Zeitinkonsistenz als Begründung für staatliches Geldausgabemonopol

Dr Franke Ghostwriter
nachdem ich ja mittlerweile, also nach der gefühlten 17. Lektüre von Stabilitätspolitik, weiß, was nachher noch so kommt, macht mich ein Absatz auf Seite 23 (8. Aufl.) schon stutzig.
Da wird behauptet, es müsse ein Geldausgabemonopol geben, weil "das Problem der Zeitinkonsistenz [...] eine rigide gesetzliche Festlegung des Geldangebots oder den Aufbau einer institutionellen Vertrauensbasis [erfordert]."
Allerdings entsteht das Zeitinkonsistenzproblem doch gerade erst, wenn die geldausgebende Stelle ein Interesse daran hat, die Arbeitslosigkeit unter die natural rate zu drücken. Wieso sollte ein privater Geldausgeber das wollen?
Und wenn er das nicht will: Ist Zeitinkonsistenz dann nicht im Gegenteil ein Grund für free banking??

Viele Grüße
Michael
 
Naja, eigentlich ergibt das schon Sinn.

Da wird behauptet, es müsse ein Geldausgabemonopol geben, weil "das Problem der Zeitinkonsistenz [...] eine rigide gesetzliche Festlegung des Geldangebots oder den Aufbau einer institutionellen Vertrauensbasis [erfordert]."

Nun, eine verfassungsrechtlich verankerte Regel (also sowas wie die Friedman-Regel) ist eine Lösung des ZI-Problems. Die andere ist die der Aufbau von Vertrauen, so wie das im Verhältnis zur Bundesbank der Fall war. Ein solches Vertrauen bringt man wohl eher einer gesetzlich geschützten und von der Tagespolitik unabhängigen Institution entgegen (z.B. EZB) als einer Währung, die von – sagen wir – Lehman Brothers ausgegeben wurde.

Allerdings entsteht das Zeitinkonsistenzproblem doch gerade erst, wenn die geldausgebende Stelle ein Interesse daran hat, die Arbeitslosigkeit unter die natural rate zu drücken. Wieso sollte ein privater Geldausgeber das wollen?

Es gibt ja auch in Deutschland Regionalwährungen, die z.B. automatisch mit der Zeit entwerten (wie beim Chiemgauer). Denkbar wäre hier, dass die ausgebende Stelle zeitinkonsistent handelt, um die lokale Wirtschaft anzukurbeln.

Und wenn er das nicht will: Ist Zeitinkonsistenz dann nicht im Gegenteil ein Grund für free banking??

Ja, innerhalb des rigiden neoklassischen Modells wäre es das. Leider scheitert dieses immer wieder an der Wirklichkeit (wie jetzt gerade wieder mal 😉), weswegen das Argument in diese Richtung wohl nicht so gut ist...
 
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