Warum möchtest du (k)einen Master machen?

Dr Franke Ghostwriter
Als vor wenigen Jahren das alte Diplom durch die Bologna-Reform abgeschafft wurde, schien es so, als sei für viele der Bachelor nur die Durchgangsstation für den Master („Natürlich mache ich dann den Master…“). Es gibt mittlerweile aber auch so einige, die aus ganz individuellen Gründen, gar keinen Master mehr machen möchten.

Gründe für den Master, die man oft lesen kann, wären z. B.:
-man findet die angebotenen Module interessant
-bessere Berufschancen
-höhere Verdienstmöglichkeiten
-man fühlt sich mit einem Bachelor nur als „halber Akademiker“ (schon oft gelesen!)

Dagegen könnte sprechen:
-man braucht den Master für den beruflichen Aufstieg nicht
-man hat schon einen höheren Abschluss
-die Zeit fehlt
-die Mehrfachbelastung wird einem zu viel

Weitere Gründe für bzw. gegen den Master sind denkbar.

Wie ist es bei euch? Wollt ihr einen Master machen? Wenn ja: Warum? Wenn nein: Warum nicht?
 
Ich möchte einen Master noch machen, weil er mir mehr (und höherwertigere) Berufsoptionen ermöglicht und weil mich die persönliche Herausforderung und "das Streben nach mehr Wissen" (klingt hochtrabend, mir fallen aber gerade keine besseren Worte dafür ein) reizen.

Ein wichtiger Grund dafür, einen Master nicht (oder zumindest nicht sofort) zu machen, hast du noch nicht mit aufgeführt:
In vielen Berufen ist es wesentlich wichtiger schnell viel Praxiserfahrung zu sammeln, als von einem höheren Podest (Master) zu starten...
 
Weitere Gründe für den Master bzw. die Einschreibung in den Master (insbesondere an der Fernuni)
  • Überbrückung einer beruflichen Auszeit (z.B. wg. Arbeitslosigkeit, Kindererziehung, Pflege von Angehörigen)
  • Wiedereinstieg nach einer beruflichen Auszeit erleichtern durch Wissensauffrischung
  • Erwerb eines Uni-Abschlusses nach einem reinem FH-Bachelor oder einer dualen Ausbildung (betriebl. + FH-Abschluss)
  • berufliche Weiterbildung (zunächst ist nicht der Master das Ziel sondern nur der Abschluss einzelner berufrelevanter Module)
  • Änderung des Schwerpunktes (z.B. Master Wirtschaftswissenschaften nach Bachelor Wirtschaftsinformatik)
  • Kompensierung eines schlechten Bachelorabschlusses durch guten Masterabschluss (bei spezialiertem Master)
Gründe gegen den Master:
  • Studienfach liegt einem nicht, der Bachelor wurde aber noch abgeschlossen, um nicht ohne Abschluss dazustehen
  • Noten im Bachelor waren zu schlecht
  • berufliche Umorientierung
Speziell die Fernuni ermöglicht es, den Master unmittelbar nach dem Bachelor zu beginnen und gleichzeitig Praxiserfahrung zu sammeln, indem man den Master neben dem Beruf macht. Im Gegensatz zu anderen Fernhochschulen oder Präsenzuniversitäten kann ich hier das Studium beliebig lang strecken, indem ich z.B. nur ein Modul pro Semester belege, ohne dass dadurch höhere Kosten entstehen oder die Zwangsexmatrikulation droht.
Für mich steht die Weiterbildung, insbesondere in Bereichen, die mein Erststudium nicht abgedeckt hat, im Vordergrund. Der Erwerb des Mastergrad ist eher ein angenehmer Nebeneffekt.
 
Ich bin nach diesem Semester mit dem Bachelor fertig und schreibe mich auf jeden Fall noch für den Master ein. Ich arbeite im Personalbereich und in der Realität ist es leider so, dass der Master von der Wertigkeit her mit dem Diplom gleichgesetzt wird. Ich möchte nicht so viel Zeit in ein Studium investiert haben und am Ende gilt es doch nur wieder als minderwertig. Dass der Bachelor von den Universitäten als vollwertiger Studienabschluss bezeichnet wird, ist dabei leider unerheblich. Die landläufige Meinung ist eine andere.
 
Also ich werde keinen Master mehr machen. Ich bin froh wenn ich eventuell nächstes Jahr mit dem Bachelor fertig bin, und wir wieder ein "normales" Familienleben haben 🙄 Ich habe meine Elternzeit für das Studium genutzt, und freue mich danach im Steuerbüro meines Bruders arbeiten zu können. Ich überlege eher, in ein paar Jahren den Steuerberater zu machen, und dafür ist es egal, ob man den Master hat oder nicht, man muß nur länger warten, aber das hab ich eh vor.
Ich weiß nicht ob der Bachelor wirklich als minderwertig angesehen wird. Mein Mann arbeitet bei einer der großen WP-Gesellschaften und auch dort werden Bachelors eingestellt. Das Ziel ist dort natürlich immer Steuerberater und WP, aber dann ist es im Prinzip egal, ob man den Master hat oder nicht. Genauso wie nicht mehr unterschieden wird, ob man BA oder Diplom gemacht hat.

Grüße
Susanne
 
Ich denke man muss zwei Sachen unterscheiden:
Minderwertig auf der einen Seite und vollwertig auf der anderen.

Der Bachelor ist ein vollwertiger Abschluss. Das sieht man ja auch daran, dass durchaus Bachelorabsolventen eingestellt werden.
Dass der Bachelor gegenüber dem Master aber "minderwertig" ist, ist auch richtig, wenngleich der Ausdruck fälschlicherweise suggeriert, dass er wenig bis nichts wert sei.
Aber: Der Realschulabschluss ist auch niedriger als das Abitur, aber es sit dennoch ein vollwertiger Schulabschluss.
 
Mit "minderwertig" war auch nicht gemeint, dass man damit keine anständige Stelle finden kann. Natürlich werden auch Bachelor-Absolventen eingestellt. Sie gelten aber in den Augen von Diplomern oder Masterabsolventen nicht als gleichwertig. Ob das fair ist oder nicht spielt keine Rolle. Abiturienten werden sich auch immer Realschülern gegenüber als "überlegen" empfinden. So ist das nunmal.
 
Ich denke dass Verständnis vom Bachelor wird sich in den nächsten Jahren auch bei der Allgemeinheit ändern.
Vorausgesetzt die Politik zieht die Reform richtig durch.
Dann wird der Bachelor der Regelabschluss sein und der Master die Ausnahme.
 
