Terms Of Trade Wann Aufwertung?

Dr Franke Ghostwriter
Terms Of Trade: Wann Aufwertung?

Hallo,

im Rahmen eines volkswirtschaftlichen Seminars bearbeite ich den Aufsatz "A Simple Framework For International Monetary Policy Analysis" aus der "NBER Working Paper Series (NBER)".

Es ist eine Einstiegsliteratur, in der ein neukeynesianisches Modell der offenen Volkswirtschaft aufgezeigt wird, was gerade in der Darstellungsweise so einige Eigenarten aufweist, die mir derbe die Laune verhageln. Da meint man, den vollen Durchblick in Makro zu haben, und dann werden da Dinge aufgezeigt, von denen ich im Rahmen von z. B. Stabilitätspolitik und Außenwirtschaftstheorie noch nie gehört habe. Und gerade in Stabi wurde ja das Thema "Phillipskurve" ausführlich und auch schon sehr originell präsentiert. Wer hat z. B. schon mal vom "Slope-Coefficient" gehört? Na, es ist, so meine bisherige ERkenntnis aus dem Aufsatz, ein Teil, was sich aus abdiskontierten Elastiziäten zusammensetzt. Bestimmt ein tolles Gefühl, wenn man eine derart komplexe Phillipskurve, die wohl an alles denkt, interpretieren kann 😀. Na ja, da arbeite ich halt dran.

Meine eigentliche Frage an Euch bezieht sich aber auf die in diesem Aufsatz gewählte Darstellungsform der "Terms Of Trade". Geläufig ist ja die Form TOT = Preise(Ausland) / Preise (Inland). Die Autoren des fraglichen Aufsatzes haben nun die Preise durch Produktionsmengen (Y) ersetzt und Zähler und Nenner vertauscht: TOT = Y(Inl.) / Y(Ausl.)............................warum nur? Dann wird folgende ökonomische Aussage getroffen: Steigt Y(Ausl.), dann verbesseren sich die TOT!

Das gibt mir nun den Rest, den wenn der Wert von Y(Ausl.) steigt, dann wird doch TOT absolut kleiner. Ist das denn etwa eine Verbesserung für die betrachtete Wirtschaft?

Wäre toll, wenn ich dazu jemandem ein paar Zeilen entlocken könnte - ich danke schon mal im Voraus dafür.

Viele Grüße
Bolle
 
Geläufig ist ja die Form TOT = Preise(Ausland) / Preise (Inland).

Also "geläufig" ist eigentlich die Definition von Wagner, dass die TOT die Umkehrung des realen Wechselkurses sind, also P/(eP*). Aber das ist sicher Definitionssache – ich hab gerade gesehen, dass es im Lehrbuch von Krugman so definiert ist, wie Du schreibst.

Die Autoren des fraglichen Aufsatzes haben nun die Preise durch Produktionsmengen (Y) ersetzt und Zähler und Nenner vertauscht: TOT = Y(Inl.) / Y(Ausl.)............................warum nur?

Ich hab den Aufsatz gerade nur überflogen, aber dafür scheint es eine argumentative Herleitung aus dem Modell zu geben.

Dann wird folgende ökonomische Aussage getroffen: Steigt Y(Ausl.), dann verbesseren sich die TOT!

Das gibt mir nun den Rest, den wenn der Wert von Y(Ausl.) steigt, dann wird doch TOT absolut kleiner. Ist das denn etwa eine Verbesserung für die betrachtete Wirtschaft?

Ja. Was ist denn die Aussage dieser terms of trade? Soviele Einheiten inländische Güter muss ich pro Einheit Exportgut hergeben. Wenn die TOT also sinken, muss ich weniger von meinem eigenen Zeugs hergeben, um eine Einheit Exportkram zu bekommen. Meine Wohlfahrt steigt also.

Die Verwirrung kommt also daher, dass die die TOT andersrum definiert haben – dann sind auch die Effekte andersrum.
 
Okay, schon mal eine sehr gute Hilfe - Krugman wie ?! Da werde ich mal gleich bei "Google-Books" blättern.

Ansonsten, Dirk, bin ich mit dem Aufsatz absolut nicht am harmonieren. Du scheinst da ja schon nach Deinem Überfliegen weiter zu sein, als ich. Kaue schon seit ca. 30 Stunden an dem Ding, und bin noch nicht mal ganz durch :-(

Ich verstehe nicht, wie man eine Phillipskurve so anders formulieren kann - ich bin mir noch nicht mal sicher, ob ich die im Aufsatz überhaupt gefunden habe. Soll das wohl die Gleichung 50 sein? Und ist die kurz- oder langfristig? Und die 49 ist die Nachfrage- oder IS Gleichung, nicht wahr?!

Die Geschichte mit den TOT habe ich soweit gepickt; verstehe auf jeden Fall, warum wir einen Wohlfahrtsgewinn haben - das ist viel Wert.

Mir bleibt nur wieder, Dir für´s Erste zu danken!

Viele Grüße

PS: Hältst Du das Buch Stabilitätspolitik für tauglich, einen deutschsprachigen Einblick in die politischen Implikationen von trade-off Inflation-Output zu bekommen. Die Geldpolitikbücher von Boffinger oder Illing sind wohl eher nicht geeignet, oder?!
 
