Teilzeitstudium und Vollzeitarbeit (+ Familie) - wie sind Eure Erfahrungen ?

Dr Franke Ghostwriter
ich habe mich nach einem vergeigten 1. StaEx (2. Versuch trete ich vorerst nicht an) jetzt für den Bachelor angemeldet und bekomme langsam etwas Angst vor der eigenen Courage 😉
Ich arbeite vollzeit und bin im Schnitt ca. 55 Std./Woche außer Haus.
Die Wochenenden sind in den nächsten Wochen mit diversen Präsenzveranstaltungen ausgebucht.
Momentan belege ich nur die Einführung in die Wirtschaftswissenschaften, aber dauerhaft ist 1 Modul/Semester doch etwas wenig, wenn ich nicht noch 100 Jahre studieren will. Mir wurden allerdings sehr viele Rechtsmodule erlassen, somit konzentriere ich mich erst mal auf WiWi, davon habe ich nämlich überhaupt keine Ahnung, die jur. Module machen mir weniger Sorgen. Und mein letzter Kontakt zur Mathematik ist auch schon über 10 Jahre her (und ehrlich gesagt, war ich nie eine Leuchte in Mathe, daher damals u.a. ja auch das Jurastudium). Macht es dann vielleicht auch Sinn, den mathematischen Brückenkurs zu besuchen, oder muss man noch weiter unten Anfangen zu lernen?
Hier gibt es ja sicher mehr Teilzeitstudenten. Mögt Ihr mir von Euren Erfahrungen berichten?
Habt Ihr genug Zeit (und auch Kraft) zum Lernen? Wieviele Module belegt Ihr pro Semester? Wieviele Stunden pro Woche lernt Ihr effektiv? Ist das ganze mit Familie und Job irgendwie kompatibel ohne dass alle auf der Strecke bleiben? (das ist eher eine rhetorische Frage, immerhin hab ich mich dazu entschieden und mache keinen Rückzieher, aber trotzdem freue ich mich über Berichte)
Lernt Ihr abends oder nur am Wochenende? Nehmt Ihr auch mal "Lernurlaub" oder bekommt Ihr sogar bezahlten Bildungsurlaub vom Arbeitgeber?
Würde mich sehr freuen, hier etwas Feedback, persönliche Erfahrungsberichte und ein bisschen Mut zu bekommen 🙂
Vielen Dank !!!
 
Bin selbst ne Art "unechte Vollzeitstudentin" oder ne "Teilzeitstundin mit etwas mehr Zeit", also bringen dir meine Erfahrungen nicht viel. Allerdings sehe ich es an meinem Mann, der neben einem Vollzeitjob eben auch noch studieren möchte. Auch er muss gerade die WiWi-Fächer nachholen (studiert Wirschaftsinformatik, sein Erststudium war Informatik, folglich bekam er da das meiste angerechnet). Er arbeitet, je nach Projekt, 50-60 Stunden die Woche. Angefangen hat er im SS10 und bisher hat er nur ein Modul (nämlich EWiWi) gepackt. Das erste Semester ging gar nicht, im zweiten hat er WiWi dann geschafft und jetzt in diesem wird er zur ursprünglich angedachten ExReWe-Klausur auch nicht antreten können. Bei ihm hängt das aber stark vom Arbeitsaufkommen ab, sprich sind die Projekte gerade in der Endphase oder nicht. Daneben kann er sich das Lernen am Wochenende nicht erlauben, denn da bin schließlich noch ich und seine Tochter (und ab März dann auch noch Kind Nr.2) - WE ist Familienzeit. So.
Auf jeden Fall empfehlenswert ist es, wenn man sich vor den Prüfungen frei nimmt. Kurz davor lernt man doch deuuutlich intensiver und sich dann noch mit Arbeit zu beschäftigen, das geht schief. Von seinem Chef bekäme er, soweit ich weiß, für die Zeit der Klausur frei. Da die aber abends sind, fällt das nicht ins Gewicht. Bildungsurlaub nicht, nein, aber mit der Begründung "Klausurphase" bekommt er zumindest bevorzugt Urlaub eingeräumt, was allerdings auch nicht nötig ist, weil man die Klausurtermine ja bereits ein halbes Jahr vorher erfährt.
Was WiWi ganz speziell betrifft (ich lerns grad für die Klausur, das sind also meine Erfahrungen), so sind Grundlagen in Mathe schon notwendig. Wenn du vergessen hast, was ne Ableitung ist, wie man grob Schaubilder interpretiert, was Extrema sind, wie man Gleichungen löst und umformt - ja dann solltest du noch mal so einen Matheauffrischungskurs machen. Glaubst du das noch irgendwo parat zu haben, muss das nicht sein, denke ich. Der Matheanteil ist nicht so schwer, schwieriger ist zu verstehen, warum man das nun so oder so überhaupt rechnen muss, sprich die ökonomische Interpretation der Rechnungen. Das Fach insgesamt ist exterm zeitaufwendig, also schau, dass du frühzeitig mit dem Lernen beginnst. Den Fehler hat mein Mann nämlich im ersten Semester gemacht (und ich auch, wenn ichs genau nehme..).
Soweit von hier.
Viel Erfolg im Studium!
 
