Kinder in der Gesellschaft

Dr Franke Ghostwriter
Kommilitonen/innen!

Ich muss jetzt mal was los werden.

In der letzten Zeit sind m. E wirklich erschütternde Nachrichten durch die Presse gegangen und ich muss sagen, dass ich echt betroffen bin von einer vielzahl von Vorfällen.
Auslöser für den Anschnitt dieses Themas ist die Nachricht, dass der kleine Tim, 2 J. aus Elmshorn tod ist.
Das ist eigentlich "einfach nur" eine von vielen Nachrichten, aber ich muss sagen, es hat mich echt traurig gemacht und mir fällt einfach auf, dass es in der letzten Zeit reichlich viele Fälle gab, bei denen Kinder Opfer von Straftaten waren.
-man denke an die Frau die ihre 9 (!) Babys umbringt.
-an die Mutter + Lebensgefährte die ihr Kind verhungern lassen.
- an die Mutter die ihr Kind sterben lässt und einfriert.
-an den Vater der sein 2 Monate altes Babys gegen einen Heizkörper schmeißt und dieses infolgedessen verstirbt.
-an die Mutter die ihre 2 Kinder tagelang alleine in der Wohnung lässt und sie verhungern.
-und die Liste geht weiter und erscheint mir unendlich grausam und lang.
Das kann doch alles nicht wahr sein oder???
Oder geht es nur mir so dass mich diese Nachrichten bedrücken und sich mir die Frage aufdrängt: Woran liegt es, dass Kinder zunehmend Opfer werden???
Hat die Kriminalität gegen Kinder wirklich zugenommen oder wird in letzter Zeit einfach nur mehr darüber berichtet?
Ich finde schon, dass die Gesellschaft nicht gerade Kinderfreundlich ist (Kinder werden oft mit "zu teuer", "zu laut", "versauen die Zukunft", "machen zuviel Arbeit" usw in Verbindung gebracht).
Aber wirkt sich diese subtile Kinderfeindlichkeit auf diese Eltern (od. deren Bekannte (n)) aus und sie verlieren jegliches Feingefühl???
Man kann auch nicht behaupten, die Leute die diese Straftaten begangen haben sind bestimmten Schichten zuzuordnen, denn diese Vorfälle ziehen sich durch alle Schichten.
Ich stelle mir unendlich viele Fragen zu diesem Thema...

Was denkt ihr darüber?

Viele Grüße, Joana
 
Ich denke, es wird einfach mehr darüber berichtet, denn diese Nachrichten bringen Zuschauer, so einfach ist das, leider .....

In der Gegend hier sind in der letzten Zeit 2 Kinder verschwunden, es kam noch nicht eine Nachricht im Fernsehen darüber. Andererseits verursachen diese Nachrichten, dass das Überbehüten (und da nehme ich mich selbst nicht raus) die freie Entfaltung der Kids einschränkt (wenn ich überlege, wie wir "früher" aufgewachsen sind, denn es könnte ja was passieren.....

Gruß
Silvana
 
Joana schrieb:
Hat die Kriminalität gegen Kinder wirklich zugenommen oder wird in letzter Zeit einfach nur mehr darüber berichtet?
Ich hab folgende Zahlen aus der Polizeilichen Kriminalstatistik 2004 (langfristige Entwicklung) herauskopiert. Daraus kann man nicht ableiten, daß es eine Zunahme dieser Straftaten gibt. Die guten alten Zeiten waren auch nicht besser! Aber durch die massiven Berichterstattungen bis ins kleinste Detail besonders spektakulärer Fälle erscheint es so!
statistik10aj.jpg


statistik20np.jpg
 
Ja das stimmt, viel wird durch die Medien vermittelt. Aber erschreckend ist es trotzdem, das Eltern ihren kindern so was antun können. Und auf Unverständnis trifft das auch immer wieder. Ich bin froh das in meiner unmittelbaren Nachbarschaft so was noch nicht vorgekommen ist.
 
