Produktionsfunktionen EBWL K1 Seite 68

Dr Franke Ghostwriter
Produktionsfunktionen (EBWL K1 S. 68)

Hi,

und jetzt habe ich auch mein erstes großes Fragezeichen 😕. Ich bin beim Lesen bei den Produktionsfunktionen angekommen und verstehe nur Bahnhof. Kann mir einer die Produktionsfunktionen auf Seite 69 irgendwie etwas besser erklären? Mir ist klar, dass die kleinen "r" für die einzelnen Produktionsfaktoren stehen. Aber dann verlässt es mich. Gibt's irgendwo eine "einfachere" Erklärung, die nicht nur aus Zahlen und Buchstabenkombinationen besteht?

Ach so - und dann auch gleich bitte noch die Homogenität... Ich steh echt total auf dem Schlauch, *grummel*.

Danke!

LG
Bianka
 
Bianka,

ich dachte ja, mit meinem Mathe für Wirtschaftswissenschaftler werde ich ein bisschen Durchblick haben. Aber das habe ich mir schon aus dem Kopf geschlagen. Leider kann ich dir nicht weiterhelfen bei diesen Formeln. Ich denke mir, ich lese einfach weiter, manchmal erklärt sich so einiges erst im nachhinein (ist jetzt meine Hoffung...) Es ist vielleicht nur alles ein bisschen viel auf einmal, was dann im nachhinein gar nicht mehr soo dramatisch ist?! Praktische Beispiele finde ich auch immer gut, à la 1 Tisch, vier Beine und so.
Also dann, lass uns mal schön weitergrübeln!
 
Genau das mit dem Tisch und den Beinen fand ich gut. Oder auch später, da kommt irgendwas mit Motor und Schmierölen. Das ist "praktisch", das versteh' ich. Ich bräuchte halt mal Aufgaben, wo das ganze angewandt wird und die vielen Buchstaben einmal mit Zahlen ersetzt werden. Dann würde ich es auch verstehen (siehe auch die Fragen zur "Optimalen Bestellmenge") - einmal angewandt, schon verstanden...

Aber es beruhigt mich, dass ich nicht die einzige bind, die auf dem Schlauch steht...

LG
Bianka
 
Bianca,

ich sitz da auch schon seit ein paar Tagen drüber - hier mal mein derzeitiges Verständnis (nicht wundern, wenn es bisschen umfangreicher wird: nutze das gleich mal zum Ordnen der vielen Begriffe...)

Allgemein: Produktionsfunktionen beschreiben den funktionalen Zusammenhang zwischen In- und Output. Also stell dir einfach einen großen Topf vor, da schmeißt du alle (für (d)ein Produkt benötigten) Produktionsfaktoren rein. Die Funktion ist nun quasi das "Rezept" nach dem die "Zutaten" zur Ausbringungsmenge "zurechtgeköchelt" werden.

Speziell: Im Kurs werden die verschiedenen P-Funktionen nach Limitationalität und Substitutionalität einerseits, sowie nach der Beziehung zwischen Faktoreinsatz und Ausbringung (homogen/nichthomogen) andererseits unterschieden. Während bei L. höhere Ausbringungsmengen nur durch vermehrten Einsatz aller Produktionsfaktoren zu erzielen sind, können bei Seite die eingesetzten Faktoren gegeneinander ersetzt werden.

Die auf Seite 69 beschriebene CD-Prod.-Funktion ist eine substitutionale Produktionsfunktion und ein Spezialfall der CES (constant elasticity of substitution)-Funktion. Ihre Substitutionselastizität (die angibt, wie "leicht" sich die Produktionsfaktoren bei konstantem Output gegeneinander ersetzen lassen) ist konstant = 1.

Davon zu unterscheiden ist die Skalenelastizität. Die gibt an, wie stark der Output gesteigert werden kann, wenn die Einsatzmengen der Inputs ausgedehnt werden. Hier sind wir also nun bei der Homogenität angelangt.

