Spätere Berufsaussichten

Dr Franke Ghostwriter
ich überlege derzeit, ein Bachelor-Studium in Wirtschaftswissenschaften aufzunehmen, habe dazu allerdings eine nicht wenig entscheidende Frage: Und zwar bin ich 28 und "von Hause aus" Journalist. Da man aber natürlich nicht weiß, wie sich meine Branche in Zeiten von Twitter, E-Paper und Co. entwickeln wird, hätte ich gern ein zweites Standbein, auf das ich im Fall des Notfalls umsteigen könnte. Deshalb interessiert mich ein Wirtschaftswissenschaftsstudium in Teilzeit. Meine Frage ist nun, ob es für jemanden, der dann bei Beendigung seines Studiums Mitte 30 sein wird und natürlich keine Berufserfahrung als Betriebswirt hat, überhaupt realistisch ist, im wirtschaftswissenschaftlichen Bereich auf dem Arbeitsmarkt unterkommen zu können. Ich meine, man sieht Leute, die ihr BWL-Studium mit 23 oder 24 abschließen und Auslandssemester in Tokyo und Chicago hinter sich haben. Da kommt natürlich die Frage auf, ob es überhaupt realistisch ist, dieses Fernstudium beruflich nutzen zu können. Allein für meinen Lebenslauf oder die Visitenkarte bräuchte ich keinen zusätzlichen WiWi-Bachelor. Wie schätzt ihr die Aussichten ein?
 
Meiner Meinung nach sind die Berufschancen für Absolventen des Bachelors in Wirtschaftswissenschaften nicht so besonders, weil es eine Menge Absolventen gibt. (mit einem Master sieht es wahrscheinlich einen Tick besser aus) Die Situation kann u.a. auch anders aussehen, wenn man z.B. in einem kaufmännischen Bereich arbeitet und der Bachelor eine Art weiterqualifikation bedeutet, denn dann ist zumindest praktische Berufserfahrung im wirtschaftlichen Bereich vorhanden.

Was das Fernstudium gegenüber dem Präsenzstudium auszeichnet ist allerdings das Maß an Engagement, welches man fürs durchhalten braucht. Das könnte die Berufschancen verbessern.

Trotz dieser eher negativen Prognose meinerseits: Man weiß nie was kommt und was sich dir für Chancen bieten und wenn du Zeit und Lust hast zu studieren, würde ich es an deiner Stelle probieren. (Vielleicht gründest du ja deinen eigenen kleinen Zeitungsverlag oder schreibst künftig für den Wirtschaftsteil
 
Die Berufsaussichten für Bachelor Absolventen in Wirtschaftswissenschaften (ja, man studiert an der Fernuni Hagen leider Wirtschaftswissenschaften und nicht nur BWL!) kann man nicht pauschal als gut oder schlecht bewerten.

Das WiWi-Studium ermöglicht je nach inhaltlicher Schwerpunktsetzung den Einstieg in völlig unterschiedliche Berufsfelder:

Mitarbeiter im Marketing
Mitarbeiter im Bereich Personal
Mitarbeiter Rechnungswesen /Finanzabteilung / Controlling
Vetrieb bei der Bank
Unternehmensberater
Staatsdienst
Steuerberater
Versicherungsmathematiker

Jede Bereich hat seine eigene, spezielle Arbeitsmarktsituation und ist anders.

Generell würde ich sagen, dass der Wald-und-Wiesen-Betriebswirt nur noch sehr schwer eine Stelle findet. Ebenso sieht es im Bereich Marketing und Personal schlecht aus. Denn hier konkurrieren WiWi-Absolventen mit allen möglichen Bewerbern anderer Studiengänge (Sprachen, Psychologie) und Bewerbern mit beruflicher Weiterbildung (z.B. Personalkaufmann, stl. gepr. Betriebswirt usw.).

Am besten sieht die Arbeitsmarktsituation noch dort aus, wo man die speziellen Fachkenntnisse des Studiums unbedingt braucht und kein Nicht-BWLer in Frage kommt z.B. Finanzen, Rechnungswesen, Steuern. Auch die Schwerpunkte, die sich schon längst zu einem eigenen Studiengang weiterentwickelt haben (Wirtschaftsinformatik, Wirtschaftsingenieur, Wirtschaftsrecht usw.) sind in der Regel deutlich aussichtsreicher als ein sehr allgemein gehaltenes WiWi-Studium.