Ich bin da ganz Eurer Meinung!
Es ist einfach grausam und unmenschlich einem wehrlosen Kind etwas an zu tun! - Für solche Monster sollte man die Todesstrafe wieder einführen!

Auf der anderen Seite finde ich es aber auch besorgniserregend wie sich die Medien auf solche Themen stürzen. Die Berichterstattung ist einfach erschreckend.

Gruß

Gritt
 
Genau es werden zu 95 % nur noch negative Nachrichten gebracht, und die meisten Menschen stürzen sich darauf. Wie viele Kinder auf der ganzen Welt leiden müssen, wird nur gelegentlich mal berichtet. Kinder sind nun mal die wehrlosesten Geschöpfe auf unserer Erde und ihr besonderer Schutz gehört ihnen, dass es trotzdem immer wieder zu solchen Fällen kommt, ist schlimm, klar. Aber wir leben immer mehr in einer egoistischen Gesellschaft, und meistens wird doch weggeschaut. Keiner will sich auch noch zusätzlichen Ärger ans Bein binden. Da sollte man doch mal anfangen, vielleicht würde dann auch Unrecht gegen Kinder mal auffallen.
 
Merlin schrieb:
IDie guten alten Zeiten waren auch nicht besser!

Doch, das waren sie! Die Kriminalität war zwar genau so vorhanden, aber durch Nichtwissen hat man seine Kinder nicht so drastisch behütet, wie das heute der Fall ist (wie gesagt, ich schließe mich da selbst ein!). Die unbesorgte Kinderheit, die es mal gab, gibt es nicht mehr!
 
die Statistik von Merlin hat mich ehrlich gesagt erstaunt.
Die erfassten Fälle steigen nicht wirklich auffallend. Es kommt einem anscheinend so verstärkt vor, weil die Medien irgendwie vor keinem Detail zurückschrecken.
Aber da liegt ja gerade der Knackpunkt der angesprochen wurde:
Nichtwissen befreit in gewissermaßen aber auf der anderen Seite möchte man ja auch informiert werden und wissen wer "die Menschen auf der Straße" sind.
Wissen kann beklemmend sein, aber auf der anderen Seite auch hilfreich.
Ich habe mich auch schon mal dabei erwischt, dass ich einen Mann, der auf dem Spielplatz auf der Bank saß, ohne eines der Kinder dort zu betreuen, "merkwürdig" fand. Nur weil er da saß und kuckte...
Aber in der nächsten Sekunde denkt man dann auch wieder:" man kann auch paranoid werden!"
Problematisch ist dann wie Silvana schon sagte, dass man sein Kind überbehütet: man achtet nicht mehr auf seinen Instinkt, sondern schiebt den eher in die Ecke und folgt dem (medienmanipulierten) Angstfaktor.

Viele Grüße, Joana
 
Zu Hexana: also das mit der Todesstrafe ist so ne Sache.
Erstens denke ich dass die Kriminalität dadurch nicht sinkt. Schaue auf die Länder die diese Strafe praktizieren. Deren Gefängnisse sind teilw. auf gerappelt voll.
Zweitens denke ich auch, dass die Mehrheit der Straftäter davon ausgehen, dass sie nicht entdeckt werden, sie also nicht bestraft werden. von daher würde die Mehrheit ihre Taten nicht wie ein Spiel mit dem Tod betrachten.
Drittens Frage ich mich auch: wer leidet mehr, der der ein bis zwei jahrzehnte (!) im Knast sitzt, abgeschottet von der Außenwelt, ohne die Chance aus eigener Anstrengung noch was aus seinem Leben zu machen?
Oder leidet derjenige mehr und länger der kurz nach dem Urteil stirbt?
Viertens ist es m.E extrem fraglich, ob ein Mensch über den Tod eines anderen entscheiden kann, darf...
...schwieriges Thema.

