Wahlpflichtmodul VWL

Dr Franke Ghostwriter
ich muss im nächsten Semester ein VWL Fach belegen. Kann mir jemand hierzu Tipps und Anmerkungen zu verschiedenen VWL Fächern geben. Auf den ersten Blick sieht leider keines der angebotenen Module besonders ansprechend aus🙂 Obwohl ich mich vielleicht mit der "Ökonomischen Theorie der Politik" und der "Stabilitätspolitik" anfreunden könnte.

Was sind denn da so Eure Erfahrungen? Welche Fächer sind interessant, eher leicht, eher schwieriger...? Ich wäre euch sehr dankbar für Eure Einschätzungen und Erfahrungen.

Liebe Grüße

Steffi
 
Kein VWL-Fach ist wirklich leicht. Stabilitätspolitik ist vom Stoff her eigentlich nicht so extrem schwierig, aber der Lehrtext ist nicht so wahnsinnig schön geschrieben.

ÖTP ist wirklich sehr interessant, aber harte Kost, wenn man mit Mathe auf Kriegsfuß steht (wenn nicht, ist es aber recht zugänglich.)
 
Wenn du gut im Auswendiglernen bist und dich IT-Themen nicht völlig abschrecken kann ich Informationsmanagement oder IT-Governance empfehlen. Dies nur reiner Text (mit Abbildungen) aber keine Mathematik.
 
Vielen Dank Ihr Beiden! Das sind schon mal hilfreiche Informationen.

@Krid: Kannst Du eventuelle noch andere VWL-Module empfehlen?

@Shannon: auswendig lernen fällt mir immer dann einfach wenn die Inhalte interessant sind. Trifft das auf Informationsmanagement bzw. IT.Governance zu?

Viele liebe Grüße
 
Eigentlich kommt es darauf an, ob Du lieber Mikro- oder Makroökonomie magst.

Für Makrofans ist die Stabilitätspolitik die rechte Wahl. Da geht es halt um genau die Fragen, die auch in der aktuellen Finanzkrise wieder aktuell sind. Regelt es der Markt, wenn es Arbeitslosigkeit gibt, oder braucht es Staatseingriffe? Die diskutierten Modelle sind eigentlich relativ einfach und auch die Mathematik hält sich in Grenzen. Man muss kleine Gleichungssysteme lösen und unfallfrei allgemeine Ableitungen hinschreiben können. Das ist nichts Wildes, und man kann es auch gut anhand alter Klausuren üben. Was den Kurs halt so spröde macht, ist der Lehrtext, der leider nicht so schön geschrieben ist. Das ist echt blöd, weil Wagner früher einen Lehrtext hatte, der viel besser war, aber den hat er zugunsten seines Buchs eingestampft.

Auf die Klausur kann man sich ganz gut vorbereiten. Es gibt einige Mentorenveranstaltungen und viele alte Klausuren. Das Strickmuster ändert sich fast nie, es gibt also kaum böse Überraschungen.

Wenn Du lieber Mikroökonomie magst, bist Du bei den beiden Kursen von Endres gut aufgehoben. Umweltökonomie und Preisbildung auf unvollkommenen Märkten. Ich kenne die Kurse nicht, aber das Mikrolehrbuch von Endres/Martinsen, auf dem der zweite Kurs basiert, und das ist wirklich gut. Da geht es halt um das Funktionieren von Märkten, wenn es keinen vollkommenen Wettbewerb gibt. Viele Dinge, die da verhandelt werden, sind auch für BWLer interessant. Oligopol-Modelle werden auch im Marketing behandelt. Umweltökonomie behandelt ökonomische Modelle der Umweltverschmutzung (negative externe Effekte) und z.B. auch Verschmutzungsrechte. Das ist ja durchaus auch aktuell.

Die Klasuren von Endres sollen sehr fair sein, und man kann sich wohl gut darauf vorbereiten. Ich habe hier viele positive Rückmeldungen gelesen.

Dann gibt es noch die Kurse von Eichner (bzw. dessen Vorgänger Arnold) über den Staat als ökonomischen Akteur. Da werden die Wirkungen von Staatseingriffen und Steuern behandelt, und zwar in mathematischen Modellen. Das fand ich immer äußerst abgelöscht, allerdings hatten die Kurse unter BWLern durchaus Freunde, als die noch Bestandteil der AVWL-Prüfung im Diplomstudiengang waren. Da musste man nämlich nur Rechnen können und keine Ahnung von ökonomischer Argumentation haben. Ob das unter Eichner allerdings immer noch so ist, weiß ich nicht.

ÖTP ist von Grossers Vorgänger geschrieben, und der ist eine große Nummer in der Mikroökonomie. Der Kurs liest sich gerade in der ersten KE ziemlich spröde. Wenn man aber die mathematischen Beweise einfach mal außen vorlässt und sich auf den ökonomischen Aussagen konzentriert, ist das gar nicht schlecht. Es geht um Abstimmungsverfahren und auch um die Manipulation von Abstimmungen (z.B. Log-Rolling, also gegenseitige Absprachen). Es wird auch geklärt, warum Parteien zur Mitte tendieren (das berühmte Modell der Eisverkäufer am Strand) und warum der Staat immer mehr Aufgaben an sich zieht. Das geht allerdings immer anhand von mathematischen Modellen, die nicht immer ganz einfach sind. Es gibt zum eigentlichen Kurs einen Begleittext, der fast länger ist, der aber viele der kurzen Erläuterungen erst transparent macht. Das ist nicht ideal, aber insgesamt finde ich den Kurs nicht schlecht.

