mikroökonomische Theorie der Pfandflaschensammler

Dr Franke Ghostwriter
Mit einer Angelegenheit hatte ich die letzten Wochen Schwieirgkeiten, meine morlaische Haltung mit der ökonomischen Grundüberzeugung in Überstimmung zu bringen. Gestern kam mir der rettende Gedanke, den ich mal zur Diskussion stellen möchte:

Problemaufriss:
Seit Einführung des Pfandgesetzes (oder wie immer das Ding auch richtig heißen mag...) beobachten wir ja nun alle die Scharen von Flaschensammlern, die auch zu belebtesten Zeiten mit ihren Kindern die Fußgängerzonenmülleimer durchsuchen. Vor einigen Wochen stand in der ZEIT ein Artikel, der den harten Konkurrenzkampf unter den Sammlern in Berlin beschrieb und auch, wie ein Mann vor einiger Zeit sein letztes Schamgefühl überwand und zum Mülleimerdurchwühler wurde.

Harte Sache, in die wir alle uns wohl nicht reindenken können. Meine Frage an meinen moralischen Instinkt war nun seither: Nötigt das AlgII die Menschen wirklich dazu so etwas tun zu müssen? Ist die soziale Grundversorgung wirlich zu niedrig in Deutschland? Machen die menschen das freiwillig oder aus Zwang?

1. Lösungsansatz:
Im Bekanntenkreis sind wir eigentlich schon zu der Auffassung gekommen, dass sie das mehr oder weniger freiwillig tun. Es gibt tausende HartzIV-Empfänger, die keine Flaschen aus dem Müll ziehen und trotzdem auskömmlich versorgt sind.

Offen blieb aber die Frage, warum einige es dennoch tun? Der Typ aus der ZEIT sagte bspw., in Wirklichkeit sei sein Job Kapitalismus pur, weil der Markt keine Regeln habe und wirklich umkämpft sei. Da müsse man sich echt was einfallen lassen, um was zu schaffen, ansonsten geht man leer aus. Er macht zwischen 80 und 200 € im Monat damit.

Immer noch offen die Frage, warum Menschen ihre Würde (aus meiner Sicht) für so einen Betrag verkaufen?

Jetzt mein Ansatz seit gestern:
Sie tun es, weil es ein Grundbedürfnis des Menschen ist, sich durch eigene Anstrengung zu ernähren. Kein (sagen wir: relativ wenige) Arbeitsfähiger will fürs Stillsitzen alimentiert werden. Also betätigt er sich und will aber auch dafür entlohnt werden. Der eine arbeitet "richtig", der andere schwarz, der nächste wird kriminell und wieder andere suchen sich ihr Feld auf der Dosenpirsch.

Menschen wollen arbeiten und sie sind davon auch mit noch so viel Sozialhilfe nicht abzuhalten!

Hat jemand ne Meinung dazu?
 
Interessanter Ansatz!
Ich denke, das der verhältnismäßig hohe Betrag des Einkommens die zentrale Motivation ist.
Ich bin kein Pfandexperte, aber mir war so, als ob es auf eine Flasche 0,25 Euro gibt -> vier Flaschen = 1€ -> 16 Flaschen = 4€. Um vier Euro pro Stunde mit einer sozialversicherungspflichtigen Tätigkeit im niedrig o. unqualifizierten Bereich am ersten Arbeitsmarkt zu verdienen muss man sich heute schon strecken.
Ich habe das Gefühl, dass es für manche eher "entwürdigend" ist, für 5€ brutto die Stunde bei ALBA den Müll zu sortieren und sich von einem dusseligen Vorarbeiter antreiben zu lassen, als als "selbsständiger" bei freier Zeiteinteilung die Tonnen zu durchwühlen.

Hartz IV mit allem drum und dran (Mietzuschuss, etc.) ca. 550€ + 200€ duch Pfandflaschen...750€ netto...da besteht in den o.g. Arbeitssektoren bei den gegenwärtigen Lohnstrukturen kein Anreiz mehr eine solche Tätigkeit aufzunehmen.
 
Dazu noch mal ne Passage aus dem ZEIT-Artikel:

Der Typ beschreibt, wie ne Lady mit Ledertrolley am Berlin-Hbf. nichtsahnend ihre Pfandflasche in die Ecke stellt und weiter stöckelt, während hinter der Säule fünf Flaschensammlern sie beobachten und dann den Wettlauf um die Flasche antreten....

Haltet mich für zynisch (... wobei ja schon Woody Allen sagte: "Nur weil ich paranoid bin, heißt das ja nicht, dass nicht trotzdem einer hinter mir her ist!"), aber:

Der Mensch liebt den Wettkampf und tritt ihn deshalb jeweils auf seinem Niveau gerne an. Der eine um den Beraterjob bei McK, der andere um die Pfandflasche am Bahnhof. Das wird kein Sozialarbeiter ihm austreiben und dahin gehende versuche enden wie alle grundkommunistischen Ansätze....

Ich finde, ein paar KuWis könnten mal dagegen halten, oder seht Ihr das auch so?

(Meines Wissens nach bringt die Pfandflsche aber nur 0,15 € in die Kasse...)
 
Das der Mensch den Wettkampf liebt und ihn auch sucht darf man wohl annehmen.
Ich Frage mich nur ob das auch auf das Flaschensammeln zutrifft.
Ein Boot geht unter und von den drei Überlebenden versucht jeder als erstes den einzigen Rettungsring zu erhaschen.
Wettkampf?
Eher nicht.
Wettkampf beim Flaschensammeln?
Die Grundsicherung ist bei den Betreffenden durch die staatlichen Transferleistungen gegeben. Eine wirkliche Notwendigkeit zum Flaschensammeln besteht in den seltensten Fällen.
Die meisten Flaschensammler wären doch eher froh, wenn sie keine Konkurenz hätten, da ja mehr für den Einzelnen übrigbleibt.
Ich denke eher, dass wettkampfbetonte Motivationen beim Flaschensammeln eher die Ausnahme bilden.

Was den Aspekt des "entwürdigen Verhaltens" angeht, so habe ich den Eindruck gewonnen, dass solche Verhaltensweisen wie das Flaschensammeln zunehmend salonfähiger werden, je mehr Menschen es praktizieren(was nicht bedeutet, dass jede Verhaltensweise Würde hat, nur weil sie von vielen Menschen praktiziert wird).
 