Viele Grüße, Joana
 
Silvana schrieb:
Doch, das waren sie! Die Kriminalität war zwar genau so vorhanden, aber durch Nichtwissen hat man seine Kinder nicht so drastisch behütet, wie das heute der Fall ist (wie gesagt, ich schließe mich da selbst ein!). Die unbesorgte Kinderheit, die es mal gab, gibt es nicht mehr!

Kann dir nur zustimmen. Ich selbst hab drei Kinder. Obwohl wir in unserem 4.000-Seelen-"Dorf" sehr ruhig leben, krieg ich mittlerweile wirklich Panik, wenn ich zB im Park mein Kind nicht mehr höre, obwohl es nur harmlos Verstecken mit mir spielen möchte. Das Problem ist, dass man die Kinder nicht unter der Angst, die man um sie hat, leiden lassen darf.

Ich denke auch, dass die Misshandlungen früher nicht ganz so schlimm waren. Die Hemmschwelle der Menschen sinkt immer mehr. Wenn ich höre, wie Täter sagen, dass sie nur mal sehen wollten, wie ein Mensch stirbt, wird mir ganz anders.

Und in der Gesellschaft, in der keiner mehr seinen Nachbarn kennt, fällt es wirklich erst zu spät auf, wenn ein Kind nicht mehr ist. Vielleicht würde es ja schon ausreichen, alleinstehenden Frauen oder Problemfamilien einen Berater zur Seite zu stellen. Das Jugendamt sollte sich meiner Meinung nach mehr gefordert fühlen.
 
Joana schrieb:
Zu Hexana: also das mit der Todesstrafe ist so ne Sache.
Erstens denke ich dass die Kriminalität dadurch nicht sinkt. Schaue auf die Länder die diese Strafe praktizieren. Deren Gefängnisse sind teilw. auf gerappelt voll.
Zweitens denke ich auch, dass die Mehrheit der Straftäter davon ausgehen, dass sie nicht entdeckt werden, sie also nicht bestraft werden. von daher würde die Mehrheit ihre Taten nicht wie ein Spiel mit dem Tod betrachten.
Drittens Frage ich mich auch: wer leidet mehr, der der ein bis zwei jahrzehnte (!) im Knast sitzt, abgeschottet von der Außenwelt, ohne die Chance aus eigener Anstrengung noch was aus seinem Leben zu machen?
Oder leidet derjenige mehr und länger der kurz nach dem Urteil stirbt?
Viertens ist es m.E extrem fraglich, ob ein Mensch über den Tod eines anderen entscheiden kann, darf...
...schwieriges Thema.

Viele Grüße, Joana

Aber diese Menschen sind nach dem Todfür die Allgemeinheit keine Gefahr mehr.
 
Da liegt sicher auch ein großes Problem der Todesstrafe. Ich denke viele leute die diese in Amerika vollstrecken müssen, haben auch damit ein Problem. Ich persönlich könnte dies auch nicht.
 
Antje schrieb:
Wenn sie es jemals waren...dumm, wenn man zur falschen Zeit am falschen Ort ist 😱
😕 Ich weiß, ich habe in dieser Beziehung rigide Ansichten, ich teile eher die Ansicht der "Gefahr für die Allgemeinheit"...oder war das alles immer nur Falsche Zeit - falscher Ort:

Chronik eines Mordes

1985: Mario L. (17) tötet eine Rentnerin. Ein DDR-Gericht verurteilt ihn zu 15 Jahren Haft.

1992: Nach sieben Jahren im Gefängnis Brandenburg kommt er vorzeitig auf freien Fuß.

1996: L. bringt ein geliehenes Auto nicht zurück. Urteil: Bewährungsstrafe von sechs Monaten.

1998: Mario L. vergeht sich an zwei Kindern und wird wegen sexuellen Missbrauchs zu zwei Jahren Haft verurteilt. Er macht keine Therapie.