Die Wahl der Schwerpunkte im Hauptstudium ist sehr wichtig. Wenn man z.B. Controlling und Steuern im Hauptstudium studiert, ist man für alle Personalabteilungen oder Marketingabteilungen dieser Welt für immer gestorben. Die Schwerpunkte sollte man sich gut überlegen. Die lassen sich nicht mehr ändern.

Ehrlich gesagt sehe ich für dich aber insgesamt nicht viel Chancen, wenn du das Studium in Teilzeit studieren willlst. Denn dann bist du später schon sehr alt und hast gar keine praktische Erfahrung. Chancen sehe ich eher, wenn du jetzt in Vollzeit studierst und dir schon zu Beginn des Studiums eine Werkstudentenstelle oder eine reguläre Stelle in einem affinen Bereich suchst (ist sicher nicht unmöglich!). Dann könnte der Wechsel noch hinauhen.

Ach ja, ich schätze mal, dass du eher so ein Sprachen-Typ bist. Die Fernuni Hagen ist leider sehr mathelastig ausgerichtet. Es könnte durchaus sein, dass das Studium inhaltlich für dich gar nichts ist. Alternativ könntest du dich bei den Wirtschaftsrechtlern umschauen (Bachelor of Laws an der Fernuni Hagen).

Eine sinnvolle Weiterqualifizierung wäre evtl. auch Wirtschaftsinformatik (wenn dir die Mathelastigkeit nichts ausmacht). Denn dann bist du sowohl in Bezug auf die Inhalte als auch in Bezug auf die Technik neuer Medien qualifiziert.
 
Kombinaton ist die Devise.

Die Kombination von Fach- und Wirtschaftkompetenz ist das Erfolgsgeheimnis von Wirtschaftsingenieuren und so weiter. Sie sind in den Unternehmen wesentlich flexibler einzusetzen als reine Fachleute.
Und die Grenzen verschwimmen sowieso immer mehr. In spätestens zwanzig Jahren wird es kaum noch eine qualifizierte Ausbildung geben, die nicht auch wirtschaftswissenschaftliche Grundlagen vermittelt. In Zeiten von Business Scorecards müssen bereits Führungskräfte der unteren Ebene mit den gebräuchlichsten Finanzkennzahlen umgehen können. Spätestens ab der mittleren Führungsebene sind Kenntnisse in der Kostenrechnung unabdingbar. Wenn der Erfolg der Jahresziele in Deckungsbeitragswerten gemessen wird, sollte man dann auch Wissen was das ist.

Fazit: Wenn du deinen Arbeitgebern das Studium nicht als zusätzliches Standbein, sondern als Erweiterung deiner Skills (wie es in Neudeutsch so schön heisst) verkaufst, ist auch das Alter kein Problem mehr. Verpackst du das noch als Beispiel für Eigeninitiative, Weiterbildungswillen und Zukunftsplanung, dann solltest du eigentlich alle Trümpfe auf deiner Seite haben.
 
Postitiv:
Deine chance im Leben arbeitslos zu werden / zu bleiben ist um einige Prozentpunkte geringer als im Vergleich zu anderen ohne Studium

Negativ:
Studiengebühren am Horizont.
studium nicht in mindestzeit abschliessen kann..
 
Die Arbeitsmarktsituation ist doch eh angespannter denn je. Heute wollen doch alle Arbeitgeber eierlegende Wollmilchsäue, jung, knackig und formbar mit bitteschön 20 Jahren Berufserfahrung.
Du hast ja eine Berufsausbildung und ein Studium schadet ja nicht. Du öffnest dir mehr Möglichkeiten und vergrößerst deine Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Mach dir einfach klar ob du bereit bist deine Freizeit dafür zu opfern und überleg dir vorher wohin das führen soll. Du kannst so ein Sudium ja vielleicht in deinen bisherigen Beruf eingliedern indem du deine Schwerpunkte auf das wirtschaftliche Weltgeschehen legst oder versuchen komplett neu irgendwo unter zu kommen.
 