Ich klau mal bei Wikipedia: "Eine mathematische Funktion heißt homogen vom Grad n, wenn bei proportionaler Änderung aller Variablen um den Proportionalitätsfaktor α sich der Funktionswert um den Faktor αn ändert."
und:

  • Ist die Produktionsfunktion linear homogen, dann beträgt die Skalenelastizität 1. Eine Erhöhung der Einsatzmengen aller Produktionsfaktoren um ein Prozent führt auch zu einer Erhöhung der Produktionsmenge um ein Prozent.

  • Von positiven Skaleneffekten, steigenden Skalenerträgen oder von einer Skalenelastizität größer eins spricht man, wenn die Produktionsmenge um mehr als ein Prozent gesteigert wird, wenn alle Produktionsfaktoren gleichzeitig um ein Prozent erhöht werden. [Anm.: progressiv]

  • Von negativen Skaleneffekten, fallenden Skalenerträgen oder von einer Skalenelastizität kleiner eins spricht man, wenn die Produktionsmenge um weniger als ein Prozent gesteigert wird, wenn alle Produktionsfaktoren gleichzeitig um ein Prozent erhöht werden. [Anm.: degressiv]
*Zitatende* (schöner hätte ich es nicht erklären können!)

Ein Beispiel dazu, das überall herangezogen wird, ist die Beziehung zwischen Sozialprodukt und den "Produktionsfaktoren" Arbeit und Kapital. Die lässt sich als CES-Funktion mit Homogenitätsgrad = 1 beschreiben:
Faktor Arbeit = N (Anzahl der Beschäftigten)
Faktor Kapital = K (etwa Anzahl der Arbeitsplätze) und
"Output" M = der Wert des gesamten Sozialproduktes
so gilt: M(N,K) = NM (1, K/N). Die Funktion M ist also homogen vom Grad 1, heißt - der Wert des Sozialproduktes beträgt immer das N-Fache von M und dieses hängt lediglich vom Verhältnis K/N, also vom Beschäftigungsgrad ab. Das ist jetzt sicher krass vereinfacht, aber zum Verstehen vielleicht ganz gut. Genau beschrieben wird das z. Bsp.: hier!

Noch ein Tipp: Nicht von Aufgabe 3 verwirren lassen! Die läuft unter dem Motto: "Warum einfach, wenn`s auch kompliziert geht!"
Wikipedia: "Bei der CES-Produktionsfunktion lässt sich die Skalenelastizität unmittelbar als Summe der Exponenten (Hochzahlen) der Inputmengen (z.B. Arbeit A und Kapital K) ablesen. Insbesondere gilt dies für die Cobb-Douglas-Produktionsfunktion, die zu den CES-Produktionsfunktionen gehört."

So, das soll mal reichen. Falls jemand anderer Meinung ist - bitte posten!

LG
Jana
 
Die Geschichte mit der Homogenität ist ganz einfach.

Angenommen Du hast eine Produktionsfunktion M = r1^2 * r2^3. Dies sei Deine Einheitsausbringungsmenge. Mit dem Lambda hebst Du jetzt das gesamte Prozessniveau an. Für Lambda = 1 hast Du obige Einheitsausbringung, da ist das Lambda noch unsichtbar. Wenn Du jetzt das Prozessniveau ändern möchtest, musst Du das Lambda erstmal "sichbar machen", indem Du es ausklammerst. Dann kommst Du auf M = (λr1)^2*(λr2)^3 = λ^(2+3)*r1^2*r2^3 = λ^5 * r1^2 * r2^3.