Was den Aspekt des "entwürdigen Verhaltens" angeht, so habe ich den Eindruck gewonnen, dass solche Verhaltensweisen wie das Flaschensammeln zunehmend salonfähiger werden, je mehr Menschen es praktizieren(was nicht bedeutet, dass jede Verhaltensweise Würde hat, nur weil sie von vielen Menschen praktiziert wird).

Da fällt mir der ältere Mann ein, der neulich in der S-Bahn eine Gruppe von jungen Männern um ihre leere Bierflaschen bat. Er hat diese Flaschen tatsächlich bekommen und packte sie zu anderen in eine halbvolle Plastiktüte. So wie er angezogen war, hatte er das Sammeln um des Pfandgeldes willen sicher nicht nötig. Erinnert mich an Dagobert Duck.
Dabei ist Geiz nicht wirklich geil.
 
beim Durchlesen Eurer Beiträge fiel mir etwas ein, dass sich mit Euren Gedankenansätze nicht "verträgt". Es gibt Menschen, die Abends oder Nachts bei Supermärkten die Abfallcontainer durchsuchen, auf der Suche nach Nahrungsmittel, die noch gut sind. Diese Menschen gehören alles Schichten an, also kann Geld nicht bei allen eine Rolle spielen, sondern wohl das Problem, das wertvolle "Rohstoffe" entsorgt werden. Kann das beim Flaschensammeln nicht auch zumindest eine kleine Rolle spielen? Gegen die Wegwerfmentalität?
 
Ich Frage mich nur ob das auch auf das Flaschensammeln zutrifft.
Ein Boot geht unter und von den drei Überlebenden versucht jeder als erstes den einzigen Rettungsring zu erhaschen.
Wettkampf?
Eher nicht.

Das sind ja zwei grundverschiedene Situationen, denn der Flaschensammler braucht die Flasche nicht, der Ertrinkende den Ring aber schon.

Die meisten Flaschensammler wären doch eher froh, wenn sie keine Konkurenz hätten, da ja mehr für den Einzelnen übrigbleibt.

Daran zweifle ich mittlerweile - es braucht eine gewisse Konkurrenz, um die Sache attraktiv zu machen. Was nix kostet (auch keine Mühe) ist nix wert.

Mit "Wettkampf" meine ich auch nicht das sportliche Pendant, in dem es nur um das Gewinnen geht. Eher die McK-Bewerbungs-Analogie: Ich bin sicher, dass 90% aller McK-Bewerber sich u.a. auch aus Reiz an dem Auswahlverfahren beteiligen und den Job zwar haben wollen, aber auch mit was anderem leben könnten. die Wettkampfatmosphäre reizt halt zusätzlich - so auch beim Flaschensuchen.
 
Und wir studieren deswegen an der FernUni - das ist es ja genau, was ich meine - wieder andere verkaufen nur um des Geldes wegen Brötchen in der Back-Faktory.....

Also ich hab mein Studium an der FernUni aus Spaß angefangen, weil es nur eine begrenzte Anzahl von Star-Treck-Folgen gibt, mit denen ich die Nachmittag nach dem Frühdienst totschlagen konnte... 😀 😀

Dabei ist Geiz nicht wirklich geil.


Weil der angebliche Discounter, der mit diesem Spruch wirbt, in den weitaus meisten Fällen nicht das günstigste Angebot hat. Das bekommt man häufig im mittelständischen Elektro-Fachmarkt.
 
(was nicht bedeutet, dass jede Verhaltensweise Würde hat, nur weil sie von vielen Menschen praktiziert wird).

Danke für diese weisen Worte, alter Indianer! Könntest Du sie bitte an

– Nachmittagstalkshowgäste
– Arschgeweihträgerinnen, die dieses bei jedem Wetter zur Schau stellen
– Menschen, die mit Bluetooth-Headset hinterm Ohr durch die Stadt latschen, obwohl sie nicht telefonieren

weiterleiten?

Ja?

Danke Dir.... 🙂
 
Weil der angebliche Discounter, der mit diesem Spruch wirbt, in den weitaus meisten Fällen nicht das günstigste Angebot hat. Das bekommt man häufig im mittelständischen Elektro-Fachmarkt.

Das ist ein Argument zur Frage der Glaubwürdigkeit von Werbung. Damit ist aber nichts über den ökonomischen Wahrheitsgehalt desselben Satzes gesagt!

Pfandflaschensammeln ist kein Ausdruck von Geiz, sondern von Erwerbsstreben.

Geiz im Sinne von Nichtbereitschaft, mehr auszugeben als unbedingt notwendig bei gegebener Produktqualität, entspricht rationalem Verhalten des homo oeconomicus und dürfte daher von angehenden Wirtschaftswissenschaftlern nicht kritisiert werden.

Alles andere sind Fragen fürs WPF/SPF "Marketing".
 
So, zum Thema.

René, wo ist Dein Vertrauen in den Markt? Wenn die Obdachlosen merken, dass mit dem Kampf um Pfandflaschen nicht viel zu holen ist, werden sie auf diese Einnahmequelle künfig verzichten und aus dem Markt ausscheiden oder in andere Regionen mit weniger Konkurrenz ausweichen.

Das Pfand bei Einwegflaschen beträgt tatsächlich 25 Cent, bei Mehrwegflschen sind es 8 oder 15 Cent. Wer hier also fleißig sammelt, kann sich ein paar Euro dazuverdienen.

Ist diese Arbeit würdelos? Das christliche Ethos sagt dazu sinngemäß, dass keine ehrliche Arbeit schändlich sei. Es ist vielleicht ziemlich eklig im Müll rumzuwühlen, aber das gilt für die Wertstoff-Sortierer beim Grünen Punkt auch – nur das die einen regulären Job haben.
 
Pfandflaschensammeln ist kein Ausdruck von Geiz, sondern von Erwerbsstreben.

Stimmt, ein Ausdruck von Geiz wäre es, die Pfandflasche, die man selbst gekauft hat, zurückzubringen, um die 15 Cent wieder einzukassieren, statt sie am traßenrand liegen zu lassen und so noch ein gutes Wrk zu tun... Oder so... 🙄

Geiz im Sinne von Nichtbereitschaft, mehr auszugeben als unbedingt notwendig bei gegebener Produktqualität, entspricht rationalem Verhalten des homo oeconomicus und dürfte daher von angehenden Wirtschaftswissenschaftlern nicht kritisiert werden.