vielen Dank für die schnelle Antwort und den Erfahrungsbericht,
das Arbeitsaufkommen bei mir ist überschaubar, da keine Projektarbeit sondern normale 40Std/Woche mit langer Anfahrtszeit (leider Auto und nicht Zug, sonst könnte man die Zeit sinnvoll zum lernen nutzen).
Ich denke, ich werde mir für Mathe irgendeine Hilfe suchen, denn ich habe letztes Jahr schon gemerkt, dass ich sehr große Lücken habe
mir fällt noch eine Frage ein, die mit dem Thread an sich eher weniger zu tun hat, aber vielleicht kann mir ja trotzdem jemand helfen ... ich war letztes Jahr schon einmal eingeschrieben (damals eher um die Zeit zwischen Examen und Notenvergabe sinnvoll zu überbrücken), habe aber aufgrund verschiedener Faktoren nach der Einsendearbeit nicht mehr weitergemacht. Diese habe ich zwar (unfassbarerweise) bestanden, aber dann keine Klausur mehr geschrieben.
Jetzt würde mich interessieren, ob ich die EA noch einmal schreiben muss (was zu Übungszwecken sicherlich sinnvoll ist, keine Frage), oder ob sie mir angerechnet wird, auch wenn ich zwischendurch exmatrikuliert war. Letzteres würde mich deutlich entspannen.
Sollte sie mir angerechnet werden und ich würde sie zu Lernzwecken nochmal schreiben aber nicht bestehen - zählt dann die bestandene aus dem letzten Jahr trotzdem oder hab ich dann Pech gehabt und muss wiederholen?
 
Bestandene EAs behalten ihre Gültigkeit als Klausurzulassung - wenn man sie zur Übung wiederholt und nicht besteht hat das keine Auswirkung
 
Aus meiner Erfahrung kann ich nur sagen, dass neben Vollzeitjob und Familie maximal 2 Module pro Semester realistisch sind. Ohne die Unterstützung meiner Frau, die auch Verständnis dafür hat, dass ich schonmal einen kompletten Samstag lerne, würde ich auch die beiden Module pro Semester nicht packen. Ich arbeite ca. 50 Stunden die Woche und habe einen kleinen Sohn, Lernzeit ist dann häufig abends zwischen 22 und 24 Uhr. Am Anfang war das schon schwer, aber man kann sich daran gewöhnen...
 
ich versuche neben der Vollzeitarbeit (ca. 54 Std/ Woche inkl. Fahrten) drei Module (vllt. sogar vier Module) zu bearbeiten. Ich habe jetzt zwei Semester reingeschnuppert und kann jetzt besser einschätzen, welche Zeiten ich einplanen muss. Das Pensum ist für mich aber nur machbar, weil ich gewisse juristische Vorkenntnisse habe, sonst wäre das unmöglich. Gerade die Wiwi-Teile sind für mich sehr umfangreich und erfordern sehr viel Arbeit. Bei juristischen Fächern kann ich abends auch gut lernen oder Schemata aufschreiben, bei Wiwi brauche ich volle Konzentration und arbeite daher meist am Wochenende dran. Und lass dich nicht aus der Ruhe bringen, wenn Du mal etwas nicht sofort verstehst. Wenn man wenig Zeit zum Lernen hat, dann ist Hektik wirklich vollkommen tödlich.
 
ich bin 50 std die woche außer haus, habe keine kinder und schaffe grade so 1,5 Module pro Semester. Also 1 mache ich ganz, das zweite nur zur Hälfte und dann die andere Hälfte im nächsten Semester. So komme ich auf 3 Module pro jahr. nicht die Welt, aber anders geht es nicht.

