Dann will ich auch mal meine Geschichte zum Besten geben. Bei uns auf dem Gymnasium wurden drei Fremdsprachen unterrichtet: Englisch, Latein und Französisch. Anfangen konnten die Schüler damals nur mit Englisch. In der 7. Klasse hatte man die Wahl zwischen Latein und Französisch. Es gab einen sprachlichen und einen naturwissenschaftlichen Zug. Sprachlicher Zug bedeutete, ab der 7. Latein und ab der 9. noch Französisch zu lernen. Wer in der 7. Latein wählte und sich in der 9. gegen Französisch entschied, der war automatisch im naturwissenschaftlichen Zug. Wer in der 7. Französisch nahm, konnte ab der 9. noch an einer Latein-AG teilnehmen und zumindest das Kleine Latinum machen. Damit war man aber auch im naturwissenschaftlichen Zug.
Weil ich mit Naturwissenschaften schon immer meine Probleme hatte und mich auch gar nicht dafür interessierte, war meine Entscheidung schnell gefällt. Und ich habe es auch nie bereut und würde es heute wieder genau so machen. Ich wollte auf gar keinen Fall Physik in der 11. als Hauptfach haben, was im naturwissenschaftlichen Zug der Fall war. Und das war die goldrichtige Entscheidung.
Für viele Schüler war Latein ein Graus. Wir mussten in der 7. und 8. täglich mehr Hausaufgaben machen und lernen als für alle anderen Fächer zusammen. Hatten jede Woche Vokabeltest, jede Woche Grammatiktest, außerdem wurden täglich drei Schüler auf Note abgefragt. Mich hat das nicht so gestört, andere hingegen schon. Einige sind wegen Latein sitzengeblieben, ein Teil davon ging auf die Realschule runter. Aber den Leuten, die seit der 7. Französisch hatten, ging es auch nicht besser. Auch sie hatten in den Klassenarbeiten oft einen Schnitt von 4,0... genau wie wir auch. Sie kamen vor allem mit den Diktaten nicht zurecht, wo man wirklich extrem mitdenken muss ob das diktierte Wort nun maskulin oder feminin, Singular oder Plural ist. Mir bereitet sowas Freude, aber es gibt Schüler für die das eine Qual ist.
Nach 2 1/2 Jahren Latein gab es keine Vokabeln und Grammatik mehr, die wir lernen mussten. Und damit war das Fach nicht mehr für mich interessant. Es wurden nur noch Texte übersetzt, jeden Tag dieselbe Leier... keine Abwechslung mehr, gar nichts. Dann bin ich notentechnisch von 1-2 auf eine gute 3 abgerutscht. Im Großen Latinum steht bei mir die Note 4 (also 5 Punkte). Fand das ziemlich ungerecht, dass da nur die Note aus der allerletzten Klausur der 12. Klasse gezählt hat... und diese Klausur war die schwerste Latein-Klausur, die ich je geschrieben hatte. Davor war ich wirklich nie so schlecht in Latein.
In der Ausbildung (Fremdsprachensekretärin) habe ich außerdem noch Spanisch gelernt, was ich sowohl einfacher als auch schöner fand im Vergleich zu Französisch. Gestern habe ich mir in der Stadtbibliothek einen Portugiesisch-Kurs geholt und will diese Woche damit anfangen. Einfach so, just for fun. Ich liebe Sprachen über alles und finde Grammatik einfach nur toll!
Was ich Müttern von Kindern vor der Entscheidung in Sachen Fremdsprachen raten würde: 1.) Kinder fragen, was sie gerne lernen möchten. 2.) darauf achten, wie die einzelnen Züge der entsprechenden Schule aufgebaut sind. Klar hätte ich auch in der 7. mit Französisch anfangen können, aber ich hätte mit der Konsequenz leben müssen, ab der 11. Physik als Hauptfach zu haben - für mich ein absolutes No-Go 😉. Und obwohl ich Latein beruflich nie gebraucht habe (im Gegensatz zu den anderen Sprachen), bereue ich meine Entscheidung absolut nicht.