Wie gefällt euch "Unternehmensgründung und Nachfolge"

Dr Franke Ghostwriter
möchte evtl. U+N als WPF wählen und da der Kurs ja doch noch recht neu ist, würde ich gerne ein paar Meinungen zu dem Kurs hören. Hat das Fach eure Erwartungen erfüllt, ist der Stoff für euch interessant gewesen, würdet ihr das Fach wieder wählen usw.

Wäre wirklich sehr dankbar wenn mir jemand was dazu schreiben würde.

Vielen Dank schon mal,

Florian
 
Ich habe meine Einschätzung schonmal in der FernUni-Newsgroup gepostet und wiederhole das hier mal etwas bearbeitet und ausführlicher... 🙂

Was wird geboten?
Das Fach besteht aus 3 Teilen: Einer ist wirklich interessant & gut gemacht (U-Bewertung), einer ist fad aber okay (U-Gründung) einer ist komplett unlesbar (U-Nachfolge).
  • U-Bewertung: Erklärt zuerst, warum es gar nicht leicht ist, den Wert eines Unternehms festzustellen und schlägt dann ein praktikables Verfahren vor. Außerdem behandelt der Kurs recht eingehend die amerikanischen Kapitalmarkt-Bewertungsverfahren (Discounted Cash-Flow) und zeigt deren Schwächen auf. Mathematisch etwas anspruchsvoll, aber wer in PET gelernt hat, einen lineraen Optimierungsansatz aufzustellen, kommt hier auch mit dem Formalkram zurecht.
  • U-Gründung: Geht zunächst sehr ausführlich auf die Theorie des Unternehmers ein – mit ca. 20 verschiedenen Theoriekonzepten!! (Das ist viel? Die Buchfassung hat sogar noch zwei mehr...) Die Konzepte werden gerne geprüft und sich ziemlich ätzend zu lernen. Die zweite KE nennt dann betriebswirtsschaftliche Besonderheiten bei der U-Gründung, z.B. die Finanzierungsprobleme. Das ganze bleibt allerdings eher oberflächlich. Hier hätte es sich sicher angeboten, das an einem Beispiel durchzudeklinieren, was leider nicht geschieht.
  • U-Nachfolge: Der Kurs hat eigentlich einen ziemlich guten Ansatz: Nachfolge ist ein sehr komplexes Problem, das man in mehrere Unterprobleme aufteilen muss, um es lösen zu können (so ähnlich funktioniert auch das oben angesprochene U-Bewertungsmodell). Aber was dann folgt ist: wenn das und das zu trifft, heißt das so und so und dann liegt dieses und jenes nahe. Es gibt eine Flut von verschiedenen Merkmalen, die sich z.T auch wiederholen – und manchmal hat dasselbe Merkmal unterschiedliche Namen und einmal wurde ein Name an zwei Merkmale vergeben, die für den gegenteiligen Sachverhalt stehen. Das ist äußert zäh zu lesen (was Prof. Hering übrigens auch gerne zugibt 🙄) und aufwendig zu lernen.

Wie "praxisnah" ist der Kurs gestaltet?
Es gibt keinen Praxisbezug, statt dessen aber sehr viel theoretischen Unterbau. Am Anfang habe ich mich da sehr drüber geärgert – zumal man den ganzen Kram ja auch noch lernen muss.😉 Andererseits gibt es dafür auch gute Gründe: Die behandelten Probleme sind extrem komplex und eine Kochrezeptesammlung nach dem Motto "So gründe ich richtig" würde wohl niemanden wirklich helfen. Am Ende habe ich einiges erfahren, was ich sehr interessant fand, nicht zuletzt die Sache mit den Kapitalmarkt-Theorien...