Das ist richtig. Aber das von Dir beschriebene Verhalten (das ja auch die Werbung meint) ist nicht das, was man gemeinhin unter "Geiz" versteht: "übertreibene Sparsamkeit" (Duden) bzw. "abstoßende Sparsamkeit, Knauserei" (Mackensens Wörterbuch). Geiz ist also nicht, ein Produkt zum günstigsten Preis zu kaufen, sondern eher, ein Produkt nicht zu kaufen (obwohl man die Möglichkeit dazu hätte). Insofern ist der Slogan sogar einigermaßen bescheuert.

Aber es ist halt ein Stabreim, und auf sowas stehen Land & Leute, Kind & Kegel...
 
So, zum Thema.

René, wo ist Dein Vertrauen in den Markt?

Mein Vertrauen in den Markt ist nahezu grenzenlos und jetzt auch wieder - nachdem ich mir meine "Wettkampf-und-Arbeitswillen-Theorie" zusammen gestrickt habe - auch wieder mit meinem Moralverständis kongruent!

... es gibt halt unterschiedliche Lerntypen - ich bin ein diskursiver Lerner, dem Dinge erst richtig klar werden, wenn er sie ausspricht und mit anderen diskutiert.....
 
Warum darf ein angehender Wiwi die ausufernde 'Geiz-ist-geil'-Mentalitaet nicht kritisieren?

Greifen wir Deinen Begriff der GiG-Menatlität auf und nehmen ihn als derzeitige gesellschaftliche defniton von Geiz, so sehen wir den Unterschied zur Duden-Defintion, die Dirk gerade gepostet hat.

Dann heißt Geiz derzeit aber umgangssprachlich eben, ceteris paribus ein Gut zum kleinsten Preis zu erwerben. Das ist rational und alles andere wäre Faktorverschwendung und ineffizient. Deren Vermeidung ist aber das Ziel von volkswirtschaftliche Analysen und daher darf ein Wirtschaftswissenschaftler nichts dagegen haben.
 
Mich erinnert das Ganze an die Zeit nach der Wende als meine beiden damals halbwüchsigen Ostberliner Verwandten im Westen Pfandflaschen, die damals tatsächlich noch Pfandflaschen waren, gesammelt haben um für den Ossi-Eintritt ins Wessi-Spaßbad zu gehen.

Nach einiger Zeit wurde der Ossi-Preis dem Wessi-Preis angeglichen, so dass nun für einen Spaßbadbesuch drei oder viermal solange Pfandflaschen gesammelt werden mussten, was nicht mehr attraktiv war. Stattdessen wurde der Plan, sich einen Schülerjob zu Wessi-Löhnen zu suchen, umgesetzt. (Ins Spaßbad sind sie glaube ich trotzdem nicht mehr gegangen, weil es ihnen zu teuer war.)

Ist doch alles eine Frage der Relation: man macht etwas solange man sich davon Vorteile, in der Regel monetärer Art, verspricht. Einige sammeln Pfandflaschen, andere Verbringen ihre Zeit beim Sozialamt um 10 Euro für irgendwas 'rauszuhauen, was sie haben wollen und ich habe meine Zeit damit verdödelt, Abitur zu machen und danach zu studieren.

(Die obigen beiden Jungs sind im Kapitalismus übrigens auch gut angekommen, finanzieren den einen oder anderen Harz IV-Empfänger und gehen mit ihren Kindern ins Spaßbad. 🙂 )

Grüße
Klara
 
Dann heißt Geiz derzeit aber umgangssprachlich eben, ceteris paribus ein Gut zum kleinsten Preis zu erwerben. Das ist rational und alles andere wäre Faktorverschwendung und ineffizient. Deren Vermeidung ist aber das Ziel von volkswirtschaftliche Analysen und daher darf ein Wirtschaftswissenschaftler nichts dagegen haben.

Das stimmt nicht so ganz, weil es zu kurz greift.

Thomas Friedman (der glaube ich nicht zur Familie gehört) gibt in "The World is Flat" (sehr gutes Buch zur Globalisierung, unbedingt lesen!) dazu ein gutes Beispiel: WalMart hat extrem niedrige Preise. Das kommt erstmal allen zu Gute. Den Käufern, zu denen besonders viele arme Menschen gehören, und den Aktionären, die sich über eine hohe Umsatzrendite freuen können.

Aber: WalMart bezahlt seine Angestellten sehr schlecht und viele sind außerdem nicht krankenversichert. Dadurch sinkt die Kaufkrauft in der Gemeinde und kranke Mitarbeiter fallen der Allgemeinheit zur Last, weil sie die steuerfinanzierte Mindestversorgung in Anspruch nehmen müssen.

Frage: ist dasWalMart-Prinzip volkswirtschaftlich wirklich das günstigte?
 
Ich habe eine neue Definition von Geiz: Eine Frau geht in einen Discounter mit ähnlich aggressiver Werbung, um den Kauf eines Kühlschranks zu stornieren. Gleich im Anschluss kauft sie im gleichen Laden wieder einen Kühlschrank, diesmal aber ohne Mehrwertsteuer. Hat ihr einen Batzen Geld gespart.
Eine Frage in die Runde: hättet Ihr das als Verkäufer mitgemacht?
Wie denken "angehende Wirtschaftswissenschaftler" darüber?
 
Thomas Friedman (der glaube ich nicht zur Familie gehört) gibt in "The World is Flat" (sehr gutes Buch zur Globalisierung, unbedingt lesen!)

Das Buch hat IMO allenfalls Spiegel-Niveau, weshalb ich dafür kein Geld ausgeben würde....

Frage: ist das WalMart-Prinzip volkswirtschaftlich wirklich das günstigte?

Natürlich - unter der Annahme grenzenloser Faktormobilität: Wenn es woanders mehr zu verdienen gibt, fließen die Arbeitskräfte ab und das Lohnniveau wird steigen.

Zu den Krankheitskosten: siehe oben, das der KV-Beitrag nur eine andere Form der Arbeitsentlohnung ist.
 
