@ gerry
Schön, von Dir zu lesen!
Die Frage war sehr persönlich an Tiffany gerichtet.🙂
Wie Du meines Erachtens richtig erkannt hast, ist Dialektik nicht die Methode, diese Frage zu beantworten. Ich finde es ganz in diesem Sinne unerheblich, eine dialektische Diskussion auszulösen.
Die Frage kann nicht befriedigend mit verallgemeinernden Lehrgebäuden wie der Naturwissenschaft oder gesamtdeutenden Welterklärungen wie der westlichen Philosophie angegangen werden, meine ich.
Diese Konstrukte selbst sind abstrakt und unpersönlich. Wir können uns ihrer bedienen, aber sie selbst bleiben stumm. Wir können ihre Allgemeingültigkeit nutzen, um uns miteinander auszutauschen. Existentielle Fragen können wir durch sie nicht lösen. Sie sind nur in dem Maße geeignet und einsatzfähig wie ihre Nutzer sie verstehen und nutzen können. Der Horizont dieser Konstrukte ist immer nur so weit wie die Horizonte ihrer zeitgenössischen Vertreter.
Die Vertreter der Naturwissenschaft können und wollen diese Frage ja auch gar nicht beantworten. Dafür haben sie ihre Disziplin letztlich nicht erschaffen.
Ich stimme also zu: Die Frage hat im Lichte des allgemeinwissenschaftlichen Rahmens keinen Informationsgehalt. Von der Antwort ganz zu schweigen.
Die mir bekannten westlichen Philosophen gehen diese Frage überaus kopflastig an. Wie es sich nun mit einem oder vielen Leben verhält, kann man sich nicht "herdenken". Es ist eine Erfahrungssache, die von uns allen erfahren wird. Inwieweit dem Einzelnen diese Erfahrung jedoch gewahr und bewusst ist oder nicht, ist unterschiedlich.
Wenn ich Deine Zeilen über Religion lese, drängt sich mir der Eindruck auf, dass Religionen wie fühlende, wollende und handelnde Instanzen erscheinen. Das sind sie mitnichten. Hier sind die Individuen die einzigen, die fühlen, wollen und handeln. Und da gibt es ganz gewaltige Unterschiede zwischen den Vertretern.
Inwieweit religiös Praktizierende Vermutungen hegen wage ich nicht zu ermessen. Gar ihre Vermutungen zu erfassen liegt für mich in weiter Ferne, wie auch immer geartet mein Erfassen sein mag.
Im individuellen Rahmen kann meine "Abschlussfrage" jedoch durchaus eine Menge - und zwar für jeden andere - Informationen haben. Es kommt ganz darauf an, was der Leser daraus macht. Du alleine weisst, was Du denkst, was ich für eine Art von Typ bin, der ich eine solche Frage stelle, wenn Du meine Frage liest. Das ist Dein ganz persönlicher Informationsgehalt, der meiner Frage entspringt und von Deinem individuellen Hintergrund eingefärbt wird.
Antwort auf meine hier gestellte Frage möchte ich also nur von Menschen haben, nicht von einer Wissenschaft, Philosophie oder Religion. Es sind die Menschen, ihre Persönlichkeiten, ihre Fragen und ihre Antworten, die mich interessieren.
Insofern war es für mich hochinteressant, Deine Antwort zu lesen, auch, wenn ich sie Dir gar nicht gestellt hatte. 😉
Und so wird diese Frage für mich so lange interessant bleiben, wie es andere gibt, die die Fähigkeit und Möglichkeit haben, mir ihre ganz persönliche Antwort darauf zu geben.
Liebe Grüsse
Sven