Lest euch doch bitte die Fragen richtig durch, bevor ihr antwortet! Der Fragesteller hat keine Ausbildung, sondern beretis ein (geisteswissenschaftliches) Magister Studium abgeschlossen und ist nach dem Studium im journalistischen Bereich tätig geworden. Seine Chancen auf dem Arbeitsmarkt steigen nicht automatisch, weil er noch ein weiteres Studium absolviert hat. Zumal dieser Zusammenhang von höherer Bildung und Arbeitsmarktchancen sowieso Imo ein Märchen ist. Man zieht bei solchen Vergleichen immer Zahlen heran, die Absolventen beinhalten, die vor 30 Jahren ihr Studium abgeschlossen haben. Deren Situation kann man nicht einfach auf die heutigen Studienanfänger übertragen.

Es hieß früher immer, dass Leute mit Abitur seltener arbeitslos sind. Mittlerweile macht in manchen Bundesländern jeder zweite Abitur. In der aktuellen Wirtschaftskrise ist die Gruppe der Abiturienten diejenige, deren Arbeitsmarktzahlen im Verhältnis zu vorher am stärksten eingebrochen sind. Die Arbeitsagenturen melden erstmals eine größere Zahl Abiturienten, die nach der Schule nichts finden! Jetzt blicken wir noch 5 Jahre oder mehr in die Zukunft und denken die Entwicklung weiter. Für heutige Schüler, die auf das Gymnasium wechseln, dürfte der Vorteil später, den sie aus ihrem Schulabschluss ziehen können, nur noch relativ gering ausfallen, obwohl es mit dem achtjährigen Gymnasium immer stressiger wird.


Ein anderer Punkt ist auch der, dass der Fragesteller kein kaufmännischer oder gewerblicher Mitarbeiter ist, der später mal automatisch von betriebswirtschaftlichem Wissen profitieren wird. Die Frage ist doch eher, ob es für "Schreiberlinge" mit zusätzlichem BWL-Studium eine Nische gibt, die er besonders gut besetzen kann.
 
Weil Journalisten in aller Regel über Magister-Studium und Praktika, besser Voluntariät in ihren Beruf einsteigen. Über eine gewerbliche oder kaufmännische Berufsausbildung kommt man normalweise nicht in diesen Bereich (ausgenommen Randbereiche wie z.B. PC-Magazine, die für Quereinsteiger offen sind). Es gibt natürlich auch Juristen, Mediziner, Naturwissenschaftler, die als Journalisten arbeiten. Aber ich denke, wenn er so ein Studium hätte, dann würde der Fragesteller hier nicht auch noch BoL oder WiWi studieren wollen.
 
Ob er studiert hat oder nicht ist also offen, Freddy müsste das noch selber mitteilen. Insofern finde ich Deine Ermahnung an den Vorredner, den Beitrag richtig zu lesen, etwas merkwürdig.

Liebe Grüße
 
Ich meinte mit Berufsausbildung auch nicht eine betriebliche Ausbildung oder Lehre, sondern einfach nur eine verbriefte Tatsache, dass er eine Ausbildung in irgendeiner Form (Studium ist auch eine Ausbildung) hat. Heute geht ohne fast gar nichts mehr wie wir wohl alle wissen.
Und zum Thema genau lesen, sich Möglichkeiten öffnen ist was anderes als automatisch mehr Möglichkeiten zu haben. Zudem hab ich auch nicht gesagt dass er später in einen kaufmännischen Bereich muss oder kommen wird. Wie geschrieben nur eine Möglichkeit. Wenn du spitzfindig sein willst, dann aber auch bitte genau lesen bevor du antwortest 😉
Aber nun zurück zum Thema: Man sollte nur nicht aufs gerate Wohl los studieren, weil wie Mr Jaggers deutlich geschrieben hat, nicht automatisch vom gelernten profitiert wird. Deshalb hab ich ja geschrieben man soll sich vorher überlegen wo es hin geht.
Unter Umständen lohnt es sich vielleicht nicht zusätzlich noch zu studieren, vielleicht wäre eine einfache Weiterbildung sinnvoller. Aber dass wiederum kann sich in diesem Rahmen Freddy2010 wohl nur selber beantworten, ein Journalist oder Verleger scheint ja nicht unter uns zu sein und daher können wir wohl kaum die Arbeitsmarktsituation von Journalisten abschliesend beurteilen.
 