Ich habe eine neue Definition von Geiz: Eine Frau geht in einen Discounter mit ähnlich aggressiver Werbung, um den Kauf eines Kühlschranks zu stornieren. Gleich im Anschluss kauft sie im gleichen Laden wieder einen Kühlschrank, diesmal aber ohne Mehrwertsteuer. Hat ihr einen Batzen Geld gespart.
Eine Frage in die Runde: hättet Ihr das als Verkäufer mitgemacht?
Wie denken "angehende Wirtschaftswissenschaftler" darüber?

Zur Beantwortung der letzten Frage müsste man den Sachverhalt erstmal verstanden haben 🙁 Wieso zahlt sie keine MwST und wieso storniert sie den ersten Kauf?

Falls Du die derzeitige Rabattschlacht meinst: SDie Kundin ist sowieso nicht der Steuerschuldner, sondern der Laden. Dieser zahlt die MWST sowieso, egal welchen Rabatt er den Kunden einräumt (das das zahlenmäßig die gleichen Beträge sind, wenn auch nicht absolut, fällt wieder ins Marketing...)

Was aber hat sie für einen Vorteil aus der Stornierung? Gar keinen, außer dass sie nun den neuen (niedrigeren) Preis bezahlt.

Was man als Verkäufer mitmacht, ist keine ökonomische Frage, sondern eine des Arbeitsrechts oder eben wieder Marketing (im Sinne von Kundenbindung).

Nach wie vor gilt: Es ist ökonomisch sinnvoll, für ein gleiches Gut nicht mehr auszugeben, als notwendig. Auf welchen Weg man dieses Ziel erreicht, ist völlig wurscht, wenn nicht die Kosten des Weges höher sind als der Nutzen der Zielerreichung (bspw. bei kriminellen Methoden...)
 
Das Buch hat IMO allenfalls Spiegel-Niveau, weshalb ich dafür kein Geld ausgeben würde....

Oh, Entschuldigung Herr Philosoph. Wir Normalsterblichen wußten nicht, dass Bücher, die in verständlichem Englisch oder Deutsch geschrieben sind, unter Ihrer Würde sind... 😛 😀 😀

Für alle anderen: das Buch ist sehr gut und der Vergleich mit der Bildzeitung für Abiturienten eine Beleidigung... Außerdem ist der Kollege Friedman Journalist (bei der New York Times) und kein Wissenschaftler, und insofern hat dieses Buch natürlich auch keinen wissenschaftlichen Anspruch.

unter der Annahme grenzenloser Faktormobilität

Jaja, so sind sie, die Neuklassiker. Wenn die Theorie Fragen aufwirft, liegt das nicht an der Theorie, sondern an der Welt, die sich nicht an ihre Annahmen hält. :rolleyes
 
Oh, Entschuldigung Herr Philosoph. Wir Normalsterblichen wußten nicht, dass Bücher, die in verständlichem Englisch oder Deutsch geschrieben sind, unter Ihrer Würde sind... 😛 😀 😀

Im Ernst: Wenn man sein VWL-studium erfolgreich abgeschlossen hat (und schon etwas vorher....🙄 ) hat man doch keine Lust mehr, so ein Buch zu lesen - meine Meinung....

Jaja, so sind sie, die Neuklassiker. Wenn die Theorie Fragen aufwirft, liegt das nicht an der Theorie, sondern an der Welt, die sich nicht an ihre Annahmen hält.

Wieder ganz im Ernst: Natürlich ist das so! Wenn die schleht verdienende verkäuferin in ihrem amerikanischen Kleinstädtchen kleben bleibt, obwohl sie woanders mehr verdienen könnte, kann das doch kein Problem der Allgemeinheit sein. Schon gar nicht kann es deswegen "volkswirtschaftlich ungünstig" werden, was ja Deine Frage war!

Wenn sie es dennoch tut, wird sie gründe haben, die sie bei Aufstellung ihrer Nutzenfunktion berücksichtigt hat - und dann ist auch für einen Neoklassiker wieder alles in Butter!
 
Falls Du die derzeitige Rabattschlacht meinst: SDie Kundin ist sowieso nicht der Steuerschuldner, sondern der Laden. Dieser zahlt die MWST sowieso, egal welchen Rabatt er den Kunden einräumt (das das zahlenmäßig die gleichen Beträge sind, wenn auch nicht absolut, fällt wieder ins Marketing...)

Kommt hinzu: ein Rabatt von 19% auf den Bruttopreis ist mehr als die Mehrwertsteuer.

Beispiel: Nettopreis sei 100 Euro. Plus 19% Märchensteuer = 119 Euro Bruttopreis. Darauf 19 % Rabatt sind aber 22,61 Euro. Aber diese Feinheiten der Prozentrechnung sind wohl für die meisten MediaSaturn-Kunden zuviel des Guten...

Was aber hat sie für einen Vorteil aus der Stornierung? Gar keinen, außer dass sie nun den neuen (niedrigeren) Preis bezahlt.

Hä??? Dass sie einen niedrigeren Preis zahlt, ist doch ein Riesenvorteil...

aber bist Du auch "Wirtschaftswissenschaftler"? Ich frag mich auch schon die letzten Jahre, ist man eigentlich als fertiger Dipl.-Vw. "WIssenschaftler" oder nur, wenn man an der Uni arbeitet?😱

Naja, Wissenschaftler als Berufsbezeichnung ist man wohl nur, wenn man wissenschaftlich tätig ist (an einer Uni, einer ögffentlichen oder privaten Forschungseinrichtung). Aber das Studium bringt uns die Methode des wissenschaftlichen Arbeitens näher.
 
Im Ernst: Wenn man sein VWL-studium erfolgreich abgeschlossen hat (und schon etwas vorher....🙄 ) hat man doch keine Lust mehr, so ein Buch zu lesen - meine Meinung....

Also ich hab studiert und ich hatte Lust, das Buch zu lesen. Als Journalist habe ich einen gehörigen Respekt vor Leuten, die wissenschaftlcihe oder sonstwie komplizierte Zusammenhänge anschaulich und spannend erklären können. Ich weiß, was das für eine Arbeit ist.