Das hoffe ich auch. Ich habe eigentlich überhaupt gar keine Lust mehr auf die Lernerei und würde am liebsten nach dem Bachelor alles in die Ecke pfeffern und meine Freizeit wieder genießen.
 
Das hoffe ich auch. Ich habe eigentlich überhaupt gar keine Lust mehr auf die Lernerei und würde am liebsten nach dem Bachelor alles in die Ecke pfeffern und meine Freizeit wieder genießen.

Wenn das so ist, solltest du aber nochmal drüber nachdenken, ob du den Master wirklich machen willst, nur weil manche sich mit ihrem Master dir gegenüber überlegen fühlen!
Ich denke man sollte das nur machen, wenn man selber davon überzeugt ist und auch "Spaß" daran hat...
 
Das stimmt. In meiner Firma ist das Statusdenken sehr ausgeprägt. Ich möchte dabei eigentlich gar nicht mitmachen, fühle mich aber irgendwie dazu gezwungen.
 
Wir müssen ja nicht drüber diskutieren, daß der Bachelor minderwertiger ist als der Master. Alles was auf etwas aufbaut ist natürlich höherwertiger, aber deswegen ist der Bachelor ja nicht schlecht. Es ist ein Studienabschluss, und als so einer wird er auch angesehen. Ich denke in der heutigen Zeit wird es einfach gern gesehen wenn man sich immer weiterbildet, und da bietet sich der Master nach dem Bachelor einfach an.
Ich würde es aber auch nur machen wenn man es wirklich will, und nicht wegen den Kollegen.
Ich weiß ja nicht wie alt du bist, aber sonst mach doch einfach ne Pause und mach den Master in 3-4 Jahren.
 
Genau und ich denke auch dass das berufsbegleitende Studieren und hier insbesondere der Master an Bedeutung gewinnen wird, während der unmittelbar an den Bachelor anschließende Master abnimmt...
 
Halllo zusammen,

ich denke ihr habt einen wichtigen Punkt vergessen und zwar denke ich lebenslanges lernen ist wichtig und der eine oder andere will durch den Master z.B. vom Wirtschaftsinformatik Bereich in den reinen wiwi Bereich wechseln oder die Chance nützen, um z.B. vom Marketing ins Controlling zu wechseln oder Führungsverantwortung zu übernehmen oder um nochmals Richtung Auslandserfahrungen durchszustarten.

Ich kann mir auch vorstellen, dass es trotz der großen Anzahl an kfm Weiterbildungen hie und da einfach gewünscht ist einen noch höheren akademischen Grad zu bekommen.... oder man lieber etwas Geld in die Hand nimmt, um den Master zu machen, anstatt 5 kleinerer Weiterbildungen (Marketing, Online Marketing, Software, Englisch)....

Ciao
 
Hauptgrund:
Ein Master ist ein akademischer Abschluss, den ich mein Leben lang tragen werde. In absehbarer Zeit benötigen ich den Titel nicht aber vielleicht bin ich in ein paar Jahren froh, den Studiengang absolviert zu haben.

Nebengründe:
Interesse am Fach, evtl. höheres Gehalt, höhere Einstellwahrscheinlichkeit bei Bewerbungen, Freizeit sinnvoll gestalten, Statusdenken, Master ist für mich eine Konsequenz des Erststudiums, nach mehreren Berufsjahren gilt man mit einem Master nicht überqualifiziert sofern man sein Berufsleben etwas ruhiger angehen lassen möchte, ...
 
Im angelsächsischen System ist der Bachelor das grundlegende Studium. Ein Master sollte erst nach ein paar Jahren Berufserfahrung gemacht werden und er sollte dazu genutzt werden, sich entweder noch mal speziell für ein Teilgebiet zu spezialisieren oder der eigenen Karriere noch einmal eine andere Richtung zu geben.

Von der deutschen Praxis, gleich nach dem Bachelor den Master (auf Verdacht) hinterherzuschieben, halte ich überhaupt nichts. Zumal der Hagen Master sowieso sinnlos ist, weil er nur ein "more of the same Master" ist. Ich würde ihn niemals machen.
 
Der Vergleich mit dem angelsächsischen System ist allerdings dahingehend problematisch, dass dort der Bachelor meist 8 Semester und der Master 2 Semester hat, während in Deutschland 6 Semester für den Bachelor üblich sind. Der dortige Bachelor war also von der Regelstudienzeit schon nahe am deutschen Diplom. Daher ist es auch verständlich, dass die Deutschen eher daran interessiert sind, den Master gleich nach dem Bachelor zu machen. Auch ist es insbesondere in den USA üblich alle paar Jahre den Job zu wechseln oder umzuziehen. Da fällt es auch leichter mal für ein Jahr aus dem Beruf auszusteigen, um den Master zu machen. Diese Hire and Fire Mentalität sowohl bei Unternehmen als auch bei den Mitarbeitern ist in Deutschland und in weiten Teilen Kontinentaleuropas (noch) nicht so verbreitet.

Insbesondere das Angebot an berufsbegleitenden BWL-Masterprogramme ist verschwindend gering, wenn man nicht bereit ist, 10.000 € oder mehr dafür auszugeben. Im universitären Bereich sieht es noch schlechter aus. Zudem gibt es wohl kaum Masterprogramme, die was die Studiendauer betrifft, so flexibel sind, wie die Master in Hagen. In Hagen ist es problemlos möglich ohne Mehrkosten das Masterstudium über vier oder noch mehr Jahre hinzuziehen, indem man nur ein Modul pro Semester belegt, was insbesondere bei einem berufsbegleitenden Master durchaus sinnvoll sein kann, da man so das Studium besser an das Berufsleben anpassen kann. Schließlich will nicht jeder will seine komplette Freizeit für ein berufsbegleitenden Studium opfern. Zudem hat der Beruf meist Priorität vor dem Studium.
 
Im angelsächsischen System ist der Bachelor das grundlegende Studium. Ein Master sollte erst nach ein paar Jahren Berufserfahrung gemacht werden und er sollte dazu genutzt werden, sich entweder noch mal speziell für ein Teilgebiet zu spezialisieren oder der eigenen Karriere noch einmal eine andere Richtung zu geben.

Die meisten Studenten an der FU Hagen sind Teilzeitstudenten und nebenbei berufstätig, sammeln also schon Praxiserfahrungen. In Teilzeit dauert der Bachelor schon 9 Semerster, also 4,5 Jahre. Ich denke das ist genug Berufserfahrung, um anschließend gleich den Master zu machen.
 