Die Wiwi Fächer, insbesondere Mathe, liegen mir so überhaupt nicht, daher brauch ich sicher länger als manch anderer. Allerdings reise ich auch viel und laufe auch viel und versuche mich nebenbei dann noch auf den ersten Marathon vorzubereiten.
Ach ja und Partner u. Freunde dürfen auch nicht zu kurz kommen 😉

Ich hab mich mit dem Schneckentempo abgefunden
 
und laufe auch viel und versuche mich nebenbei dann noch auf den ersten Marathon vorzubereiten.

Ja, das war auch mein Plan. Im Moment habe ich leider immer Schmerzen im Knie nach dem Laufen und muss immer drei Tage aussetzen. Aber da ich gerade erst angefangen habe, besteht noch die Hoffnung, dass ich es "weglaufe". Laufen ist wirklich ein toller Ausgleich, macht den Kopf frei...bei mir jedenfalls
 
Bei mir auch. Ich laufe mir den Kopf frei. Ich würde dem Knie mal eine ganze Woche Pause gönnen und vielleicht mit Traumeel Salbe schmieren. Das hilft meistens schon 😉

Und jetzt stürz ich mich in EWiwi *seufz*
 
Sapi, ich glaube, es ist auch ein Unterschied, ob man Männlein oder Weiblein ist. Häufig sind Ehefrauen eher bereit, den Mann tatkräftig zu unterstützen, als umgekehrt, vielleicht auch, weil der Mann häufiger Hauptverdiener ist und das Studium macht, um damit dann mehr Geld verdienen zu können.
Und als Frau hat man auch meistens ein größeres Pflichtgefühl, wenn es um häusliche Pflichten geht. Ich bin Mutter von drei Söhnen (12,14,16) und wir haben einen Handwerksbetrieb, mit dem ich gut 25-30 Std/ Woche beschäftigt bin, Tendenz steigend, außerdem Haus, Garten, viele Freunde, Ehrenamt und auch ca. 6 Stunden Sport/Woche. Insbesondere Familie, aber auch unser Geschäft hat für mich in jedem Fall Prioriät vorm Studium. Ich habe den Vorteil (obwohl das nicht wirklich immer ein Vorteil ist), dass ich mir meine Zeit teilweise selbst einteilen kann, unabhängig bin von Urlaub, den mir der Arbeitgeber genehmigt. Ich habe für mich festgestellt, dass es gut ist, blockweise zu lernen. Mit zwei Stunden am Abend komm ich zu nix. Besser ist aus meiner Sicht, wenn man sich Lernblöcke schafft, also mal den ganzen Tag nur zum Lernen nimmt. Und auch der Besuch von Mentorenveranstaltungen ist gut. Vor allem, weil man dort erfährt, was die wichtigsten Extrakte aus dem Skript sind. Ich denke, die meisten von uns haben das Problem, dass sie sehr effizient lernen müssen. Wenn man aber das Skript bekommt, hat man erstmal einen Wust von Informationen und weiß nicht, wo die Schwerpunkte zu setzen sind. So etwas erfährt man dann auf den Veranstaltungen. Mein Ziel ist eigentlich 2 Module pro Semester, bisher hab ich aber immer nur 1,5 Module geschafft, also eine Zulassung und einen Schein. Mir fällt es aber auch nicht leicht, das Lernen zu strukturieren und ich musste auch erstmal für mich herausfinden, wie ich am besten lerne (Skripte spielen da übrigens eine untergeordnete Rolle). Was Mathe betrifft: Da habe ich mich vom BWL-Skript bei EinfWiWi auch sehr abschrecken lassen, weil meine Mathekenntnisse schon über 15 Jahre alt und noch nie prickelnd waren, aber eigentlich sind es keine schwierigen Rechnungen gewesen und man kann es schnell auffrischen, würde ich sagen. Ich habe mir eine Stunde von einer Abiturientin die Dinge erklären lassen, die ich nicht konnte, der Rest ist einfach ein bißchen Übung. Die hatte ich leider nicht, sonst hätte ich wahrscheinlich bei der EWiwi-Klausur letzte Woche den BWL-Teil nicht in den Sand gesetzt. :rolleyes
 
