Neoklassik vs. Keynes

Dr Franke Ghostwriter
Mitstreiter,

kann mir jemand nochmal die Unterschiede zwischen den Modellen Keyn. und Neokl. erläutern bzw. wer weiß, wo es idiotensicher erläutert ist.

Ich weiß zwar was mir die Formel sagen wollen, doch irgendwie habe ich den Hintergrund nicht ganz versanden 😕 .

Schon mal Danke.

LG
Greta
 
Oh weh, Greta. Die Antwort auf diese Frage würde Bände füllen. 🙂

Kurz gesagt: das sind zwei verschiedene Modelle mit unterschiedlichen Annahmen über menschliches Verhalten. Das Modell der Neoklassik geht davon aus, dass auf en Märkten Angebot und Nachfrage immer übereinstimmen. Dies wird über den Preismechanismus erreicht. Die Faktoren sind damit immer voll beschäftigt. Beispiel: wenn Menschen arbeitslos sind (Arbeitsangebot > Arbeitsnachfrage), dann verlangen sie weniger Lohn. Zu diesem geringeren Lohn gibt es eine höhere Arbeitsnachfrage der Unternehmen. Alle Menschen, die bereit sind, zum Gleichgewichtslohn zu arbeiten, finden auch Arbeit. Es herrscht Vollbeschäftigung.

Soweit die Neoklassiker. Keynes hat während der Weltwirtschaftskrise gesehen, dass dieses Modell nicht immer funktioniert. Er hat sich deshalb andere Begründungsmuster für wirtschaftliches Verhalten ausgedacht. Das keynesiansische Modell ist dabei dem neoklasischen gar nicht unähnlich (deshalb ist es etwas schwierig, die auseinander zu dröseln). Es gibt in diesem Modell aber Situationen, wo es ein Gleichgewicht gibt – und zwar in dem Sinne, dass sich Nachfrage und Angebot nicht verändern, obwohl sie nicht übereinstimmen. In Keynes' Fall war das: es gibt Arbeitslosigkeit (so genanntes Unterbeschäftigungsgleichgewicht.) Das kann z.B. passieren, weil die Löhne starr sind (Preismechanismus funktioniert nicht, z.B. wegen Tarifverträgen) oder in der Liquiditätsfalle.

Wenn Du es genauer wissen möchtest, liest Du dieses Buch. Nicht ganz leichte Kost, aber gut erklärt.
 
Ja, ohne Zusatzliteratur scheint auch in Makro nicht viel zu gehen (s. hierzu auch die Literaturhinweise in KE1). Nun stellt sich die Frage, welche Bücher man konsultiert, um die Zusammenhänge der Makroökonomik zu durchdringen.

So reizt mich, nach der Empfehlung von "kridbonn", der Titel von "Felderer/Homburg" und der vielzitierte "Mankiw". Auf jeden Fall ist es schon unverzichtbar, die Themen und Theorien der Makro., u.a. Neoklassik vs. Keynes, von verschiedenen Seiten aus zu betrachten. An dieser Stelle sei nochmal daran erinnert, das die Universitätsbibliothek einen preiswerten und zügigen Service bietet. Wobei - wer im Hauptstudium mit VWL weitermacht, hat sicher Freude daran, die Bücher in der Privatbibliothek zu haben.

BG
Dirk
 
Namensvetter, 🙂

das Problem an den meisten Makrolehrbüchern ist, dass Keynes und Neoklassik nicht ordentlich auseinandergehalten werden. Meist wird mit einer Art neoklassischer Synthese argumentiert, wenn es überhaupt mal vollständige Modelle gibt und nicht nur einzelne Gleichungen. Diesen Mangel besitzt leider auch das Lehrbuch von Makiw.

Normalerweise macht das nichts, aber das sind nun mal Sachen, auf die Wagner wert legt.

Trotzdem ist auch der Mankiw nicht schlecht, um sich einen Überblcik zu verschaffen. Schön sind auch die Lehrbücher von Blanchard/Illing und Dornbucsch/Fisher/Starz. Alle diese Bücher schlagen jeweils den Bogen zur Realität und zeigen, wie sich die Theorie "in der Praxis" macht. Das ist dann schon etwas motivierender als die etwas trockenen (dafür aber teoretisch fundierteren) Lehrtexte von Wagner oder der Felderer/Homburg.

Lg
auch Dirk
 
Was ist denn wohl vom "Varian" zu halten? Nach dieser Rezension bei Amazon wohl nicht ganz soviel, oder?!