17. Mai 2005: Mario L. missbraucht und tötet das Mädchen Ayla.

Da stellt sich mir schon (emotional) die Frage, ob solch ein Mensch eigentlich selbst noch ein Recht auf Leben hat. Rational brauche ich natürlich nur ins GG zu gucken. Und betriebswirtschaftlich rege ich mich dann auf, dass unsere Sozialkassen, die eh nicht mehr viel in den Taschen haben, dann auch noch die Forensische wohl bezahlt. Und das bei Therapie-Unwilligen:eek
 
hexana schrieb:
ich bin da ganz Eurer Meinung!
Es ist einfach grausam und unmenschlich einem wehrlosen Kind etwas an zu tun! - Für solche Monster sollte man die Todesstrafe wieder einführen!
...

So sehr ich nur verabscheuen kann, was Kindern manchmal angetan werden kann. Die Todesstrafe würde ich nie fordern!
Das hat einerseits mit meinem Ethik-Verständnis zu tun, zum anderen müssten in solchen Fällen nur die Möglichkeiten der zur Verfügung stehenden Strafmaße ausgeschöpft werden. Immerhin gibt es die Möglichkeit der Sicherheitsverwahrung!

Die Todesstrafe ist einfach unmenschlich! Der Staat sollte sich nicht mit Straftätern, die sich an Kindern vergreifen, auf eine Stufe stellen!

Ausserdem gibt es immer Fehlurteile. Zum Beispiel der Fall von Monika Böttcher. Sie wurde schuldig gesprochen, ihre zwei Kinder getötet zu haben. Nachdem sie Jahre im Gefängnis gesessen hat, und immer wieder ihre Unschuld beteuert hat, wurde sie im Revisionsverfahren freigesprochen. Nach neuesten forensischen Erkenntnissen waren die Beweise garnicht sooo niet- und nagelfest wie gedacht.

Trotzdem hat z.B. Marianne Bachmaier, die den Vergewaltiger und Mörder ihrer Tochter im Gerichtssaal erschoß, meinen vollen Respekt!
 
Georgia schrieb:
...Da stellt sich mir schon (emotional) die Frage, ob solch ein Mensch eigentlich selbst noch ein Recht auf Leben hat. Rational brauche ich natürlich nur ins GG zu gucken. Und betriebswirtschaftlich rege ich mich dann auf, dass unsere Sozialkassen, die eh nicht mehr viel in den Taschen haben, dann auch noch die Forensische wohl bezahlt. Und das bei Therapie-Unwilligen😱

In den USA kostet ein Verfahren, dass mit einer Todesstrafe endet, oder enden könnte, so viel, dass die Kosten von Therapie und lebenslanger Haft mehr als gedeckt wären.
Die Kosten einer Straftat muss die Gesellschaft immer zahlen. Das fängt mit den Ermitllungen an und hört bei den Gerichten auf.
Die Frage ist nur, ob man nach dem Motto "Auge um Auge und Zahn um Zahn" richten will, oder ob man sich wieder an Menschenrechte erinnert!
 
Shinead
Shinead schrieb:
Die Frage ist nur, ob man nach dem Motto "Auge um Auge und Zahn um Zahn" richten will, oder ob man sich wieder an Menschenrechte erinnert!
Schade, dass es mir nicht gelungen ist, meine Gedanken klarer ´rüberzubringen. Gerade deswegen hatte ich den Vergleich emotional / rational eingebaut. Ich glaube, unsere Gedanken gehen konformer auf der Grundlage Deines vorhergehenden Beitrags.
 
