Gibt es einen Kanon zur VWL-Literatur?

Dr Franke Ghostwriter
Gibt es einen Kanon zur VWL-Literatur?

Hat jemand schon mal davon gehört bzw. sich darüber Gedanken gemacht, was ein VWL-Absolvent idealerweise während seines Studiums gelesen haben sollte (a la Kanon zur Weltliteratur)?

Smith, Marx, Keynes etc? Oder bestimmte Lehrbücher?
 
Die größte Schwierigkeit liegt in der Zusammenstellung, da jeder unterschiedliche Schwerpunkte belegt. In diesem Kanon dürften dann nur Werke vorhanden sein, die so allgemein gehalten sind, dass jeder etwas damit anfangen kann. Ein offizieller Kanon ist mir nicht bekannt.
 
Habe mal in meiner Bibliothek gestöbert. Was ich allen nahe legen möchte, sind insbesondere die "Klassiker" der Nationalökonomie (Smith, Ricardo, Malthus, Keynes, ...). Teilweise sind die Bücher aber schwierig zu verstehen bzw. schlecht übersetzt.

1. Smith: Wohlstand der Nationen
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Es gibt einen hübschen kleinen "Kommentar" der heißt "Adam Smith für Anfänger" oder so ähnlich, vom DTV-Verlag. Hier werden die wichtigsten Textstellen herausgegriffen und erläutert. Das Original ist sehr quälig zu lesen, da Smith jeden möglichen Einwand sofort schon im Text ausräumt und von ihm gemachte Behauptungen im nächsten Satz durch zahlreiche Beispiele abschwächt.


2. Smith: Theorie der ethischen Gefühle

3. Ricardo: Über die Grundsätze der politischen Ökonomie und der Besteuerung

4. Marx: Das Kapital
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Das Kapital umfasst z. T. mehr als 20 Bände. Hier sollte man auf eine komprimierte Ausgabe zurückgreifen und diese auch nur Querlesen. Sehr interessant, da zahlreiche Beispiele für das Ausnutzen der damaligen Bevölkerung gebracht werden. Marx widerspricht somit den Smithschen Lobeshymnen zur Arbeitsteilung. Guter Kommentar dazu (vor allem zur Mehrwerttheorie): Marxistische Wirtschaftstheorie von Burchardt.

6. Keynes: Allgemeine Theorie
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Die dt. Übersetzung ist sehr schlecht. Besser auf das englische Original zurückgreifen. In der Aufsatzsammlung "Das IS-LM-Modell. Entstehung und Wandel" von Barens/Caspari finden sich die Original-Aufsätze und Interpretationen von Hicks in der dt. Übersetzung. Das ist der eigentliche Schlüssel zum Verständnis von Keynes.

Das waren die Klassiker. Ich mache jetzt einen neuen Beitrag auf mit anderer empfehlenswerter Literatur.
 
Als zusätzliche Literatur ist zu empfehlen:

1. Die Nobelpreisträger der ökonomischen Wissenschaft
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Ist ein Sammelband in 4 Bänden, den ich mir bei Ebay gekauft habe. Hier werden alle Nobelpreisträger in der Wirtschaftswissenschaft vom Anfang an bis 1993 (??) vorgestellt. Anschließend ist erläutert warum der Nobelpreis verliehen wurde und die originale Verleihungsrede in dt. Übersetzung. Finde ich sehr gut, da man hier einen schönen Einblick in die wichtigsten Entwicklungen des 20. Jahrhunderts bekommt.

2. Issing: Geschichte der Nationalökonomie
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Ein sehr schöner Überblick, der einen fundamentalen Einblick in die einzelnen Strömungen (von der Antike bis zur Gegenwart) abbildet. Sollte man gelesen haben, damit man versteht, worum es eigentlich geht.

3. Sen: Ökonomie für den Menschen
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Empfehlenswertes wirtschaftspolitisches Buch des Nobelpreisträgers.

4. Friedman: Kapitalismus und Freiheit
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Auch hier ein schönes Buch zur Wirtschaftspolitik. Friedman hat dazu Vorlesungsinhalte und Vorträge ausformuliert und ein Buch daraus gemacht. Sollte man gelesen haben.

