Überqualifikation - ein modernes Problem?

Dr Franke Ghostwriter
Überqualifikation - ein modernes Problem?

Hallo ihr fleißigen Studis!

Zwar bin ich kein Student der Uni Hagen, sondern der Uni Karlsruhe, aber ich denke in gewisser Weise, kann ich mein Problem hier mal zur Diskussion stellen, weil hier a) mehr Forenverkehr herrscht und b) Außenstehende oft den Horizont erweitern.

Keine Angst, im folgenden Text kommen zwar ein bisschen Physik vor, aber das Problem, kann jeder von euch haben! 🙂

Fange ich mal von vorne an: Ich habe dieses Jahr einen MPhys in Edinburgh gemacht mit Spezialisierungsrichtung Laser und Optoelektronik, der mir in Karlsruhe angerechnet wird. Ich kenne mich also nun in Sachen Optik/Nanotechnologie ganz gut aus. Nun geht es mit meinem Physikdiplom im Wintersemester weiter (habe seit Ende Mai Urlaubssemester 😀). Da ich an Wirtschaft auch Interesse zeige, habe ich ein Qualifikationsprogramm angefangen, was ich mit Unternehmensführung und -gründung (BWL, Entrepreneurship, Arbeitswissenschaften, ...) beschäftigt. Da wollte ich einige Vorlesungen noch nächstes Semester machen.

Nun ist es aber so, dass die Physik ja relativ weit gefächert ist und es ein paar nette physikspezifische Spezialisierungsvorlesungen gibt, die gerade in Karlsruhe sehr erfolgsversprechend sind, wie zum Beispiel Datenanalyse, aber auch andere Themengebiete. Nun kann ich aber nicht endlos Vorlesungen und Übungen besuchen, zumal im November und im Mai eh noch je eine dicke Prüfung ansteht (je 18 SWS Stoff ...).

Ich habe gestern mit einem Freund (kein Physiker) von mir gesprochen, der ein eigenes Unternehmen hat und ein sehr klares Weltbild, und ich habe ihn einfach mal gefragt: Was würdest du machen? Mehr Themengebiete abstecken? Alles vergessen und direkt nur auf Prüfungen lernen?

Seine Antwort war einfach: Mach das, was schneller Geld bringt. Überleg dir, ob es dir einen finanziellen Vorteil gibt, wenn nicht, streich es.

Irgendwie hatte ich so eine ähnliche Antwort von ihm erwartet. Ich begegnete darauf, wie man das denn machen sollte, wenn man noch kein Ziel vor Augen hat, denn da kann man sowas schlecht beurteilen ... zumal Physiker eh immer Nischenfüller in der Wirtschaft sind.

Er: Dann such dir etwas aus, zumal du momentan mit deinem Lebenslauf Gefahr läufst für alles überqualifiziert zu sein.

Da war ich erstmal schockiert. Ich begann mit ihm zu diskutieren: Dabei bin ich doch kein überdurchschnittlicher Physiker, ... ich dachte Vielfalt ist gern sehen ... blablabla

Er erklärte das dann aus der Sicht eines Personalers: Wenn ich dir einen Job anbiete, dann muss die Chance groß sein, dass du lange in der Arbeit drinbleibst, damit sich das auf Dauer rentiert. Wenn du mit aller Wahrscheinlichkeit dich nach einem Jahr langweilst und nach 2 Jahren abhaust, dann wird dich keiner einstellen. Das heißt, der Job muss dich fordern. Wenn du Doktor der Naturwissenschaften oder weiß Gott wer bist und dann irgend ein sich ständig wiederholenden Verwaltungsbürokram machst, wird dich das aufjedenfall nicht fordern. De facto wird dich das wenigste in der Wirtschaft richtig fordern.

Dann habe ich heute morgen meine Mutter gefragt. Stimmt das mit der Überqualifikation? Ist das so schlimm? Sie fing an zu erklären, ein paar Beispiele von Bekannten zu geben.

Selbst der Teppichleger heute morgen, hatte irgendwann angefangen zu erzählen, dass sein Sohn(Diplom-Kaufmann) nur im Geschäft bei ihm angefangen hat mitzuhelfen, weil er nur Ablehnungen anderswo wegen Überqualifikationen bekommen hat. Nun verkauft er Teppiche.