Der Vergleich mit dem angelsächsischen System ist allerdings dahingehend problematisch, dass dort der Bachelor meist 8 Semester und der Master 2 Semester hat

Dem ist noch hinzuzufügen, dass man aus diesem Grund als 6-Semester-Bachelor teilweise keinen Zugang zum Masterstudium z.B. in England erhält. Da unser Bachelor oft nur sechs Semester umfasst, wird dieser auch im Ausland teilweise als "Bachelor-Light" belächelt.

Es gibt noch eine private FH, welche einen guten konsekutiven Master in BWL anbietet aber leider nur mit den Vertiefungen Personal, Marketing oder Controlling. Trifft leider nicht mein Interessengebiet, der Master kostet knapp 13k und ich will einfach einen Master-Abschluss einer Universität.
 
Ich fürchte, dass die Diskussion an dem, was Mr Jaggers meint, vorbei geht. Es scheint ihm weniger um die Frage zu gehen, wo der Bachelor in Deutschland bzw. England steht, sondern darum, dass man an der FernUni keine klaren Schwerpunkte im Master herausbilden kann. Es bietet eben jeder Lehrstuhl nur ein C-Modul an. Natürlich kann man versuchen Module zu finden, die irgendwie eine Nähe zueinander haben. Das Profil, das man sich damit erarbeitet ist aberdeutlich unklarer, als wenn man z. B. an einer FH einen Fokus klar auf Controlling legt, und dann auch aus dem Master-Zeugnis klar hervorgeht, worauf man sich spezialisiert hat. An der FernUni studiert man im Master eher in die Breite. Wenn man Anhänger eines generalistischen Ansatzes ist, ist es gut. Wenn man klar in einer spezifischen Fachrichtng Karriere machen will, wohl eher nicht.
 
Letztlich ist es ja auch eine Frage, aus welchen Gründen man einen Master macht oder nicht. Ein pauschales Ja oder Nein ist...naja...zu pauschal halt...
 
Ein Teil des Problems liegt auch darin, wie an der Fernuni die Umstellung vom Diplom auf das Bachelor/Master System vorgenommen wurde. Das kann man gut sehen, wenn man die auslaufenden Diplomstudiengänge mit den Bachelor/Master Studiengängen vergleicht.
Die Wahlfächer des Diplomstudiengang wurden komplett dem Bachelor zugeordnet. Lediglich das C-Modul des Schwerpunktfach für das Diplom II, sowie Rechnungslegung und Gewinnermittlung als Teilmodul der ABWL und die AVWL (mindestens hälftig) wurden in den Master verlagert. Somit wird ein Großteil der Spezialisierung schon in den Bachelor vorgezogen. Für den Master verblieben damit nur wenige Spezialisierungsmodule, so dass der Master zwangsläufig relativ breit aufgestellt werden muss. Komplett neue Module aufzubauen braucht entsprechend Zeit.
Man darf auch nicht vergessen, dass der Bachelor Wiwi an der Fernuni erst seit WS 2006/07 und der Master Wiwi seit WS 2007/08 angeboten wird. Das angelsächsische System ist hingegen seit langem dort etabliert, während Deutschland noch an den Kinderkrankheiten der Umstellung leidet. Zudem sind im angelsächsischen System zweisemestrige Masterstudiengänge üblich gegenüber viersemestrigen in Deutschland, was die Spezialisierung im Master in Deutschland schwieriger macht.
 
Wie Susanne81schon geschrieben hat, ist es z.B. in der Steuerberatung völlig egal, ob man nur Bachelor oder Bachelor und Master hat. Wichtig ist nur, dass man nach dem Studium das Berufsexamen schafft. Für Steuerberater mit Master-Abschluss eröffnen sich im Vergleich zu Kollegen, die nur den Bachelor haben, überhaupt keine weiteren Karrieremöglichkeiten. Die würden sich erst eröffnen, wenn man einen "Dr." vor seinen Namen setzen darf. Wenn der Master der notwendige Zwischenschritt zur Promotion ist, dann ist es nachvollziehbar. Ansonsten vergeudet man mit einem Master-Studium in meiner Branche eigentlich nur seine Zeit. Besonders große Kanzleien gehen heute immer mehr dazu über, auf Signaturen oder Visitenkarten nur noch die Berufsexamina erscheinen zu lassen und alle akademischen Grade unterhalb der Promotion wegzulassen. Den neuen Abschlüssen sieht man es eh nicht mehr an, was genau man da eigentlich studiert hat.

Hier mal ein Rechenbeispiel:

1. Alternative nur Bachelor
Jahr 01 Assistent 35.000 € p. a.
Jahr 02 Assistent 35.000 € p. a.
Jahr 03 Assistent 35.000 € p. a.
Jahr 04 Professional 48.000 p. a.
Jahr 05 Professional 48.000 p. a.

2. Alternative Bachelor und Master
Jahr 01 Master-Student 0 € p. a.
Jahr 02 Master-Student 0 € p. a.
Jahr 03 Assistent 37.000 € p. a.
Jahr 04 Assistent 37.000 € p. a.
Jahr 05 Professional 48.000 p. a.

Ab Jahr 06 sind beide Steuerberater. Bis zu diesem Zeitpunkt hat der Bachelor-Absolvent 201.000 € verdient, während der Master-Absolvent bis zu dem Zeitpunkt nur 122.000 € verdient hat. Dazu kommt noch, dass der Bachelor insgesamt mehr Berufserfahrung hat und sogar ein Jahr mehr Berufserfahrung als Steuerberater hat. Er wird also in seiner Laufbahn als Steuerberater erwartungsgemäß ein Jahr früher Gehaltssteigerungen realisieren können als der Master-Absolvent.

Das ist das Ergebnis für Vollzeit-Studenten. Erschwerend kommt in der Steuerberatung hinzu, dass alle Zeiten, die ich in den Master stecke, zwangsläufig von den Zeiten abgehen, in denen ich die Berufsexamina in Angriff nehmen kann. Beides gleichzeitig geht nicht, außer man wählt ein Master-Studium, das auf dem Stoff des StB-Examens basiert. Und genau der Punkt ist dann auch für nebenberuflich Studierende ein starkes Kontra-Argument gegen den Master. Wer lange allgemein studiert, kann mit diesen Qualifikationen in der Steuerberatungsbranche kaum punkten und hat die Zeit verpasst einschlägige Qualifikationen zu erwerben, mit denen er wirklich sein Gehalt steigern kann. Es ist also auch für den nebenberuflich studierenden Assistenten ratsam, nach dem Bachelor gleich das Berufsexamen anzugehen.

