Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Regelpolitik und diskretionärer Politik???

Dr Franke Ghostwriter
auch wenn die Frage vielleicht etwas dumm wirkt - aber ich sehe nach Durcharbeiten des Buches einfach keinen rechten Unterschied zwischen diskretionärer Geldpolitik und regelgebundener Geldpolitik...

Bei diskretionärer Politik würde die ZB doch i.A. expansive Politik (z.B. Zinssenkung) betreiben, wenn die Konjunktur schwach ist, um Output, Beschäftigung, Inflation,... wieder zu erhöhen (umgekehrt in der Hochkonjunktur).

Angenommen die ZB macht nun eine Regelpolitik, dh. sie strebt z.B. an, dass die Geldmenge jährlich um 4% wächst. => Um aber dieses konstante Geldmengenwachstum (also die Regel) einhalten zu können, sind m.E. die gleichen Maßnahmen notwendig wie bei der diskretionären Politik. In Zeiten schwacher Konjunktur (weniger Investitionen, weniger Kreditvergabe etc.) würde die Geldmenge eher schwach ansteigen; damit die angestrebten 4% erreicht werden, muss die Zentralbank also (wie bei diskretionärer Politik) eine expansive Geldpolitik betreiben. Bei Hochkonjunktur muss sie entsprechend eine restriktive Geldpolitik betreiben, um die 4% einzuhalten...

Kommt es unter dem Strich also nicht auf dasselbe raus, ob man nun eine Regelpolitik oder eine diskretionäre Politik durchführt?
 
Wolfgang,
eine diskretionäre Politik ist eine Politik, in der man von Fall zu Fall entscheidet, was man tut und wie stark man die Dosis wählt. Die privaten Wi.-subj. können sich hier nicht auf irgendwas einstellen. In einer Rezession kann man die Steuern senken oder die Staatsausgaben erhöhen oder gar nichts tun ...
Bei der (passiven) Regelpolitik geht die Politik/ZB nach einem festen Muster vor, egal was passiert. Jedes Jahr wächst das Geldangebot der ZB (so es denn steuerbar ist) um z.B. 4%; wie auch immer die wirtschaftlichen Bedingungen auch ausfallen mögen. Diese Politik ist durch die Wi.-subj. antizipierbar, so dass die Erwartungen sich verstetigen und das zu einer Stabilisierung des Outputs und der Beschäftigung führt/ führen kann.
Daneben gibt es aber auch noch die aktivistische Regelpolik, die nach gewissen Feedback-Regeln auf bestimmte Vorkommnisse reagiert. Diese ist daher nicht passiv. So z.B. bei der Regel, dass nom. BIP um einen gewissen Prozentsatz k wachsen zu lassen. Hier wartet man ab, wie sich die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes verändert und dosiert dann das Geldmengenwachstum entsprechend. Auch hier ist das Verhalten der ZB transparent und nachvollziehbar. Bei der diskretionären Politik ist man an nichts gebunden und kann frei entscheiden, was man macht und wie stark dosiert wird.
Einen guten Rutsch wünscht EL-Tren!
 
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