Gewagte These: Wieso sollte man unter diesen Umständen überhaupt noch studieren?

Meine Frage ist, hat da noch wer Erfahrungen? Seh ich das jetzt zu schwarz? Würdet ihr das Studium trotzdem breiter anlegen?

Zukunftspläne: Promotion, MBA, ... alles für die Katz'?

Grüße
Tossek
 
Tag.

Vielleicht bewirbt man sich auch einfach auf die falschen Stellen?

Eine zusätzliche Qualifikation kann zur Überbrückung einer Leerlaufphase sicher dienlich sein, den Blick über den Tellerrand zu wagen und für sich weitere Optionen zu öffnen, ist nie falsch.
Die in deinem Beispiel angebrachte "Überqualifikation" eines Dipl.-Kfm.s könnte ja auch auf fehlende Berufserfahrung in dem jeweiligen Bereich zurückzuführen sein. Ich nehme mal an, du sprichst von Berufsanfängern und nicht alten Hasen. 😉

Die Aussage deine nicht-physikalischen Freundes beinhaltet aber auch, dass man mit Überzeugung bei der Sache ist. Und gerade das ist wohl wichtiger, dass man sich mit der Beschäftigung identifizieren kann. Glück spielt natürlich auch eine nicht ganz unwesentliche Rolle. 😉

Ein Studium an sich sollte als Eintrittskarte in einen Beruf angesehen werden. Ob man nun direkt in das genau gleiche Fach reingeht, ist ja nicht ganz klar. Und um sich noch breiter umschauen zu können, ist ein Wandeln mit offenen Augen sicher nicht verkehrt. Bedingung ist natürlich, man kann es sich leisten ... sowohl finanziell als auch z. B. mit dem Familien-/Privatleben.

Erfahrungen von mir - mit Verbesserungsvorschlägen - erzähle ich in etwa 20 Jahren. 😉



Ich bin weg.
 
Tossek,

Ich wuerde das “Problem” gar nicht als solches sehen. Natuerlich ist es schwer, z.B. erst als Doktor oder ander sehr hoch qualifiziert einen passenden Berufseinstieg zu finden. Von daher waere es fuer mich wichtig, die Qualifikation der Berufserfahrung anzupassen. Sprich, sich nicht erst “zu hoch” qualifizieren ohne irgendeine praktische Berufserfahrung zu haben, andererseits aber auch nicht ohne weitere Qualifikationen “nur” Berufserfahrung zu sammeln.
Aus meiner Sicht tritt das Problem der Ueberqualifikation dann gar nicht erst auf. Denn wer schon waehrend des Studiums oder z.B. zwischen Bachelor und Masterstudium entsprechende Berufserfahrung hat, ist nach Abschluss seiner hoeheren Qualifikation auch nicht ueberqualifiziert, sondern findet auch einen passenden Job.

Nichtsdestotrotz gibt es aber immer Berufszweige, die gerade sehr ueberlaufen sind und in denen es schwer ist, etwas passendes zu finden.

Aber die Aussage deines Bekannten gilt fuer mich z.B. auch eher fuer kleine Unternehmen, die aus den genannten Gruenden nicht allzu sehr an einer Weiterqualifikation der Mitarbeiter interessiert sind. In groesseren Unternehmen ist es haeufig eh an der Tagesordnung, einen Job nur ein paar Jahre zu machen, um dann etwas neues kennenzulernen und sich eben auch dadurch weiterzuqualifizieren.

Meine Sicht der Dinge…

Viele Gruesse,

Verena
 
Hmmm Danke, die Meinungen sind gute Ergänzungen um mir selbst eine bessere Meinung zu bilden. Allerdings beschäftigt mich das doch noch ein bisschen. Werde wohl noch ein wenig drüber schlafen.
 
ich bin 40, gelernte Steuerfachangestellte, BWL-Studium geschmissen, bin seit 1994 bis April 09 praktisch als Systemanalytikerin tätig gewesen und hab richtig Kohle verdient.
Bis mir der Job zu anstrengend wurde (kein Privatleben mehr). Ich wollte mich woanders bewerben und hatte/habe trotz mehr als 10 Jahre Erfahrung keine Chance. Für ein Steuerbüro fehlt mir die Erfahrung bzw. die Ausbildung liegt 17 Jahre zurück und für ein anderes Softwarehaus bin ich zwar lt. Zeugnis qualifiziert, aber mir fehlen die Nachweise. Und die hole ich nun in Hagen nach.