Relevanter dürfte sein, ob Du gerne lernst und ob Du Dir vorstellen kannst, min. 7 Jahre lang dafür eine Menge Zeit zu opfern. Wie die Berufsaussichten in 7 Jahren sind, kann Dir heute eh niemand mit Garantie sagen (Schweinezyklus in Wiwi, wirtschaftliche Entwicklung allgemein). Die besten Berufsaussichten helfen Dir wenig, wenn Du Dich durchs Studium quälst. Zum einen weil Du dann garantiert länger als 7 Jahre brauchen wirst, zum anderen weil ein "ausreichender" Abschluß nicht wirklich hilft. Wenn es einem keinen Spaß macht, sich immer wieder über die Bücher zu hocken, dann wird man sehr schnell scheitern (vor ein paar Jahren lag die Zahl derjenigen Wiwi-Studenten, die ihr Vordiplom an der FernUni machten, bei rund 5%). Es ist also kein Spaziergang.

Die unterschiedlichen Aussichten innerhalb der BWL hat Mr. Jaggers sehr schön dargestellt.
 
Weil Journalisten in aller Regel über Magister-Studium und Praktika, besser Voluntariät in ihren Beruf einsteigen.

Das mit dem Studium ist zumindest im Printbereich und im ö-r Rundfunk inzwischen die Regel, aber durchaus nicht zwingend. Es gibt viele Quereinsteiger.

Aber dass wiederum kann sich in diesem Rahmen Freddy2010 wohl nur selber beantworten, ein Journalist oder Verleger scheint ja nicht unter uns zu sein und daher können wir wohl kaum die Arbeitsmarktsituation von Journalisten abschliesend beurteilen.

Doch hier ist einer (zumindest ein ehemaliger). Die Aussichten sind einigermaßen traurig. Stellen werden eher weniger als mehr, der Druck nimmt zu, die Bezahlung dagegen ab. Originäre journalistische Arbeit (mit Recherche, Interview, Kreativität) wird immer mehr durch die Arbeit am Desk abgelöst, wo es im Wesentlichen darum geht, dass die Zeitung keine weißen Stellen hat (oder das Radio mal nicht nichts senden muss.)

Sich beruflich anders zu orientieren, ist also vom Ansatz keine schlechte Idee.

In Diskussionen zu diesem Thema hier stelle ich immer wieder eine gewisse Skepsis fest gegenüber dem Fernstudium und den Berufsaussichten von Absolventen. Zurzeit gibt es an der FernUni eine Untersuchung zum Thema, und ich bin mal auf die Ergebnisse gespannt.

Viele junge Studenten haben heute den Bilderbuchlebenslauf - Studium in Regelzeit, 37 Praktika, davon 46 im Ausland. 😉 Aber: wenn alle so einen Lebenslauf haben, ist das auch schon nix Besonderes mehr. Und nochwas: in Stellenanzeigen werden immer die Supertypen gesucht, die alles können und mit 30 schon 10 Jahre Führungserfahrung haben. Nachher sitzen auf den Posten aber doch immer irgendwelche normalen Flachschippen. 🙄

Ich komme aus Leverkusen (jaja, ein Schicksal). Da ging man früher "zum Bayer" und blieb da ein Leben lang. Sowas wird heute immer seltener. Jobs sind eben das: Jobs, keine Lebensstellungen. Krumme Lebensläufe werden häufiger, und die Arbeitgeber wissen das.

Fazit: ich würde mir nicht so viele Gedanken darüber machen, was andere denken oder wie die Arbeitsmarktsituation in vier, fünf Jahren ist. Überlegt Euch, was ihr Euch beruflich vorstellen könnt (und ob das Studium Euch Spaß machen wird - nicht ganz unwichtig im Fernstudium). Alles andere wird sich ergeben. So war's bei mir auch: nach meinem Studium an der FeU bin ich nun kein Journalist mehr.
 