Die Steuerberatung ist natürlich ein extremes Beispiel wegen dem Berufsexamen und der eher speziellen Materie "Steuerrecht". Ich bin aber der Meinung, dass ein Vergleich in anderen BWL-Branchen in der Tendenz keine anderen Ergebnisse liefern würde. Vielleicht wäre der Abstand zwischen den Alternativen nur nicht ganz so deutlich. Wer den Bachelor macht und sich dann einschlägig weiterqualifiziert, wird fast überall schneller vorankommen als jemand, der lange Zeit allgemein studiert. Evtl. ist es beim öffentlichen Dienst anders, weil dort der Bachelor nicht so anerkannt wird und damit Laufbahnen verschlossen bleiben.
 
Wenn Dein Berufsziel Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer ist, ist es in der Tat nicht sinnvoll, einen allgemeinen Master direkt nach dem Bachelor zu machen. Vor allem nicht in Vollzeit. Es ist in diesem Fall sicherlich sinnvoller nach dem Bachelor, zunächst das Berufsexamen anzugehen und ggf. daneben an der Fernuni, nur die dazu passenden Mastermodule zu studieren, was keinen allzu großen Mehraufwand darstellen sollte.

Mit dem eigentlichen Masterabschluss kannst Du Dir dann an der Fernuni immer noch soviel Zeit lassen, dass Du neben dem Beruf ausreichend einschlägige Qualifikationen erwerben kannst, die Dich unmittelbar in Deinem Beruf weiterbringen. Du hälst Dir damit aber die Option offen zu einem späteren Zeitpunkt doch noch zu promovieren. Außerdem kann es nie schaden, etwas über den beruflichen Tellerrand zu schauen.

Was andere Branchen betrifft, so wirst Du in vielen Fällen früher oder später mit einem Bachelor an Grenzen stossen, wo Du nur noch mit dem Master oder sogar dem Doktor weiterkommst. Du kannst den allgemeinen Master auch dazu nutzen, Dich berufsbegleitend intensiver mit anderen Bereichen zu beschäftigen. Je höher Du speziell in einem Industrieunternehmen aufsteigst, desto wichtiger werden auch bereichsübergreifende Kenntnisse. Ohne Master oder sogar Doktor dürfte es schwer werden, in die Geschäftsleitung bzw. den Vorstand eines größeren Unternehmens aufzusteigen, sofern Du nicht der Eigentümerfamilie angehörst.

In erster Linie diskutieren wir hier über ein berufsbegleitendes Masterstudium an der Fernuni neben einem Vollzeitjob. Daher passen dann auch Deine Gehaltsvergleiche nicht.

In BWL stehst Du zudem mit einem Bachelor noch deutlich besser da als z.B. in den MINT Berufen.
 
Dein Argument bezüglich des Steuerberaters ist in meinen Augen zu speziell. Wir sind hier im Forum "Bachelor Wirtschaftswissenschaften" der FernUni Hagen. Wir sind in der Regel Teilzeitstudenten und sind eher in der Wirtschaft tätig bzw. setzen uns oft mit betriebswirtschaftlichen Themen in der Firma auseinander. Unternehmen, welche mir durch Freunde bekannt sind, honorieren den Master zumindest finanziell. Ferner ist ein Master ein Türöffner, wenn der Bachelorschlüssel nicht mehr passt.

In einem magst du richtig liegen: Wer sich nach seinem Bachelor einschlägig in seiner Freizeit weiterqualifiziert, wird nach drei Jahren in der Regel besser dastehen als ein Bachelor mit frischem Master-Zeugnis, der sich in seiner Freizeit mit dem generalistischen Studium befasst hat. Mit der Zeit wird der Master aber das Wissen aufholen bzw. konnte schon während der Masterarbeit stark aufholen und nach wenigen Jahren sind in der Praxis beide gleich qualifiziert. Nur der Master wird immer einen Masterabschluss besitzen und der Bachelor eben "nur" einen Bachelorabschluss. Willkommen in Deutschland. Hier - und auch in anderen Ländern - zählen eben die Titel.

Der Master der FernUni ist sehr generalistisch aber zumindest treffen zwei Module meinen Nerv. Und das Seminar plus Masterarbeit sind ebenso treffend => 50% vom Studium sind zielführend. Die 50% akzeptiere ich, weil es eben am Markt keine Alternativen gibt. Hauptsache ich erhalte nach drei bis vier Jahren meinen Titel und kann zumindest einen guten Teil des Studiums für meinen Beruf verwenden.
 
Zusatzinfo: Der Bachelor ist gleichgestellt mit einem Meister (Handwerk, Industrie, ...)
Meister IHK (ab 4 Monate Vollzeit) = Bachelor (36 Monate Vollzeit)

Ein (schwaches) Argument für den Master.
 
Ihr denkt, dass man in der freien Wirtschaft als "nur Bachelor" im Bereich BWL ab einem gewissen Punkt karrieremäßig nicht mehr weiterkommt. Aber genau wissen, kann man es doch noch nicht. Bachelor-Absolventen gibt es in größerer Zahl erst seit ca. Ende 2010. Was in Zukunft aus dem ganzen Bildungssystem wird und wie sich die Abschlüsse am Arbeitsmarkt für BWLer in 10 bis 20 Jahren etabliert haben werden, weiß niemand. Euer aktuelles Verhalten basiert nur auf Erwartungen: Einmal auf der Erwartung, dass Arbeitgeber in Zukunft ein mindestens so langes allgemeines Studium erwartet wie bei einem Diplom-Absolventen. Und zweitens, dass es ihnen relativ egal ist, was ihr da genau im Master-Studium zusätzlich in der gleichen Fachrichtung studiert habt. Wenn ihr aber ins Ausland schaut, dann seht ihr, dass Abschlüsse / Qualifikationen dort manchmal ganz anders eingeordnet werden. Auch in Deutschland kann sich noch vieles ändern, was man jetzt noch gar nicht absehen kann.