Georgia schrieb:
😕 Ich weiß, ich habe in dieser Beziehung rigide Ansichten, ich teile eher die Ansicht der "Gefahr für die Allgemeinheit"...oder war das alles immer nur Falsche Zeit - falscher Ort:
😱

Klar gibt es wohl sogar in den überwiegenden Fällen tatsächliche Schuld des Angeklagten/Todesstrafebedrohten...! Das will ich ja auch gar nicht in Abrede stellen.
Aber was ist mit den "Falsche Zeit-falcher Ort"-Leuten?! Wenn Ermittler Fehler machen? Wenn Zeugen falsch aussagen? - Solange das möglich ist, verbietet sich m.E. jegliche weitere Diskussion um die Todesstrafe!
 
Fehlurteile sind das eine... aber Menschen können sich auch ändern. In den USA sitzt derzeit Stanley "Tookie" Williams im Todestrakt. Seine Hinrichtung ist für den 13.12.05 angesetzt. In den 70ern war er Mitbegründer der Streetgang "Crips".
Im Gefängnis hat er sich dann von seiner Gang getrennt, und angefangen Bücher für Jugendliche zu schreiben. In den Büchern geht es hauptsächlich darum, sie von Gangs fernzuhalten.
Williams wurde mehrfach für den Friedensnobelpreis nominiert!

Jeder Straftäter sollte die Chance auf eine solche Wandlung haben!

So wie es aussieht werden die USA, hier speziell der Staat Californien, also Gov. Schwarzenegger, aber die Leistung Williams nicht anerkennen...
 
Georgia schrieb:
Da stellt sich mir schon (emotional) die Frage, ob solch ein Mensch eigentlich selbst noch ein Recht auf Leben hat.

Ich finde interessant, dass derartige Diskussionen oftmals durch Täter ausgelöst werden, bei denen man ohnehin die Schuldfähigkeit in Frage stellen muss.

Ich kann mich nicht erinnern, dass die versammelte Boulevardpresse jemals härtere Strafen gefordert hat, wenn der durchschnittliche Bürger X bei einem Ehestreit seine Frau erschossen hat.
 
Shinead schrieb:
Trotzdem hat z.B. Marianne Bachmaier, die den Vergewaltiger und Mörder ihrer Tochter im Gerichtssaal erschoß, meinen vollen Respekt!
Betrachten wir diese Tat doch mal aus einem anderen Blickwinkel:
Was würde die Tochter von Marianne Bachmann zu der Tat ihrer Mutter sagen? Wäre sie glücklich darüber, dass der Täter tot ist? Hatte die getötete Tochter einen Nutzen vom Tod des Täters? Wäre sie glücklich darüber, dass die Mutter jahrelang ins Gefängnis musste? Hatte die getötete Tochter einen Nutzen davon, dass die Mutter ins Gefängnis musste?
 
Susa schrieb:
Betrachten wir diese Tat doch mal aus einem anderen Blickwinkel:
Was würde die Tochter von Marianne Bachmann zu der Tat ihrer Mutter sagen? Wäre sie glücklich darüber, dass der Täter tot ist? Hatte die getötete Tochter einen Nutzen vom Tod des Täters? Wäre sie glücklich darüber, dass die Mutter jahrelang ins Gefängnis musste? Hatte die getötete Tochter einen Nutzen davon, dass die Mutter ins Gefängnis musste?

Ich weiss nicht, was die Tochter von Marianne Bachmaier dazu sagen würde.
Ich habe auch nicht gesagt, dass ich es gutheisse. Im Gegenteil, ich möchte mich absolut gegen Lynchjustiz aussprechen!

Aber ich muss auch eingestehen, dass ich die Einstellung der Frau bewundere. Sie wusste, dass sie für ihre Tat ins Gefängnis gehen würde - für lange Zeit! Und trotzdem hat sie es getan! Im vollen Bewußtsein, was es für ihr Leben bedeuten würde.
 
Shinead schrieb:
Aber ich muss auch eingestehen, dass ich die Einstellung der Frau bewundere. Sie wusste, dass sie für ihre Tat ins Gefängnis gehen würde - für lange Zeit! Und trotzdem hat sie es getan! Im vollen Bewußtsein, was es für ihr Leben bedeuten würde.
Genau das meine ich: Sie hat es für sich getan Um sich gut zu fühlen. An ihre Tochter hat sie dabei nicht gedacht.