Jetzt kannst Du für Lambda theoretisch alles einsetzen und damit das Prozessniveau steuern. Hier haben wir λ^5, das heißt, wenn Du das Prozessniveau um Lambda anhebst, kommt die Lambda^5-fache Ausbringungsmenge raus.
 
ich danke Euch schon mal - ein bisschen mehr Licht ist jetzt schon mal da. Ich habe mir jetzt noch den "Wöhe" bestellt, der mir als "Bibel der BWL" empfohlen wurde, vielleicht ist es da ja noch besser erklärt... Weil so richtig verstehen tu ich's nicht. Ich hoffe halt, dass ich's durch die praktische Übung besser verstehe...

LG
Bianka
 
Man sollte sich am Anfang nicht zu sehr an den einzelnen Formeln und deren Herleitungen aufhalten. Man sollte zwar schon wissen was eine Produktionsfunktion ist oder was limitational/substitional usw bedeutet, aber an dem ganzen Buchstabensalat würde ich mich erstmal nicht zu lange aufhalten. Ich hatte das selbe Problem, bin dann aber einfach mal alle KEs durchgegangen und wenn man sich anschliessend mit den alten EAs und Klausuren beschäftigt, kommt schnell Licht ins Dunkel. Das war mein erstes Modul und meine Mathekenntnisse gehen nach 10 jähriger Schulpause gegen Null, trotzdem hatte ich am Ende einen ziemlich guten Durchblick. BWL ist nochmal ne ganz Ecke kryptischer als VWL, aber EAs und Klausuren sind wie gesagt ne große Hilfe, nachdem man sich einen Überblick verschafft hat. Nicht zu sehr festbeißen und lieber zunächst versuchen das große Ganze zu verstehen 😉

Ich fange jetzt mit Mathe an und habe auch das Gefühl vor einer unlösbaren Aufgabe zu stehen. Ich hoffe hier auch auf den EBWL Effekt
 
@Schobbe: Na, das beruhigt mich ja 😉. Ich habe jetzt schon von einigen Hilfe bekommen, und so langsam steige ich durch, hoffe ich, glaube ich... Aber mein Thema wird das nicht. Dafür hatte ich gestern bei Produktionsprogrammen richtig Spaß 😀.

LG
Bianka
 
Ich habe da auch einige kleine fragen (wahrscheinlich steinigt ihr mich jetzt wgn. der überflüssigkeit, aber ich stehe da einfach auf dem schlauch):

bwl Skript KE1, s.69 ff.

wie erklärt sich die formel auf seite 69, beginnend mit
M = c*r^1/2 + r^1/4. sie ist markiert mit der bezeichnung "cobb-douglas-funktion". wie kommt man von der allgemeinen formel auf diese willkürliche schreibweise?

was ist dabei "c" ? (das wird im gesamten text gar nicht erläutert, sondern ist einfach da) und warurm wird es mit 0,25 angegeben? wenn damit r1/r2 gemeint ist, könnte ich doch - da die die gewählte faktoreinsatzrelation gleichgültig sein muss - auch c=16 angeben und würde demnach auf völlig andere werte für den späteren homogenitätsgrad kommen.

...und wer kann mir anhand des tischbein/tischplatten-beispiels erläutern, was mir ein lambda als beschreibung des produktionsniveaus sagen soll?

dei anschließende berechnung der homogenität ist mir dagegen wieder völlig offensichtlich 😉

wenn mir das jemand in "sendung-mit-der-maus"-sprache kurz erläutern kann, wäre ich sehr dankbar dafür!

beste grüße*
 
Naja...

...der werfe den ersten Stein, der dieses Thema frei von Vorwissen SOFORT und OHNE NACHZUSCHLAGEN! verstanden hat! 😕 Ich jedenfalls nicht - insofern von mir kein Stein, sondern der Versuch meiner beschränkten Eigeninterpretation:

M = c*r^1/2 + r^1/4. sie ist markiert mit der bezeichnung "cobb-douglas-funktion". wie kommt man von der allgemeinen formel auf diese willkürliche schreibweise?