Wie die Klausuren bei Grosser inzwischen sind, weiß ich leider nicht. Grosser ist recht anspruchsvoll, aber die Korrektur ist ziemlich fair. Aufgabentypen wiederholen sich aber kaum, deshalb ist die Vorbereitung nicht null-acht/fünfzehn.

Und dann kannst Du natürlich noch das echte Abenteuer suchen (Danger-Seeker!!!): Zeitreihenanalyse. Ja, äääh, das ist vermutlich der gruseligste Lehrtext, den es an der FernUni gibt. Der Assistent des Profs hat irgendwann einen Begleittext dazu geschrieben, damit überhaupt irgendwer eine Chance hat, was zu verstehen. Das Thema ist aber durchaus nicht uninteressant - wenn man sich für Statistik interessiert.

Die IT-Kurse kenne ich gar nicht. Ich würde aber tendenziell vor Bulimie-Lernkursen (alles Wissen in sich reinstopfen und in der Klausur wieder auskotzen) warnen. Das Notenrisiko ist erheblich. Auf die VWL-Kurse kann man sich recht gut vorbereiten. Die "Mathematik" darin ist einfach (Stabi) bis gehoben schwierig (ÖTP), aber Übungsmaterial ist vorhanden und die Betreuung ist ganz gut.
 
Super Beitrag. 🙂 Ich schwanke auch noch, welches Modul (Eichner oder Endres) ich als zweites AVWL-Modul neben Wagner mache. Hatte am Anfang eher zu Eichner tendiert (das ist glaub Makro und Mikro, und baut auf den A-Modulen auf?), da ich eher Makro machen wollte und nicht wusste, ob für Endres (nur Mikro?) noch andere Vorkenntnisse wichtig waren. Aber Endres schreiben doppelt so viele Leute (hilfreich im Forum), und ich hör immer dass der Text so gut geschrieben sein soll. Und das Stabi-Buch schreckt mich etwas ab, wieder ein Modul mit Büchern als Kurstext zu kaufen (da kommt die Didaktik doch meist zu kurz). Schwierige Entscheidung.
 
Das Stabi-Buch von Wagner kann man in der Unibib als E-Buch lesen, wenn man sowas mag.

Für Endres brauchst Du keine weiteren Vorkenntniosse über seinen Mikrokurs (A-Modul Theorie der Marktwirtschaft) hinaus. In dem angesprochenen Lehrbuch kommen diese Teile gleich hintereinanderweg.

Finanzwissenschaft (also das Fach von Eichner) ist so ein Mittelding zwischen Mikro und Makro. Ich hab mir das gerade nochmal angesehen, da ist offenbar einiges im Fluss, was das Kursangebot angeht, und es scheint da auch Überschneidungen mit dem ÖTP-Kurs zu geben (im neuen Modul Öffentliche Ausgaben gibt es einen Kurs zu Public Choice). Wie diese Kurse sind, weiß ich leider nicht.
 
Das Stabi-Buch von Wagner kann man in der Unibib als E-Buch lesen, wenn man sowas mag.

Ich habs ja zuhause, und schon ganz durch, nur verstanden hab ich nicht viel..Stellenweise ist es aber sehr interessant.
Viell. nehm ich dann doch Endres statt Eichner.. Gegen den Matheteil hätte ich nichts gehabt, und die Multiplikatoren aus Makro hab ich auch noch drauf, aber ein gut geschriebener Kurstext macht einfach ziemlich viel aus.
Das Problemfelder-Skript von Wagner ist meiner Meinung nach auch sehr gut geschrieben, ein krasser Gegensatz zum Buch.
 
@Shannon: auswendig lernen fällt mir immer dann einfach wenn die Inhalte interessant sind. Trifft das auf Informationsmanagement bzw. IT.Governance zu?

Ob die Inhalte für dich interessant sind, kann ich natürlich schwer beurteilen. Da ich beruflich auch mit IT zu tun habe, waren für schon einige interessante Sachen dabei, allerdings liest sich Informationsmanagement an einigen Stellen sehr zäh. Zudem ist der Umfang mit ca. 800 Seiten recht groß. IT-Governance ist besser geschrieben finde ich und auch vom Umfang nur etwa halb so groß.
 
IT Governance ist m.E. grob gesprochen ein Rundumschlag der Anwendung von BWL-Verfahren (Kostenrechnung, Einkauf, etc.) auf die IT-Funktion. Insofern stofflich recht umfangreich, bei guten BWL-Kenntnissen aber sicher kein Hexenwerk, sofern zumindest ein Grundinteresse an IT vorliegt.
 
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