Jetzt erklär mir bitte den Unterschied im Motiv zwischen ihrer Tat und der des Täters.
 
Susa schrieb:
Genau das meine ich: Sie hat es für sich getan Um sich gut zu fühlen. An ihre Tochter hat sie dabei nicht gedacht.

Jetzt erklär mir bitte den Unterschied im Motiv zwischen ihrer Tat und der des Täters.

Ich weiss nicht, ob sie es für sich getan hat, oder für ihre Tochter. Ich weiss auch nicht, was ihre Tochter zu der Tat gesagt hätte...
Ich habe nicht gesagt, dass sie es wahrscheinlich für sich gemacht hat! Vielleicht ja, vielleicht nein. Wir werden das nicht mehr klären können.

Der Unterschied im Motiv ist, dass das Motiv des Täters der Trieb war. Ihr Motiv war wahrscheinlich Rache. Eine Rache, die aus der Trauer entstand.

Ich betone nochmal: Ich will die Tat nicht rechtfertigen, beschönigen oder sonst irgendwie verharmlosen, das ist mir vollkommen fern!

Die Emotionen einer Mutter, die Kind so verliert, kochen hoch! Bei Fr. Bachmaier endete das mit einem Schuß.
 
@ Shinead

Rache entspringt ebenfalls den Trieben. Sex und Rache sind beides Affekte.

Du musst Dich nicht verteidigen. Ich bin mir bewusst, dass Du einen Mord nicht gutheißt.

Du bewunderst Frau Bachmann aber für ihre Tat und damit bist Du ein herrliches Studienobjekt für meinen Soziologiekurs, den ich gerade bearbeite. Deine Reaktionen haben vieles im Kurs bestätigt.

Herzliche Grüße
Susa
 
Ändern sich nicht viele Einstellungen, wenn man plötzlich selber betroffen wäre? Dinge, die ich so vehement nicht gutheißen würde, wie Selbstjustiz, Rache.....würden plötzlich ganz anders aussehen, wenn jemand Julchen von der Strasse schnappen würde! Das würde sie nicht lebendig machen, aber ich könnte so nicht mit Sicherheit ausschließen, dass ich nicht zumindest den dringenden Wunsch nach Rache hätte, und evtl auch ausleben würde, wenn ich die Möglichkeit dazu hätte. Das ist alles nicht politisch korrekt, nur eine sehr emotionale Sicht der Dinge!
 
Das fängt doch auch meist bei viel kleineren Sachen an, dass man Sachlagen anders beurteilt, wenn man selber betroffen ist! Da muss es nicht erst um Mord und Selbstjustiz gehen!

Ich glaube, dass "Bewundern" der Tat von Frau Bachmann/-meier (?) von Seiten Shinead nicht ganz treffend ist, also ich meine, Susas Wortwahl... Ich habe es eher so verstanden, dass Shinhead verstehen kann, wieso sie so handelte..."Bewundern" klingt nach Heldentum
 
Antje schrieb:
Ich glaube, dass "Bewundern" der Tat von Frau Bachmann/-meier (?) von Seiten Shinead nicht ganz treffend ist, also ich meine, Susas Wortwahl... Ich habe es eher so verstanden, dass Shinhead verstehen kann, wieso sie so handelte..."Bewundern" klingt nach Heldentum 😀
Bewundern war nicht meine Wortwahl, sondern Shineads.

