mit mind. 3 Semestern rechen und das ist ambitioniert. Bedenke, Du musst vier Pflicht- und ein Wahlmodul aus den Wirtschaftswissenschaften studieren, möglicherweise eine besondere Herausforderung für Dich, wenn Du bisher nur Recht hattest (Mathe ist in einigen Pflichtmodulen nicht ganz verachlässigbar).

Informiere Dich auch unter
FernUniversitt in Hagen: Fernstudium | Weiterbildung | Akademiestudien und
https://www.fernuni-hagen.de/rewi/

Hier ist alles sehr genau erklärt.

Liebe Grüsse
 
Vielen Dank für die ausführliche und informative Antwort!

Das hieße maW man könnte theoretisch die 5 restlichen Module (2 Wahlfach fallen weg + die Bachelorarbeit und das Seminar) in einem Semester schaffen, wenn man die jeweiligen Einsendearbeiten während des Semesters besteht und die Abschlussklausren dann auch. Es geht mir hierbei nur um das theoretisch Mögliche. Dass dies in der Praxis wohl zu zeitaufwendig wäre, habe ich jetzt außer Betracht gelassen.

Kann man auch etwas zum Niveau der Arbeiten und den Umfang sagen? Ich müsste bei den restlichen zu belegenden Modulen quasi von neu anfangen, da diese mehrheitlich die mir weitgehend unbekannten wirtschaftswissentschaftlichen Elemente beinhalten würden.
Habe mich ein bisschen in den BGB I Forum umgesehen. Das Niveau der Klausuren dort, ist wohl annähernd dem aus dem 1. Semester eines Jurastudiums. Ist dies bei wirtschaftswissenschaftlichen Modulen vergleichbar?
 
Habe mich ein bisschen in den BGB I Forum umgesehen. Das Niveau der Klausuren dort, ist wohl annähernd dem aus dem 1. Semester eines Jurastudiums. Ist dies bei wirtschaftswissenschaftlichen Modulen vergleichbar?

Also die wirtschaftswissenschaftlichen Pflichtmodule sind alle Module aus den ersten Semestern des WiWi-Studiums, d.h. es sind keine weiteren Vorkenntnisse notwendig (ausser Schulmathematik, auch Oberstufe).

Liebe Grüsse
 
Die Frage ist ja nur, macht der BoL Sinn für dich? 1. StEx und BoL ist meiner Meinung nach überflüssig, es sei denn du machst BoL und gehst danach an die Uni, aber andersherum machst du dir wohl nur zu viel Arbeit und verschenkst Geld.

Just my two cents,

LG Paul
 
Die Frage ist ja nur, macht der BoL Sinn für dich? 1. StEx und BoL ist meiner Meinung nach überflüssig

Hallo Paul,

Martin hat aber das 1. StEx noch nicht. Ich nehme an, er überlegt mit dem BoL ein Fallback aufzubauen, falls es mit dem 1. StEx schwierig wird.

Zitat Martin:

"Da ich nun selbst mitbekommen habe, dass das Staatsexamen eine unabwägbare Angelegenheit ist ..."

Hätte er das 1. StEx schon in der Tasche, wäre LL.B. natürlich quatsch, weil er dann direkt LL.M. beginnen könnte (wenn er wollte), siehe LL.M. Prüfungsordnung § 4 c)
https://www.fernuni-hagen.de/imperia/md/content/rewi/llmpruefonovember2008.pdf

Liebe Grüsse
 
4. Ist es sinnvoll, den Bachelor of Laws noch zu machen?

Ich hoffe, dass ihr mir bei meiner Entscheidungsfindung helfen könnt.

lg Martin

Hallo Martin,

wie steht es mit der Alternative zunächst alle Kraft und Zeit in die Vorbereitung in das
1. StEx zu stecken, teilzunehmen und nur bei Misserfolg anschliessend mit BoL anzufangen?

Liebe Grüsse
 
die Frage ist, wo liegt Dein Ziel? Lautet Dein Ziel definitiv auf StEx zu studieren, solltest Du zunächst dabei bleiben und versuchen es zu packen. Haut es letztlich nicht hin, kannst Du immer noch auf den BoL umschwenken. Beides parallel ist m.E. zeitlich nicht zu schaffen, schon gar nicht mit 3 - 4 Modulen pro Semester im BoL.
 
Hallo Paul,

Martin hat aber das 1. StEx noch nicht. Ich nehme an, er überlegt mit dem BoL ein Fallback aufzubauen, falls es mit dem 1. StEx schwierig wird.
Richtig, so hatte ich das eigentlich angedacht. Mir ist klar, dass der BoL vom Schwierigkeitsgrad her absolut nicht zu unterschätzen ist, da ich z.B. von den wirtschaftswissenschaftlichen Modulen, wie gesagt, keinen blassen Schimmer habe. Mein Gedankengang war folgender: wenn ich mich jetzt ein Jahr lang reinhaue und für das 1. StEx lerne. Dann 3 Monate Korrekturzeit vergeht, ich bei eventuellem Bestehen nochmal 2 Monate auf die mündliche Prüfung warten muss, sind 1,5 Jahre vergangen und ich hätte das 1. StEX. Das natürlich nur bei OPTIMALEM Verlauf. Bestehe ich es nicht, wäre ich wieder 1 Jahr älter und hätte außer dem Abitur nichts in der Tasche.