Im Moment, werden Bachelor-Absolventen explizit nur von einer kleinen Minderheit von Unternehmen gesucht. Die meisten Unternehmen verlangen derzeit einen Master-Abschluss. Ich glaube aber, dass das zumindest in BWL, wo ein Bachelor nicht unbedingt mehr kann als ein Master, ganz andere Gründe hat, als viele denken. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Unternehmen wirklich die vier zusätzlichen Semester eines generalistischen Studiums vermissen. Da hat jeder sowieso irgendwas anderes studiert. Ich glaube eher, dass es damit zusammenhängt, dass man jungen Bachelor-Absolventen nicht zutraut, längere Zeit auf der Position zu bleiben. Die Erfahrungen mit Bachelor-Absolventen sind wohl, dass die sich nach 6-18 Monaten wieder in Richtung Master-Studium verabschieden. Ein etwas älteren Master-Absolventen kann diese Nummer nicht mehr abziehen. Der muss bleiben. Ich würde darauf tippen, dass zumindest in BWL ein Bachelor-Absolvent die gleichen Einstiegschancen hat wie ein Master-Absolvent, sofern er glaubhaft machen kann, dass er länger in dem Job bleiben will.

Die Zukunft kann auch völlig anders aussehen als heute und der generalistische Master aus Hagen könnte sich als wenig nützlich erweisen. Ich habe mal im WiWi-Forum von einem Absolventen eines dualen Studiums einen Beitrag gelesen, der behauptet hat, dass die Lebensläufe in Zukunft immer heterogener werden. Der eine hat dual studiert, der andere in Vollzeit, der eine auf einer FH und der andere an der Uni. Wieder ein anderer hat fernstudiert. Der nächste hat gar keinen BWL-Bachelor und stattdessen einen nicht-konsekutiven Master in BWL gemacht. Die Berufserfahrungen werden sich auch stark voneinander unterscheiden. Unternehmen können sich nach der Theorie in Zukunft gar nicht mehr so gut an formalen Abschlüssen und vorgegebenen Karrieremustern orientieren. Sie werden sich in Zukunft eher auf die eigentliche Berufserfahrung schauen und wie sich das mit den Abforderungen der Stelle deckt. In diesem Szenario wird es nicht mehr so wichtig sein, ob man Bachelor oder Master hat. Was man genau gemacht hat, wird entscheidend sein. Ich könnte mir gut vorstellen, dass es so kommen wird.

Ich bin einer der letzten Diplomer gewesen. Hätte ich 1 Jahr später mit dem Studium angefangen, wäre ich schon zwangsweise Bachelor geworden. Wenn ich Bachelor wäre, dann würde ich mir das Master-Studium für viel später aufheben. Für einen Zeitpunkt, wo es im Lebenslauf wirklich Sinn ergibt, sich noch einmal in einer bestimmten Richtung weiterzuqualifzieren. Ich glaube, so ist das neue Studiensystem auch zu verstehen im Hinblick auf lebenslanges Lernen.
 
Wenn ich Bachelor wäre, dann würde ich mir das Master-Studium für viel später aufheben. Für einen Zeitpunkt, wo es im Lebenslauf wirklich Sinn ergibt, sich noch einmal in einer bestimmten Richtung weiterzuqualifzieren. Ich glaube, so ist das neue Studiensystem auch zu verstehen im Hinblick auf lebenslanges Lernen.

Ich glaube das System soll und will verschiedene Möglichkeiten aufzeigen und weder das eine noch das andere bevorzugen, egal ob Bachelor oder Master, Master sofort oder Master später, generalisierter Master oder spezialisierter Master, konsekutiv oder nicht-konsekutiv, alte Fachrichtung oder neue Fachrichtung usw.
 
Ihr denkt, dass man in der freien Wirtschaft als "nur Bachelor" im Bereich BWL ab einem gewissen Punkt karrieremäßig nicht mehr weiterkommt. Aber genau wissen, kann man es doch noch nicht.
Stimmt. Aber was passiert, wenn ich in fünf Jahren eine interessante Stellenanzeige lese, mich gerne bewerben würde aber explizit ein Masterabschluss gefordert ist?

Im Moment, werden Bachelor-Absolventen explizit nur von einer kleinen Minderheit von Unternehmen gesucht. Die meisten Unternehmen verlangen derzeit einen Master-Abschluss.
Ist das nicht ein Widerspruch zu einem erstem ersten Argument? Meine Erfahrung ist jedoch, dass Firmen viele Stellen mit Bachelorabsolventen besetzen.

Wenn ihr aber ins Ausland schaut, dann seht ihr, dass Abschlüsse / Qualifikationen dort manchmal ganz anders eingeordnet werden.
Stimmt. Unser Bachelor wird teilweise im Ausland belächelt, wird teilweise als "nicht vollwertig" angesehen, der Zugang zum Masterstudium im Ausland kann verschlossen bleiben.

Die Zukunft kann auch völlig anders aussehen als heute und der generalistische Master aus Hagen könnte sich als wenig nützlich erweisen.
Stimmt. Aber man besitzt einen Masterabschluss, einen hohen akademischen Grad. Mit der Zeit werden die belegten Module sowieso immer unwichtiger, das Wissen schwindet aber was bleibt ist der formale Abschluss, der akademische Titel. Das ist doch auch der eigentliche Grund, warum wir studieren.

Alles, was meine Branche betrifft, kann ich mir nach dem Master auch so aneignen. Dazu bedarf es kein Masterstudium. Wenn ich mich in zig Jahren umorientieren möchte, kann ich immer noch einen zusätzlichen nicht-konsekutiven Master absolvieren.

Ein Argument, den Master kurzfristg zu machen und nicht Jahre zu warten: Je älter ich werde, desto schwerer fällt mir das Lernen
 
Warum soll ich jahrelang mit dem Masterstudium warten, wenn ich ausreichend Freizeit neben dem Beruf habe, um ein berufsbegleitendes Masterstudium an der Fernuni zu absolvieren. Je länger ich warte, desto schwerer fällt mir der Wiedereinstieg. Es ist doch unsinnig erst zu reagieren, wenn ich eventuell beruflich nicht mehr weiterkomme, weil dafür dann doch ein Masterabschluss notwendig ist. Es ist möglich, dass dieser Fall nie eintritt. Entscheidend ist es, dass ich mit mit dem berufsbegleitenden Master Optionen offen halte. An den breiter aufgestellten Master in Hagen, kann ich notfalls immer noch einen speziellen Master anschließen.
Eine zu starke berufliche Spezialisierung kann auch im Laufe des Berufsleben zu Problemen führen, wenn genau diese Qualifikationen z.B. aufgrund eines technologischen Wandels nicht mehr gefragt sind.