5. Siebert: Jenseits des sozialen Marktes
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Das Buch ist eine Abrechnung mit der derzeitigen Wirtschaftspolitik der Bundesregierung. Wer die deutsche Situation begreifen möchte, sollte das Buch lesen. Wird auch in Amerika für Ökonomen empfohlen, die sich mit dem dt. Wirtschaftssystem beschäftigen möchten.

6. North: Deutsche Wirtschaftsgeschichte
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Gute Ergänzung zum Siebert. Allerdings sehr historisch.


Sehr schöne und preiswerte Bücher und Aufsätze gibt es auch immer bei der Bundeszentrale zur politischen Bildung (www.bpb.de). Ferner empfehle ich ausdrücklich das jährliche Gutachten des Sachverständigenrates. Studenten bekommen einen Vorzugspreis.
 
Die Frage an diesen Thread ist für mich, WARUM sollte man diesen Kanon gelesen haben, sprich: Was ist das Ziel?

Wenn das Ziel die Absolcierung des Studiums mit möglichst guter Note ist, kann man nichts empfehlen, außer das, was die Profs. empfehlen als Lehrbücher. Dann schreibt man das Gerlernte lecker runter und hofft auf die Note.

Der Ansatz von Kalli ist klasse - es fehlen noch einige Standardwerke (Schumpeter, Weber, von Mises, Mill, Bentham, Mandeville) - aber es wird sehr wenig fürs Studium bringen. Dafür natürlich umso mehr fürs Leben!

Auch für den Job werden die Werke von Kalli nachher nichts bringen: Sitzt man bei einer Bank oder einem Forschungsinstitut und rechnet statistische Modell, wird man sehr gut ohne Marx-Lektüre klar kommen.

Wenn man allerdings einmal bei der klassischen Literatur der Ökonomen angekommen ist, werden sich automatisch neue Zweige auftun, weil man wissen will, gegen wen sie anschreiben.
 
Welche Bücher fürs Studium bei welchem Prof. ?

Hallo zusammen,

ich Frage mich als BWL-Student!!! eher welches Buch benötige ich zusätzlich bei welchem Prof. um die Materie besser bzw. klarer zu verstehen? Was für Voraussetzungen brauch ich um gut mit dem Stoff klar zu kommen bzw. schnell durchs Studium komme?

Ich finde es nicht schlecht einen Überblick über die Literatur bzw. Spezialgebiete zu erhalten die auch über das normale Studium rausgehen - nur sollten Literaturepfehlungen m.e. wie folgt aufgebaut sein damit jeder was davon hat und die Fragen jedes Jahr mehrmals wieder kommen.

0. Was muss ich können um mit dem Kurs zu arbeiten bzw. klarzukommen (Vorkenntnisse etc.)?

- Beispiel: Differentialrechnung + Kapitel 2 des Makrokurses etc.

1. BASIC - Um die Materie generell besser zu verstehenß (nicht Pflicht aber sehr hilfreich, gut zu verstehen)

2. Pflichtlektüre die ein "Muss" ist. Sortiert nach Prof's (nicht undbedingt Lehrstuhlempfehlungen - aber gute Literatur):
Arnold
Endres
Wagner

3. Spezialthemen nach Fach bzw. Prof. zur Vertiefung (nicht Pflicht, aber für den interessierten (z.B. für Diplomarbeit, Seminar etc.)

4. Add-On Literatur

Ausblick, Literatur für Promotion, Vortäge etc. Hat nichts mehr mit dem Studium zu tun - ist aber für den Experten bzw. für den der viel Zeit hat.

Ich möchte einfach das ganze nur super schnell erledigen und bin dafür bereit auch einiges zu investieren - Zusatzliteratur die mir für das bestehen der Klausur nichts bzw. wenig bringt ist für mich völlig uninteressant.

Sollten sich Erfahrene Studenten, Mentoren, Pädagogen sich hier im Forum befinden würde ich es wirklich begrüßen wenn ihr so einen Punkt hier bzw. bei den anderen Fächern aufnehmen könntet. Gleichzeitig sollte dann durch die Teilnehmer ein Voting möglich sein um die Qualität der Empfehlung dauerhaft zu bestätigen. Denn diese Fragen werden jedes Semester neu gestellt und sollten einfach und bequem auffindbar sein.


Cheers, Mario
 
Danke für die Literaturhinweise und vor allem die Kommentare, z.B. Barens/Caspari.
Was die Übersetzung der "General Theory" betrifft, dazu gibt es mittlerweile eine überarbeitete und korrigierte Fassung bei Duncker & Humboldt (10. Auflage, 2006).

