Verwendung von Ersparnis S

Dr Franke Ghostwriter
Kommilitonen,

ich habe ein kleines Verständnisproblem in Bezug auf die Ersparnis S und deren Verwendung und hoffe, dass ihr mir helfen könnt!

Ein Haushalt entscheidet ja zuerst über die Höhe der Ersparnis S und anschließend darüber, was er damit machen will (als Geld halten oder Wertpapiere kaufen).

Das keynesianische Modell geht ja nun davon aus, dass S nur von Y-T abhängig ist, also umso mehr Einkommen, desto mehr wird gespart. Anschließend entscheidet ein Haushalt über die Liquiditätsfunktion darüber, wieviel er davon in Geld halten will. Den Anteil der sich aus der Transaktionskasse ergibt behält er auf jeden Fall und über die Verwendung des Rests entscheidet dann der Zins. Die Liquiditätsnachfrage ist hier also von Y und i abhängig.

Was mir nicht so recht klar werden will ist der Zusammenhang zwischen Ersparnis, Liquiditätsnachfrage und der Transaktionskasse.

Wie kann beim neoklassischen Modell die Ersparnis nur von i abhängig sein?? Auch die Neoklassiker fordern doch eine Transaktionskasse (abhängig von Y) und die ist in dem Sinne doch nichtkonsumiertes Einkommen, also Ersparnis oder?

Ist nur die Ersparnis für die Geld- und Wertpapiernachfrage der Haushalte verantwortlich?

Viele Grüße,
knedl
 
Ich versuch mich mal mit einer Erklärung.

Keynes:
Die Höhe von realer Ersparnis und Konsum ist abhängig vom realen Einkommen.
Die Nachfrage nach Geld umfasst die Nachfrage nach Transaktions- und Spekulationskasse.
Der Zinssatz wird auf dem Geldmarkt bestimmt.

Klassik:
Die Höhe der Ersparnis ist abhängig vom Zinssatz. Dieser wird auf dem Gütermarkt bestimmt. Die Geldnachfrage wird nur durch die Nachfrage nach Transaktionskasse bestimmt (was einer der wesentlichen Unterschiede zu dem Keynes-Modell ist).

Die Unterschiede zwischen den Modellen ergeben sich in der Hauptsache aus der Konstruktion völlig flexibler Märkte (Klassiker) und Keynes mit seinem Unterbeschäftigungsgleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt.
 
Du bringst hier die Ersparnis und Geldnachfrage so durcheinander, dass es nicht zusammengeht. Du musst die Sachen auseinanderhalten.

Die Transaktionskasse bestimmt die Geldnachfrage nicht die Ersparnis. Sie ist eine keynesianische Angelegenheit, in der Neoklassik gibt es die nicht. Die Geldnachfrage bei der Neoklassik hängt ab von Preisniveau, Einkommen und Geldumlaufsgeschwindigkeit (M*v=P*Y, mit v als Geldumlaufsgeschwindigkeit.)

Nun zur keynesianischen Liquiditätsfunktion. Die lautet ja L(Y,i). Das Argument Y steht dabei für die Transaktionskasse, will heißen: das ist das Geld, das ich für meinen Konsum brauche. Das i steht für die Spekulationskasse - wobei das Argument, warum L sinkt, wenn i steigt, etwas ausgefieselter ist als bei den Neoklassikern mit ihren Opportunitätskosten. Es läuft aber letztlich auf's selbe hinaus: wenn der Zins steigt, sinkt die Geldnachfrage, weil Sparen attraktiver ist. Ob nun auch der Konsum sinkt, darüber ist erstmal nichts ausgesagt. Insgesamt bestimmt die Liquiditätsfunktion nicht die Ersparnis, sondern nur die Geldnachfrage: M=P*L.

Was hat es also mit der Ersparnis auf sich? Zunächst mal ist die Ersparnis das, was die Leute nicht für Konsum ausgeben. In der Neoklassik wird es nun so konstruiert, dass die Ersparnis von den Unternehmen für Invesitionen genutzt wird (S=I). Die Investitionsnachfrage hängt ab vom Zins, ebenso die Ersparnis, denn je höher der Zins, desto attraktiver das Sparen, also S(i)=I(i).

Keynes sagt nun: das ist Quatsch, ein Prozent mehr Zinsen sorgt nicht dafür dass die Leute ihren Konsum einschränken. Statt dessen sparen sie einen gewissen Teil ihres Einkommens, also S(Y) - eine Hypothese, die übrigens ungefähr stimmt. In Deutschland werden konstant ca. 11% des Einkommens gespart. In den USA sind es deutlich weniger. Der Trick bei Keynes ist nun, dass die Ersparnis nicht unbedingt auch für Investitionen genutzt wird, denn die sind ja weiterhin abhängig vom Zins. So kann es zu den Keynes'schen Unterbeschäftigungsgleichgewichten kommen.
 
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