Wenn Du an der Fernuni ein vergleichbares Turbostudium machen würdest, sparst Du auch nur die Semesterbeiträge von 11 € pro Semester ein. Allerdings würden die entsprechenden Modulgebühren auch während des Studiums anfallen. Bei der FOM werden die Studiengebühren wohl von vornherein gleichmäßig auf die Regelstudienzeit verteilt und nicht modulweise abgerechnet. Ansonsten gäbe es den Rechtsstreit wahrscheinlich nicht.
Die FOM Studenten haben schließlich nur in kürzerer Zeit praktisch alle mit dem Studium verbundenen Leistungen der FOM in Anspruch genommen. Sie haben lediglich auf einen Teil der freiwilligen Präsenzveranstaltungen verzichtet, da sie diese untereinander aufgeteilt haben.
Außerdem will die FOM derzeit nur 3.000 € von den Turbostudenten einklagen. Weitere 7.000 € sind bisher noch nicht eingefordert worden. Die FOM ist übrigens eine private Fachhochschule und keine Uni. Dass in vielen Artikeln über diesen Fall immer wieder das Wort Uni verwendet wird, wirft Fragen nach der journalistischen Qualität auf. Inwieweit die FOM den Turbostudenten von sich aus bereits einen Rabatt eingeräumt hat, wird nicht in den Medien berichtet.
Würde den Turbostudenten ein zu großer Rabatt eingeräumt, könnte dies zudem das jetzige Gebührenmodell der FOM bedrohen, da sich sicherlich etliche Nachahmer finden würden. Findige Studenten und Unternehmen könnten zudem Modelle entwickeln, mit denen sich nur die formalen Studienzeiten erheblich verkürzen lassen. Im Extremfall könnte sich jemand sämtliche Unterrichtsmaterialien schon vor dem Studienbeginn z.B. von einem Ehemaligen besorgen und sich damit schon ein oder zwei Semester vor dem eigentlichen Studienbeginn vorbereiten. Die Prüfungen lassen sich dann aufgrund entsprechender Vorarbeiten deutlich kürzerer Zeit absolvieren. Bei 23.000 € Studiengebühren für Bachelor und Master in Regelstudienzeit ergäbe dies ein erhebliches Einsparpotential.
Über die "akademische" Qualität der FOM möchte ich kein Urteil abgeben. Zweifel sind aber sicherlich angebracht. Ein erheblicher Anteil der Studienzeitverkürzung ist aber unabhängig von der Qualität sicherlich der effizienten Teamarbeit, der Ausnutzung der vielen Standorte der FOM, geschickter Verteilung der Prüfungen über das gesamte Semester etc. zu verdanken. Interessanterweise wird auch in keinem Artikel geschrieben, welchen Notendurchschnitt die Turbostudenten erreicht haben.
Generell muss die Qualität von privaten Hochschulen in Deutschland hoch genug sein, dass sie von den Arbeitgebern noch positiv bewertet wird, aber auch niedrig genug, um zu vermeiden, dass allzu viele Studenten scheitern. Wer bereit ist 10.000 € oder mehr, für ein Studium aufzuwenden, will schließlich auch mit hoher Wahrscheinlichkeit bestehen. Absolventenquoten wie bei der Fernuni wären eine Katastrophe für private Hochschulen.