Wieder ganz im Ernst: Natürlich ist das so! Wenn die schleht verdienende verkäuferin in ihrem amerikanischen Kleinstädtchen kleben bleibt, obwohl sie woanders mehr verdienen könnte, kann das doch kein Problem der Allgemeinheit sein. Schon gar nicht kann es deswegen "volkswirtschaftlich ungünstig" werden, was ja Deine Frage war!

Wenn sie es dennoch tut, wird sie gründe haben, die sie bei Aufstellung ihrer Nutzenfunktion berücksichtigt hat - und dann ist auch für einen Neoklassiker wieder alles in Butter!

Damit unterstellst Du, dass sie anderswo tatsächlich mehr verdienen kann. Das ist aber eine heroische Annahme. Vielleicht kann sie auch anderswo wieder nur bei einem WalMart anheuern, weil ihre Ausbildung etwas anderes nicht zulässt?
 
Damit unterstellst Du, dass sie anderswo tatsächlich mehr verdienen kann. Das ist aber eine heroische Annahme. Vielleicht kann sie auch anderswo wieder nur bei einem WalMart anheuern, weil ihre Ausbildung etwas anderes nicht zulässt?

Gut, dann soll sie bleiben, wo sie ist. Dann bleibt aber auch die Kaufkraft, wo sie ist:

Weil das Geld hat jetzt eben nicht die Verkäuferin sondern der Chef, oder der share-holder 🙂D Feuer Frei!😀 ) - und was machen die beiden damit? Sie kaufen Zigarren, teure Frauen und fetten Autos - alles volkswirtschaftlich nicht mehr oder weniger sinnvoll ein ein zweites Paar Schuhe für die Kinder der Verkäuferin.
 
Wir kommen jedes mal ab vom Thema, weil wir uns über die Neoklassik in die Haare geraten. Ich finde diese Theorie – wie Du auch – sehr beeindruckend, weil sie ein elegantes in sich geschlossenes mathematisches Konstrukt ist. Das heißt aber nicht, dass sie die Wirklichkeit immer gut beschreibt, und auch nicht, dass man aus ihr immer gute Handreichungen für wirtschaftspolitische Handlungen ableiten kann.

Die Neu- und Neokeynesianer haben da den ein oder anderen durchaus überzeugenden (und mikroökonomisch fundierten) Einwand.

Kommen wir aber mal zurück zum Thema Pfandflaschensammeln und da hast Du meinen Einwand noch nicht beantwortet, dass ich Deine Theorie nicht so richtig überzeugend finde.
 
Wir kommen jedes mal ab vom Thema, .

Ist ja egal - ich den Thread ja eröffnet...😀

weil wir uns über die Neoklassik in die Haare geraten.

Haben wir uns in den Haaren? Wir tauschen Standpunkte aus!

Das heißt aber nicht, dass sie die Wirklichkeit immer gut beschreibt, und auch nicht, dass man aus ihr immer gute Handreichungen für wirtschaftspolitische Handlungen ableiten kann.

Doch! Ich trage mich mit dem Gedanken, bei Second-Life eine Insel zu kaufen und dort die Theorie in der Praxis zu testen...

Die Neu- und Neokeynesianer haben da den ein oder anderen durchaus überzeugenden (und mikroökonomisch fundierten) Einwand.

Ich hab noch keinen solchen - auch von Dir nicht - gehört....

Kommen wir aber mal zurück zum Thema Pfandflaschensammeln und da hast Du meinen Einwand noch nicht beantwortet, dass ich Deine Theorie nicht so richtig überzeugend finde.

Hab ich übersehen - warum noch mal nicht?
 
Haben wir uns in den Haaren? Wir tauschen Standpunkte aus!

War metaphorisch gemeint. Oder ist das mit den Haaren bei Dir ein sensibles Thema??? *hüstel* 😛 😀

Doch! Ich trage mich mit dem Gedanken, bei Second-Life eine Insel zu kaufen und dort die Theorie in der Praxis zu testen...

Das erwachsene Menschen ihre Zeit in einer Spielwelt verplempern, ist für mich nun wieder nicht so richtig begreifbar... 😕 Aber ich halte mich an die eigene Façon, nach der jeder glücklich werden soll.

Ich hab noch keinen solchen - auch von Dir nicht - gehört....

Einen Überblick über die besagten Argumente findest Du im Felderer/Homburg.

Hab ich übersehen - warum noch mal nicht?

Ich glaube nicht, dass die Leute das machen, weil sie Spaß am Wettbewerb haben. Sie tun es, weil sie das Geld verdienen wollen – oder müssen (für mehr Bier, Zigaretten etc). Insofern ist das Beispiel mit dem Rettungsring doch nicht so daneben.
 
Einen Überblick über die besagten Argumente findest Du im Felderer/Homburg.

Mein "hab noch keine gehört" bezog sich nicht auf die Argumente als solche, sondern auf das von Dir verwendete Adjektiv "überzeugend"....

Ich glaube nicht, dass die Leute das machen, weil sie Spaß am Wettbewerb haben. Sie tun es, weil sie das Geld verdienen wollen – oder müssen (für mehr Bier, Zigaretten etc). Insofern ist das Beispiel mit dem Rettungsring doch nicht so daneben.

Das ist kein Einwand, auf den was sagen kann, sondern eine Meinung. Natürlich wollen sie mehr Geld, meine Frage war nur, warum für sie die Grenzkosten in Form der Hinnahme der Geringschätzung anderer und des Hundekots unter den Fingernägeln (siehe besagten ZEIT-Artikel) aus ihrer Sicht derart niedrig sind - und da kommt mein Wettbewerbsargument zum Tragen.

Hinzu kommt nämlich, dass diejenigen, die im Müll wühlen, an anderer Stelle (Kleidung, Hygiene usw.) offenbar deutlich geringere Bedürfnisse haben, als der durchschnittliche AlgII-Empfänger. Das führt in der Folge wieder zu beträhtlichen Einsparungen in diesem Ausgabensegment, wodurch eigentluch derMehrbedarf bei Alkohol und Zigaretten kompensiert werden könnte. Folglich brauchen sie das Geld aus den Pfandflachen gar nicht! Warum machen sie es trotzdem?
 
Folglich brauchen sie das Geld aus den Pfandflachen gar nicht!

Auch das ist wieder eine heroische Annahme.