Hmm, also m. E. ist diese Schreibweise jetzt nich wirklich "willkürlich". Die Potenzen 1/2 und 1/4 bezeichnen den Mengenbedarf der jeweiligen Produktionsfaktoren r_1 und r_2 an. Diese Funktion ist für ein entsprechendes Produkt gegeben:

HIER haben wir zum Beispiel den Knut. Der Knut, der bäckt Brot, weil: der ist ein Bäcker 😀. Dafür braucht der Mehl und Wasser. Das Mehl nennen wir mal r_1 und das Wasser r_2. Wenn der Knut also das Brot sauber und eßbar hinkriegen will, dann braucht der sagen wir mal Mehl-hoch-1/2 und Wasser-hoch-1/4. (Die Zahlen sind ersponnen, ich war noch nie Bäcker und kenne also nicht die Prod.-Funktion von Brot... 😱) Für Brötchen sieht diese Funktion aber - wie du dir sicher denken kannst - anders aus. Und noch viel anders, wenn es um die Herstellung von sagen wir mal - Raketentreibstoff geht. Damit können wir nun galant zu c überleiten:

"c ist ein nichtkonstanter Faktor. Ist c nicht konstant, sondern wird mit der Zeit größer, dann kann so technischer Fortschritt abgebildet werden. Als Faktor vor der gesamten Produktionsfunktion wie hier bildet c(t) (t = Zeit) Hicks-neutralen technischen Fortschritt ab." ...sagt zumindest wikipedia.org. Bissel verständlicher wird das dann hier erklärt: "der a(t) ist ein mit der Zeit t größer werdender Faktor, der die wegen des technischen Fortschritts allmählich steigende Arbeitsproduktivität abbildet." Wenn sich also der Knut einen neuen, moderneren Ofen zulegt, dann müßte sich c verändern, oder? So versteh ich das jedenfalls, kann aber auch falsch sein, weil ich bin blond und eine Frau und also ist es mit dem technischen Verständnis, nun ja, ...

Beim Tisch fühl ich mich da schon wohler:
...und wer kann mir anhand des tischbein/tischplatten-beispiels erläutern, was mir ein lambda als beschreibung des produktionsniveaus sagen soll?

Lambda ist der Faktor, um den du das Prozessniveau, also die jeweiligen Einsatzmengen erhöhst. Oder anders: es geht um Niveauvariation - der Input wird vervielfacht (um Lambda). Im Ergebnis bekommst du Auskunft über die Homogenität: Wächst der Output "um Lambda" (Summe der Potenzen = 1) dann liegt lineare Homogenität vor. Das ist beim Tisch der Fall.

Leider vermag ich nicht zu sagen, was Knut von Lambda hält, weil der grad zu Tisch is :essen:. Soll aber auch ohne sein Statement erstmal reichen.

Schöne Grüße aus dem sonnigen Sachsen
Jana
 
Hahaha - top! also lambda sorgt bei konstantem r1/r2 verhältnis um eine lambda fache erhöhung der produktion. (wenn 1 tisch gebaut werden soll, mit 4beinen und einer platte -> lambda =1, wenn zwei tische, dann lambda =2 und wenn dann noch schöneres holz verwendet wird, wird c größer 🙂... so in etwa?

danke erstmal!

sebastian
 
@top secret: das internet ist ja voller schlauer leute - also wenn sich keiner aufregt, scheint's zu passen! danke nochmal und jetzt aber raus aus dem grünen pulli 🙂
RTEmagicC_ChristophBiemann_01.jpg.jpg
 
Hat evtl. jemand noch eine Literaturempfehlung zu diesem Themengebiet?

@top secret: Danke für Deine Erklärungen. Das hat mich schon mal ein ganzes Stück weitergebracht.

@law-girl: Gern geschehen. Freut mich, wenn`s hilft.

Literaturempfehlung habe ich keine, aber ich fand diese Vorlesung
absolut hilfreich. (Der Prof. ist auch irgendwie "rührend". :daumen🙂

Grüße
Jana
 
Oben