Außerdem zwingt mich niemand, den Master an der Fernuni innerhalb einer bestimmten Frist abzuschliessen. Wo ist denn das Problem, wenn ich für den Master fünf oder sechs Jahre brauche, weil ich mich hauptsächlich auf den Beruf konzentriere.

Wie der Arbeitsmarkt in zehn Jahren aussieht und welche (formalen) Qualifikationen dann gefragt sind, weiß niemand genau. Ob der berufsbegleitende Master an der Fernuni sich im Einzelfall rechnet ebenfalls nicht. Wichtig wird aber gerade in Zukunft meines Erachtens nach sein, dass man in der Lage ist, sich flexibel auf sich ändernde Bedingungen einstellen zu können.
 
Dass der deutsche Bachelor wegen seiner 6-semestrigen Regelstudienzeit im Ausland auf Anerkennungsschwierigkeiten stößt, liegt nicht daran, dass er inhaltlich schlechter ist. Es liegt daran, dass unser Abitur bisher 13 Schuljahre beinhaltete und andere Länder kürzere Schulzeiten hatten und den fehlenden allgemeinbildenden Teil in das erste Studienjahr gelegt haben. Beim ausländischen 8-semestrigen Bachelor sind für die ersten zwei Semester eine große Auswahl allgemeinbildender Kurse vorgesehen und man kann nach dem ersten Jahr auch noch ohne Verlängerung der Studiendauer sein Studienfach wechseln. Damit ist unser deutscher Bachelor mit den letzten 3 Studienjahren im Ausland vergleichbar und nicht mit den ersten 3 Studienjahren. Der Witz ist ja auch noch, dass ein größerer Teil der US-Studenten aus Kostengründen erst für zwei Jahre auf eine Berufsfachschule (Community College) geht und dann direkt in das 5. Semester Bachelor-Studium einsteigen kann. Viele Berufsfachschulen haben nämlich mit echten Hochschulen Verträge gemacht, damit ihren Schülern dort direkt die ersten 4 Semester angerechnet werden. Dass das jetzt wirklich zu qualitativ besseren Studiengängen führt, glaube ich nicht. Sich an der formalen Regelstudienzeit aufzuhängen, ist doch blöd. Bei unterschiedlichen Bildungssystemen wird man im Zweifel leider immer "abgewertet". Wer ein US High-School-Diploma hat, kriegt in Deutschland gerade mal die Mittlere Reife anerkannt.

Wenn ich mich jetzt nicht auf das StB-Examen vorbereiten würde, dann könnte ich mir auch vorstellen, die Klausuren eines Master-Studiums abzubummeln. Aber Seminararbeit und Abschlussarbeit möchte ich nicht so gerne wieder während eines Vollzeitjobs schreiben. Ich bin nicht der Typ, der seine Arbeiten am Feierabend hinschludert. Ich finde, man muss da auch längere Zeit am Stück daran arbeiten können, sonst kommt man nicht richtig rein in das Thema. Gerade diese Arbeiten wären für mich ein Grund, eben nicht den Master auf Verdacht zu machen. Das wäre mir dann doch zu heftig. So eine Master-Thesis ist sehr umfangreich und wenn mir der Abschluss am Ende vielleicht gar nichts bringt, würde ich mir das nicht antun. Ganz toll wäre es ja auch, wenn ich später merke, dass ich einen ganz anderen Master brauche. Und dann das alles noch mal....
 
Aber Seminararbeit und Abschlussarbeit möchte ich nicht so gerne wieder während eines Vollzeitjobs schreiben. Ich bin nicht der Typ, der seine Arbeiten am Feierabend hinschludert.

Damit wirfst du aber (zumindest indirekt) allen anderen, die das berufsbegleitend machen, vor, ihre Arbeiten nur "hinzuschludern" und das finde ich ehrlich gesagt nicht nur sachlich falsch, sondern sehr anmaßend.
Es mag sein, dass es für dich (und auch einige andere) schwierig ist, eine solche Arbeit auf entsprechendem Niveau neben einem Job zu leisten. Daraus kann man aber nicht ableiten, dass es für alle anderen auch gilt.
 
Tut mir leid, wenn du das rausgelesen hast. Ich kann natürlich nicht wissen, wie erfolgreich die anderen während eines Vollzeitjobs solche Arbeiten schreiben. Ich habe im Fernstudium eben die Erfahrung gemacht, dass man einen Studienbrief durchaus in vielen kurzen Zeitabschnitten bearbeiten kann. Man kann da sogar nur mal 20 Minuten dran arbeiten. Das ist ja total linear. Ich fange vorne an und arbeite mich in der Reihenfolge der Seiten langsam aber sicher nach hinten. Evtl. auch mehrmals von vorne bis hinten. Das ist ja schon alles von einem anderen vorgekaut worden Aber wenn ich eine Seminararbeit schreibe, dann kann ich da nicht nur mal 20 Minuten daran schreiben. Ich empfand es als großes Hinderniss, nur am Feierabend und am Wochenende schreiben zu können. Gerade bei einer Seminarbeit oder Abschlussarbeit als Prüfungsform kann man richtig gute Noten holen und mich hat es immer wahnsinnig gemacht, wenn ich mich da nicht vertiefen konnte. Mit den Klausuren hatte ich da viel weniger Probleme.
 
Ich weiß nicht, was du mit den "20 Minuten" aussagen möchtest. Es liegt doch an dir, ob du täglich 20 Minuten an deiner Arbeit schreibst oder länger daran sitzt. Das ist auch nicht beschränkt auf das Fernstudium. Der Punkt "nur am Feierabend und am Wochenende schreiben zu können", ist doch im Fernstudium offensichtlich. Es liegt auf der Hand, dass in der Regel am Abend und am Wochenende gelernt wird.

Deine Position kennen wir. Die Lehrbriefe sind von einer anderen Person vorgekaut, die Klausuren des Masters kann man einfach abbummeln und die Seminararbeiten einfach so hinschludern. Die Diskussion geht von deiner Seite aus eher in die Richtung: "Warum möchtest du (k)ein Fernstudium machen".
 
Ich möchte damit sagen, dass man mit einem Studienbrief auch gut in kleineren Abschnitten lernen kann. Ich habe mir dann immer vorgenommen, unter der Woche jeden Tag eine bestimmte Seitenzahl zu bearbeiten. Da saß ich dann z.B. nur mal 20 - 40 Minuten. Das geht am Feierabend ganz gut. Wenn man dann nur wenige Klausuren pro Semester schreibt, kann man die Arbeitsbelastung durch das Studium relativ gut "skalieren".

