Hihi, heute war in der Süddeutschen eine schöne Geschichte darüber, dass die Deutschen zur Dramatisierung neigen. Das ist ein schönes Beispiel dafür... 😉
Kommen wir mal zu den Fakten: Die Bildungsforschung zeigt, dass Sitzenbleiben kaum einem Schüler weiterhilft. Und das gegliederte Schulsystem reicht Schüler, die es nicht schaffen, einfach auf die nächsttierefe Stufe weiter.
Was wäre die Alternative? Gäbe es kein Sitzenbleiben und kein Abschieben, müssten sich die Lehrer mehr anstrengen, die Schüler durchzubekommen. Deine Unterstellung ist, dass man dann einfach das Niveau senkt, um dieses Ziel zu erreichen. Aber wer sagt, dass es so kommen muss? Die Finnen zeigen, wie es anders geht.
Die fördern Kinder individuell, und es gibt nicht das (unter hiesigen Lehrern durchaus verbreitete) Bild, dass manche einfach zu dumm sind, es zu schaffen. Aber so ein System ist natürlich teurer, weil man mehr Lehrer braucht.
Tatsächlich braucht man nicht mal mehr Geld, denn es gibt ja weniger Kinder im Lande. Doch gerade konservative Länderchefs wie der Herr Koch (als er noch nicht Bob den Baumeister spielte) sparen bei der Bildung – obwohl sie in Sonntagsreden immer was anderes behaupten.
Fazit: man behält ein Bildungssystem bei, das Menschen ohne (brauchbaren) Schulabschluss produziert. Und wenn die Bildungsverlierer dann in Hartz IV landen, sollen sie wenigstens Schneeschippen....
Oder vielleicht – Autobahnen bauen...? 😱
Es mag richtig sein, dass Schüler, die eine Klasse wiederholen müssen, im Allgemeinen gar nicht davon profitieren.
Aber es trägt nicht nur nichts positives bei, wenn man das Sitzenbleiben abschafft, sondern ich befürchte, dass die Leistungen von denen, die es sonst (wenn auch nur knapp) schaffen würden, nachlassen würd aufgrund der fehlenden Motivation/des fehlenden Drucks...
Dass man trotzdem Konzepte zur besseren individuellen Betreuung aufbauen muss, ist ja nen ganz anderes Blatt... das eine bedingt das andere ja nicht.
Und nicht immer auf Finnland zeigen... Finnland hat ganz andere Voraussetzungen bzw. Umstände als wir...
und auch FInnland hat Probleme, aber darüber schweigt man dann...
und von wegen, dass man Menschen ohne brauchbaren Schulabschluss "produziert"...
Klar ist es im Interesse des Staates seine Leute zu bilden. Aber Bildung besteht aus Inhalten und nicht aus Formalitäten. Wenn einer einen Schulabschluss bekommt, hat aber nix gelernt, bringt es auch nix.
Dann lieber einen Hauptschulabschluss, wo aber auch wirklich was gelernt wurde. Denke da muss man eher anpacken und die Inhalte in Frage stellen. Wenn man nur die Fassage ändert, ändert sich im Grunde nichts. Und wenn man zusätzlich die Inhalte ändert und dadurch wirklich was bewegt, dann hätt man die Fassade nicht ändern müssen.
Auch wenn die Diskussion jetzt vom eigentlichen Thema abweicht, aber ich bin der Meinung z.B. dass Hauptschulen (und auch Realschulen) inahatlich umstrukturiert werden müssen.
Dazu gehört, dass halt die "wichtigsten Säulen" der Schulausbildung sitzen müssen. Das sind aus meiner Sicht Deutsch und Mathe und ggf. Englischgrundlagen. Dafür muss mehr Zeit im Lehrplan eingeplant werden, was natürlich zu Lasten anderer Fächer geht. Aber diese Fächer müssen bis zu einem gewissen "Niveau" sitzen.
Man muss in der Lage sein, auf einem gewissen Niveau eigenständig Bewerbungen, Berichte, Mitteilungen, etc. formulieren zu können und einfache mathematisch-logische Grundsätze beherrschen (man muss nicht im Kopf ausrechnen können wieviel 16 mal 16 ist und es gehört auch nicht zum Basiswissen Funktionen ableiten zu können, aber solche Geschichten wie Dreisatz müssen sitzen). Außerdem müssten Fächer im Lehrplan (vielleicht gepaart mit Praktika) auftauchen, die mit typischen Berufsfeldern korrelieren (typischerweise handwerkliche Sachen bei Hauptschule, kaufmännische bei Realschulen,...).
Dann werden diese Schulabschlüsse auch wieder interessanter für die eigentlich typischen Arbeitgeber, die momentan eher Schulabgänger der jeweils "höheren" Stufe abfangen...