Ich verstehe nicht, wie man eine Phillipskurve so anders formulieren kann - ich bin mir noch nicht mal sicher, ob ich die im Aufsatz überhaupt gefunden habe. Soll das wohl die Gleichung 50 sein? Und ist die kurz- oder langfristig? Und die 49 ist die Nachfrage- oder IS Gleichung, nicht wahr?!

(49) gibt die Abweichung des tatsächlichen Outputs vom natürlichen an (output gap). Diese wird auch durch die Inflation (pi) bestimmt, und deren Größe wird in (50) determiniert.

PS: Hältst Du das Buch Stabilitätspolitik für tauglich, einen deutschsprachigen Einblick in die politischen Implikationen von trade-off Inflation-Output zu bekommen. Die Geldpolitikbücher von Boffinger oder Illing sind wohl eher nicht geeignet, oder?!

Ja, da kann man schon reingucken. Das Buch ist aber didaktisch nicht eben ein Renner...
 
(49) gibt die Abweichung des tatsächlichen Outputs vom natürlichen an (output gap). Diese wird auch durch die Inflation (pi) bestimmt, und deren Größe wird in (50) determiniert.
..

die 49 ist der Output gap, da stimme ich Dir klar zu. Aber auf Seite 18, Beginn letzter Absatz, wird das Ding als IS-Kurve bezeichnet. Tja und wenn man das mit den IS-Gleichungen aus meiner bisherigen Lektüre vergleicht, finde ich die Darstellung in diesem NBER-Aufsatz schon merkwürdig. Oder ist das irgendwie auch so eine verkürzte loglineare Darstellungsform, die die konstanten Werte halt das Y (Natural level of output) nicht explizit aufführt (vgl. Stabilitätspolitik, Wagner)?

Tja und wie erkenne ich diesen von Dir notierten Einfluss aus pi in 49? Ich sehe da nur den abdiskontierten Erwartungswert von pi der Folgeperiode, einen mit der Substitionselastizität + einem mega Delta-Term (in Summe halt Lambda) geichtetem Output gap und als dritten Term den "cost push shock". Wo ist da die tatsächliche Inflation enthalten? Und um meine Frage noch mal klar zu stellen; wo ist die Phillipskurve in diesem Aufsatz? Hast Du sie schon ausmachen können?
 
Sei mir nicht böse, dass sich meine Lustlage, den Aufsatz en datail zu lesen, in Grenzen hält... 😉

Das Modell ist ein stark Eingedampftes, weil die Autoren sich nur für bestimmte Effekte interessieren. Deshalb sieht es natürlich auch anders aus, als die Modelle aus den Makro-Lehrbüchern.

Es ist ein logarithmiertes Modell, was Folgen für die Lesart hat: die Variablen lassen sich als Wachstumsraten interpretieren (das kann man mathematisch herleiten, siehe den Kurs Wachstumstheorie (525) für Einzelheiten), und aus den TOT, die mal ein Bruch waren, wird jetzt eine Differenz.

Was ist denn die IS-Kurve? Das sind die Kombinationen von Y und dem Zins, die ein Gleichgewicht auf dem Gütermarkt erzeugen. Wenn Du (49) auf Dich wirken lässt, wirst Du feststellen, dass diese Gleichung eben das leistet. Der output gap wird determiniert durch das Verhältnis (Logarithmus!) des erwarteten output gap und der Realzinsveränderung.

Und wenn Du (50) mal nach y-Schlange auflöst, sieht Du, dass auch hier der output gap abhängt von der Differenz aus Inflation und erwarteter Inflation. Und wenn das kein Phillipskurven-Zusammenhang ist, dann weiß ich auch nicht..
 
Sei mir nicht böse, dass sich meine Lustlage, den Aufsatz en datail zu lesen, in Grenzen hält... 😉

Kann ich nur zu gut verstehen - ist echt kein Ding, was man so wegliest 😀.
Das Buch hier könnte schon eher was sein; hat mal rein gar nichts mit dem täglichen harten Stoff im Hauptstudium zu tun, und verspricht einen originellen Blick auf die ganz allgemeine Völkergeschichte:
Und wenn Du (50) mal nach y-Schlange auflöst, sieht Du, dass auch hier der output gap abhängt von der Differenz aus Inflation und erwarteter Inflation. Und wenn das kein Phillipskurven-Zusammenhang ist, dann weiß ich auch nicht.. 😉

🙄 ich bin doch echt ein Mathelegastheniker - warum sehe ich so etwas offenkundiges nicht selber 🙁🙁🙁??? Hammer! Echt; ich verstehe ja alles, wenn man es mir ein mal vorkaut - doch mir fehlt eindeutig das nötige Vermögen bzw. Transferkönnen, mit den Gleichungen selber kreativ zu spielen.

Zum Glück hat meine Seminarbetreuerin in der Themenbesprechung schon unabhängig davon betont, weniger wert auf die ganzen formalen Herleitungen zu legen, sondern die Phillipskurve erklärt haben möchte; halt ökonomische Interpretation der ganzen Variablen, die da so drauf einpreschen. Aber dazu muss man schon ein mal das ganze Modell verstanden haben. Und das ist ja nur die Einstiegsliteratur!!!

Hey, dieses Buch von "Krugman" - wird dort auf das neukeynesianische Modell eingegangen, oder worauf fußt die Außenwirtschaftspolitik darin? Und überhaupt - hast Du die 6. oder schon 7. Auflage?
 
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