Warum arbeiten Menschen? Weil sie mit 345 Euro plus Nebenkosten im Monat nicht auskommen. Sie wollen/brauchen mehr Geld für ihre Bedürfnisbefriedigung.

Warum arbeiten amanche Menschen in schlecht angesehenen Jobs? Weil sie Spaß am Wettbewerb haben – oder vielleicht doch eher, weil sie keine anderen bekommen?
 
Das erwachsene Menschen ihre Zeit in einer Spielwelt verplempern, ist für mich nun wieder nicht so richtig begreifbar...

Und was machen wir hier gerade?

Wir diskutieren, ob unsere Auffassungen den Gegenbenheiten der Realität standhalten. Das könnte man als Wissenschaftler auch experimentell machen, wenn nicht die lebenden echten Menschen so ungern für Experimente hergeben würde....

Vielleicht ist so eine virtuelle Welt eine Möglichkeit, volkswirtschaftlich nicht nur zu rechnen sondern auch mal zu experimentieren....
 
Also, als Erstsemester-Student nehme ich mir jetzt mal die Freiheit ein banales Gedankenspiel zu bringen.

Es gibt eine einsame Insel. Auf dieser Insel Gibt es einen Automaten. Dieser Automat hat folgende Funktionen:

1. Er spuckt alle 24 Stunden einen Euro aus
2. Für einen Euro gibt der Automat eine bestimmte Menge an Trinkwasser und Brot, die zum Überleben von einem Tag ausreicht.
3. Der Automat nimmt Pfandflaschen entgegen und gibt für jede Pfandflasche einen Euro.

Es werden regelmäßig Pfandflaschen an Land gespült, die der Automat entgegennehmen würde.

Auf dieser Insel lebt ein Mensch (der, der den Rettungsring bekommen hat 😉).

Der Automat gibt ihm eigentlich alles was er braucht, folglich besteht m.M. nach kein Anreiz die Flaschen einzusammeln.

Nach einiger Zeit wird eine zweite Person angespült. Auch für diese Person wird nun ein zusätzlicher Euro vom Automaten als "Auskommen" bereitgestellt.

Für ihn alleine bestünde ebenfalls kein Anreiz Flaschen zu sammeln, da er ja alles hat was er zum Überleben braucht.

Meine Fragen sind nun folgende:

1. Treten die beiden Personen in einen Wettbewerb im Pfandflaschensammeln und wenn ja, warum?

2. Sammeln diese Personen nur die Flaschen ein, oder bringen sie diese auch zum Automaten um sich die "Entlohnung" zu holen?

3. Wenn 2 positiv beantwortet werden kann, werden dann von den Sammlern auch zusätzliche Portionen an Brot und Trinkwasser in Anspruch genommen?
 
Erstsemester-Student 😉 (wie kann man eigentlich in nur einem Semester hier 2911 Beiträge schreiben und trotzdem noch Klausuren bestehen wollen....?)

Die Antwort auf Deine Frage ist:

NEIN - sie werden nicht in einen Wettkampf eintreten!

Ein Wettkampf zeichnet sich dadurch aus, dass der Gewinner einen Vorteil erzielt, den der Verlierer nicht hat.

In Deinem Beispiel fehlen als Parellel zu einer echten Ökonomie mindestens zwei Grundannahmen:

1. Nichtsättigung - d.h. die Individuen wollen immer mehr von einer Sache haben, jede zusätzliche Einheit hat einen positiven Grenznutzen. das ist bei Brot und Wasser aus dem Automaten nicht gegeben, weil beide genug für einen Tag haben, morgen gibts frisches und es ist niemand da, dem sie was verkaufen können.

2. Knappheit der Mittel - zum Einen werden ja scheinbar unbegrenzt Pfandflaschen angespült, zum anderen scheint der Automat seinen Ausstoß unbegrenzt ausweiten zu können.

Deshalb gibts für keinen einen Vorteil zu gewinnen, der dem anderen abginge.

Meine Prognose: Die beiden schlagen sich vor lauter Langeweile gegenseitig tot oder sie tun sich zusammen undtricksen den Automaten so lange aus, bis sie aus den steinhart gewordenen Broten ein Schiffchen bauen können und damit die Insel verlassen. Nach wenigen Seemeilen wird sich das Brotboot mit Wasser vollgesogen haben und sie saufen ab. Sie werden aber in der Meinung sterben, dass sie's wenigstens versucht haben - und da war's wieder, das Wettbewerbsmoment!
 
Hallo Erstsemester-Student 😉 (wie kann man eigentlich in nur einem Semester hier 2911 Beiträge schreiben und trotzdem noch Klausuren bestehen wollen....?)

Ich werde die Klausuren bestehen weil ich 2911 Beiträge geschrieben habe! 😉


Dann nehme ich mal Bezug auf diese Situation:

OekonomieIstAlles schrieb:
Dazu noch mal ne Passage aus dem ZEIT-Artikel:

Der Typ beschreibt, wie ne Lady mit Ledertrolley am Berlin-Hbf. nichtsahnend ihre Pfandflasche in die Ecke stellt und weiter stöckelt, während hinter der Säule fünf Flaschensammlern sie beobachten und dann den Wettlauf um die Flasche antreten....

unter Berücksichtigung von der Erkenntnis

OekonomieIstAlles schrieb:
Ein Wettkampf zeichnet sich dadurch aus, dass der Gewinner einen Vorteil erzielt, den der Verlierer nicht hat.

Dann hat der Gewinner zwar einen Vorteil (nämlich die Flasche), aber ist dieser Vorteil nicht infenitisimal?
Reichen die "nur" 15 cent aus um einen Wettbewerb auzulösen?
Klar, letzten Endes macht die Häufigkeit des Gewinnens den Vorteil zunehmend größer, was auch eine Motivation sein könnte, der Beste seines Fachs zu sein.

Könnte nicht auch in dem bereits zweckentfremdeten Einsatz der Brote(oder des Wassers) ein zusätzlicher Nutzenvorteil bestehen?
Mal angenommen die Brotmenge wäre nun endlich(z.B. 100Stck. am Tag). Nun wäre auch ein Anreiz zum Flaschensammeln gegeben, da einer alle Brote abgreifen könnte und sich so als erster ein Boot baut und von der Insel wegkommt.
Inwiefern spielt es in diesem nun veränderten Modell eine Rolle, dass die Flaschen quasi unbegrenzt zur Verfügung stehen?