Die Frage, was Theoriegeschichte für das Studium bzw. für den Job bringt, ist natürlich nicht uninteressant. Es kann z.B. die Art und Weise beeinflussen, wie man ökonomische Situationen betrachtet oder über sie nachdenkt. Schliesslich will/soll man nach dem Studium nicht nur mehr wissen als ein Abiturient, sondern als Akademiker natürlich auch anders denken. Die Studienmotivation könnte es natürlich auch fördern. Das ist nicht wenig.
 
Die Duncker & humdlodt-Fassung ist sehr schlecht. Lieber das Original.

Ist natürlich die Frage, was man machen will. Das geht aus der Grundfragestellung nicht hervor. Ich empfehle diese Bücher auch nur als Sekundärliteratur. Im Studium kann man sehr wenig damit anfangen.
 
Hallo zusammen,

ich Frage mich als BWL-Student!!! eher welches Buch benötige ich zusätzlich bei welchem Prof. um die Materie besser bzw. klarer zu verstehen? Was für Voraussetzungen brauch ich um gut mit dem Stoff klar zu kommen bzw. schnell durchs Studium komme?

Ich finde es nicht schlecht einen Überblick über die Literatur bzw. Spezialgebiete zu erhalten die auch über das normale Studium rausgehen - nur sollten Literaturepfehlungen m.e. wie folgt aufgebaut sein damit jeder was davon hat und die Fragen jedes Jahr mehrmals wieder kommen.

0. Was muss ich können um mit dem Kurs zu arbeiten bzw. klarzukommen (Vorkenntnisse etc.)?

- Beispiel: Differentialrechnung + Kapitel 2 des Makrokurses etc.

1. BASIC - Um die Materie generell besser zu verstehenß (nicht Pflicht aber sehr hilfreich, gut zu verstehen)

2. Pflichtlektüre die ein "Muss" ist. Sortiert nach Prof's (nicht undbedingt Lehrstuhlempfehlungen - aber gute Literatur):
Arnold
Endres
Wagner

3. Spezialthemen nach Fach bzw. Prof. zur Vertiefung (nicht Pflicht, aber für den interessierten (z.B. für Diplomarbeit, Seminar etc.)

4. Add-On Literatur

Ausblick, Literatur für Promotion, Vortäge etc. Hat nichts mehr mit dem Studium zu tun - ist aber für den Experten bzw. für den der viel Zeit hat.

Ich möchte einfach das ganze nur super schnell erledigen und bin dafür bereit auch einiges zu investieren - Zusatzliteratur die mir für das bestehen der Klausur nichts bzw. wenig bringt ist für mich völlig uninteressant.

Sollten sich Erfahrene Studenten, Mentoren, Pädagogen sich hier im Forum befinden würde ich es wirklich begrüßen wenn ihr so einen Punkt hier bzw. bei den anderen Fächern aufnehmen könntet. Gleichzeitig sollte dann durch die Teilnehmer ein Voting möglich sein um die Qualität der Empfehlung dauerhaft zu bestätigen. Denn diese Fragen werden jedes Semester neu gestellt und sollten einfach und bequem auffindbar sein.


Cheers, Mario

Danke Mario - für die VWLler isses doch immer wieder schön, wenn sich BWLler selber melden, die alle Klischees zu erfüllen bereit sind .... 😀

Viel Spaß noch beim Blitzstudium - machst Du Marketing als Wahlfach?
 
Wir konzentrieren uns aufs wesentliche - bringt uns auch meist im Leben schneller weiter... 🙂

Nein Spaß beiseite - es soll ganz bestimmt nicht alles vorgebetet werden - aber muss ich dafür unnnützes Zeug lernen was später in der Praxis auch keiner mehr braucht ? Ich denke nein...

Cheers, Mario:rolleyes
 
Gut, dann möchte ich mal die Katze aus dem Sack lassen.