--also das andere Extrem--

Ich glaube, eine gesunde Mischung aus Berufserfahrung durch "nebenbei arbeiten" und Studium ist am besten. Dennoch gibt es viele solcher "Nischenstellen", die nur sehr schwer zu besetzen sind. Welcher Physiker (auch wenn diese heutzutage oft in der EDV eingesetzt werden) hat schon Ahnung von Wirtschaft? Du musst nur die richtige Stelle finden.

Ich drück Dir die Daumen.

Iris
 
Ich habe letztens einen interessanten Artikel darüber gelesen, wie man seinen Job erfindet. Dort wurden Leute vorgestellt, die ein ähnliches Problem haben und erstmal in eine Firma reingerutscht sind. Einmal drin haben sie weiter gedacht als ihre Kollegen und somit sich ihre Stellen praktisch selbst erschaffen.
Auch wenn´s nicht bei jedem so läuft, finde ich den Ansatz super. Da meine Interessen auch vielfältiger sind und ich meine Erfahrungen/Ausbildungen nicht sonderlich gradlienig durchlaufen habe, bzw. durchlaufe, habe ich auch nur entfernt eine Ahnung davon, wo ich später mal reinpassen werde. Wenn ich mir Stellenbeschreibungen durchlese finde ich eigentlich nie etwas, was direkt passen würde. Aber irgendwo werde ich schon anfangen nach dem Studium. Ich hoffe dann auf einen ähnlichen Weg, bei dem ich meinen Job mitgestalten kann.
 
Ich rede mal für Bewerber auf Promotionsstellen: Da kommen hoch qualifizierte Absolventen mit Bestnoten an unseren Lehrstuhl und bewerben sich auf eine Promotionsstelle. Wenn wir sie dann auseinandernehmen fällt oft auf, dass denen der nötige Drive, die Begeisterung für das angestrebte Fach fehlt. Fachlich sind die zweifelsohne geeignet, aber das sind viele. Das Wort "Überqualifikation" gibt es hier nicht, man kann hier nie zu viel können/wissen. Die ganz einfach Frage, warum wir gerade diesen Bewerber einstellen sollten, können die aber meistens nicht beantworten. Was die Mitarbeiter betrifft ist hier ein Kommen und Gehen, wir müssen ja auch nicht wirtschaftlich und renditeorientiert denken, aber man muss schon 3 bis 4 Jahre durchhalten bevor man was anderes macht. Wenn da einer im Vorstellungsgespräch bzw. der Vorstellungsrunde zwar fachlich geeignet ist, aber man Angst hat, dass es keine 3 Jahre anhalten wird, dann gibt es eine Absage.

Und nun in die Wirtschaft: Da werden Bewerber meistens nach vorhanden Problemen gesucht, oder derber formuliert, als Lückenstopfer. "Wir brauchen einen Ingenieur für ..." Und der muss, im Interesse des wirtschaftlichen Denkens eines Unternehmens, möglichst preiswert sein. Deshalb sollte er am besten genau das Gewünschte und nur das Gewünschte können. Wer weniger kann ist ungeeignet und wer mehr kann ist nicht überqualifiziert, sondern meistens nur zu teuer. Man deklariert es aber halt als "überqualifiziert".

Man muss sich nun halt überlegen, will man sich zur Hure der renditedenkenden Wirtschaft machen und sein Studium nach solchen Kriterien planen oder macht man einfach das was einem richtig gut liegt?
 