Bei dem BoL Studiengang hingegen, gehe ich davon aus, dass der Abschluss zwar schwierig ist, aber dennoch einkalkullierbarer als das StEx, was wirklich auch zum Teil von nicht beeinflussbaren Faktoren abhängt (hätte ich z.B. einen Monat vorher meinen Freischuss gemacht, wäre ich wohl bei den damals gestellten Klausuren und abgefragten Rechtsgebieten durchgekommen).
 
möglicherweise nimmst Du an, dass Du frühestens im Wintersemester mit BoL in Hagen beginnen kannst, weil die Einschreibefrist für das Sommersemester schon längst vorbei ist. Dem ist nicht so, Du kannst noch bis Mitte Mai per Online-Antrag die sogenannten "Eingangsmodule" für BoL studieren, dass sind die Module Propädeutikum und Einführung in die Wirtschaftwissenschaft. Nun, Propädeutikum brauchst Du nicht mehr, aber an Einführung in die Wirtschaftwissenschaften kommst Du nicht vorbei. Dieses Eingangsmodul kannst Du noch per Online-Antrag im Sommersemester belegen, Dich für die Abschlussklausur qualifizieren (Quorum: 1 aus 2 Einsendearbeiten bestehen, Einsendefrist der Lösungen ist der 6. Juli) und dann an der Klausur teilnehmen (zweite Septemberhälfte). Du bekommst im Sommersemester den Hörerstautus "Weiterbildungs-Studierender". Zum Wintersemester schreibst Du Dich dann als regulärer Student ein (möglicherweise mit Hörerstatus Studiengangzweithörer, da Du ja auch an einer anderen Uni eingeschrieben bist). Die erbrachten Leistungen (also ggf. Klausurzulassung und bestandene Klausur) werden Dir angerechnet. Mit 180 Euro bist Du dabei, das kostet nämlich das Modul Einführung in die Wirtschaftswissenschaften bei dieser Art der Belegung (das ist teurer als wenn Du es im Rahmen einer Einschreibung als "normaler" Student in Hagen innerhalb der Einschreibefrist belegen würdest, dann kostet es nur 120 Euro, der Grund ist eine "Betreuungsgebühr" von 10 Euro für jede der sechs SWS)

Aber überstürze nichts und überlege Dir (weiterhin) gut, was Du tun möchtest - Mit meiner Information möchte ich keinesfalls ein schnelles "klick klick" provozieren. Ein Gespräch mit dem Prüfungsamt ist auch empfehlenswert.

Nähere Informationen dazu findest Du hier:

Einschreibung - Einschreibung - Studium - FernUniversitt in Hagen

und hier

Zulassungsantrag - Einschreibung - Studium - FernUniversitt in Hagen

Für das Modul Einführung in Wirtschaftswissenschaft (besteht aus zwei Teilen BWL und VWL) siehe auch

https://www.fernuni-hagen.de/wiwi/s...inhalte/inhalt.php?ModNr=31001&section=inhalt

und

Seite 89 in https://www.fernuni-hagen.de/FBWIWI/download/info1a.pdf

Liebe Grüsse
 
Ich würde Dir raten, dich lieber vernünftig auf das Staatsexamen vorzubereiten, sprich ein Rep. zu besuchen, aber auf jeden Fall, genügend sechsstündige Probeklausuren zu schreiben und Stoff zu wiederholen, entweder allein, in einer AG oder in einem Rep. Damit dürftest Du eigentlich schon genug zu tun haben. Wenn Du daneben noch Zeit für die BoL- Module hast, wäre es für mich ein echtes Rätsel und ich würde fast sagen bei der Vorbereitung für Staatsexamen schlampst Du dann. Ist nicht böse gemeint.
 
Ich würde Dir raten, dich lieber vernünftig auf das Staatsexamen vorzubereiten, sprich ein Rep. zu besuchen, aber auf jeden Fall, genügend sechsstündige Probeklausuren zu schreiben und Stoff zu wiederholen, entweder allein, in einer AG oder in einem Rep. Damit dürftest Du eigentlich schon genug zu tun haben. Wenn Du daneben noch Zeit für die BoL- Module hast, wäre es für mich ein echtes Rätsel und ich würde fast sagen bei der Vorbereitung für Staatsexamen schlampst Du dann. Ist nicht böse gemeint.

nach den Beiträgen von Martin gehe ich nicht davon aus, das er beabsichtigt oder darüber nachdenkt beide Dinge parallel zu betreiben, sondern im BoL-Falle zunächst und ausschliesslich BoL zu studieren und erst nach dem erfolgreichen LL.B.-Abschluss mit der intensiven StEx-Vorbereitung zu beginnen.

Sein Gedankengang ist m.E., dass mit dem LL.B.-Abschluss in der Tasche der möglicherweise negative Ausgang des StEx (nach intensiver Vorbereitung) "abgefedert" ist. Martins Motivation für die Reihenfolge erst BoL, dann StEx ist m.E. darin begründet ist, dass Martin annimmt, der BoL ist in Hinsicht "Erfolg" berechenbarer als das StEx.

Die Alternative, die er sowieso in Betracht zieht (und nun mit der BoL-Alternative abwägen will) ist, (zunächst) ausschliesslich die StEx-Vorbereitung zu machen.

Liebe Grüsse
 
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