Kann man den Kurs mit dem auch vom Lehrstuhl angebotenen "Gründerfernstudium" vergleichen?
Es gibt ein paar Parallelen - allerdings werden die fächerübergreifenden Aspekte, z.B. die soziologischen und psychologischen fast völlig ausgeblendet. Das ist einerseits schade, weil ein gut gemachter entsprechender Teil sicher interessant wäre. Im Gründerfernstudium fand ich den soziologischen Kurs allerdings schrecklich zu lesen...
Wer vor der Entscheidung steht: Soll ich gründen? Kann ich das? Was kommt auf mich zu? ist mit dem Kursprogramm "Gründer werden?" besser & billiger bedient...

Würde ich es nochmal belegen?
Vermutlich nicht.
 
Vielen Dank für die ausführliche Antwort, hat mir schon mal einen kleinen Einblick gegeben.

Möchte nach Möglichkeit in den Bereich Steuerberatung oder Wirtschaftsprüfung und dachte mir, dass U+N eine gute Ergänzung zu Controlling und Steuerlehre wäre. Gerade als Steuerberater hat man sicher auch mit Nachfolge und Gründungen zu tun.

Aber wenn ich dich richtig verstanden habe ist das ganze für die Praxis überhaupt nicht tauglich.

Na ja, werd mal in die Bücher von Hering rein schauen und vielleicht schreiben ja auch noch ein paar andere ihre Meinung zu dem Thema.


Gruß Florian
 
Das Kursthema ist vielversprechend, ich habe daher in diese Kurse reingeschaut. Zur wirklichen Unternehmensgründung kann ich den Kursinhalt jedoch kein Stück gebrauchen - irgendwie Thema komplett verfehlt. Und nur zum akademisch lernen und nicht richtig anwenden ist mir das zu dumm. Die Übungen und ML fielen mir speziell negativ auf (zuwenig konkretes).

Insgesamt schließe ich mich euch ebenso an.

Grüße
Love
 
Versteht mich bitte nicht falsch – ich halte den Ansatz des Lehrstuhls, relativ theoretisch zu bleiben, für richtig!

Ein Unternehmensgründungs-Kochrezeptebuch ("Man nehme...") würde niemanden helfen, denn eine Gründung oder eine Nachfolge ist ein ziemlich komplexes Unterfangen. Wer versucht, eine Gründung nach Schema F durchzuziehen, wird sicher bald festgestellen, dass es Probleme gibt, die im Ratgeber nicht vorhergesehen & beschrieben wurden. Spätestens dann muss man selbst Gehirnschmalz einsetzen.

Was ich kritisiere, ist die teilweise schlechte Umsetzung der guten Grundideen. In einem Fall (dem Nachfolge-Kurs) führt sie zu dem beschriebenen Kennzeichen-Wust. Das ist verwirrend, ätzend zu lernen und gähnend langweilig. Dem Gründungs-Kurs dagegen fehlt es an Tiefgang: er nennt 20 verschiedene Unternehmer-Konzepte, bleibt bei der Beschreibung aber an der Oberfläche. Hier hätte es sich angeboten, z.B. ein betriebswirtschaftliches, ein psychologisches und ein soziologisches Konzept näher beleuchten. Das wäre dann auch interdisziplinär gewesen, so wie es im Bologna-Prozess angestrebt wird.
 
ich schlage mich auch im Moment mit dem Gedanken U+N als mein drittes Fach zu belegen. Ist denn der Kurs noch mal überarbeitet worden im Zuge der ganzen Bachelor Umstrukturierung? Ist der Text jetzt besser?
Danke schonmal
Claudi
 
Hallo Zusammen,
ich schlage mich auch im Moment mit dem Gedanken U+N als mein drittes Fach zu belegen. Ist denn der Kurs noch mal überarbeitet worden im Zuge der ganzen Bachelor Umstrukturierung? Ist der Text jetzt besser?
Danke schonmal
Claudi

Wenn du ev. gute Noten haben willst, würde ich in die Überlegung einbeziehen, dass die Klausurstatistik ziemlich schlecht ist, sogar 4,1....
 
Nie hätt' ich gedacht, daß Unternehmensgründung so trocken sein könnte.