"Also, was sich da der Übersetzer geleistet hat spottet jeder Beschreibung. Prof. Dr. Reiner Buchegger scheint, gerade zum Ende des Werkes nicht mehr recht Lust gehabt zu haben, denn gerade hier häufen sich die Fehler. Manchmal fehlt auch ein ganzer Absatz!
In der Tat liefert der Varian ein fundiertes Grundwissen, allerdings wird es dem Neuling schwer gemacht. Nicht nur das die Grafiken oft falsch beschriftet und manch mal zu "übersichtlich" gestaltet sind. Auch die inkonsequente Beschreibung von komplexen Themen (z.B. Grenzrate der Substitution) erleichtert das Verständnis nicht gerade.
Fazit: Nur in Begleitung einer Vorlesung oder anderen Werken, wie z.B. das von Mankew, zu genießen!"
 
was ist denn wohl vom "Varian" zu halten? Nach dieser Rezension bei Amazon wohl nicht ganz soviel, oder?!

Der Varian ist ein sehr gutes Mikrolehrbuch, die Kritik an der Übersetzung ist allerdings berechtigt. Wer das englische Original aber nicht kennt, muss sich über solche Sachen auch nicht ärgern 😀 😀

Der Mensch verweist wahrscheinlich auf das VWL-Lehrbuch von Mankiw (ein gelb-organges Buch), wo es einen Mikro- und einen Makroteil drin gibt. Ich meinte aber das reine Makrolehrbuch (das blaue).
 
Der Mensch verweist wahrscheinlich auf das VWL-Lehrbuch von Mankiw (ein gelb-organges Buch), wo es einen Mikro- und einen Makroteil drin gibt. Ich meinte aber das reine Makrolehrbuch (das blaue).

Ok, es beweist sich einmal mehr, "wer lesen kann, ist eindeutig im Vorteil" - ich Hirn habe eine Rezension zum Varian "Mikroökonomik" gelesen. Nun, Du meinst also das zu "Makro" ist also empfehlenswert, ja?! Sehr interessant finde ich ja den Titel "Makroökonomie. Studium Economic VWL (Gebundene Ausgabe)" von Olivier Blanchard, Gerhard Illing . Ich denke, das werde ich fürs Erste mal bestellen.

Macht es Deiner Meinung nach Sinn, neben diesem Buch auch noch den "Varian" oder "Mankiw" zu lesen?

BG
auch Dirk

P.S.: Es ist ja voll beeindruckend, was Du über Lehrbücher weisst. Du scheinst ja echt alle gelesen zu haben, was?! Echt, Hut ab!
 
Hmmm....., dass ist natürlich mal wieder ein brandheißer Tip von Dir. Leider, leider habe ich aber schon gestern Abend den Blanchard regulär bei Amazon bestellt. Nun ja, an die Möglichkeit eine Remittende zu erwerben, habe ich leider noch nicht gedacht (obwohl schon in der Diskussion um die Umgehung der Buchpreisbindung von gehört).

So wäre auch der Titel von Blanchard als Remittende für 36 € lieferbar gewesen - das hätte satte 20 % gespart. Auf´s Jahr gerechnet könnte ich da bei meinem Bücherkonsum locker 300 € sparen *freu*!!! Aber was ist, wenn man tatsächlich mal ein echtes Mangelexemplar mit nichtbedruckten Seiten erhält. Gilt auch in diesem Fall das 14-tägige-Widderrufsrecht für "Haustürgeschäfte" (§ 355 I i. V. m. 312 BGB) zu? Mangelhafte Ware wird ja in der Regel vom Umtausch ausgeschlossen. Aber ich denke gegen die genannten Normen im BGB kann keiner an, oder?!

Zum Thema "Remittende": https://de.wikipedia.org/wiki/Remittenden

BG
Dirk

P. S.: Wo ich seit langer Zeit mal wieder Kontakt zu Dir habe fällt mir ein, dass ich mich unbedingt noch um das Projekt "Latex" kümmern muss. Hatte mich ja schon fleißig eingelesen, aber wegen anderer dringlicher Dinge die Geschichte erstmal zurückgestellt und glatt komplett verdrängt. Nun, beim texten mit Dir jetzt fällt es mir halt wieder ein.
 
Aber was ist, wenn man tatsächlich mal ein echtes Mangelexemplar mit nichtbedruckten Seiten erhält.