Nun ja, speziell bezogen auf Promotionsstellen hat aber genau Deutschland hier auch ein Problem denke ich. Denn bevor ich mich in Deutschland auf eine Promotionsstelle bewerben wuerde, die meist dann auch nur als halbe Stelle ausgeschrieben ist, behalte ich doch lieber meinen aktuell deutlich besser bezahlten Job und schreibe mich an einer auslaendischen (und mindestens genauso akkreditierten) Uni zum Fernstudium ein.
Allerdings ist dies in Deutschland nicht bwz. kaum moeglich, somit kann ich schon Bewerber verstehen, die nunmal eine solche Stelle annehmen “muessen”, um an ihre Promotion zu kommen. Und das deren Motivation zwar in Bezug auf Weiterbildung, aber nicht unbedingt in Bezug auf “wissenschaftliches Arbeiten” hoch ist, kann ich persoenlich deshalb sehr gut nachvollziehen.

Und nein, ich sehe mich nicht als Hure der renditedenkenden Wirtschaft an
 
Nun ja, speziell bezogen auf Promotionsstellen hat aber genau Deutschland hier auch ein Problem denke ich. Denn bevor ich mich in Deutschland auf eine Promotionsstelle bewerben wuerde, die meist dann auch nur als halbe Stelle ausgeschrieben ist, behalte ich doch lieber meinen aktuell deutlich besser bezahlten Job

Bei eine Promotion geht es nicht nur um den Titel, sondern vor allem ums wissenschaftliches Arbeiten. Das geht neben einem Job eigentlich gar nicht, wenn man nicht gerade wissenschaftlich arbeitet. Bei uns gibt es auch Promovenden, die extern tätig sind und hier promovieren. Aber die haben die Auflage, einen oder zwei Tage pro Woche am Lehrstuhl zu sein! Gnadenlos.

Des weiteren gibt es an meiner Fakultät nur Vollzeit-Promotionsstellen wenn man hier angestellt ist. Mir ist aber sehr wohl bekannt, dass die Fakultäten der brotlosen Zunft (Psychologie, Kommunikationswissenschaften, Geisteswissenschaften, Japanologie, halt diese für meinen Geschmack typischerweise überlaufenen Frauenstudiengänge an Präsenzunis) gern nur auf Halbtagsbasis oder gar mittels 400-Euro-Job promovieren lassen, dann die Leute aber den ganzen Tag beschäftigen. Wer keine oder nur wenige Drittmittel einwirbt muss halt bei den Personalausgaben sparen bzw. "wird von der Univerwaltung zerspart".

Und nein, ich sehe mich nicht als Hure der renditedenkenden Wirtschaft an 😉

Vielleicht weißt du noch gar nicht dass du es bist? Vielleicht rennst du längst als Hamster im Laufrad. "Der ideale Mensch, der in die Gesellschaft passt, der gelobt und belohnt wird, ist einer, der früh ins Hamsterrad steigt, schnell losläuft und sich keine großen Gedanken macht, ob es Sinn hat. Er läuft und läuft und stellt fest, dass er mit immer mehr Aufwand immer schneller an seine Erschöpfungsgrenzen kommt. Aber er glaubt zu wissen, dass es keine Alternative gibt, dass ein Ausstieg nicht möglich ist, dass langsamer laufen dazu führt, dass man auf der Schnauze landet."

https://www.br-online.de/content/cm...likation-ab-05-2009--42181-20090515125102.pdf
 
Klar geht es bei einer Promotion nicht nur um den Titel, aber doch halt auch. Und naja, das Angebot wird durch die Nachfrage bestimmt, und demnach scheint es vielen halt hauptsaechlich um den Titel zu gehen. Aber davon abgesehen, warum muss wissenschaftliches Arbeiten zwangsweise mit Praesenz an einer Uni verbunden sein?

Tja, der gute Hamster im Laufrad…. Ich seh das eigentlich ganz pragmatisch. Meine Arbeitsleistung wird bezahlt, bin ich bereit, mehr Arbeitsleistung zu erbringen, bekomme ich dafuer mehr Geld, moechte ich weniger Arbeitsleistung erbringen, bekomme ich weniger Geld. Daran hat sich doch seit Jahrzehnten nichts geaendert, schon unsere Grosseltern haben Ueberstungen gemacht, um die Familie besser ernaehren zu koennen…. Somit ist das Konzept doch kein neues… Dass die persoenliche Gier den Hamster immer schneller laufen laesst, tja, so sind die Menschen nunmal…