Ich habe mich in einem früheren Leben schon durch manch extrem juristische Texte durchgearbeitet und am Ende war noch ein bisschen Restmotivation da.

Nun bin ich gerade bei dem zweiten Skript und hoffte auf mehr Frische im Text. Nach 30 Seiten gehe ich ernüchtert davon aus, daß dieser Wunsch nicht in Erfüllung geht. Eigentlich freue ich mich schon auf Kurseinheit 3 (Investion und Finanzierung), weil's dann endlich wieder etwas mathematischer wird. Aber im Forum habe ich mal gelesen, daß es sich hier lediglich um eine leichte Umarbeitung der Dissertation handelt und daß das Niveau dementsprechend ist.

Ehrlich gesagt, langweilt mich diese extrem wissenschaftliche Herangehensweise des ersten Skripts: Problemfrage, Darstellung der Meinung in chronologischer Abfolge mit dem Fazit, daß es keine Lösung gibt - nach 70 Seiten der Qual!Das ist zu lang!

Nicht das es uninteressant ist. Aber in einem früheren Leben war Handels- und Gesellschaftrecht mal ein Lieblingsfach von mir und ich dachte, daß diese Komponente, welche Rechtsformen es gibt und wann welche ob überhaupt sinnvoll ist, auch wichtig für die Unternehmensgründung ist.

Das erste Skript ist mir persönlich zu umfassend hinsichtlich der Unternehmertypen-Frage und der historischen Darstellung. Es erinnert mich an EBWL.

Nun gut, Skript 2 ist super von den Themen her, aber bei den Texten fühle ich mich nie angesprochen, es reißt mich nicht mit. Ob ich nun das Skript lese oder einen philosophischen Text von Adorno, Kant oder die Gala (schöne Bilder, aber hat jemand schon mal einer der Artikel gelesen - ich nicht!)....das dumpfe Gefühl geht nicht weg!

Gewählt ist gewählt. Sicherlich ist Prof. Hering ein vielbeschäftigter Mann, aber ich möchte ihm dringendst ans Herz legen, seine Skripte zu überarbeiten und dabei an seine Zielgruppe - nämlich Studenten im Rahmen eines simplen Bachelor-Studienganges - zu denken, die ihn dann viel mehr lieben würden! ;o)

Puh, das tat gut! Jetzt geht's weiter mit dem Durcharbeiten - nicht aufgeben!😎

In diesem Sinne,
Esther
 
Esther, ich kann Deine Gefühle sehr gut verstehen. Mir ging's genauso.🙄 Und der Hass steigert sich sogar noch, wenn man das ganze Gerümpel auswendig lernen muss... 😱

Andererseits...

Ehrlich gesagt, langweilt mich diese extrem wissenschaftliche Herangehensweise des ersten Skripts: Problemfrage, Darstellung der Meinung in chronologischer Abfolge mit dem Fazit, daß es keine Lösung gibt - nach 70 Seiten der Qual!Das ist zu lang!

Einem wissenschaftlichen Text vorzuwerfen, dass er wissenschaftlich sei, ist schon einigermaßen lustig. Es ist halt die Frage, was die Alternative wäre. Mit Anekdoten aus dem Leben eines Unternehmers (so wie es die im Orientierungsstudiengang "Gründer werden?" gibt) ist einem auch nichts geholfen. Tolle Hechte, die Gründer! Einer der dort vorgestellten ist übrigens Paulus Neef, der Pixelpark gegründet und vor die Wand gefahren hat...

Wenn man es sich recht überlegt, ist die betriebswirtschaftliche Seite einer U-Gründung auch nicht viel anders als bei einem bestehenden Unternehmen – außer, dass man eben alles zum ersten Mal macht. Verfolgt man diesen Gedanken, ist man bei einem Kurs "ABWL für Gründer". Das ist sicher auch todlangweilig.

Der wirklich lange Teil über die Unternehmertypologien hat immerhin den Vorteil, dass man was für die ökonomische Allgemeinbildung tut. Seltsamerweise konnte ich das hier Gelernte schon mehrmals brauchen (wenn auch nicht beruflich 😉)...