Aber bei einer Seminararbeit geht das halt einfach nicht. Bis man da erst mal am Abend in die Stabi gefahren ist, vergeht ziemlich viel Zeit. Auch lässt sich der Arbeitsaufwand nicht so gut planen und "stückeln". Da ist es am besten, wenn man längere Zeit am Stück arbeitet. Und ich weiß nicht, inwieweit ihr überhaupt schon größere Arbeiten geschrieben habt. Bei einem Master reicht als Abschlussarbeit eine "verlängerte Seminararbeit" eben nicht mehr aus. Eine Masterarbeit hat dann normalerweise 70-120 Seiten je nach Hochschule. Jetzt sollte man nicht so tun, als man das mal eben schnell am Feierabend aus dem Ärmel schütteln kann. Das ist einfach hart. Und ich würde das mir neben dem Job nur antun, wenn ich wirklich sicher bin, dass ich den Master auch wirklich brauche.
 
Niemand zweifelt daran, dass es "hart" ist (wenngleich ich den Begriff nicht 100%ig treffend finde, aber egal). Und Natürlich kann man so eine Arbeit nicht einfach aus dem Ärmel schütteln.
Aber ob man das gut neben einem Vollzeitjob und damitverbunden vornehmlich abends und am Wochenende schafft, liegt ja in erster Linie an einem selber. Manch einer kann es gut und manch einer eben nicht so gut.
Und auch bei einem Vollzeitjob gibt es Möglichkeiten, sich die zeitlichen Belastungen so zu legen, dass man auch immer 2-3 Stunden am Stück an seiner Abschlussarbeit schreiben kann.

Und ich würde das mir neben dem Job nur antun, wenn ich wirklich sicher bin, dass ich den Master auch wirklich brauche.

Wenn du "brauche" mit "möchte" tauscht, stimme ich voll zu.
Das würde ich aber in jedem Zusammenhang dann sagen und nicht nur bei der Frage "Studium neben dem Job"...
 
An der Fernuni sind die Vorgabe für Masterarbeiten 50 Seiten. Die Bearbeitungszeit beträgt bei Teilzeit 20 Wochen. Im übrigen sollte es gerade im Bereich Steuern möglich sein, sich für Seminar und Masterarbeit ein Thema zu suchen, welches sich mit dem Beruf als Steuerberater gut verbinden lässt. Dass ein Seminar bzw. eine Masterarbeit neben einen Vollzeitjob aufgrund des vorgegebenen Bearbeitungszeitraums eine erhebliche Belastung ist, steht außer Frage. Bei Modulen sieht es insoweit besser aus, dass ich keine so strenge zeitliche Vorgabe haben. Notfalls verschiebe ich Klausur um ein oder mehrere Semester, wenn es zeitlich nicht klappt. Bei einem berufsbegleitenden Studium an der Fernuni stehe ich schließlich nicht unter dem Druck, dass Studium schnell abschließen zu müssen.
Es sollte auch nicht vergessen werden, dass der Master in Hagen lediglich einer Investition in Höhe von gut 1.000 € entspricht, wenn ich die Fahrtkosten, Kosten für Zusatzliteratur und den Zeitaufwand mal außen vor lasse. Zumindest das finanzielle Risiko ist damit wohl eher vernachlässigbar. Bei einem (spezialisierten) Masterstudiengang mit Kosten von >10.000 €, wie er z.B. von privaten Hochschulen aber auch z.T. von staatlichen Universitäten angeboten wird, sieht die Kosten-/Nutzen-Rechnung schon ganz anders aus, insbesondere wenn das Studium innerhalb eines vorgegebenen Zeitraums abgeschlossen werden muss.
Letzten Endes muss aber jeder für sich entscheiden, ob er das durchaus interessante Angebot der Fernuni annehmen will oder nicht.
Dass für eine angestrebte Tätigkeit als Steuerberater das Berufexamen wichtiger ist als ein etwaiges Masterstudium und daher auch Vorrang besitzen sollte, ist nachvollziehbar. Die meisten Wiwi-Absolventen dürften aber später in Bereichen tätig sein, wo kein weiteres spezielles Berufsexamen notwendig sind.
 
Im Bereich BWL verspricht der Master sowohl die Vertiefung in einem bestimmten Bereich als auch verbesserte Aufstiegschancen sowie ein höheres Einstiegsgehalt. Da der Bachelor im Bereich Wirtschaft oft sehr allgemein gehalten wird und eine Vertiefung nur in geringem Umfang möglich ist, lohnt sich hierbei der Master vor allem, wenn man genau weiss, in welchem Bereich man später arbeiten möchte. Zudem können viele Studenten sich erst im Master richtig verwirklichen, da sie sich im Master nur noch mit den Themen befassen, die sie wirklich interessieren. Ein überaus lobenswerter Master ist der Master BWL mit Schwerpunkt Marketing der WWU Münster. Hierzu unbedingt das von Marketing-Studierenden erstellte Video anschauen:

 
Ich schiebe den Master hintan, da ich sonst nach 3,5 Jahren Bachelor nicht mehr wüsste was ich in der langen Mittagspause und öfters mal Abends unter der Woche mit mir anfangen sollte. Das stell ich mir vor wie wenn man jahrelang joggen geht und plötzlich wegen einer Verletzung nicht mehr kann/darf.
 
Mir ist kein einziger Fall bekannt, in dem ein Bewerber abgelehnt worden ist, weil er "nur" einen Bachelor-Abschluss und keinen Master hat und "einstellen" gehört zu meinem Spezialgebiet. Die Unterschiede im Entgelt relativieren sich in den meisten Fällen innerhalb der ersten beiden Beschäftigungsjahre und bei einer Beförderung innerhalb des Unternehmens zählt die "Art" des Hochschulabschlusses gar nichts mehr. Dann sind nur noch Erfahrung, Sozialkompetenz, etc. wichtig. In diesem Forum werden so oft weitschweifende Diskussionen über diese Thema geführt, aber mit der tatsächlichen Praxis kennt sich im Grunde kaum jemand wirklich aus. Es wird nur auf Hörensagen zurückgegriffen und Verunsicherung geschürt, die völlig fehl am Platz ist.
 
Mir ist kein einziger Fall bekannt, in dem ein Bewerber abgelehnt worden ist, weil er "nur" einen Bachelor-Abschluss und keinen Master hat

Ich denke, besondere Auswirkungen hat dies nur bzw. insbesondere dort, wo es formale Gründe gibt, so z.B. im höheren Dienst in der öffentlichen Verwaltung oder im Forschungsbereich.
 