Zum Sekundärthema "Ist Geiz geil oder nicht?":

Aus wissen.de greife ich mal folgende Definitionen auf, mit denen wir umgangssprachlich wohl übereinstimmen:

geil 1. kräftig, üppig (Pflanze); 2. lüstern, geschlechtlich erregt; 3. Jugendspr.: großartig, toll


Geiz [m. 1] 1 [nur Sg.] übertriebene, unangenehme Sparsamkeit 2 [bei Pflanzen] Nebentrieb (der dem Haupttrieb Kraft nimmt)


Den botanischen Bezug können wir wohl vernachlässigen. Die primäre Zielgruppe des Anbieters bei dieser Werbung sind sicher nicht Wirtschaftswissenschaftler.


Die Uminterpretation wäre dann "Übrtriebene, unangenehme Sparsamkeit ist großartig/toll (oder geschlechtlich erregend)!"


Erscheint mir in diesem Licht eher fragwürdig, da übertreiben und unangenehm keine sehr positiv besetzten Worte sind.
Kommt aber auch auf die Subjekt-Objekt-Relation an("Schlecht für dich, gut für mich").

Im ökonomischen Sinn ist die Aussage jedoch korrekt, da sie im Grunde nichts anderes behauptet als "minimiere deine Ausgaben, maximiere den Nutzen!".
 
Dann hat der Gewinner zwar einen Vorteil (nämlich die Flasche), aber ist dieser Vorteil nicht infenitisimal?
Reichen die "nur" 15 cent aus um einen Wettbewerb auzulösen?

Nein sie reichen nicht, aber es kommt hinzu, dass er die Flasche hat und der andere nicht.

Auf der Brotautomateninsel hat aber jeder sein Brot, keiner kann dem anderen was wegnehmen.


Zur Geiz-Definition hatten wir uns oben schon ausgetauscht und verstanden ihn etwas anders, der Duden. Die von Dir zitierte Definition ist einer ökonomischen Analyse nicht zugänglich, weil sie nicht festlegt, was der Maßstab für "übertrieben" und "unangenehm" ist.
 
Ääääh, Entschuldigung. Die Geschichte mit dem Brotbackautomaten versteh' ich nicht 😕

Zurück zu Renés Theorie vom Wettbewerb. Die leutet mir immer noch nicht ein (vielleicht bin ich auch nur schwer von Begriff 🙄) Erklär mir bitte nochmal, warum Du glaubst, dass Pfandflaschensammler dieser Tätigkeit nachgehen, obwohl sie das nicht müssten.
 
Beispiel: Nettopreis sei 100 Euro. Plus 19% Märchensteuer = 119 Euro Bruttopreis. Darauf 19 % Rabatt sind aber 22,61 Euro. Aber diese Feinheiten der Prozentrechnung sind wohl für die meisten MediaSaturn-Kunden zuviel des Guten...

Das beknackte daran ist, dass innerhalb der Werbung einmal von 19% Rabatt und dann im nächsten Satz heißt es, es wird die 19% Mehrwertsteuer gespart. Also 2 unterschiedliche Aussagen mit unterschiedlichem Ergebnis.

Man, sind die blöd - und vor allen erst die Firma, die die Werbung macht.....
 
Zurück zu Renés Theorie vom Wettbewerb. Die leutet mir immer noch nicht ein (vielleicht bin ich auch nur schwer von Begriff 🙄) Erklär mir bitte nochmal, warum Du glaubst, dass Pfandflaschensammler dieser Tätigkeit nachgehen, obwohl sie das nicht müssten.

Kurz gesagt aus zwei Gründen:

1. Weil sie beschäftigt sein wollen und das Gefühl haben wollen, dass sie für ihr Geld etwas tun (Geld schließt hier die staatlichen Transferleistungen mit ein)

2. weil sie sich dem Wettbewerb mit anderen Individuen aussetzen wollen und Nutzen aus der Befriedigung ziehen, sich gegen andere durchgesetzt zu haben

- sie tun es jedesfall nicht vordergründig deshalb, weil sie 50 € im Monat haben wollen

Wenn ich hier von "sie" sprechen, meine ich allerdings, dass die unter 1. und 2. genannten Triebe rein menschliche sind, d.h. jedem menschlichen Individuum eigen sind, und nicht speziell der Gruppe der Flaschensammler zuzuordnen.
 
Hä?

Also, kridbonn fragt im Wesentlichen:
Zitat: "Erklär mir bitte nochmal, warum Du glaubst, dass Pfandflaschensammler dieser Tätigkeit nachgehen, obwohl sie das nicht müssten."

Und darauf folgen von OIA zwei Thesen:

Kurz gesagt aus zwei Gründen:

1. Weil sie beschäftigt sein wollen und das Gefühl haben wollen, dass sie für ihr Geld etwas tun (Geld schließt hier die staatlichen Transferleistungen mit ein)

2. weil sie sich dem Wettbewerb mit anderen Individuen aussetzen wollen und Nutzen aus der Befriedigung ziehen, sich gegen andere durchgesetzt zu haben

- sie tun es jedesfall nicht vordergründig deshalb, weil sie 50 € im Monat haben wollen

Wenn ich hier von "sie" sprechen, meine ich allerdings, dass die unter 1. und 2. genannten Triebe rein menschliche sind, d.h. jedem menschlichen Individuum eigen sind, und nicht speziell der Gruppe der Flaschensammler zuzuordnen.


Mir fehlt hier die Beweiskette.

Ich packe mal Frage und Antwort zusammen:

Aus einem reinen menschlichen Trieb heraus gehen Pfandflaschensammler ihrer Tätigkeit nach, weil sie beschäftigt sein und das Gefühl haben wollen, für ihr Geld etwas zu tun. Sie tun dies
weil sie sich dem Wettbewerb mit anderen Individuen aussetzen wollen und Nutzen aus der Befriedigung ziehen, sich gegen andere durchgesetzt zu haben.

Da drängen sich mir Fragen auf wie:
- was sind die menschlichen Triebe?
- warum wollen die Menschen das Gefühl haben für ihr Geld etwas zu tun?
. warum zieht ein Mensch eine Befriedigung daraus, sich gegen andere durgesetzt zu haben?

