@DerBelgarath
Deine bisherigen Ausführungen habe ich unterstützt! Folgende Aussagen zeigen aber, dass du irgendwie eine realitätsfremde Ansicht zu unseren einzelnen Bildungseinrichtungen hast. Es kommt mir gar vor du erhebst das Abitur schon zu einem gewissen Status.
Wer Stuhlbeine exzellent reparieren können will, oder Tapezierkünstler, der mag gerne auf die Realschule gehen und hinterher einen Beruf ergreifen, der handwerklich ist.
Interpretation: Realschüler brauchen kein großes Wissen, die schrauben nachher nur Stuhlbeine zusammen oder Malern.
Mir wäre lieber, wenn das Abitur tatsächlich noch eine Bestätigung dafür wäre, daß der Student auch wirklich die allgemeine (!) Hochschulreife besitzt und damit zumindest befähigt sein müsste, den intellektuellen Anforderungen eines akademischen Studiums gewachsen zu sein.
Interpretation: Nur wer Abitur besitzt ist intelligent genug und ist außerwählt, zur Elite dieses Landes zu gehören.
Überspitzt? Vielleicht!
😉
Das sinkende Niveu ist nicht nur auf dem Gymnasium zu finden, auch in Real- und Hauptschulen ist es nicht anders.
Kurze Geschichte:
Ich bin zur Realschule gegangen, trotz Gymnasialempfehlung. Die Orientierungsstufe hat, gerade in meinen unliebsamen, sprachlichen Fächern viele Schüler nach unten gezogen. Ich entschied mich damals für die Realschule mit der Option ja später noch zum Fachgymnasium gehen zu können. Nach einem Praktikum war der Berufswunsch aber schon so verankert, das ich die Ausbildung dann vorzog. Außerdem wollte ich meinen Eltern nicht mehr auf der Tasche liegen. Nein, kein wirklich Handwerklicher Beruf, sondern ein naturwissenschaftlicher! Mein Lehrjahr bestand aus 9 Abiturienten (90% mit 1er und 2er Abitur) und 4 Realschülern. Die ersten 10 Monate waren hart. Die Kollegen mit Abitur hatten 3 Jahre länger Chemie als wir Realschüler und intensiver z.B. durch Leistungskurse. Das erforderliche Wissen war nachzuarbeiten. Ab dem 2. Lehrjahr gehörte ich zu den Besten. Am Ende habe die Nachhilfe für einige andere gegeben. Meine Ausbildung schloss ich mit "sehr gut" als 2. Bester ab.
Was will ich damit sagen: Das Abitur sagt, egal wie gut die schulische Ausbildung auch war, nichts darüber aus, wie "gut" oder intelligent jemand ist. Damit ist es auch klar, warum das Abitur alleine für eine Zulassung zu einem Studium nicht reichen kann.
Zum Vorstellungsgespräch für die Ausbildung gehörte auch ein 1 stündiger Test, der wirklich nicht leicht war. Da wurden Kernfragen zu Mathe, Chemie und Physik gestellt.
Nach der Fusion mit einem anderen Unternehmen, wurde deren Einstellungstest übernommen. Hier wird nach dem aktuellen Kanzler oder Bundespräsident gefragt. Ok, wer das nicht weiß sollte geschlagen werden, aber es wird keine einzige naturwissenschaftliche Frage mehr gestellt.
Wenn ich jetzt einen Auszubildenen betreuen muss, stellen sich mir manchmal die Nackenhaare hoch! Warum? Egal ob Abitur oder Realschule, einige wissen die einfachsten Sachen nicht. (Formel von Wasser sollte man schon können). Mit einem vernüpftigen Einstellungstest hätte man hier schon besser filtern können.
Für ein Studium ist es nicht anders!
Zum Thema: Geschichte ist wichtiger als Biologie...
Der Hintergrund zum "Dreißigjährigen Krieg" ist genauso wichtig wie die Lehre der Genetik oder der Aufbau des menschlichen Körpers. Ich muss wissen, welche wichtigen Ereignisse stattfanden und was sie damals beeinflussten und immer noch beinflussen. Doch hilft es mir heute irgendwie weiter, wenn ich weiß, das der "Dreißigjährige Krieg" von 1618 bis 1648 ging? Hilft es mir weiter, wenn ich weiß wo meine Leber sitzt? Hmm..
Hilft es mir weiter, wenn ich schonmal von Stammzellen gehört habe und die Politiker gerade wieder darüber beraten? Hilft es mir weiter, wenn ich weiß warum Hitler an die Macht kam und wie wir Ähnliches in Zukunft verhindern können?
In einem Land ohne nennenswerten Rohstoffe, ist Bildung das wichtigste Gut!
Schulen sollen aber Allgemeinbildung vermitteln,
keine Tiefenkentnisse! Außerdem sollen Interesse und Fähigkeiten eines jeden gefunden und unterstützt werden.
(Im allgemeinen werden Biologen und Chemiker aber eher benötigt, als Experten der Geschichtswissenschaften...
😀)
In der Schule lernen wir vieles, was wir später nicht mehr brauchen. Auch wenn davon nicht alles hängen bleibt, wir haben es aber schon mal gehört! Befassen wir uns jetzt wieder mit dieser Thematik, fällt es uns leichter.
Nun stellt sich aber die Frage: Was müssen wir alles wissen und wissen wir immer weniger?
Keine Ahnung. Ich kann dazu nur sagen, wir bekamen im Jahr 2000 neue Biobücher. Sie waren nur noch ein drittel so dick wie vorher... ähnlich dem Geschichtsbuch!
Und die Azubis wissen zum Teil wirklich nicht mal den Namen unseres Staatsoberhauptes... Gelernt haben sie das alle..
Ich bin pro Eignungstests!
Außerdem danke ich der Fernuni, das sie mir die Chance gibt auch ohne den elitären Status des Abiturs studieren zu können!
😎
Viele Grüße,
Jacka