Keine Ahnung. Ich hab noch nie ein Mängelexemplar mit echten Mängeln gesehen... 🙄 Außer natürlich, dass die Verlage machmal häßliche Stempel mit dem Aufdruck "Mängelexemplar" draufmachen. Das sind in der Regel Sachen, die schon eine Weile die Läger verstopfen und mal weg müssen.

TeXten lernen ist nie verkehrt, spätesten, wenn maneine größere Arbeit schreibt, lernt man die Vorteile schätzen...
 
Danke erstmal für die kurze Erläuterung und für die Buchempfehlungen.

Ich werde mir das Buch "Makroökonomie. Studium Economic VWL (Gebundene Ausgabe)" mal zur Brust nehmen und hoffe hier ein bisschen schlauer zu werden.


Also, auf ein Neues.😀


LG
Greta
 
Neoklassik und Keynes

Zu der Unterscheidung von Neoklassik und Keynes ist zu sagen:

1. Die heutigen (Verfasser der) Lehrbücher kennen den Unterschied kaum. Alleine schon die Unterscheidung von "physischer Produktivität" und "wertmässiger Rentabilität" (deutlich dargestellt und formuliert bei Keynes in der General Theory (p 138) findet sich in keinem Lehrbuch.

2. Eine neoklassiche Makro-Ökonomie kann es nicht geben. Das ist seit den 1960er klar formuliert worden, heute kümmert das keinen mehr. Ohne eine Werttheorie kann die Neoklassik das BIP gar nicht adäquat erfassen. Das stört jedoch die Lehrbücher nicht.

3. Keynes hat erste kluge Schritte in Riochtung Verknüpfung von REAL- und FINANZ-Ökonomie getan, die Neoklassik kann das nicht. Sie hat keine Geldtheorie und kann auch keine generieren.

Eine Lektüreempfehlung: Das Elend der Ökonomie. Von einer Wissenschaft, die keine ist. Da lässt sich einiges dazu finden.

:cool
 
Aäääh, ja. In diesem Fred ging es eigentlich mehr darum zu klären, wo die Unterschiede zwischen dem neoklassischen und dem keynesianischen Modell liegen, so wie sie im FernUni-Lehrtext vorgestellt werden.

Wenn Du Dich darüber beklagen möchtest, dass Ökonomen die General Theory nicht gelesen deswegen aber ein schlechtes Gewissen haben – geschenkt. Dieser Witz steht schon im Standardlehrbuch von Felderer und Homburg aus den 80er Jahren.

Die Behauptung, aus der (Neo-)Klassik lasse sich keine Makrotheorie ableiten, halte ich für gewagt. Hier noch einmal der Verweis auf Felderer/Homburg, die zeigen, wie man das macht.

Ob die Neoklassik nun als Theorie was taugt, steht auf einem anderen Blatt. Das wird von Ökonomen in der Politikberatung gerne behauptet – und ist in der Praxis häufig schief gelaufen. Allerdings hat auch die "keynesiansiche Feinsteuerung" nicht wirklich funktioniert.

Was lehrt uns das? Mit einfachen Modellen aus der Ökonomie allein lässt sich Politik kaum steuern. Wenn man sich überlegt, dass diese Modelle z.T. nur auf einer handvoll Verhaltensgleichungen beruhen, ist das kaum verwunderlich.

Du gibst als Literaturtipp ein Buch an, dass den wissenschaftlichen Begriff der Neoklassik mit dem politischen Kampfbegriff des Neoliberalismus gleichsetzt. Das macht mich skeptisch über den Wert des Inhaltes.
 
Neoklassik und Keynes

Tja,

das sind Antworten, die jeder Politiker im Notfall auch von sich gibt. Man redet über die Dinge. Und das Atom gibt es auch, auch wenn es nicht gesehen wird. So ist das auch mit den Einsichten von Keynes.

Nun ist es wahrlich nicht die Schuld von Keynes, wenn Felderer/Homburg nicht einmal das Problem sehen. Ja nicht einmal die Kapitalkontroverse wird von ihnen erwähnt, eine Diskussion, in der schlicht die Irrelevanz der neoklassischen Makroökonomie festgestellt wurde. Na ja, Rot- oder Weisswein? Egal, Hauptsache al dente 😀

Ach ja ... Neoklassik und Neoliberalismus und Finanzmarktkrise - da muss man nicht skeptisch sein, da glaubt man an die unbefleckte Empfängnis.:rolleyes
 
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