vielen Dank für die Antwort, Herr (Ex-)Kollege! 😉
Ich mache mir auch nicht zuuuuu viele Gedanken, wie es in einigen Jahren für Absolventen auf dem Arbeitsmarkt aussieht, aber gerade da das Fernstudium wohl viel Eigenmotivation abverlangt, wäre es halt auch hilfreich dabei, eine gewisse Perspektive am Horizont zu sehen. Wüsste ich von vornherein, dass ich nur büffele, um mir in einigen Jahren ein neues Blatt Papier mit Wasserzeichen in den Ordner heften zu können, wäre das nicht sehr motivierend. 🙁
Wobei die Marktlage für Uni-Absolventen vermutlich in jedem Bereich schwieriger wird. Neulich las ich, dass einzig noch die Zahnmedizin nahezu eine spätere Jobgarantie bietet. Aber dass man mit arbeitslosen Politologen, Lehrern und Architekten die Straßen pflastern kann, ist ja nichts Neues. Von daher muss man es vermutlich einfach drauf ankommen lassen, was man später von dem Abschluss hat.
Darf ich meinen "Vorschreiber" noch fragen, in welchem Bereich du nach deiner journalistischen Arbeit nun tätig bist? Hast du hier auch WiWi studiert?
 
Aber dass man mit arbeitslosen Politologen, Lehrern und Architekten die Straßen pflastern kann, ist ja nichts Neues.

Kann man das wirklich? Ich habe nach der letzten Wirtschaftskrise einmal das Arbeitsamt von innen kennen gelernt und bin dabei im Wesentlichen auf Leute gestoßen, die keinen Uniabschluss hatten. Es mag für Politologen schwieriger sein, direkt nach dem Studium eine angemessene Arbeit zu finden (also - außer Taxifahren :fiesgrins), aber dass Heerscharen hungernder Geisteswissenschaftler in den Fußgängerzonen um eine Mark betteln, wäre mir neu. Tatsächlich ist das Risiko für Akademiker arbeitslos zu werden deutlich niedriger als das für Nichtakademiker.

An der schrägen Wahrnehmung ist unser Berufsstand wohl nicht ganz unschuldig. Wenn ich im Express (dem hiesigen Revolverblatt) eine Titelgeschichte (!) darüber lese, dass eine Juristin nach dem 2. Staatsexamen bei McDonald's Burger brät, wundert mich das nicht... Der Normalfall sind solche Lebensläufe aber nicht.

Darf ich meinen "Vorschreiber" noch fragen, in welchem Bereich du nach deiner journalistischen Arbeit nun tätig bist? Hast du hier auch WiWi studiert?

Ich hab an der FernUni VWL und BWL auf Diplom studiert und arbeite jetzt als Analyst bei einer Tochterfirma eines bekannten deutschen Konzerns...
 
Ja, die Situation ist wirklich so. Habe gerade neulich mit der Arbeitsagentur darüber gesprochen, weil ich etwas über dieses Thema geschrieben habe. Heute bekommst du als ausgebildeter Fliesenleger schneller einen Job, als dass du als Architekt in einem Büro unterkommst. Und selbst wenn dich jemand will, bleibst du meist Freiberufler und kämpfst mit deinen Skizzen gegen die eigenen Kollegen an. Ich würde mich da fragen, ob es ein solches Arbeitsklima und solche -bedingungen Wert sind....
Und als Lehramtsstudent musst du heute schon ab einem Master-Abschluss von 1,8 Glück haben, in deinem Bundesland ein Referendariat zu bekommen. Heutzutage musst du wahrscheinlich wirklich schon im Studium deinen ersten Burnout haben, damit du als Absolvent nicht von Garmisch nach Flensburg gejagt wirst, um eine Trainee-Stelle zu bekommen.
 
Ja, bei Architekten ist es ähnlich wie bei Journalisten. Zuviele Leute, zuwenig Jobs. Meine Theorie ist, dass es bei solchen Jobs Parallelen zum Drogenhandel gibt. 😀

Es gibt eine ökonomische Untersuchung des Drogenhandels in Chicago, die feststellt, dass die Dealer an der Ecke ein hohes Risiko tragen, aber nur wenig verdienen. Viele leben deshalb sogar noch bei Mama. Trotzdem sind die Jobs begehrt, weil es zwar nur eine geringe Aufstiegschance gibt - die verspricht aber hohes Einkommen und hohes Prestige. Aus demselben Grund bewerben sich zehntausende bei DSDS.