So ist es sicherlich ein Problem des Fachs U-Gründung, dass es zwar modern ist, dass es aber wissenschaftlich (zumindest aus BWL-Sicht) irgendwie nicht viel hergibt. Das scheint zumindest auch der Lehrstuhl so zu sehen, denn die Seminare beschäftigen sich ja doch eher mit Bilanz- und Bewertungsfragen.

Nicht das es uninteressant ist. Aber in einem früheren Leben war Handels- und Gesellschaftrecht mal ein Lieblingsfach von mir und ich dachte, daß diese Komponente, welche Rechtsformen es gibt und wann welche ob überhaupt sinnvoll ist, auch wichtig für die Unternehmensgründung ist.

Ja, aber das wird ja im Wesentlichen schon im Grundstudium abgefeiert...

Ob ich nun das Skript lese oder einen philosophischen Text von Adorno, Kant oder die Gala (schöne Bilder, aber hat jemand schon mal einer der Artikel gelesen - ich nicht!)....das dumpfe Gefühl geht nicht weg!

Es soll ja Leute geben, die den Playboy wegen der tollen Texte lesen... 😉🙄😀

Gewählt ist gewählt. Sicherlich ist Prof. Hering ein vielbeschäftigter Mann, aber ich möchte ihm dringendst ans Herz legen, seine Skripte zu überarbeiten und dabei an seine Zielgruppe - nämlich Studenten im Rahmen eines simplen Bachelor-Studienganges - zu denken, die ihn dann viel mehr lieben würden! ;o)

Hmja, aber wenn Studenten einen lieben, dann wollen sie plötzlich alle bei einem Klausur schreiben oder Seminar machen. Zusätzliche Arbeit... :rolleyes
 
Huhu kridbonn,

es ist immer gut zu wissen, was einen erwartet. schön, daß das auswendiglernen so viel freude bringen wird!

du hast recht. einem wissenschaftlichen text vorzuwerfen, daß er wissenschaftlich ist, ist eine oberflächliche kritik und bringt nichts. dennoch bin ich der überzeugung, daß die darstellung der unternehmertypologien definitiv zu umfassend ist! charakteristisch für die texte ist häufig, das sie sehr detailliert auf ein thema eingehen und am ende ein offenes ergebnis steht. dann sehe ich vor lauter bäume bzw. details den wald bzw. die struktur nicht mehr. besser würde es mir gefallen, wenn bereits am anfang eine kurze orientierung steht ("Sehr umstritten in der Literatur ist..., daher hängt der Typ Unternehmer von der Branche, Art und Größe des Unternehmens ab. Dennoch hilft die folgende Systematisierung zum besseren Verständnis, wer bzw. was unter einem Unternehmer zu verstehen ist....") oder wenn nützliche grafiken, die meist zum schluß eines kapitels aufgeführt werden, vorangestellt werden. mit denen im kopf macht das lesen der kapitel mehr spaß und ich weiß, wo ich's einzuordnen hab.

das stimmt, daß das trockene abfragen der rechtsform im grundstudium abgefeiert wird. dennoch bin ich der überzeugung, daß es eine wichtige komponente ist. naja, dafür gibt's ja dann auch rechtsanwälte.

echt, vielleicht sollte ich mir mal ein playboy kaufen *hihihihi* das sind ja ganz neue perspektiven!!!

stimmt, nur langweiler sind everybody's darling. durch das reiben am text merke ich ihn mir vielleicht sogar automatisch besser ;o)

jutti, juten rutsch! 2008 wird alles gut und unternehmensgründung ist rock'n'roll!
esther
 
Kurseinheit 2 von Unternehmensgründung ist entgegen meiner anfänglichen Vorurteile gut brauchbar, vernünftig geschrieben und klar strukturiert! ...kann man nichts gegen sagen.

Da muß ich meine Meinung revidieren - sogar mit Vergnügen!

Gruß, Esther
 
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