Zinssteigerungen und Wertpapierverluste

Geht das um festverzinsliche Anleihen ?

Der Kurs einer 10-jährigen Anleihe mit 4% steht z.B. bei 104
weil es für 10-jährige aktuell nur 3,6% gibt.

Werden jetzt neue Anleihen mit höherem Zins begeben, also mit 3,8%
sinkt der Kurs Deiner alten Anleihe von 104 auf z.B. 102.5 weil niemand bereit ist, Dir die alte 3,6%ige abzukaufen, wenn es neue bessere gibt.

Also das Niveau von Zins und Kurs pendelt sich immer automatisch ein.
 
Da Du i^e > i schreibst, nehme ich an, Du meinst die erwarteten Zinssteigerungen im Zusammenhang mit der Spekulationskasse.

Sepp und Eliza haben das mit Kurs und Zins soweit erklärt. Nur eine kleine Vereinfachung: In der Makro geht man davon aus, dass die Wertpapiere eine unendliche Laufzeit haben. Es gibt nur eine Art Wertpapier mit festem Nennwert und fester Nominalverzinsung. Wenn das Papier einen Nennwert von 100 hat und eine Nominalverzinsung von 5%, dann kriegt man jedes Jahr 5 als Zinszahlung. Dieser Nominalzins und der Nennwert sind konstant.

Was aber mit i abgekürzt wird, ist der MARKT-Zins, und wenn der sich verändert, dann verändert sich der Kurswert des Papiers, also der Wert, den man tatsächlich für das Papier bezahlen muss (wie mit Aktien, die einen Nennwert haben (oft 5 Euro), aber einen schwankenden Kurswert).
Wenn nun der Marktzins auf 10% steigt, dann muss der Kurswert so hoch sein, dass er mit 10% multipliziert genau die feste Zinszahlung ergibt.

KW * i = feste Zinszahlung

In diesem Falle wäre der Kurswert 50. Wer vorher 100 für das Papier bezahlt hat, ist jetzt natürlich sauer. Eine Veränderung des Zinses bringt also immer einen Kursverlust oder -Gewinn mit sich.

Soweit, so gut. Nun kommt die etwas komplizierte Kiste mit den Zinserwartungen. Keynes geht davon aus, dass die Leute eine Vorstellung von einem "normalen" Zinsniveau haben. Das ist das Zinsniveau, das sich mittelfristig einstellen wird. Diese Vorstellung ist bei jedem anders. Wenn man nun glaubt, dass das normale Zinsniveau über den aktuellen Zins liegt, dann erwartet man gleichzeitig Kursverluste (denn steigender Zins = Kurs runter).

Die Leute halten Wertpapiere nur dann, wenn die feste Zinszahlung und Kursgewinn/-Verlust zusammen einen positiven Wert ergeben. Ist das nicht der Fall, wollen die Leute lieber Geld halten.
Je niedriger nun der Zins ist, desto mehr Leute werden erwarten, dass der Zins mittelfristig wieder steigt, weil der aktuelle Zins niedriger ist als der erwartete "normale". Erwarteter steigender Zins = erwarteter Kursverlust und das heißt: die Nachfrage nach Bargeld steigt. Und das nennt man dann Spekulationskasse...

Grüße,
Dirk
 
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