Bei Lehrern kommt es wohl darauf an, welches Fach man studiert hat. Mit Mathe rollen sie Dir überall den roten Teppich aus...
 
Ja, das klingt sehr logisch. Ist ja bei "uns" nicht anders. Klar, wenn man sieht, wie Redakteure bei der "Tagesschau" oder der "Süddeutschen" leben, dann ist das natürlich toll. Aber in der Realität schaffen es dorthin vermutlich nur 3 Prozent aller Journalisten, die dann auch gefühlte 76 Auslandssemester hinter sich und während des Studiums als Freier bei CNN gejobbt haben.
Als BWL-Student davon auszugehen, dass man später neben Dieter Zetsche im Daimler-Vorstand sitzt, wäre wohl genauso fatal.
Naja, jeder Sektor ist heute wohl schwierig. Wenn man netto über 1000 Euro kommt und eine Festanstellung hat, sollte man heutzutage wohl schon nicht mehr klagen.
 
Jo, dann solltest Du wirklich schnellstens BWL studieren. Deine Vorstellungen von einem guten Gehalt sind einfach zu ... journalistisch... 😉😀

Jetzt mal ersthaft: mein Einstiegsgehalt liegt jetzt bei dem, was ich in meinem letzten Redakteursjob mit mehreren Jahren Berufserfahrung bekommen hab. Vor ein paar Jahren hat man sicher noch üppiger verdient, aber ich kann für's Erste nicht klagen.

Und selbst bei SZ und FAZ ist man auch nicht mehr vor Kündigungen sicher... :eek
 
In Diskussionen zu diesem Thema hier stelle ich immer wieder eine gewisse Skepsis fest gegenüber dem Fernstudium und den Berufsaussichten von Absolventen. Zurzeit gibt es an der FernUni eine Untersuchung zum Thema, und ich bin mal auf die Ergebnisse gespannt.

Naja, die Anbieter von Fernstudiengängen sagen immer, dass 99,9 Prozent der Absolventen später einen Job haben. Aber den hatten sie auch schon vorher. Muhhaha! Nein, ich denke solche Untersuchungen bringen nichts. Denn die Lebensläufe unterscheiden sich einfach zu stark. Je älter man wird, desto größer werden die Unterschiede in den Lebensläufen. Absolvent FU Hagen ist eben nicht gleich Absolvent FU Hagen. Ich würde eher eine qualitative Untersuchung machen und schauen, ob ich Beispiele finde, wo ein Fernstudium für den Bewerber in seiner individuellen Situation tatsächlich ein Karrierehindernis war.

Fazit: ich würde mir nicht so viele Gedanken darüber machen, was andere denken oder wie die Arbeitsmarktsituation in vier, fünf Jahren ist. Überlegt Euch, was ihr Euch beruflich vorstellen könnt (und ob das Studium Euch Spaß machen wird - nicht ganz unwichtig im Fernstudium). Alles andere wird sich ergeben. So war's bei mir auch: nach meinem Studium an der FeU bin ich nun kein Journalist mehr.

Ähm... Freddy2010 hat doch in seinem ersten Studium genau das gemacht: Studiert, was ihn interessiert, und Arbeitsmarktdaten ignoriert. Und jetzt sitzt er hier. 🙄 Imo sollte man beim zweiten Studium nicht mehr so naiv an die Sache herangehen und vor dem Studium genügend "Marktforschung" betreiben.

Ob man die Studieninhalte interessant findet, ist in meinen Augen sowieso bestenfalls nebensächlich. Vorausgesetzt natürlich, dass man genügend Talent hat für die Bearbeitung des Stoffs. Die Motivation kommt meiner Meinung nach am nachhaltigsten dadurch, dass man weiß, dass man die Inhalte tatsächlich in der Praxis umsetzen kann und wird. Studium und Praxis sind zwei völlig verschiedene Dinge und es ist nicht so wichtig, ob man das Studium interessant findet (außer man möchte Forscher werden), sondern, dass man sich vorstellen kann, in einem einschlägigen Beruf tatsächlich tätig zu sein. Zum Beispiel würde ich sagen, dass niemand Steuergesetze oder Algorithmen an sich interessant findet. Wenn man sie aber in dem Licht betrachtet, was man mit dem Wissen tatsächlich anstellen kann, ist das Lernen schon vie motivierender. In der Regel sind es nicht die "uninteressanten" Studienfächer, die eine Abbrecherquote jenseits von Gut und Böse haben, sondern die "interessanten" Fächer der Geisteswissenschaften, weil die Studenten irgendwann merken, dass ihnen der Stoff in der Praxis absolut nichts bringen wird, und sie dann komplett die Motivation verlieren und dann abbrechen.
 