@ Kirsten
Dann stelle ich mal Dir die Frage, weil Du ja noch eine Mutter hast und auch eine Tochter:
Wenn Dir unglaublich viel Leid zugestoßen wäre und Du nach Deinem Tod sehen könntest, wie es Deiner Mutter ginge, wenn Du immer neben ihr hergehen könntest, was würdest Du Dir für ihr Leben wünschen? Ginge es Dir gut, wenn Du sie weinen sähest? Ginge es Dir gut, wenn aus Deinem Leid und Unglück noch weiteres Unglück entstünde, indem sie den Täter tötet und dafür im Gefängnis die besten Jahre ihres Lebens verbringt und Du genau das all die Jahre noch mit anschauen müsstest?
 
Susa schrieb:
Bewundern war nicht meine Wortwahl, sondern Shineads.

@ Kirsten
Dann stelle ich mal Dir die Frage, weil Du ja noch eine Mutter hast und auch eine Tochter:
Wenn Dir unglaublich viel Leid zugestoßen wäre und Du nach Deinem Tod sehen könntest, wie es Deiner Mutter ginge, wenn Du immer neben ihr hergehen könntest, was würdest Du Dir für ihr Leben wünschen? Ginge es Dir gut, wenn Du sie weinen sähest? Ginge es Dir gut, wenn aus Deinem Leid und Unglück noch weiteres Unglück entstünde, indem sie den Täter tötet und dafür im Gefängnis die besten Jahre ihres Lebens verbringt und Du genau das all die Jahre noch mit anschauen müsstest?

Das ist eine sehr gute Frage. Natürlich würde ich sie gern glücklich sehen, aber wie kann man denn glücklich sein, wenn man das Liebste in seinem Leben verloren hat? Ich glaube, ich würde sie dafür bewundern, wenn sie bewußt einen schweren Weg gehen würde, mit allen Konsequenzen.
 
@ Kirsten

Da unterscheiden wir uns:
Ich wäre traurig, dass sie ihr Leben wegwirft, wo doch schon meins unterbrochen wurde. Nun könnte ich nicht mal mehr durch sie am Leben teilnehmen und die schönen Dinge in der Welt sehen. Ich müsste die ganze Zeit Gefängnismauern anstarren. Und lebendig würde ich durch die Tat trotzdem nicht.
Ich wäre traurig, weil sie alles nur noch verschlimmern würde: Nicht nur mein Leben wäre zerstört, sondern auch noch ihres und damit hätte der Täter auf der ganzen Linie gewonnen. Sogar noch im Tod hätte er dadurch Macht über mich und meine Mutter. DAS würde ich ihm niemals gönnen wollen.
 
Ich befürchte, daß es viele Hinterbliebene von Opfern gibt, die es nicht ertragen können, daß ein Täter nach x Jahren wieder frei kommt, aber das Opfer tot bleibt.
Diesen Einwand hört man sehr oft, gerade nach Prozessen. Sie empfinden es als eine Art Ungerechtigkeit, daß der Täter das Recht hat, daß er anderen genommen hat.
Wie steht ihr dazu?
 
@ Susa

so wie du das schreibst, hast du sehr sehr Recht! Das würde ich so gesehen auch nicht wollen. Und wenn es eine Option gäbe, dass sie glücklich wäre, würde ich das für sie wollen, aber daran zweifle ich eben, dass das realistisch möglich wäre. Wenn sie wüßte, dass ich neben hier her ginge, und durch sie noch schöne Dinge erleben könnte, wäre das ja eine ganz andere Grundlage. Weißt du, was ich meine?
 
gerry schrieb:
Ich befürchte, daß es viele Hinterbliebene von Opfern gibt, die es nicht ertragen können, daß ein Täter nach x Jahren wieder frei kommt, aber das Opfer tot bleibt.
Diesen Einwand hört man sehr oft, gerade nach Prozessen. Sie empfinden es als eine Art Ungerechtigkeit, daß der Täter das Recht hat, daß er anderen genommen hat.
Wie steht ihr dazu?

