Die Frage ist nicht, ob ich das in Ordnung finde: Natürlich wäre es mir auch lieber, saubere sportliche Leistungen zu sehen (wobei ich auch gerne sehe, wenn 100m-Läufer unter 10 sec sprinten- mein Lieblingslauf ist der von Ben Johnson...), aber ich bin mir dessen bewußt, daß eine allgemeine Dopingfreiheit auch nicht durch noch so gute Kontrollen (wie sie es übrigens auch nicht sind!) zu erzielen ist (auch nicht gewollt, was vor (STH-Test) und während sowie nach den letzten OS (Kenteris,Thanou) deutlich zu Tage trat). Ich bin viel zu realistisch, um abstrusen Träumen von der sauberen, heilen Sportwelt hinterherzujagen.
Ich würde auch niemals einen dopenden Sportler pauschal verurteilen: Auch er ist nur ein getriebener des Geschäfts, seiner Eitelkeit, seines Umfeldes: Ein Leistungssportler verbringt locker 25 bis 30 h in der Woche mit seinem Sport, der nicht immer Spaß macht, hat einen hohen Aufwand (zeitlich, finanziell), der nur in den wenigsten Sportarten halbwegs abgegolten wird, wie z.B. Fußball, wo sogar Kreis- und Bezirksklassespieler (in unserer Gegend zumindest) für ihr unkoordiniertes Rumgebolze noch Punktprämien und Trainingsantrittsgeld bekommen.
Wenn du an die Spitze willst, mußt du dir im Klaren sein, daß dort andere, die den Sport genauso lange betreiben wie du und genetisch ebenso dafür prädestiniert sind, das letzte Quäntchen eben auf anderem Weg herausholen.
Bleibst du sauber, schaffst du es nicht an die Spitze und kannst jegliche Art von Sportförderung, besonders die des Bundes, in den Wind schreiben und niemand guckt dich als vierter oder fünfter im nationalen Vergleich auch nur mit dem
an, ganz im Gegenteil, du bleibst immer das ewige Talent (impliziert immer auch das Versagen!).
Wer aber 30 h in der Woche, seinen gesamten Jahresurlaub, seine Wochenenden und seinen Alltagsrythmus dem Sport unterordnet, investiert zu viel, um immer nur in der zweiten Reihe stehen zu wollen.
Und was machen wir Konsumenten: Lachen uns im sesselpupsend über den siebenten eines olympischen 100m- Laufes kaputt (lahme Ente) und sind tief enttäuscht, wenn die Schwimmer nicht genug Goldmedaillen sammeln.....
Wir zwingen die Athleten zu unsauberen Praktiken, lachen über die "Verlierer", feiern die Gewinner, räkeln uns in unserer Lieblingssportlerbettwäsche, und wenn einer erwischt wird, schimpfen wir rauchend, trinkend, medikamenten- und drogensüchtig, koffeinkonsumierend (NADA-Dopingliste), also absolut sauber, über die bösen Verwender unerlaubter, schädlicher, leistungsfördernder Substanzen.
Aber irgendwie kann man keinem einen Vorwurf machen, weil wir alle so sind und aus unserer Sicht nicht grundsätzlich Unrecht haben....