Aber um das ganze mal wieder zum Thema zu bringen, meiner Meinung nach fuehrt sowieso nichts mehr daran vorbei, sich immer mehr weiterzubilden. Denn von einer einstmaligen Arbeitsgesellschaft gehen wir doch schon seit laengerem in eine Wissensgesellschaft ueber. Ob aber dafuer langfristig Universitaetstitel und lange Studien notwendig sind, wird sich zeigen…
 
Klar geht es bei einer Promotion nicht nur um den Titel, aber doch halt auch. Und naja, das Angebot wird durch die Nachfrage bestimmt, und demnach scheint es vielen halt hauptsaechlich um den Titel zu gehen. Aber davon abgesehen, warum muss wissenschaftliches Arbeiten zwangsweise mit Praesenz an einer Uni verbunden sein?

Das funktioniert eben ganz einfach: Willst du Geld für die Promotion bekommen (3 bis 4 Jahre lang 3.000 Euro brutto im Monat) musst du an eine Uni gehen und dort für dein Geld arbeiten. Diplomarbeiten betreuen, Praktika machen, Lehrveranstaltungen übernehmen, Drittmittelprojekte, das ganze Programm eben. Wenn du das gut machst gibt es irgendwann den Titel. Willst du es dagegen einfach haben musst du weiter in deinem Job arbeiten und dir den Titel bei einer der privaten Hochschulen mit Promotionsrecht (z.B. Steinbeiß-Hochschule Berlin, HHL) oder an privaten nicht promotionsberechtigten Hochschulen, die mit Unis zusammenarbeiten, "kaufen". Weniger Aufwand, aber halt "etwas" teurer.

Und vor allem sind diese privaten Hochschulen fast nur auf Wirtschaftswissenschaften beschränkt!

Die Mittelwege, als Externer an einem Lehrstuhl zu promovieren (bei den Konzernen, die mit den Unis da zusammenarbeiten, verdient man übrigens deutlich weniger als die o.g. 3.000 Euro) oder eine Promotion im Ausland, sind zur Zeit leider viel zu selten.

Und wie du schon erwähntest: Angebot und Nachfrage nach Titeln. Wenn immer mehr promovieren wollen werden auch die derzeit noch preiswerten ausländischen Hochschulen ganz derb an der "Preis"schraube drehen. Wenn der MBA-Preis an vielen deutschen Hochschulen schon bei 25.000 Euro liegt, warum solte ein Dr. preiswerter sein?

BTW: Wer glaubt, dass ein Promotionsstudium an der Fernuni Hagen auch berufsbegleitend wie das vorherige Studium abläuft, der irrt.
 
Ich würde jetzt anrufen, ober möchtest du erst nach deinem Master erfahren dass deine Promotionsplanung für die Katz war?
Ich plane ja in der Hinsicht noch rein gar nichts. Mit dem Thema hab ich mich bisher nur ganz am Rande beschäftigt, à la man könnte ja theoretisch nach dem Master...
Du hattest mich nur mit deinem Kommentar "Wer glaubt, dass ein Promotionsstudium an der Fernuni Hagen auch berufsbegleitend wie das vorherige Studium abläuft, der irrt." neugierig gemacht. 😉
Da ich auch noch gar keinen Plan hab, wie es bei mir beruflich weitergeht, weiß ich auch noch nicht, wie lange es dauert, bis ich den Master habe, 2,5 Jahre aber mindestens, vermutlich eher länger.
 
Willst du es dagegen einfach haben musst du weiter in deinem Job arbeiten und dir den Titel bei einer der privaten Hochschulen mit Promotionsrecht (z.B. Steinbeiß-Hochschule Berlin, HHL) oder an privaten nicht promotionsberechtigten Hochschulen, die mit Unis zusammenarbeiten, "kaufen". Weniger Aufwand, aber halt "etwas" teurer.

Mmhh, ich glaube in der Hinsicht reden wir aneinander vorbei, bzw. haben halt andere Sichtweisen. Fuer mich ist o.g. eben genau die (vielleicht typsich deutsche) "eingeschraenkte" Sichtweise, dass alles was nicht an einer traditionellen deutschen Uni erworben ist, automatisch "gekauft" ist.