Regine! und natürlich auch Sapi!
Ich bin auch eine "Meisterfrau" mit zwei Kindern, allerdings ist meiner noch gehandicapt. Deswegen musste ich mein Studium an der Präsenzuni leider abbrechen... Jetzt schreibe ich nach 14! Semestern gerade meine BAchelorarbeit. Ich habe also pro Semester immer nur 2 Module belegt und zum Schluss die in den Sand gesetzten Klausuren wiederholt. Leider ist meine Zeit auch sehr begrenzt durch den Job und die Kinder. Der Mann und das Haus muss dann auch mal zurückstehen (es darf mich grad keiner besuchen 😱)). Glücklicherweise habe ich meine Kinder ziemlich selbstständig erzogen. Die bringen mir jetzt schon immer Schokolade und Wasser/Kaffee ins Arbeitszimmer, wenn ich mich lange nicht blicken lasse.
Mathe war der Horror für mich, besonders in BWL III und EWIwi. Die anderen Module gingen (Buchhaltung mache ich in unserer Firma), BWLII hab ich mich grad so durchgemogelt. Aber mit entsprechenden Lernhilfen ging auch das. Und wegen der Ausgleichsmöglichkeiten darf man auch mal eine Klausur in den Sand setzen. Bildungsurlaub habe ich nie genommen, auch wenns mir zustand. Da ich ich zumindest mit einem Chef verheiratet bin, darf ich mir die Zeit einteilen und schieben. Urlaub habe ich immer für die Klausur- und Präsenzphasen genommen. Aber ehrlich: ich bin froh, dass ich am 07.11. erst mal nicht mehr studieren muss (sofern Prof.Kubis meine Arbeit gefällt 🙂 )
 
bei mir geht es auch nur in Schneckentempo voran. Auf zwei Module pro Semester komme ich im Moment auch nichtmal. Ich habe eine 3/4-Stelle, mein Mann arbeitet oft 50 Stunden in der Woche. Wir haben eine zweijährige Tochter, da bleibt nicht viel Zeit zum Lernen, meistens sind es auch bei mir nur die späten Abendstunden, wenn meine Kleine im Bett ist.

@agichan: bestandene Module behalten ihre Gültigkeit, auch nach der Exmatrikulation. In der Situation war ich nämlich selbst.
 
beinand,

ich habe Diplom-BWL als Erststudium bestanden und arbeite so ca. 40 Stunden die Woche Vollzeit, dazu bastle ich an einem Haus rum. Die WIWI-Module wurden mir i.W. anerkannt, Wahl-BWL-Module habe ich gleich zu Beginn gemacht und mit einmal Durchlesen der Skripte auch rel. einfach gepackt (Grundzüge Winfo 3,3, Grundlagen Marketing 2,0).
An der juristischen Ecke tue ich mich etwas schwerer, insbesondere finde ich die BGB-Module II bis IV äußerst umfangreich und in den Prüfungen sehr tough. Dennoch traue ich mir ohne Weiteres wenigstens 2 ReWi-Module pro Semester zu, jedoch würde ich nie mehr als 1 BGB-Modul gleichzeitig machen. Mein Plan, die 14 Module, die ich persönlich für den llb abzulegen habe (7 wurden anerkannt), in max. 6 Semestern zu erledigen, scheint bis dato (bin im 3. Semester) gut aufzugehen. Nach 2 Semestern habe ich insgesamt 6 Module bestanden, eines kann ich mit einer Ausgleichsregelung wohl auch so stehen lassen.
Wichtig ist für mich halt, dass man wenigstens die 2 Wochen vor der Prüfung viel Zeit hat, sich auf die Klausuren auch vorbereiten zu können. Und da ich generell eher auf den letzten Drücker lerne, sollte man nach meiner Methode eher stress- oder panikresistent sein, sonst kann das auch den Bach runter gehen. Insofern würde ich meine Methode nicht jedem empfehlen wollen.

Viele Grüße, der Kaiser
 
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