Wie oben schon mal angesprochen kommt es vorallem auf die Kombination von Fähigkeiten an. Im hier angesprochenen Fall würde ich spontan empfehlen die journalistische Fähigkeit zum Umgang mit Sprache mit den dann durchs Studium erworbenen Wiwi- Kenntnissen den Einstieg in den Bereich Unternehmenkommunikation/PR/Marketing zu versuchen.
Eine Alternative wäre das Ausweichen auf benachbarte Berufsfelder bei der es ebenfalls auf sprachliche Fähigkeiten ankommt: Verlage, Arbeiten als Lektor etc - dort geht es allerdings mehr darum, vielleicht mit etwas Glück in eine Stelle reinrutschen und dann in der Branche Fuss zufassen. Ein Wiwi-Studium wäre dafür allerdings nicht unbedingt nötig, eher Bereitschaft, sich auf was Fremdes einzulassen und Mobilität. Grundsätzlich halte ich aber einen Branchenwechsel für gut möglich.
 
Ich muss jetzt auch mal meinen Senf dazu geben. Ich habe in meinem Job nicht´s mit kaufmännischen Dingen zu tun. Ich bin nach dem Abi vom kleinen Meck Pom ins große weite Köln gezogen, hab mir schnell irgendeine Ausbildung gesucht, und die war leider bei Zahnarzt. Danach hab ich eine Weiterbildung zu ZMF (Zahnmedizinische Fachassistentin) gemacht, und dacht mir dann "Was nu?!". Hab ja nicht umsonst Abi gemacht. Nen Vollstudium in Zahnmedizien ist aus finanziellen Gründen nicht drin, und da blieb nur ein Fernstudium, und ich hab was gesucht, wo ich mir einbilde, vll später in der Dentalbranche in einem Unternehmen einzusteigen...

Also bei mir ist´s nen ganz krasser Wechsel, und es macht mir Spaß. Bin jetzt im ersten Semester, und (noch) hochmotiviert (auch wenn´s manchmal echt anstrengend ist). Man ist doch auch nie zu alt um was neues zu machen, oder?!
 
Hab hier das Thema gerade zufällig entdeckt..

Ich habe mich mal um eine Praktikumstelle beworben bei einem, sagen wir mal Sportartikelhersteller, und der Marketingleiter hatte auch an der FernUni hier Wiwi studiert. Zusätzlich hat der besagte noch einen Abschluss in Sportwissenschaften. Das ist natürlich ein Super Kombi an Know How und kaum zu schlagen für die Stelle.

Ich brüte gerade über "Einführung in die Dynamische Personalwirtschaft" und auch da ist zu lesen: ".. Immer mehr Arbeinehmer verfügen über hohe Quallität. Da aber immer mehr personale Arbeit durch reale Arbeit (Automation) ersetzt wird, reicht die Qualifikation oft trotzdem nicht mehr aus. [..] Der Wert der Nischenspeziallsierung steigt aber.."
Also wenn ich es nicht falsch verstanden habe ^^

Zurück zum Thema: Ich denke, wer ein zweites Studium abschliest und erwartet "doppelt" zuverdienen ist fehlgeleitet. Aber Wissen ist nie schlecht und mit 2 unterschiedlichen Fachgebieten hat man auf manche "Nieschenjobs" sicher sehr gute Karten mit denen jemand der nur aus einem Fachgebiet kommt nicht mithalten kann.

Also wenn es einen interessiert und man es neben dem Job schafft würd ich keinem von abraten. Zumal die Kosten recht human sind und das Studium sehr flexibel (Außer Seminare/Abschlussarbeiten).
 
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