Du schreibst schon sehr richtig nach x Jahren. Bei Mord bekommt man lebenslänglich und das bedeutet eine durchschnittliche Haftstrafe von 20 Jahren bevor man eventuell begnadigt wird. Bei besonders schweren Fällen gibt es inzwischen immer öfter Sicherungsverwahrung ( kaum eine Chance dann nochmal freizukommen). Bekommt man aber eine Zeitstrafe, hat man nur diese abzuleisten und keinen Tag länger und genau da liegt doch die Schwierigkeit unserer Justiz, Mord, Totschlag, fahrlässige Tötung abzugrenzen und gerecht zu bestrafen.
Ein Beispiel: Ein Mann legt seiner Frau einen Kabelbinder um den Hals , zieht zu und die Frau stirbt. Strafe : 4 Jahre. Er gab an, er wollte eine halskette ausmessen, hat zu stark zugezogen und dann den Kabelbinder nicht mehr aufbekommen ,unglücklicherweise ist seine Frau dabei erstickt. Der Mann hatte einen guten Anwalt und offensichtlich einen gnädigen Richter. Für mich trotzdem absolut unfair, das der nur 4 Jahre bekommt!
Weiteres Beispiel: Wenn ein Besoffener mein Kind totfährt, und das als fahrlässige Tötung gewertet wird, geht er höchstens 2 Jahre in Knast. Mein Kind ist trotzdem tot. Ist das gerecht.

Es gibt keine gerechte Strafen , es gibt keine Gerechtigkeit! Ich denke genau damit muss man sich abfinden um wieder in ein "normales" Leben zurückzufinden!
 
@Susa und Kirsten:
Das Problem, das ihr beide nicht mit einrechnet ist genau das, was vorher schon festgestellt wurde: wenn man nicht in der Situation ist, kann man seine eigenen Handlungsweisen schlecht einschätzen (okay, höchstens dann, wenn man vor der Unglückstat schon sicher ist, Selbstjustiz zu üben, ich meine aber die andere Richtung...aus der Überzeugung, so etwas nicht zu tun etc. pp.).

Ich denke, Menschen die Selbstjustiz üben sind in den seltensten Fällen bei klarem Verstand und können ihr Handeln wirklich einschätzen. Sie rechnen vielleicht noch mit einer Haftstrafe - aber selbst das kann man sich schlecht vorstellen und daher diese Konsequenz schlecht einschätzen. Rache ist unberechenbar. Es geht ja gerade nicht um ein überlegtes Handeln, sondern um "Affekthandlungen"...

Ich wünsche uns allen, dass wir nie in die Situation kommen, Handelnder in dieser Konstellation sein zu müssen!
 
Susa schrieb:
Rache entspringt ebenfalls den Trieben. Sex und Rache sind beides Affekte.

Sex und Rache sind beides reaktive Verhaltensweisen und keine Affekte. Rache ist situativ motiviert. Der Begriff Rachlust sowie das Triebkonzept sind ohnehin veraltet.
 
Kirsten.H schrieb:
Weißt du, was ich meine?
Ja, ich denke, ich weiß, was Du meinst. :bussi:

Merlin schrieb:
Es gibt keine gerechte Strafen , es gibt keine Gerechtigkeit! Ich denke genau damit muss man sich abfinden um wieder in ein "normales" Leben zurückzufinden!
Und dieses Abfinden ist wohl das Schwierigste. Ich fahre mehrmals in der Woche an einem Baum vorbei, an dem vor drei Jahren ein 18jähriger gestorben ist. Ein Kreuz steht dort, ein großes Bild des Jungen hängt am Baum, immer sind frische Blumen da. Die Mutter fährt mindestens einmal die Woche zu dem Baum und dem Kreuz hin.

Mir wird jedes mal das Herz schwer, wenn ich sehe, wie schwer sie es sich selber und ihrem toten Kind macht. Sie will ihn nicht gehen lassen, aber dadurch wird er nicht wieder lebendig. Sie jedoch scheint mir eine lebende Tote zu sein, innerlich gestorben mit ihrem Sohn.
 
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