Der Vergleich mit dem angelsächsischen System ist allerdings dahingehend problematisch, dass dort der Bachelor meist 8 Semester und der Master 2 Semester hat, während in Deutschland 6 Semester für den Bachelor üblich sind. Der dortige Bachelor war also von der Regelstudienzeit schon nahe am deutschen Diplom. Daher ist es auch verständlich, dass die Deutschen eher daran interessiert sind, den Master gleich nach dem Bachelor zu machen.

Ich stimme dem überhaupt nicht zu. Der angelsächische Bachelor ist zwar 4 Jahre lang, jedoch in den ersten 2 Jahren wird eine Art fächerübergreifendes Grundwissen vermittelt, worauf die nächsten 2 Jahre dann eine Spezialisierung folgt. Unsere Bachelor ist kürzer, jedoch hat 3 Jahre Spezialisierung. Das ist mitunter darauf zurückzuführen, dass wir auf einem weit höheren Wissenstand nach unserem Abitur sind. Der angelsächsische Bachelor ist hier quasi Pflichtprogramm, um danach in die Berufswelt einzusteigen und quasi im Beruf das wertvolle Wissen zu erlernen. Den Master kann man dann letztendlich ernst nehmen, wenn es wirklich darum gehen sollte sich auf einen akademischen Vergleich einzulassen.
 
Mir ist kein einziger Fall bekannt, in dem ein Bewerber abgelehnt worden ist, weil er "nur" einen Bachelor-Abschluss und keinen Master hat und "einstellen" gehört zu meinem Spezialgebiet. Die Unterschiede im Entgelt relativieren sich in den meisten Fällen innerhalb der ersten beiden Beschäftigungsjahre und bei einer Beförderung innerhalb des Unternehmens zählt die "Art" des Hochschulabschlusses gar nichts mehr. Dann sind nur noch Erfahrung, Sozialkompetenz, etc. wichtig. In diesem Forum werden so oft weitschweifende Diskussionen über diese Thema geführt, aber mit der tatsächlichen Praxis kennt sich im Grunde kaum jemand wirklich aus. Es wird nur auf Hörensagen zurückgegriffen und Verunsicherung geschürt, die völlig fehl am Platz ist.

Genau so ist es !

Mit der Ergänzung:
Ich denke, besondere Auswirkungen hat dies nur bzw. insbesondere dort, wo es formale Gründe gibt, so z.B. im höheren Dienst in der öffentlichen Verwaltung oder im Forschungsbereich.

Woher ich das weiss?
Ich arbeite seit 30 Jahren in der Informatik, zuletzt ein paar Jahre als Abteilungsleiter und Prokurist in einem grossen Unternehmen. Ich habe etliche neue Mitarbeiter eingestellt, und bewährte befördert. Vor einiger Zeit habe ich mich selbständig gemacht und - hauptsächlich als Freude an der Sache - WiWi studiert (an der FernUni). Meine Bachelorarbeit habe ich vor 2 Tagen abgeschickt.

Meinen Master (Schwerpunkt VWL) möchte ich an der Univ. Zürich machen, weil ich nach wie vor gerne studiere. An die Fernuni kam ich nur, weil die Univ. Zürich meine Österreichisches Abitur (Matura) nicht anerkannt hat.

Direkten beruflichen Nutzen verspreche ich mir von dem Studium nicht, aber natürlich hilft breiteres Wissen immer.


Wenn man den Master auf später verschiebt, muss man sich bewusst sein, dass man vor Beginn des Master-Studiums sich erst einmal wieder auf den notwendigene Wissenstand (wie nach dem Bachelor) bringen muss. Ich habe z. B. vor dem Studiumsbeginn drei Monate Mathematik lernen müssen - alles Dinge, die ich zu Zeiten meines Abiturs natürlich konnte, aber in den Berufsjahren nur zu einem winzigen Teil gebraucht habe.

Noch eine (unerfreuliche) wahre Geschichte: Eine Studienkollegin, die auch gerade ihren Bachelor in WiWi abgeschlossen hat, hat bei ihrem ersten Vorstellungsgespäche eine ziemlich frustrierende Erfahrung gemacht. Ihr potentieller neuer Chef hielt von der Fernuni überhaupt nichts: "Wieso sie denn nicht an einer richtigen Uni studiert habe?", "Wenn die Feruni gleichwertig wäre, bräuchte es ja keine richtigen Universitäten mehr." usw. Man kann sich vorstellen, dass sie nach dem Gespräch am Boden zerstört war: Ein paar Jahre Studium sollen nichts Wert sein!
In meinen Augen war das ein Volli*iot (sorry, anders kann man das nicht sagen).
Erstens hat er keine Ahnung von der Fernuni, zweitens hat sie parallel schon einige Jahre Berufserfahrung gesammelt und ist daher rascher produktiv als ein "Nur-Student", der seinen ersten Job antritt, drittens hat sie einiges Engagement und Selbstmotivation bewiesen, indem sie das Studiume berufsbegleitend absolviert hat und viertens ist er auch ein emotionaler Volli*iot: Völlig gedankenlos und unnötig hat er die Leistungen der letzten Jahre von meiner Kollegin als nutzlos abgestempelt (wenn er sie nicht anstellen will, braucht er das auch nicht. Aber er braucht nicht ihr Selbstbild ruinieren).

Zwei Wochen später hatte sie einen sehr guten Job bei einer Versicherung.

Also, falls ihr mal in eine ähnliche Situation kommt, empfehle ich folgendes: erklärt eurem Gegenüber höflich, dass er/sie sich doch bitte über die Fernuni informieren soll und verabschiedet euch dann. Nehmt auf keinen Fall eine solche Stelle an. Mit so einem Chef wird man nur unglücklich.

Ich hatte immer grossen Respekt vor Bewerbern, die sich berufsbegleitend weitergebildet haben und habe sie immer sehr weit oben auf der Kandidatenliste gehabt. Jeder vernünftige Mensch macht das.
 
@Awehring: Das kann ich bestätigen. Ich wurde mal in einem Vorstellungsgespräch gefragt, warum ich an der FernUni studiere, mit dem Kommentar, "das ist doch was für Hausfrauen". Eigentlich müßte man als Bewerber mal ganz cool reagieren und sagen: "Danke für die Einladung, ich habe jetzt keine Zeit mehr, muss kochen gehen!"
 
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