Allgemeine Literatur (zum Nachschlagen)
- Mankiw: Grundzüge der VWL/Makroökonomik
- Bofinger: Grundzüge der VWL
- Samuelson: Volkswirtschaftslehre

*** sind recht einfach geschrieben ***

Mikroökonomik:
Henderson/Quandt: Mirkoökonomische Theorie (recht mathematisch, aber sehr gut)
Schumann/Meyer/Ströbele: ... der Klassiker
Varian: Mirkoökonomie (nicht der billige Abklatsch, sondern das "richtige" Buch)
Pindyck/Rubinfeld: Mikroökonomie (sehr schön und einfach)
Varian: Grundzüge der Mikroökonomie (einfach und oben als Abklatsch bezeichnet)

Makroökonomik
Mankiw: Makroökonomie
Felderer/Homburg: ... der Klassiker
Sachs/Larrain: Markoökonomie (sehr gut!)
Blanchard/Illing: Makroökonomie (einfach gehalten und sehr gut)
Clement: Angewandte Makroökonomie


und natürlich die Empfehlungen der Professoren...


Wenn Du erwartest, dass dir EIN Buch hilft, begibst Du Dich auf einen Holzweg. Schließlich sitzt Du nicht in der Schule. Du studierst und dazu gehört auch, dass man etwas Literatur zu Rate zieht. Außerdem sind in den Büchern unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt. Ich habe die Auswahl so getroffen, dass immer schwierigere und einfachere Bücher zusammenkommen. Dann kann man den schwierigeren mathematischen Ansatz nachvollziehen und wenn's nicht klappt, in der einfacher gehaltenen Literatur nachsehen.

Wenn Du das VWL-Studium in einem Semester schaffen möchtest, musst Du mit etwa 1000 Stunden effektiver Arbeitsbelastung rechnen (eher mehr). Ich kann Dir das aus eigener Erfahrung sagen. Wenn Du die von der FernUni vorgelegten SWS mit dem Faktor der effektiven Stundenzahl multiplizierst, kommst Du etwas über 800 Zeitstunden. Die schaffst Du aber nicht, was sich leicht an dem Kurs WVK belegen lässt, der mit lächerlichen 3 SWS veranschlagt wird.
 
Gut, dann möchte ich mal die Katze aus dem Sack lassen.

Allgemeine Literatur (zum Nachschlagen)
- Mankiw: Grundzüge der VWL/Makroökonomik
- Bofinger: Grundzüge der VWL
- Samuelson: Volkswirtschaftslehre

*** sind recht einfach geschrieben ***

Mikroökonomik:
Henderson/Quandt: Mirkoökonomische Theorie (recht mathematisch, aber sehr gut)
Schumann/Meyer/Ströbele: ... der Klassiker
Varian: Mirkoökonomie (nicht der billige Abklatsch, sondern das "richtige" Buch)
Pindyck/Rubinfeld: Mikroökonomie (sehr schön und einfach)
Varian: Grundzüge der Mikroökonomie (einfach und oben als Abklatsch bezeichnet)

Makroökonomik
Mankiw: Makroökonomie
Felderer/Homburg: ... der Klassiker
Sachs/Larrain: Markoökonomie (sehr gut!)
Blanchard/Illing: Makroökonomie (einfach gehalten und sehr gut)
Clement: Angewandte Makroökonomie


und natürlich die Empfehlungen der Professoren...


Wenn Du erwartest, dass dir EIN Buch hilft, begibst Du Dich auf einen Holzweg. Schließlich sitzt Du nicht in der Schule. Du studierst und dazu gehört auch, dass man etwas Literatur zu Rate zieht. Außerdem sind in den Büchern unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt. Ich habe die Auswahl so getroffen, dass immer schwierigere und einfachere Bücher zusammenkommen. Dann kann man den schwierigeren mathematischen Ansatz nachvollziehen und wenn's nicht klappt, in der einfacher gehaltenen Literatur nachsehen.

Wenn Du das VWL-Studium in einem Semester schaffen möchtest, musst Du mit etwa 1000 Stunden effektiver Arbeitsbelastung rechnen (eher mehr). Ich kann Dir das aus eigener Erfahrung sagen. Wenn Du die von der FernUni vorgelegten SWS mit dem Faktor der effektiven Stundenzahl multiplizierst, kommst Du etwas über 800 Zeitstunden. Die schaffst Du aber nicht, was sich leicht an dem Kurs WVK belegen lässt, der mit lächerlichen 3 SWS veranschlagt wird.


Das kann man so stehen lassen...gute Auswahl, wobei ich bei Mikroökonomik noch den Stobbe erwähnen würde (ist allerdings sehr ausführlich) und als Hardcore-Lektion am Ende noch Breyer "Mikroökonomik".
 
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