Hilmann-Einzelmärkte-Aufgabe 3 aus 9/01 d

Dr Franke Ghostwriter
Hilmann-Einzelmärkte-Aufgabe 3 aus 9/01 d

Wer kann mir erklären, wieso das Einkommen steigt, bei einer steuerfinanzierten Staatsausgabenerhöhung?
ich kann die Lösung rechnerisch nachvollziehen, nur leutet mir nicht ein, wieso hier eben das Einkommen sich vermehrt, wenn die rechte seite der gütermarktgleichung eigentlich gleich bleibt und bei der linken seite das nettoeinkommen eigentlich sinken müsste, aufgrund der beziehung S(Y-T)?
 
Petra,

Es wird G (Staatsausgaben bzw. Fiskalpolitik) erhöht. Dies wirkt auf dem Gütermarkt.
Nun muss differenziert werden zwischen Keynes und Neoklassik. Bei Keynes erhöht sich das Einkommen, da es eine Verbindung zwischen Güter- und Geldmarkt gibt (nämlich Y), bei den Neoklassikern wird genau diese Verbindung verneint (dort wird nur i betrachtet), es kommt zu einem (totalen) Crowding out (Die Erhöhung von G wird kompensiert durch Reduktion von C bzw. Erhöhung von S (Haushaltsseite) und Erhöhung von i).
Zu Deiner konkreten Frage: Unsere Mentorin sagt immer: Es gibt keinen Zeitstrahl in Makro. Zuerst erhöht der Staat die Ausgaben (Quelle für die Mehrausgaben ist nach meinem Verständnis zu vernachlässigen), diese erhöhen auf dem Gütermarkt die rechte Seite, in Konsequenz also das Einkommen. Ob nun Huhn (Steuern) oder Ei (Ausgabenerhöhung) zuerst war, ist unerheblich. Die Steuer ist auf jeden Fall kleiner als der Einkommenszuwachs, also steigt das Einkommen.

Ich hoffe, diese Erklärung konnte helfen.
 
Noch ein Nachtrag:
Solche Finanzierungsquellen werden relevant bei Totalmodellen, wenn entsprechend ein Gegeneffekt (Kompensationseffekt) auftritt. Durch die Steuererhöhung entsteht eine Gegenbewegung zu anfänglich steigendem Y.
Ähnliche Effekte gibt es, wenn i in Folge eines Totalmodells steigt. Dann wird ein erster Effekt verringert, aber nicht unter den Anfangswert (erst ++, dann - -> +)
 
Hinweis

Hi Petra,

wie man sich die Sache auch klar machen kann, ist bei dem Modell von Mr. Keynes wie folgt:

S(Y-T)=I(i)+G-T

Die Gesamtnachfrage an Gütern ist Yd=C+G+I

mit Cy-t + Sy-t = 1 und 1 > Cy-t > Sy-t

Sagen wir, der Staat erhöht nun G von 0 auf 100 und T ebenfalls(steuerfinanziert).

Sagen wir, Cy-t ist 0,8 und Sy-t ist 0,2.

Dann steigt die Nachfrage an Gütern erstmal um 100 (Wegen G von 0 auf 100).
gleichzeitig aber reduziert der hohe Steuersatz das Einkommen Y um 100.

ABER, da nur 0,8 pro 1 Einheit an Einkommen in den Konsum fliessen, reduziert sich die Güternachfrage der Haushalte nur um 80.

D.h der Staat fragt 100 nach, die HH aber nur 80 weniger.

100-80 ergibt ein NachfragePLUS von 20 Einheiten!
Dadurch erhöhen die Unternehmen die Produktion, N steigt, Y steigt usw.

Vielleicht hilft dir diese Sicht etwas! 🙂

Gruss

Sascha
 
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