Warum ist ein Titel gekauft, fuer den ich genauso hart gearbeitet habe, wie jeder andere auch? Nur weil die Uni nicht aus staatlichen Mitteln finanziert wird, sondern eben durch Studienbeitraege bzw. Tuition?
Dass die Studienbeitraege zum Teil sehr hoch sind, ist klar, meine derzeit bevorzugte Uni nimmt > 30.000 Dollar fuer eine Promotion an Tuition. Wenn man aber bereit ist, das zu investieren, ist man aber in keiner Weise nur auf Wiwi beschraenkt...
 
Man muss sich nun halt überlegen, will man sich zur Hure der renditedenkenden Wirtschaft machen und sein Studium nach solchen Kriterien planen oder macht man einfach das was einem richtig gut liegt?

Hey, pass auf! Die Huren in der renditedenkenden Wirtschaft zahlen Deinen Arbeitsplatz – entweder indirekt über ihre Steuerzahlungen oder direkt über eingeworbene Drittmittel. :rolleyes
 
@Fratz

Du scheinst dich ja an der Fernuni auszukennen und auch an den Lehrstühlen.
Ich bin momentan im öffentlichen Dienst tätig, finde aber eine Tätigkeit in der Forschung sehr interessant. Im moment studiere ich noch B.SC. Wirtschafsinformatik, aber irgendwann wird sich die Frage stellen, was ich mit dem Studium anstelle und was ich weitermache.
Den Master Wirtschaftsinformatik wird es ja so wie es aussieht doch geben.

Wobei mich persönlich die Informatik und VWL sehr interessiert.
Ein Thema was in der freien Wirtschaft und bei meinem derzeitigen Arbeitgeber in der Kombination auch nicht wirklich vorkommt.

Aber nun zur Frage, was mich stört sind bei den Stellenanzeigen der FernUni:
Alle Wissenschaftlichen Mitarbeiter stellen sind nur zeitlich begrenzt ausgeschrieben.
Wird man nach dieser Zeit aufjedenfall auf die Straße gesetzt, bzw. gibt es große Chancen weiterarbeiten zu dürfen?

Weil ansonsten wäre mir das Risiko eine unbefristete Stelle aufzugeben wohl zu hoch.
 
Wiss. Mitarbeiter sind von ihrer Natur aus befristete Stellen - Dir soll ja quasi die Möglichkeit gegeben werden, dich noch eine Weile intensiv mit der Wissenschaft auseinanderzusetzen.
Die Befristung ist maximal auf 12 Jahre ausgelegt.
 
Da die Unis sich langfristige Verträge sparen wollen, werden die meisten WiMa tatsächlich nach 3 Jahren wieder auf die Straße gesetzt, manchmal auch nach ein- oder zweimaliger Verlängerung. Es kann passieren, dass man dann mit fast 40 Jahren sozusagen vor dem Nichts steht, weil eine nochmalige Verlängerung nicht möglich ist und man keine unbefristete Stelle bekommen hat. Auf dem privaten Arbeitsmarkt steht man dann nach 12 Jahren an der Uni auch nicht unbedingt so gut da. Diese Art Lebenslauf muss man sich schon genau überlegen, früher waren diese Stellen unbefristet, da war das Risiko eher gering.
 
Das ist schade, so ist das definitiv keine Alternative.

Hohe Qualität und Fortschritt wollen, aber keine Sicherheit bieten, da muss man sich nicht wundern wenn viele ins Ausland wollen oder kein Interesse an der Tätigkeit besteht.

Da lohnt sich auch kein Doktortitel so gesehen (höchstens wenn man Egoprobleme hat und damit Abhilfe schaffen mag) , da ein Wissenschaftlicher Weg so auch extrem unsicher ist.

Hatte mir gestern nochmal einiges durchgelesen sowie die derzeitige Situation mit Juniorprofessuren. Wenig Gehalt, kein Ansehen und die große Chance auf der Straße zu landen und denn noch nicht mal Anspruch auf Arbeitslosengeld.
Nicht gerade gute Voraussetzungen.
 
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