Da ich bisher nicht allzu viel mit Verhaltenspsychologie zu tun hatte, kann ich zu den Fragen keine Position beziehen, sondern bestenfalls Mutmaßungen anstellen.

Im Übrigen hatte ich in meiner Einlassung zu "Geiz ist Geil" einen differenzierten Standpunkt in Form einer Fallunterscheidung geäußert, und mich eben nicht nur auf die umgangssprachliche Lösung fixiert.

Darüber hinaus fällt mir schon innerhalb weniger Beiträge das "stille-Post" - Prinzip auf:
Ich schreibe von einem Automaten(mit diversen Eigenschaften, u.A. BrotHERAUSGABE)...bei OekIstAlles ist es dann der Brotautomat und einen Beitrag später dann der Brotbackautomat........
Bei so einer Diskussionskultur ist es nicht verwunderlich, dass wir womöglich aneinader vorbeireden(schreiben).
Ich nehme dass für mich als Anlass, zukünftig wesentlich genauer auf Formulierungen und Aussagen zu achten, insbesondere wenn es um rationalen Meinungsaustausch oder gar wissenschaftliche Themen geht, denn das gehört doch zum Handwerkszeug von Wirtschaftswissenschaftlern, gelle!?!
 
Kurz gesagt aus zwei Gründen:

1. Weil sie beschäftigt sein wollen und das Gefühl haben wollen, dass sie für ihr Geld etwas tun (Geld schließt hier die staatlichen Transferleistungen mit ein)

2. weil sie sich dem Wettbewerb mit anderen Individuen aussetzen wollen und Nutzen aus der Befriedigung ziehen, sich gegen andere durchgesetzt zu haben

Jetzt ist mir klar, warauf Du hinaus willst, René. Mir ist aber noch nicht so ganz klar, wie Dein Erklärungsanspruch ist. Deine These ist zwar psychologisch vielleicht plausibel, aber derartige Verhaltensannahmen lassen sich nicht aus dem mikro-ökonomischen Modell herleiten. Da treten die Leute in den Wettbewerb, weil es die Annahme der Nichtsättigung gibt: mehr Konsum ist besser. Daraus folgt: mehr Einkommen ist besser, solange das Grenzleid der Arbeit den Grenznutzen des Konsums nicht übersteigt.

Wenn ich Dich richtig verstehe, ist Deine Frage, warum das Grenzleid einer einigermaßen fiesen Arbeit wie das Pfandflaschensammeln für den Einzelnen so niedrig ist. Das lässt sich IMHO mit der Mikrotheorie aber nicht erklären. Du kannst zwar Hypothesen aufstellen – aber die müsstest Du schon empirisch testen. Darum ist eine Aussage wie:

- sie tun es jedesfall nicht vordergründig deshalb, weil sie 50 € im Monat haben wollen

zwar eine Hypothese, aber sicher keine positive oder normative Aussage, schon gar keine allgemeingültige.
 
Hugh, O.I.!

Darüber hinaus fällt mir schon innerhalb weniger Beiträge das "stille-Post" - Prinzip auf:
Ich schreibe von einem Automaten(mit diversen Eigenschaften, u.A. BrotHERAUSGABE)...bei OekIstAlles ist es dann der Brotautomat und einen Beitrag später dann der Brotbackautomat........

Da siehst Du mal, wie es mit politischen Diskussionen so gehen kann. Da erkundigst Du Dich nur mal ganz unverbindlich über eine Landrätin aus der Provinz und schon wird eine Spitzelaffaire... 😀 😀 :ironie
 
Jetzt ist mir klar, warauf Du hinaus willst, René. Mir ist aber noch nicht so ganz klar, wie Dein Erklärungsanspruch ist. Deine These ist zwar psychologisch vielleicht plausibel, aber derartige Verhaltensannahmen lassen sich nicht aus dem mikro-ökonomischen Modell herleiten. .....

Dirkilein - ich hatte doch schon mal geschrieben, dass ich keine Lust habe, hier immer den IRONIE-Smiley hinter die Sätze zu tackern. Bei Journalisten und Dipl.-Kaufleuten setze ich ein gewisses Textverständis voraus...😉

Wenn ich also einen Thread mit "mikroökonomische Theorie der Pflandflaschensammler" überschriebe, so sei das erstens eine Interesse erweckende Überschrift, damit sich ein paar Leutchen bequemen und was dazu schreiben, zweitens nicht ganz ernst gemeinte Remineszenz auf ähnliche Themen für Seminararbeiten am Lehrstuhl Grosser und drittens ein ironischer Hinweis darauf, dass ich vor Abfassung des Threads eben keine empirische Feldstudie nach wissenschaftlichen Anforderungskatalogen erstellt sondern einfach mal so drauf los gepostet habe... (was natürlich nicht ausschließen soll, dass Du das Thema in 10 Jahren nicht vielleicht doch im JER nachlesen kannst .....:ironie: :ironie: :ironie: :ironie: :ironie: )


...mehr Einkommen ist besser, solange das Grenzleid der Arbeit den Grenznutzen des Konsums nicht übersteigt.

Wenn ich Dich richtig verstehe, ist Deine Frage, warum das Grenzleid einer einigermaßen fiesen Arbeit wie das Pfandflaschensammeln für den Einzelnen so niedrig ist. Das lässt sich IMHO mit der Mikrotheorie aber nicht erklären.

wobei mein Ansatz der ist, dass die Arbeit eben nicht nur Grenzleid sondern auch Grenznutzen aus Wettbewerbsgewinnen nach sich zieht und damit den vordergründigen Eindruck trügt, es ginge nur ums Geld

...Du kannst zwar Hypothesen aufstellen – aber die müsstest Du schon empirisch testen

Den Satz rechne ich mal Deinem derzitgen DA-Thema geschuldet zu..... Is' schon klar, dass sich in Absprache mit dem Statistik-Lehrstuhl und dem Institut für empirische Forschungen an der Uni Bielefeld nun eine umfangreiche Feldstudie mit Einzelinterviews und Tiefenpsychologischen Forschungen anschließen wird... wir stehen halt noch ganz am anfang des Prozesses....:ironie: :ironie: :ironie: :ironie: :ironie: :ironie: :ironie: :ironie: :ironie: :ironie
 
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