Mit 30 noch studieren? Bist du irre?

Dr Franke Ghostwriter
Halli Hallo zusammen.

Wie viele derzeit, einige in der Vergangenheit, und viele in der Zukunft denke ich darüber mich für das Studium zum Bachelor of Laws an der FU-Hagen anzumelden.

Nun habe ich so meine Bedenken was die Machbarkeit und Verwertbarkeit in meinem speziellen Fall betrifft.
Meine Umstände sind die folgenden:

- ich werde dieses Jahr 30 Jahre (HILFE!):
Davon ausgehend dass ich das Studium in Regelzeit beenden kann, hätte ich mit 35 Jahren den LL.B. in der Tasche. Bis zu diesem Zeitpunkt hätte ich allerdings (sollte ich bis dahin nicht die Branche wechseln) keinerlei Referenzen aus dem Bereich, den ich von dort an verfolgen möchte. Wie realistisch ist es für einen 35-jährigen "Berufseinsteiger" eine ordentliche Anstellung zu finden, wenn die jungen Hüpfer mit 25 ihr Erststudium abschließen?

- ich stehe voll im Berufsleben mit einem zumindest zeitlich sehr anspruchsvollen Job:
Ich habe eine stark vertrieblich ausgelegte kaufmännische Ausbildung absolviert, und bin seitdem zuerst selbständig, mittlerweile als Angestellter im Vertrieb. 50stunden-Wochen sind hier leider ganz normal. Hier spreche ich nicht nur den Faktor Zeit an, welcher womöglich knapp werden könnte, als viel mehr auch die "sinnlose Tätigkeit" vor der Beendigung des Studiums (keine nützliche Referenz).

- ich bin mathematisch nicht die hellste Leuchte:
Leider habe ich nie das Abitur gemacht, und war daher mathematisch bisher nur sehr gering belastet (Mittlere Reife Niveau). Auf welchem Niveau ist der Mathe-Anteil im Studium in etwa?
- ich führe einen eigenen Haushalt:
Die Kosten für den Studiengang Rechtswissenschaften sind glücklicherweise überschaubar. Gibt es weitere Kosten mit welchen man über die Zeit rechnen muss?

Mein Ziel wäre es, das Studium möglichst steuerlastig auszurichten, um bestenfalls in einer Steuerberater- oder Wirtschaftsprüfungskanzlei unterzukommen. Dies (wenn machbar) schlussendlich am liebsten als Steuerberater.
Der kurzfristige Plan hierzu - welchen ich bereits verfolge - ist der, dass ich bereits während des Studiums einen Arbeitsplatz in einer Steuerkanzlei finde, um quasi aus beiden Quellen schöpfen zu können. Die Synergie aus theoretischem und praktischem Input könnte mir wiederum für das jeweils andere helfen.
Leider: Leichter gesagt als getan. Als Berufsfremder ist es super schwer - mit gewissen Gehaltsvorstellungen - einen Platz zu finden.

Ich danke euch vielmals fürs Lesen und freue mich auf eure Antworten!
 
also was dein Alter betrifft, kann ich dich beruhigen - die Fernuni-Studenten sind z. T. "noch" älter 😉. Auch der finanzielle Aufwand ist steuerbar - du wirst sicher noch einige Gesetzestexte benötigen, aber ansonsten musst du eigentlich nichts kaufen oder teure Veranstaltungen besuchen. Einzig Anreise zu Prüfungen/Klausuren und einige Pflicht-Präsenzen musst du noch einrechnen. Strecken kann man es evtl. in dem man einen Kurs belegt, in dem Semester die Präsenz erledigt, und erst ein Semester später die Klausur. (Wird sich - meiner Erfahrung nach - sowieso manchmal nicht vermeiden lassen)... auch zum Zeitthema. Also: ich würds einfach ausprobieren, aufhören kannst du jederzeit und das finanzielle Risiko für ein, zwei Probesemester ist m. E. überschaubar. Viel Austausch kannst du auch über Internet, online, zwischendurch machen. Auch Skripte z. B. mal mobil lesen.

Für die BWL-Anteile benötigst du für die "Einführung" und "Internes Rechnungswesen" Mathe, die über "normale" Dinge wie Dreisatz und %-Rechnung (bekannt aus kfm. Ausbildung) hinausgeht (Produktionsfunktionen, ableiten etc.). Ich habe zwar Abi, und auch ne kfm. Ausbildung, fand aber gut 10 Jahre danach einen Brückenkurs extrem hilfreich, weil kein Mensch im kfm. Bereich im Berufsleben die Abi-Mathe braucht. Der Mathekurs war am Wochenende damals angeboten im Studienzentrum vor Ort.
Mein Tipp wäre: Skripte für die BWL-Themen vorher in einem Studienzentrum mal anschauen, normalerweise haben sie die da... dann erst Mathe auf Vordermann bringen, bevor du diese Kurse belegst. Für die juristischen Kurse brauchst du da nichts weiter (kann ich natürlich nur für die sagen, die ich bereits erledigt habe, aber das sind einige, u.a. BGB, Arbeitsrecht, Rhetorik...).

Für steuerlastige Auslegung würde ich dir baldiges Belegen z. B. von Externem Rechnungswesen und eine möglichst gute Klausur raten - da hast du schon Buchhaltung usw., knüpft sicher auch an die Ausbildung an - und kannst entsprechend die Bescheinigung schon bei evtl. Bewerbungen beilegen. Ähnliches macht mit einem Wirtschafts-Wahlmodul in Richtung Steuern Sinn. Somit kannst du dein aktuelles Wissen und die Umorientierungsabsicht vielleicht besser verkaufen. Für mich war das z. B. mit Arbeitsvertragsrecht sinnvoll und hilfreich.

Einzig was Gehalt betrifft, gehe ich eher davon aus, dass das auch im Steuer-Bereich nicht mit Vertrieb vergleichbar ist - hier würde ich Abstriche einplanen... du bist in dem einen erfahren, im anderen Berufsanfänger. Ist halt die Frage, was deine Motivation für den Wechsel ist, die kann man vielleicht in Bewerbungen auch schon anbringen?

Hoffe, ich konnte dir ein paar Impulse geben...
 
...
- ich bin mathematisch nicht die hellste Leuchte:...
... Steuerberater- oder Wirtschaftsprüfungskanzlei unterzukommen. Dies (wenn machbar) schlussendlich am liebsten als Steuerberater......

Irgendwie wiedersprechen sich Deine Wünsche und Vorstellungen.

Um Steuerberater als Ziel zu haben, würde ich eher zu einem reinen wirtschaftswissenschaftlichen Studiums raten. Weiter haben die wirtschaftlichen Studien bzw. Module (im BoL) einen gewissen Anspruch an die Mathematik. Das ist auch gut so, weil es ohne sie nicht geht.

Wenn Dir nun die Mathematik nicht liegt, solltest Du Deine Wünsche überdenken. "Ich habe zwei linke Hände und würde gerne was handwerkliches lernen" führt selten zum Ziel und ich glaube auch nicht, dass es im späteren beruflichen Leben einen selbst glücklich macht.

Sorry, aber klare Worte sollten schon sein.
 
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